Test Canton Chrono SL 596 DC
Canton hat ein Kästchen mit geheimen Ingredenzien. Wenn ein Klangmeister hineingreift, kann er besondere Lautsprecher daraus formen. Aber ein Meister muss es sein. Canton verfügt über beides: die Materialien und den Meister.
Diese Canon ist ein großartiger Mix aus Ordnungsliebe und Drive
Für diesen Lautsprecher lohnt es sich. mit der Form zu brechen: Beginnen wir mit der Klangbeschreibung. Wir hatten ein sauberes Klangbild erwartet – doch die Chrono SL 596 DC von Canton schleuderte uns schönste Wahrheiten entgegen. Das war überaus plastisch und wunderbar präzise – von der Raumabbildung bis zum hintersten Winkel der harmonischen Geschlossenheit. Ein Superlautsprecher, ohne Frage. Nur das Preisschild will nicht stimmen: Mit 2400 Euro spielt diese Standbox weit über ihrer Preisklasse. Wie haben die das gemacht? Vor allem haben sie einen der besten Entwickler der Branche: Frank Göbl ist ein Großmeister der Zunft, unangefochten. Der Mann hat Ohren für die höchsten audiophilen Werte und ein finanzielles Bewusstsein – er weiß, wie sich auch mit überschaubaren Mitteln großer Klang erzeugen lässt. Für die Chrono SL 596 DC griff er ins Schatzkästchen der bestehenden Canton- Eigenentwicklungen. Da wären etws die neuen TitaniumMembranen für den Mittel- und die Tieftöner. Recht komplex hat Göbl dazu eine dreifach gefaltete Sicke entwickelt, die nicht nur einen stattlichen Hub erlaubt, sondern auch maximale Kontrolle über das Schwingverhalten der Membran selbst gibt. High-Tech Made in Germany. In der Höhe setzt Canton auch auf eine Eigenentwicklung: Hier schwingt eine Membran aus einem Aluminium- Mangan- Composit. Davor liegt eine Rundung aus massivem Aluminium, die als WaveGuide dient. Auch das ist Feinkost und geht sauber bis zu 40 Kilohertz hinauf. Zudem punktet die Chrono SL 596 DC mit ihren Äußerlichkeiten. Das Gehäuse
wirkt hochstabil, die Lackierung perfekt. Als Zugabe gibt’s ein feines Bi-WiringTerminal. Der Bassreflexkanal pustet gen Boden auf die wuchtige Basisplatte. Die Frontabdeckung hält magnetisch, was unschöne Bohrlöcher erspart. Kurzum: Das ist eine bildschöne, leistungsstarke Standbox, an der nur eines irritiert: Sie ist für kleineres Geld zu haben, als ihre Klang- und Verarbeitungsqualität es ahnen lassen würden. Nun ja – den Kunden freut’s. Und das Hörteam auch. Als ersten Testhappen haben wir in diesem Fall John Lennon aufgelegt, das berühmte „Imagine“in 24 Bit und 96 Kilohertz. Mit den ersten Takten des Klaviers war der Raum abgesteckt. Viel Luft und Drive brachte die Chrono SL 596 DC in den Hörraum ein. Dann der Einsatz der Singstimme und des Schlagzeugs – wunderbar stellte das die Canton vor die Lautsprecherachse. Ohne Frage: Das war ein Klangbild der höchsten Klasse. Es kam ernsthaft die Frage auf, warum man etliche tausend Euro mehr für größere Luxuslautsprecher ausgeben sollte – hier waren bereits weit über 90 Prozent einer maximal vorstellbaren, highendigen Klangqualität zu haben. Aber leise – lassen wir die Chrono SL 596 DC als das rangieren, was sie ideal ist: ein Geheimtipp.
DIE WUCHT DES BASSES
Für einen vollständigen Test müssen wir auch Klassik gehört haben. Wieder haben wir eine Aufnahme in 24 Bit und 96 Kilohertz zugestreamt: Herbert von Karajan dirigiert die Berliner Philharmoniker in Verdis „Requiem“, soeben frisch erschienen bei der Deutschen Grammophon. Die Aufnahme wurde in einer enormen Weite eingefangen – das ist das berühmte Cinemascope- Format, für das Karajan nicht selten auch gescholten wurde – vermutlich, weil es nicht jede Kette wiedergeben konnte. Und kaum in der Perfektion, wie es uns mit der Canton Chrono SL 596 DC gelang. Das war ein echtes Erlebnis: Jedes Instrument vor seinem Pult schimmerte aus einem enorm weiten Panorama heraus. Dazu kam die Wucht des Basses im „Dies Irae“– hier zeigte die Canton, welch stattlich- stabilen Tiefbass sie in das Klangbild einbringen kann. Wir gingen über zum ganz großen Opern-Spektakel: Georg Solti dirigiert Straussens
JEDER EINSATZ VERFÜGTE ÜBER DRUCK UND FEINHEIT