DER TRACER FÜHRT AUF DIE RICHTIGE SPUR
Ein Tracer, so belehrt uns das Englisch-Wörterbuch, ist ein Aufspürer. Aha. Clearaudio nennt seinen neuen Drehtonarm so und bricht mal so eben mit einer liebgewonnenen Nomenklatur mit Endungen auf -fy (Magnify, Clarify, Satisfy, Unify). Nun haben die AnalogSpezialisten aus Erlangen seit Anbeginn nicht nur viel Spürsinn bei der Namensfindung bewiesen, sondern auch viel Know-how und technische Raffinesse, um auch für – noch – erschwingliche Preise erlesene Qualität Made in Germany anzubieten. Siehe etwa den Tangentialtonarm TT- 5, der sich seit dem Test in AUDIO 11/15 schnell zu einem Publikumsliebling entwickelte und samt Laufwerk Performance DC und Tonabnehmer MC Concept ein „Goldenes Ohr“bei unserer Leserwahl ergatterte. Dementsprechend neugierig war die Redaktion auf den Tracer, der als Solist in Schwarz oder Silber für 1900 Euro seine radialen Spürdienste anbietet. Nun ergibt es ja nur bedingt Sinn, einen Arm alleine zu testen. Clearaudio bietet aus seinem wirklich reichhaltigen Sortiment an Laufwerken, Armen und Pickups gerne attraktive Pakete an. Die ersparen dem Kunden nicht nur die Qual der Wahl, sondern auch eine Stange Geld. Uns kam die Kombi aus Performance DC, Tracer und MC Concept für zusammen 4500 Euro nicht nur aus Gründen der Vergleichbarkeit gerade recht. Der Erfolgs- Plattenspieler Perfor-
mance DC erhielt jedoch zur Feier des Tages auch noch ein attraktives Facelifting: Der „Rose Gold“- Look der Aluminiumplatten des Sandwichchassis sieht schon beim „Black Chassis“einfach super aus. Wer 750 Euro drauflegt, bekommt sogar das traumhaft schöne „Dark Red Wood Chassis“. Doch die Kombi sollte ja auch die Ohren verwöhnen. Ein glücklicher Zufall brachte dem Autor den prachtvollen Vollverstärker Accuphase E-270 samt Phonostufe ins Haus (Seite 18) – und schon ging die Chose stressfrei in einen Dauertest über. Die ganzen LPs der Seiten 142 bis 144 samt Vergleichspressungen wollten ja abgehört sein. Das Laufwerk Performance DC bestätigte wieder einmal die hervorragenden Ergebnisse früherer Tests, das problemlos justierte MC Concept zeigte sich von seiner besten, räumlich und tonal hervorragend strukturierten Seite. Für einen Plattenspieler dieser Preisklasse verblüffte die außergewöhnlich fein gestaffelte Abbildung in Breite und Tiefe, wenn es etwa die „Overtures“von Malcolm Arnold zu inszenieren galt. Ein gerüttelt, besser: unerschütterliches Maß dazu trug sicher der Tracer bei, der tatsächlich dabei half, unzählige Details aufzuspüren, die sich in dem schwarzen Gold verbargen. Möglicherweise sorgt dafür die schräg gestellte Wolfram- Achse der Saphirlager, die diese von seitlicher Belastung befreit, möglicherweise das verwindungssteife Karbonrohr, möglicherweise die elektrische Unbill vermeidende Direktverkabelung per Clearaudio Sixstream; ganz sicher aber das Gesamtkonzept für einen Radialtonarm, der nichts und niemanden in seiner Klasse fürchten muss. Selbst teure Tonabnehmer wie das hauseigene Stradivari V2 (10/17) danken dem Ausleger seine universelle Tauglichkeit. Wie auch das MC Concept mit allen Tugenden. Donnernde Flügel-Akkorde wie beim rückwärts abzuspielenden Ende der „Bilder einer Ausstellung“, intime Clubatmosphäre wie bei Nithin Sawhney, knackiger Rock wie bei den hochtourigen INXS, Bombast wie bei Pink Floyd oder Fifties- High- End-Sound wie bei Esquivel: Das Clearaudio-Trio schürfte tief nach allen Stärken, kaschierte aber die Schwächen der Aufnahmen nicht. Akustisch zieht die Kombi mit dem Radialausleger weitgehend gleich mit der mit Tangentialtonarm. Mit leichten Vorteilen in puncto Präzision für den TT- 5, in puncto Ausgewogenheit für den Tracer.