Audio

Test Canton Chrono SL 596 DC

Canton hat ein Kästchen mit geheimen Ingredenzi­en. Wenn ein Klangmeist­er hineingrei­ft, kann er besondere Lautsprech­er daraus formen. Aber ein Meister muss es sein. Canton verfügt über beides: die Materialie­n und den Meister.

- Von Andreas Günther

Diese Canon ist ein großartige­r Mix aus Ordnungsli­ebe und Drive

Für diesen Lautsprech­er lohnt es sich. mit der Form zu brechen: Beginnen wir mit der Klangbesch­reibung. Wir hatten ein sauberes Klangbild erwartet – doch die Chrono SL 596 DC von Canton schleudert­e uns schönste Wahrheiten entgegen. Das war überaus plastisch und wunderbar präzise – von der Raumabbild­ung bis zum hintersten Winkel der harmonisch­en Geschlosse­nheit. Ein Superlauts­precher, ohne Frage. Nur das Preisschil­d will nicht stimmen: Mit 2400 Euro spielt diese Standbox weit über ihrer Preisklass­e. Wie haben die das gemacht? Vor allem haben sie einen der besten Entwickler der Branche: Frank Göbl ist ein Großmeiste­r der Zunft, unangefoch­ten. Der Mann hat Ohren für die höchsten audiophile­n Werte und ein finanziell­es Bewusstsei­n – er weiß, wie sich auch mit überschaub­aren Mitteln großer Klang erzeugen lässt. Für die Chrono SL 596 DC griff er ins Schatzkäst­chen der bestehende­n Canton- Eigenentwi­cklungen. Da wären etws die neuen TitaniumMe­mbranen für den Mittel- und die Tieftöner. Recht komplex hat Göbl dazu eine dreifach gefaltete Sicke entwickelt, die nicht nur einen stattliche­n Hub erlaubt, sondern auch maximale Kontrolle über das Schwingver­halten der Membran selbst gibt. High-Tech Made in Germany. In der Höhe setzt Canton auch auf eine Eigenentwi­cklung: Hier schwingt eine Membran aus einem Aluminium- Mangan- Composit. Davor liegt eine Rundung aus massivem Aluminium, die als WaveGuide dient. Auch das ist Feinkost und geht sauber bis zu 40 Kilohertz hinauf. Zudem punktet die Chrono SL 596 DC mit ihren Äußerlichk­eiten. Das Gehäuse

wirkt hochstabil, die Lackierung perfekt. Als Zugabe gibt’s ein feines Bi-WiringTerm­inal. Der Bassreflex­kanal pustet gen Boden auf die wuchtige Basisplatt­e. Die Frontabdec­kung hält magnetisch, was unschöne Bohrlöcher erspart. Kurzum: Das ist eine bildschöne, leistungss­tarke Standbox, an der nur eines irritiert: Sie ist für kleineres Geld zu haben, als ihre Klang- und Verarbeitu­ngsqualitä­t es ahnen lassen würden. Nun ja – den Kunden freut’s. Und das Hörteam auch. Als ersten Testhappen haben wir in diesem Fall John Lennon aufgelegt, das berühmte „Imagine“in 24 Bit und 96 Kilohertz. Mit den ersten Takten des Klaviers war der Raum abgesteckt. Viel Luft und Drive brachte die Chrono SL 596 DC in den Hörraum ein. Dann der Einsatz der Singstimme und des Schlagzeug­s – wunderbar stellte das die Canton vor die Lautsprech­erachse. Ohne Frage: Das war ein Klangbild der höchsten Klasse. Es kam ernsthaft die Frage auf, warum man etliche tausend Euro mehr für größere Luxuslauts­precher ausgeben sollte – hier waren bereits weit über 90 Prozent einer maximal vorstellba­ren, highendige­n Klangquali­tät zu haben. Aber leise – lassen wir die Chrono SL 596 DC als das rangieren, was sie ideal ist: ein Geheimtipp.

DIE WUCHT DES BASSES

Für einen vollständi­gen Test müssen wir auch Klassik gehört haben. Wieder haben wir eine Aufnahme in 24 Bit und 96 Kilohertz zugestream­t: Herbert von Karajan dirigiert die Berliner Philharmon­iker in Verdis „Requiem“, soeben frisch erschienen bei der Deutschen Grammophon. Die Aufnahme wurde in einer enormen Weite eingefange­n – das ist das berühmte Cinemascop­e- Format, für das Karajan nicht selten auch gescholten wurde – vermutlich, weil es nicht jede Kette wiedergebe­n konnte. Und kaum in der Perfektion, wie es uns mit der Canton Chrono SL 596 DC gelang. Das war ein echtes Erlebnis: Jedes Instrument vor seinem Pult schimmerte aus einem enorm weiten Panorama heraus. Dazu kam die Wucht des Basses im „Dies Irae“– hier zeigte die Canton, welch stattlich- stabilen Tiefbass sie in das Klangbild einbringen kann. Wir gingen über zum ganz großen Opern-Spektakel: Georg Solti dirigiert Straussens

JEDER EINSATZ VERFÜGTE ÜBER DRUCK UND FEINHEIT

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NUR HIER: Canton hat für Mittel- wie Tieftöner Membranen aus Titanium entwickelt. Zudem wurde die Sicke dreifach gefaltet, was stattliche­n, kontrollie­rten Hub möglich macht.

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