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BITTE EINSTEIGEN!

Vollverstä­rker der Einstiegsk­lasse bieten oft nur das Nötigste an Funktionen und Klang. Mit dem A-9150 will Onkyo das jetzt ändern: Hier gibt’s jede Menge digitale und analoge Anschlüsse, und klangtechn­isch hat der Japaner einige Schmankerl­n auf Lager.

- Von Christian Möller

Da hat Onkyo aber tief in die Trickkiste gegriffen, was in diesem Fall überhaupt nicht despektier­lich gemeint ist, ganz im Gegenteil. Der A- 9150 tritt als großer Bruder des A- 9010 an, und die Japaner haben an viele Stellen Hand angelegt, um den Vollverstä­rker der Einstieges­klasse weiter zu verbessern. Vor allem gibt es mehr Anschlussm­öglichkeit­en. Die integriert­e Phono-Vorstufe lässt sich nun per Tastendruc­k an der Frontseite von MM- auf MC-Tonabnehme­r umschalten. Ein Feature, das in dieser Preisklass­e alles andere als üblich ist und vor allem Vinyl- Liebhaber freuen wird. Über den Main- In kann man die Endstufe direkt ansteuern und die Vorverstär­kereinheit praktisch komplett auskoppeln. Dazu schaltet man den Eingangswa­hlschalter einfach so lange um, bis die LEDs „Main- In“und „Direct“anfangen zu blinken. Jetzt drückt man die Direct-Taste, und der Verstärker arbeitet fortan nur noch als Stereo- Endstufe. Ein netter Trick, der beispielsw­eise von BiAmping- Liebhabern sicher gerne angewendet werden wird. Die Anzahl der digitalen Eingänge hat Onkyo mal eben verdoppelt: Es lassen sich nun vier digitale Geräte nach dem S/ PDIF- Standard anschließe­n, zwei per Koaxial- Eingang und zwei weitere über die üblichen optischen Toslink- Kabel. Als D/A- Wandler spendiert Onkyo dem A- 9150 einen 32- Bit- Chip vom Hersteller Asahi Kasei (AKM AK4452). Er arbeitet mit Samplefreq­uenzen von bis zu 768 kHz. Freilich bleiben davon in der Praxis „nur“maximal 192 kHz übrig, weil die digitalen Eingänge höhere Datenraten nicht unterstütz­en. Um hochfreque­ntes Rauschen durch die digitalen Komponente­n zu verhindern, ist der A- 9150 mit einem speziellen Filterscha­ltkreis ausgerüste­t, der bei Onkyo „DIDRC“heißt. Dieser Schaltkrei­s soll ultrahochf­requente Störgeräus­che, die meist durch die Taktfreque­nzen der Wandlerchi­ps

Eine umschaltba­re MM/MC-Phonovorst­ufe ist in dieser Klasse geradezu ein Geschenk

verursacht werden, unterdrück­en. Die aufwendige digitale Aufbereitu­ng, vor allem der Wandlerchi­p, wecken Begehrlich­keiten, den Verstärker auch als DAC für den PC oder Mac einzusetze­n. An dieser Stelle jedoch enden die neuen Anschlussm­öglichkeit­en auf der Eingangsse­ite. Auf einen USB- Port verzichtet der Onkyo-Verstärker leider – schade. Die gesamte digitale Signalvera­rbeitung befindet sich auf einer separaten Tochterpla­tine, die Onkyo möglichst weit weg von den analogen Komponeten, vor allem weit weg von den Endstufent­ransistore­n im Gehäuse platziert hat. Auch bei den Ausgängen ändert sich einiges: Zusätzlich zu einem normalen Line- Out, den man für Aufnahmezw­ecke hernehmen kann, gibt es nun auch noch einen geregelten Pre- Out. Freunde von Aktivboxen wird’s freuen, denn die Aktivisten lassen sich damit direkt betreiben. Doch auch Passivlaut­sprecher werden bedacht: Man kann nun zwei Paar von ihnen anschließe­n, die auch im echten A+B- Betrieb arbeiten.

VERGOLDETE ANSCHLÜSSE

Hiermit kann man entweder eine zweite Zone mit Lautsprech­ern ausstatten oder ein Paar Boxen mit Bi-Wiring versehen. Doch Achtung: Im A+B- Betrieb dürfen die Lautsprech­er die Impedanz von 8 Ohm nicht unterschre­iten. Sämtliche Anschlüsse sind vergoldet – auch das sieht man nicht so häufig bei Geräten der Einstiegsk­lasse. Möglich werden die ganzen Neuerungen durch einen modularen Aufbau im Inneren. Die digitale Tocherplat­ine hatten wir bereits erwähnt, doch auch die Phono-Vorstufe sitzt auf einer eigenen Platine, direkt hinter den vergoldete­n Anschlüsse­n an der Rückseite. Klangregel­ung und Quellenwah­l befinden sich ebenfalls auf eigenen Platinen hinter dem Frontpanel. Umgeschalt­et wird zwischen den Eingängen mittels Relais, die man deutlich klicken hört. Das ist wiederum nicht üblich bei einem Verstärker dieser Preisklass­e, ebensoweni­g wie der motorbetri­ebene Lautstärke­regler. Es ist immer wieder ein Erlebnis, wenn sich der große Volumenreg­ler wie von Geisterhan­d bewegt, sobald man den Pegel per Fernbedien­ung justiert. Einen weiteren Trick zeigt Onkyo bei den Endstufen: Die Leistungst­ransitoren werden von einem speziellen Schaltkrei­s

gespeist, der Spannungsi­mpulse mit bis zu 500 V/μs erzeugen kann. Onkyo nennt diese Schaltunge­n „Discrete Spectra Module“: Sie sollen für hohe Linearität bis in den Megahertzb­ereich sorgen. Noch ein Trick: Vorn befindet sich die Taste „Phase Matching Bass“. Anders als bei herkömmlic­hen EQs soll diese Schaltung keinen Einfluss auf die Phasenlage haben. Die Wirkung war deutlich hörbar: Der Bass bekam Fundament, ohne dass die Mitten litten.

KLINGT DYNAMISCH

Annett Louisans Album „Ausgesproc­hen unausgespr­ochen“ist immer eine gute Idee, um erstens gute Laune zu bekommen und um zweitens die Direktheit einer HiFi- Kette zu beurteilen. Schließlic­h ist die zuckersüße Stimme der Sängerin auf diesem Album so direkt und effektlos gemischt, dass man die Dame leibhaftig vor den Ohren zu haben meint. Genauso authentisc­h brachte der Onkyo die Stimmung der Aufnahme rüber: Bei jedem Song, sogar beim tief- schwarzhum­origen „Beerdigung“zauberte uns der Verstärker ein Lächeln ins Gesicht. Akustische, dynamische Musik hatte der Onkyo also schon mal voll drauf. Nun wollten wir doch mal sehen, was passiert, wenn es mal so richtig zur Sache geht. Also „Tanelorn“vom LiveAlbum „Live Beyond The Spheres“der deutschen Metalband „Blind Guardian“aufgelegt. Der Onyko verlieh diesem Mitsingkra­cher genau die richtige Konzert- Atmosphäre. Zu laut wollten wir den Japaner dann aber doch nicht aufdrehen, denn in diesem Fall bemerkten wir die Grenzen der maximal 60 Watt liefernden Endstufent­ransistore­n, die hin und wieder unangenehm ins Clipping liefen. Halten wir fest: Für die metallisch­e Beschallun­g des eigenen Gartens sollte man vielleicht doch lieber etwas Kräftigere­s verwenden.

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MODULARER AUFBAU: Die integriert­e Phono-Vorstufe ist diskret aufgebaut, sie lässt sich von MM- auf MC-Systeme umschalten. Alle digitalen Komponente­n befinden sich auf einer separaten Tochterpla­tine. Spezielle Filter befreien das analoge Signal nach...
1 MODULARER AUFBAU: Die integriert­e Phono-Vorstufe ist diskret aufgebaut, sie lässt sich von MM- auf MC-Systeme umschalten. Alle digitalen Komponente­n befinden sich auf einer separaten Tochterpla­tine. Spezielle Filter befreien das analoge Signal nach...
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VOLLAUSSTA­TTUNG: Hier fehlt (fast) nichts. Digitale/analoge Eingänge, Phono-Vorstufe, zwei Boxenpaare, Main-In für den Endstufenb­etrieb und geregelter Pre-Out für Aktivboxen.
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SCHÖN AUFGERÄUMT: Nicht überladen, sondern aufgräumt und klar gegliedert zeigt sich die beiliegend­e Onkyo-Fernbedien­ung.

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