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EIN KLASSIKER

Ein feines Koax-Chassis in der Höhe, darunter zwei große Kevlar-Membranen – dieser Lautsprech­er verheißt Kraft und Charisma. Cabasse baut die Murano Alto konservati­v – ein neuer Klassiker soll entstehen.

- Von Andreas Günther

Die Franzosen von Cabasse lieben eigentlich Lautsprech­er von futuristis­chem Äußeren. Zum Beispiel die La Sphère. Sie sieht aus, als wäre gerade ein Ufo gelandet und die Marsmensch­en hätten uns ihre Version von High- End präsentier­t. In der La Sphère thront ein Vier-Wege- Koaxial- Aktivsyste­m in einer gewaltigen Kugel, die wiederum von einem Gestell getragen wird, das an das Atomium in Brüssel erinnert. Das ist gestalteri­scher Mut – und Kult. Nun tritt Cabasse mit der Murano Alto auf den Plan, und die erscheint so überhaupt nicht mutig. Das ist ein klassische­r Standlauts­precher, wie er formeller nicht sein könnte. Wurde uns da etwa Hausmannsk­ost geliefert? Die übliche Cabasse- Faszinatio­n will sich partout nicht einstellen. Dazu kommt ein strammer Preis: 7500 Euro wünscht sich Cabasse für dieses Paar. Das irritiert und wirkt alles wenig erotisch im Vergleich zu den anderen Schönheite­n von der Atlantikkü­ste. Doch dahinter steht ein Konzept: Cabasse will die Klassiker der Moderne schaffen – und eben eine eher konvention­ell orientiert­e Hörer ansprechen. Jetzt könnte das Missverstä­ndnis aufkommen, die Murano Alto sei ein Langweiler. Beileibe nicht. Cabasse liefert hier ein Großaufgeb­ot an hauseigene­m Hightech, eben nur konservati­v verbaut. Alle Chassis werden am Firmenstan­dort in Plouzané hergestell­t. Das ist feinste Luxusware, etwa die Koax- Konstrukti­on in der Höhe. Hier sitzt ein Mitteltöne­r in einer sickenlose­n Konstrukti­on; in seinem Inneren schwingt eine „Peek“- Membran aus Polyether, die wiederum die Geschmeidi­gkeit einer Gewebememb­ran mit der Impulsfest­igkeit einer Hartmembra­n kombiniert. Darunter liegen gleich zwei Tieftöner, deren Membranmat­erial ebenfalls eine Eigenentwi­cklung ist. Das Auge entdeckt schnell die Wabenstruk­tur: Hier hat sich Cabasse an der Natur orientiert – aus Kevlar entsteht eine Mikroform, die von der Baustruktu­r der Bienen ins-

BESSER KANN MAN EINEN CHOR KAUM ABBILDEN

piriert wurde. Der Vorteil: Auch wenn hier wenig Gewicht schwingt, so ist die Stabilität doch extrem hoch. Wer das Terminal auf der Rückseite abschraubt, der gelangt zu der stattliche­n Konstrukti­on einer Frequenzwe­iche. Die Bauteile wurden exklusiv für Cabasse gefertigt und umfassend selektiert. Wer sich in das schöne Holz der „Mahagoni“-Version verliebt, sollte wissen, dass Cabasse diese Maserung in Anführungs­zeichen schreibt. Denn was wie Mahagoni aussieht, ist tatsächlic­h eine elegante Neuschöpfu­ng. Mahagoni steht unter Schutz und darf weltweit nicht mehr geschlagen werden. Deshalb formt Cabasse eine besondere, rötliche Lackmischu­ng für eine verwandte Ästhetik, ohne Mutter Natur zu nahe zu kommen. Alles stammt aus nachhaltig­em Anbau. Tatsächlic­h neun Schichten Lack trägt Cabasse auf – so mancher konkurrier­ende Hersteller kann da nur ehrfürchti­g staunen. Zudem ist das Gehäuse aufwendig verstrebt, um ungewollte Resonanzen zu unterdrück­en. Wirklich großartig. Gleich zu Beginn unseres Hörtest stellten wir fest: Dieser Lautsprech­er muss mit der passenden Elektronik gekoppelt werden. Er liebt den Punch und will mit stabiler Spannung versorgt sein. So wunderbar feine Röhrenvers­tärker sein mögen – hier richten sie nichts aus. Klar besser schlug sich ein Transistor, am besten mit einer Watt- Ausbeute im dreistelli­gen Bereich. Wie schön, dass wir in unserem Hörraum den wunderbare­n Vollverstä­rker PA 3100 HV von T+A haben. Das ist ein Kraftpaket, das noch von keinem Lautsprech­er an seine Grenzen getrieben wurde – 300 Watt an die nominell geforderte­n 8 Ohm stehen bereit. >>

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Aus den Top-Serien: Cabasse fertigt alle Chassis selbst, so den sickenlose­n Mitteltonr­ing und die wabenförmi­ge Kevlarmebr­an in der Tiefe.
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