Louis Armstrong The Standard Oil Sessions
Dot Time Legends/ H‘Art
Die Ölgesellschaft Standard Oil lud den Bandleader Louis Armstrong (1901–1971) samt seine All-Stars-Mitspieler, voran Pianist Earl „Fatha“Hines und Posaunist/ Sänger Jack Teagarden – hier mit ultracoolen Beiträgen – am 20. Januar 1950 zu Sessions in San Franzisko ein. Lyle Johnson spielte Klarinette, Clancy Hayes die Gitarre, wer Bass und Schlagzeug bediente, war nicht mehr zu eruieren. Die Sessions, für eine Radioshow gedacht, wurden aus unbekannten Gründen nie gesendet. Glücklicherweise schnitten die Techniker auf sogenannten Acetaten mit. Diese klanglich unzulänglichen Scheiben aus Armstrongs Privatbesitz wurden jetzt mit großem Aufwand sorgfältig überspielt. Es bleiben Restgeräusche und Gekrache der Acetate hörbar, aber sie sind bei einigen Titeln fast vollständig beseitigt, bei anderen kaum mehr störend. Die CD erschien bereits im Frühjahr 2017, die gleichwertige Vinyl- Ausgabe dieser Sternstunde hat Caspar Sutton-Jones bei den Londoner Spezialisten Gearbox gemastert – sie macht nun auch dem LPHörer klar, dass Louis Armstrong einer der größten Musiker aller Zeiten war, auch wenn ihn heutzutage manche Dummköpfe als Clown abstempeln. New-Orleans-Jazzstandards wie „Up The Lazy River“oder Südstaaten-Bluesklassiker wie der „Basin’ Street Blues“spielt er mit solcher Kraft und Finesse, dass sich moderne Trompetenstars da noch etwas abhören können. Dieser helle Ton überstrahlt alles. Klar, in Mono. Fünf Stücke, etwa eine halbe Stunde Musik, die nicht auf seine 2017er-LP „An Ancient Observer“passte, liefert der armenische Pianist und Sänger jetzt auf einer tadellos gefertigten, exzellent klingenden 10-Zoll-Scheibe nach. Vier der fünf wunderbar friedfertigen und melodisch reizvollen Titel hat Hamasyan auf dem Studio-Flügel im französischen Meudon aufgenommen, „Ray Of Light“am Hausmusik-Klavier im heimischen Dzoraghbyur, dezente Samples sind zugemischt. Gewidmet ist das Mini-Album seiner Geburtsstadt Gyumri. Wer sich immer eine Fortsetzung von Keith Jarretts schönsten Piano-Improvisationen wünschte, sollte zugreifen. Das zwölfminütige „Revolving Prayer“ist eine klare Referenz.