Roger Waters
Is This The Life We Really Want?
Eine Uhr tickt. Radioprogramme laufen wild durcheinander. Eine Akustikgitarre setzt ein, dann Roger Waters’ unverkennbarer Sprechgesang. Der Altmeister ist zurück. Sein erstes Studioalbum nach 25 Jahren. „Déjà Vu“heißt der Opener – der Mann hat Humor. Doch der ist bitter, sarkastisch und beißend. Unsere Welt und unser Leben hinterfragt der britische Kultmusiker. Und er spricht Klartext: „Picture a courthouse with no fucking laws/ picture a shithouse with no fucking drain/ picture a leader with no fucking brain“, heißt es in „Picture That”, Waters wettert weiter, über Katalogbräute, Korruption, Kriegsverbrechen. Und einen Einfaltspinsel als Präsident. „Bulldozing off homes/ killing with drones/ arrest with no trial“, heißt es in „Part Of Me Died“, „wish you were here in Guantanamo Bay“. Das neue Album ist ein 54- minütiges Wechselbad aus Melancholie und Wut. Musikalisch klingt das wenig überraschend: schwebende Akustikgitarren, große Klavierakkorde, Chöre, Streicher und monumentale E- Gitarren – natürlich in E- Moll, Gruß an David Gilmour, alles organisch verbunden mit de- tailreichen Sound- Collagen, auf Referenzklassenniveau produziert von RadioheadProduzent Nigel Goodrich. Ein Hörspiel, eigentlich. Nicht weniger als vier Studios wurden bemüht, die meisten Tracks entstanden im Electric Ladyland in Waters’ Wahlheimat New York. Zwei Jahre hat er zuletzt an den elf Liedern gearbeitet, hat intensiver getextet denn je. Man munkelt, es sei sein Abschiedswerk. Die kommende Europa-Tour setzt definitiv den Schlussakkord.
Pink Floyd, Radiohead, David Gilmour