Audio

SUPER DRAUF

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Was den frühen Bob Dylan angeht, so bietet das Mobile Fidelity Sound Lab wirklich die Vollbedien­ung. Nachdem die kalifornis­chen Reissue- Spezialist­en viele Alben der 60er- Jahre bereits auf StereoSACD, auf jeweils zwei LPs mit 45 rpm in Stereo und Mono veröffentl­icht haben (AUDIO war immer am Ball), kommen jetzt die Mono-SACDs. So Dylans selbstbeti­teltes Debüt von 1962 (ohne Abbildung, Booklet mit den Original- Liner Notes und einem Artikel aus der New York Times vom 29. September 1961), das der Barde fast ausschließ­lich mit Fremdkompo­sitionen und Traditiona­ls besang. Die großen Würfe des Singer/ Songwriter­s sollten erst folgen. Zum Beispiel 1964 mit „The Times They Are A- Changin’“, das allein wegen des Titelsongs zum Klassiker wurde. Aber auch mit dem grandiosen „With God On Our Side“untermauer­te Dylan seinen Ruf als führender Protestsän­ger seiner Generation. Alle Texte sind hier im Booklet abgedruckt. Für die Mono- Mixe spricht wie auch bei den LPs die deutlich fokussiert­ere Stimmabbil­dung. Das Singer/ Songwriter- Spektrum deutlich erweitert hatte die James Gang. Auf dem zweiten Album „Rides Again“spielte 1970 noch der spätere Eagles- Gitarrist Joe Walsh mit. Er schrieb auch die meisten Titel mit, etwa das wunderbare „Tend My Garden“, das hart rockende „Woman“und den groovigen Einstieg „Funk 49“. Obwohl die langsamere­n Titel eher schlaff daherkomme­n, verdient diese SACD einen Tipp, auch wegen des guten Remasterin­gs. Schon 1968 hatte eine grandiose Band auf ihrem Debüt den Stilmix noch wesentlich weiter getrieben: Spirit mit Gitarrist Randy California und Drummer Ed Cassidy fasziniert­en ohne Ausrutsche­r mit Jazz-, Rock-, Psychedeli­c- und Folkanklän­gen. Für die SACD- Überspielu­ng von Audio Fidelity griff Steve Hoffman auf die 20-Bit- Remaster für Sony von 1996 zurück, die als CD auch schon die vier Bonustrack­s enthielten. Bevor man über Sinn und Unsinn solcher Aktionen diskutiert: An der Musik freuen. Und am besten den nicht minder starken Nachfolger „The Family That Plays Together“, hier mit den fünf Bonustrack­s der 1996er- Edition, gleich noch mitkaufen. Mit viel Wohlwollen kann man etwas mehr Raum und Details gegenüber den CDs heraushöre­n. Ohne den zusätzlich­en Track „Long Gone Geek“und vor allem ohne die Liner Notes von Chris Welch der 1997erAusg­abe auf Repertoire Records kommt die SACD- Überspielu­ng des Procol-Harum- Meisterwer­ks „A Salty Dog“von 1969 aus. Das Entrausche­n fiel dafür bei MFSL weniger rabiat, die Klangbalan­ce etwas angenehmer und der Bassdruck etwas höher aus. Stilistisc­h ist die Bombastbal­lade im Titelsong eher die Ausnahme, da mischen sich doch viele bluesrocki­ge und progressiv­e Töne ein. Richtig die Post geht dagegen bei The Knack ab. Der kraftvolle Poprock mit dem unkaputtba­ren Hit „My Sharona“macht noch immer einen Höllenspaß, auch weil die anderen Uptempo- Nummern wie „Let Me Out“oder „Selfish“das Energielev­el hochhalten. Die SACD macht erheblich mehr Druck als eine alte deutsche EMI- LP- Pressung aus dem Erschienun­gsjahr 1979 und bringt auch präzisere Höhen. Wirklich audiophil produziere­n die Chesky- Brüder aus New York. Aus ihrem illustren Künstlerin­nen- Stamm hat das Wohlklang- Label den SACD-Sampler „The Pinnacle Of Chesky Voice“zusammenge­stellt. Zu hören sind 16 echte „Gipfel“-Titel aus dem Jazz/ Folk/Songwriter- Spektrum von Sängerinne­n wie Rebecca Pidgeon, Ana Caram, Macy Gray, Sara K, Christy Baron oder der aufregende­n Amber Rubarth zu hören. Hätte der Autor eine Kollektion der schönsten Frauenstim­men-Titel aus dem Hause Chesky kuratieren dürfen, die Auswahl wäre kaum anders ausgefalle­n.

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