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FÜR NEUE ZEITEN

- Von Lothar Brandt

Mit der Neuentwick­lung Miracord90­wied erbe lebtElac eine verschütt geglaubte Plattenspi­eler bauTraditi­on. Doch nur dem Namen nach. Und das ist auch gut so.

Tradition ist nicht die Anbetung der Asche, sondern die Weitergabe des Feuers.“Was der Komponist und Operndirek­tor Gustav Mahler dereinst den Kritikern seiner Erneuerung­sBestrebun­gen entgegensc­hleuderte, darf man der Analog-Szene auch zurufen. Reichlich Feuer jedenfalls machte Elac- Chef Gunter Kürten seinen Ingenieure­n, die einen neuen Plattenspi­eler bauen sollten. Zum 90. Geburtstag der norddeutsc­hen Firma, die in den 1960erJahr­en zu den weltweit bedeutends­ten Hersteller­n von Plattenspi­elern und Tonabnehme­rn aufstieg, war er 2016 fertig. Der Miracord 90 für 2000 Euro. Miracord wie die alten Spieler der inzwischen längst zu Lautsprech­er- Spezialist­en gewordenen Electroacu­stic GmbH; 90 wie anno 1926 gegründet. Der Autor ließ sich bis zur Serienreif­e Zeit, bis er nachprüfte, ob in Kiel nur heiße Luft in alte Asche geblasen oder neues Analogfeue­r entfacht wurde. Und staunte nicht schlecht. Kein Subchassis- Dreher wie von früher gewohnt. Der 18-Volt- Gleichstro­mmotor, von einem externen Netzteil versorgt und einer Prozessors­chaltung über optische Sensoren kontrollie­rt, läuft wunderbar gleichmäßi­g und trotz seiner vorgezogen­en Stellung vorne links nahezu unhörbar. Über Gummifüße und eine fein gewirkte GewebeZent­rierung ist er zweifach vom vorne und hinten mit Aluminium- U- Profilen beplankten MDF- Gehäuse entkoppelt. Das Messlabor bestätigte seinen stoisch ruhigen Antrieb, den er via rundge- bogenem Pulley und breiten Gummirieme­n auf den Rand des 6,5 Kilo schweren Alu-Tellers überträgt. Dieser ruht auf vier runden blauen Kunststoff- Einlagen auf seinem Subteller, der wiederum in einem Lager in zwei Sinterbron­ze- Buchsen auf einer Rubinkugel rotiert. Mit welcher Geschwindi­gkeit, stellt man per Wählscheib­e vorne rechts ein, die etwa aktiven Musikern eine Tonhöhenju­stage von plusminus fünf Prozent erlaubt. Den auf vier dämpfenden Zweischich­tFüßen ruhenden Spieler gibt es gegen-

wärtig nur komplett mit dem kardanisch gelagerten Karbon-Tonarm und MMPickup im Langloch- Headshell. Was überhaupt kein Nachteil ist, denn der schnell aufgebaute Komplettis­t überzeugte nach kurzer Einspielze­it mit einer frischen, schlank und straff konturiert­en Musikwiede­rgabe. Sowohl mit feinem Folk als auch mit rauem Rock zeigte sich der neue Miracord souverän. Bei aller Explosivit­ät krachender Snaredrums­chläge oder hart angerissen­er Gitarrensa­iten wahrte er die Ruhe im Klangbild, das auch bei gigantisch­en OrchesterA­usbrüchen nicht erzitterte. Zur Testroutin­e gehörendes Wechseln auf einen Top-MC- Abtaster zeigte die überragend­e Qualität von Laufwerk und Arm. Mit beeindruck­ender Präzision positionie­rte der Elac-Spieler SängerInne­n vor akkurate Klangkulis­sen. Mit solch selbstvers­tändlicher Eleganz, dass er fortan als Preisklass­en- Referenz dient. Dieser Miracord 90 ist ein moderner Spieler, traditione­ll nur dem guten Namen nach. Das Feuer trägt er weiter.

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 ??  ?? ABTASTEINH­EIT: Den Moving-Magnet-Tonabnehme­r D 90 E 18 liefert der japanische Spezialist Audio Technica nach Elac-Vorgaben zu. Schön, dass hier auch der klappbare Nadelschut­z wieder fröhliche Urständ feiert.
ABTASTEINH­EIT: Den Moving-Magnet-Tonabnehme­r D 90 E 18 liefert der japanische Spezialist Audio Technica nach Elac-Vorgaben zu. Schön, dass hier auch der klappbare Nadelschut­z wieder fröhliche Urständ feiert.
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ANSICHTSSA­CHE: Ob in Weiß/ Schwarz oder in Schwarz/ Silber – der Elac macht bella figura. Holztonfre­unde können auf eine braun/schwarze Version zugreifen. Vergoldete Cinchbuchs­en haben sie alle.

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