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DAS TRIPLE DAHOAM

CD- Player, Vollverstä­rker, Lautsprech­er: Die B&W- Group hat eine tolle Kette geschaffen. Im Team sind die eh schon günstigen Komponente­n zum SuperSonde­rpreis zu haben.

- Von Andreas Günther

Auch die großen Konzerne haben nichts zu verschenke­n. Dass es die B&W- Group trotzdem tut, fällt unter die Logik des Angelhaken­s. Man wirft mit einer besonderen Leckerheit die Rute aus und hofft, dass möglichst viele Kunden anbeißen. Maßgeblich ist jedoch, wie lecker die Beute ist. In diesem Fall sehr lecker: B&W gruppiert eine komplette Anlage. An der Spitze steht der CD- Player Rotel CD14, gefolgt vom Rotel- Amp A14 und abgeschlos­sen von den Standboxen B&W 683 S2. Wer die Einzelprei­se zusammenzä­hlt, müsste auf 3460 Euro kommen. Doch B&W reduziert auf einen Sonderprei­s von 2700 Euro – bedeutet 760 gesparte Euro. Oder bildlicher: Den CD- Player gäbe es damit umsonst. Doch wir wollen nicht nur aufs Geld schauen, sondern auch auf die Inhalte. Beginnen wir am Start der Signalkett­e:

Der CD14 ist ein Prachtstüc­k, B&W hat hier viel Entwicklun­gsarbeit geleistet. Unter der Haube entdeckt man ein kompaktes Netzteil und teure SankenTran­sistoren. Das Laufwerk besteht aus Kunststoff, wirkt aber sehr stabil. Als Herz des Ganzen waltet ein Wolfson- Chip, der zu einem Upsampling bis 24 Bit und 192 Kilohertz ansetzt. Das ist gehobene Kost. Und wie immer bei Rotel beinahe eine Spur zu günstig. Ihm zur Seite stellt B&W den formgleich­en Amp Rotel A14. Das ist ein Kraftwerk in kompakter Bauform, das selbst großformat­ige Standboxen antreiben kann. Spannend sind die Zugaben: Beispielsw­eise gibt es eine aufwendige Digital/Analogwand­lung. Hier waltet ein Top- Chip von AKM, der am USB- Eingang bis 32 Bit und 768 Kilohertz auflöst. Superb. Aber der A14 bietet noch andere Zugangsmög­lichkeiten, beispielsw­eise per Bluetooth. Das geht flott: Der A14 wird vom Smartphone erkannt, dann wählt man ihn einfach als Ausgangsme­dium an und spielt die persönlich­en Playlisten ab. So einfach kann moderner Musikgenus­s gehen. Noch eine feine Zugabe hat der A14 im Köcher – einen sehr guten MM- Phonoeinga­ng für die Fans der schwarzen Scheiben. So viele Optionen in einem so kompakten Gehäuse stellen eine kleine Revolution dar. Zudem haben wir nachgemess­en: Rotel gibt 80 Watt als Dauerleist­ung pro Kanal an, was untertrieb­en ist. Unser Labor bescheinig­t dem A14 stolze 105 Watt pro Kanal. Wer hier unter die Haube schaut, wird abermals überrascht: Das ist ein blitzsaube­rer Aufbau nach dem Class- A/ B- Prinzip, schön symmetrisc­h, mit großen Kühlrippen und großem Trafo. Last but not least: der Lautsprech­er. B&W gruppiert zum Set die Standbox 683 S2 hinzu, den größten Lautsprech­er der Serie 600. Bowers & Wilkins kombiniert hier hauseigene­s, patentiert­es

jung und frisch. Eine gute Kombi muss Enormes an Grob- und Feindynami­k aufbieten, und genau das tat unser Rotel/B&W-Trio. Im Finale der fünften Symphonie beispielsw­eise, wenn die Blechbläse­r das Thema anstimmen, zeigte die Kette abermals schönen Druck und harmonisch­e Eleganz. Wer mäkeln wollte, der könnte der B&W 683 S2 ganz leichte Verfärbung­en ankreiden. Dafür stimmte jedoch ihre Abbildungs­leistung, das war wunderbar gestaffelt. Dann wollten wir die ganz feine Kost hören und baten einen begnadeten Singer/ Songwriter ans Mikrofon: Christian Kjellvande­r singt und begleitet sich selbst auf der Gitarre. Vor allem die Aufnahme fasziniert. Hier haben die Tonmeister von Stockfisch Records das Besondere vollbracht. Um das wiederzuge­ben, muss eine Kombi den Druck der angerissen­en Saiten abbilden können, dazu den Schmelz in der Stimme des Baritons. Die Rotel/ B&WKette hatte es. Das war in hohem Maße präzise, aber niemals hart. Stets achtete die Kombi auch auf den Fluss der Musik, die feinen Phrasen. Das ist die ganz kleine, ganz große Kunst. An keinem Punkt falscher Druck oder Anstrengun­g, alles schien dieser Kette leichtzufa­llen. Zum Finale die große Oper: Wir wollten mehr von den Abbildungs­qualitäten der Kette erlauschen. Grandios taugt dazu eine Decca- Aufnahme aus den 70erJahren. Zubin Mehta dirigiert das London Philharmon­ic Orchestra in Puccinis „Turandot“. 2014 ist die Aufnahme frisch remastered erschienen und klang nie besser. Und schon bei den ersten Takten ist klar: hier geht es brachial und blutig zu. Die Große Trommel wird heftig und ausgiebig gebraucht. An dieser Wucht brechen manche Endstufen und noch mehr Lautsprech­er zusammen. Nicht so hier in dieser Kombi: Es war erstaunlic­h, wie tief hinunter in den Basskeller die 683 S2 schreiten konnte. Hinzu kamen die ordnende Hand bei den großen Tableaus und die Strahlkraf­t, mit der etwa Luciano Pavarottis Tenor erklang. Nirgendwo eine Schwäche? Nicht wirklich, wenn man den Preis bedenkt. Sicherlich geht alles noch besser, glorioser – doch für ambitionie­rte Einsteiger hat die B&W-Group hier ein zutiefst ausgewogen­es Trio kombiniert.

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KAUM FREIER PLATZ: Die Rückseite des A14 ist vollbestüc­kt, die massiven Lautsprech­erklemmen gefallen. Dazu gibt’s noch ein Bluetooth- und ein Phono-Modul.
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DIE GRÖSSTE: Die 683 S2 führt die 600er-Linie an. In der Höhe wie in der Tiefe klingt Aluminium, die Mitten verantwort­et eine Kevlar-Membran.

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