BITTE EINSTEIGEN!
Vollverstärker der Einstiegsklasse bieten oft nur das Nötigste an Funktionen und Klang. Mit dem A-9150 will Onkyo das jetzt ändern: Hier gibt’s jede Menge digitale und analoge Anschlüsse, und klangtechnisch hat der Japaner einige Schmankerln auf Lager.
Da hat Onkyo aber tief in die Trickkiste gegriffen, was in diesem Fall überhaupt nicht despektierlich gemeint ist, ganz im Gegenteil. Der A- 9150 tritt als großer Bruder des A- 9010 an, und die Japaner haben an viele Stellen Hand angelegt, um den Vollverstärker der Einstiegesklasse weiter zu verbessern. Vor allem gibt es mehr Anschlussmöglichkeiten. Die integrierte Phono-Vorstufe lässt sich nun per Tastendruck an der Frontseite von MM- auf MC-Tonabnehmer umschalten. Ein Feature, das in dieser Preisklasse alles andere als üblich ist und vor allem Vinyl- Liebhaber freuen wird. Über den Main- In kann man die Endstufe direkt ansteuern und die Vorverstärkereinheit praktisch komplett auskoppeln. Dazu schaltet man den Eingangswahlschalter einfach so lange um, bis die LEDs „Main- In“und „Direct“anfangen zu blinken. Jetzt drückt man die Direct-Taste, und der Verstärker arbeitet fortan nur noch als Stereo- Endstufe. Ein netter Trick, der beispielsweise von BiAmping- Liebhabern sicher gerne angewendet werden wird. Die Anzahl der digitalen Eingänge hat Onkyo mal eben verdoppelt: Es lassen sich nun vier digitale Geräte nach dem S/ PDIF- Standard anschließen, zwei per Koaxial- Eingang und zwei weitere über die üblichen optischen Toslink- Kabel. Als D/A- Wandler spendiert Onkyo dem A- 9150 einen 32- Bit- Chip vom Hersteller Asahi Kasei (AKM AK4452). Er arbeitet mit Samplefrequenzen von bis zu 768 kHz. Freilich bleiben davon in der Praxis „nur“maximal 192 kHz übrig, weil die digitalen Eingänge höhere Datenraten nicht unterstützen. Um hochfrequentes Rauschen durch die digitalen Komponenten zu verhindern, ist der A- 9150 mit einem speziellen Filterschaltkreis ausgerüstet, der bei Onkyo „DIDRC“heißt. Dieser Schaltkreis soll ultrahochfrequente Störgeräusche, die meist durch die Taktfrequenzen der Wandlerchips
Eine umschaltbare MM/MC-Phonovorstufe ist in dieser Klasse geradezu ein Geschenk
verursacht werden, unterdrücken. Die aufwendige digitale Aufbereitung, vor allem der Wandlerchip, wecken Begehrlichkeiten, den Verstärker auch als DAC für den PC oder Mac einzusetzen. An dieser Stelle jedoch enden die neuen Anschlussmöglichkeiten auf der Eingangsseite. Auf einen USB- Port verzichtet der Onkyo-Verstärker leider – schade. Die gesamte digitale Signalverarbeitung befindet sich auf einer separaten Tochterplatine, die Onkyo möglichst weit weg von den analogen Komponeten, vor allem weit weg von den Endstufentransistoren im Gehäuse platziert hat. Auch bei den Ausgängen ändert sich einiges: Zusätzlich zu einem normalen Line- Out, den man für Aufnahmezwecke hernehmen kann, gibt es nun auch noch einen geregelten Pre- Out. Freunde von Aktivboxen wird’s freuen, denn die Aktivisten lassen sich damit direkt betreiben. Doch auch Passivlautsprecher werden bedacht: Man kann nun zwei Paar von ihnen anschließen, die auch im echten A+B- Betrieb arbeiten.
VERGOLDETE ANSCHLÜSSE
Hiermit kann man entweder eine zweite Zone mit Lautsprechern ausstatten oder ein Paar Boxen mit Bi-Wiring versehen. Doch Achtung: Im A+B- Betrieb dürfen die Lautsprecher die Impedanz von 8 Ohm nicht unterschreiten. Sämtliche Anschlüsse sind vergoldet – auch das sieht man nicht so häufig bei Geräten der Einstiegsklasse. Möglich werden die ganzen Neuerungen durch einen modularen Aufbau im Inneren. Die digitale Tocherplatine hatten wir bereits erwähnt, doch auch die Phono-Vorstufe sitzt auf einer eigenen Platine, direkt hinter den vergoldeten Anschlüssen an der Rückseite. Klangregelung und Quellenwahl befinden sich ebenfalls auf eigenen Platinen hinter dem Frontpanel. Umgeschaltet wird zwischen den Eingängen mittels Relais, die man deutlich klicken hört. Das ist wiederum nicht üblich bei einem Verstärker dieser Preisklasse, ebensowenig wie der motorbetriebene Lautstärkeregler. Es ist immer wieder ein Erlebnis, wenn sich der große Volumenregler wie von Geisterhand bewegt, sobald man den Pegel per Fernbedienung justiert. Einen weiteren Trick zeigt Onkyo bei den Endstufen: Die Leistungstransitoren werden von einem speziellen Schaltkreis
gespeist, der Spannungsimpulse mit bis zu 500 V/μs erzeugen kann. Onkyo nennt diese Schaltungen „Discrete Spectra Module“: Sie sollen für hohe Linearität bis in den Megahertzbereich sorgen. Noch ein Trick: Vorn befindet sich die Taste „Phase Matching Bass“. Anders als bei herkömmlichen EQs soll diese Schaltung keinen Einfluss auf die Phasenlage haben. Die Wirkung war deutlich hörbar: Der Bass bekam Fundament, ohne dass die Mitten litten.
KLINGT DYNAMISCH
Annett Louisans Album „Ausgesprochen unausgesprochen“ist immer eine gute Idee, um erstens gute Laune zu bekommen und um zweitens die Direktheit einer HiFi- Kette zu beurteilen. Schließlich ist die zuckersüße Stimme der Sängerin auf diesem Album so direkt und effektlos gemischt, dass man die Dame leibhaftig vor den Ohren zu haben meint. Genauso authentisch brachte der Onkyo die Stimmung der Aufnahme rüber: Bei jedem Song, sogar beim tief- schwarzhumorigen „Beerdigung“zauberte uns der Verstärker ein Lächeln ins Gesicht. Akustische, dynamische Musik hatte der Onkyo also schon mal voll drauf. Nun wollten wir doch mal sehen, was passiert, wenn es mal so richtig zur Sache geht. Also „Tanelorn“vom LiveAlbum „Live Beyond The Spheres“der deutschen Metalband „Blind Guardian“aufgelegt. Der Onyko verlieh diesem Mitsingkracher genau die richtige Konzert- Atmosphäre. Zu laut wollten wir den Japaner dann aber doch nicht aufdrehen, denn in diesem Fall bemerkten wir die Grenzen der maximal 60 Watt liefernden Endstufentransistoren, die hin und wieder unangenehm ins Clipping liefen. Halten wir fest: Für die metallische Beschallung des eigenen Gartens sollte man vielleicht doch lieber etwas Kräftigeres verwenden.