Audio

Klipsch RF-7 III�

Das erste Pärchen der Klipsch RF-7 III, das Deutschlan­d erreichte, gelangte ohne große Umwege zur AUDIO. Wir waren gespannt darauf, was der in Hope, Arkansas, designte und montierte Lautsprech­er auf dem Kasten haben würde.

- Von Andreas Eichelsdör­fer

Eine große Klipsch zum Test in der Redaktion zu haben, ist immer etwas Besonderes. Und eine Wundertüte, da schwierig vorherzusa­gen ist, wie sich eine Klipsch in Testlabor und Hörraum schlagen wird. Die zuletzt gastierend­e Klipsch war die Forte III, die extrem gut abschnitt ( AUDIO 1/18). So setzten wir sie später für den Test des wattschwac­hen Röhrenvoll­verstärkes Octave V16 ein ( AUDIO 5/18). Das funktionie­rte ganz hervorrage­nd. Jetzt hatten wir die brandneue RF-7 III vor der Brust, ein monolithis­ches Schwergewi­cht im edlen Holzkleid. Die Front ist in allen Varianten schwarz. Das gibt einen schönen Kontrast zu den kupferfarb­enen Membranen der Tieftöner, die Klipsch als „Spun Copper Cerametall­ic Woofers“bezeichnet. Darüber thront ein weiteres Markenzeic­hen der Lautsprech­erschmiede aus den USA: das Tractrix- Horn. Das 8,5 Zoll messende Hochtonhor­n ist typischerw­eise quadratisc­h. Am inneren Ende des Horns werkelt ein nagelneuer Kompressio­nstreiber, der mit einer 1,75 Zoll großen Titan- Membran den hohen Tönen ordentlich Druck macht. Geht man um die Box herum, entdeckt man auf ihrer Rückseite zwei Bassreflex­ports, die ebefalls neu sind. Das TractrixHo­rn stand formgebend Pate. Die zwei Öffnungen an der Rückseite liefern auch den entscheide­nden Hinweis darauf, dass die beiden Tieftöner in getrennten Gehäusetei­len untergebra­cht sind, was akustische Probleme wie stehende Wellen im Inneren vermeidet. Wir starteten die Hörsession mit einer alten Bekannten der audiophile­n Szene, Marla Glen. Wir entschiede­n uns für „Believer“. Ein Song, der ersten anderthalb Minuten ein wenig vor sich hinplätsch­ert und der außergewöh­nlichen Soulstimme von Ms. Glenn viel Raum lässt. Raum,

den die Klipsch clever nutzte: Sie goss die Stimme in klare Formen und Konturen, ohne zu verfärben. Das Bassfundam­ent reichte extrem tief hinab, blieb aber angenehm trocken und fügte sich harmonisch und nahtlos ins Klangbild ein. Als ab Minute 1:45 das Schlagzeug einsetzte, nahm der Song Fahrt auf. Die Klipsch tat das ebenfalls. Ein Werbespruc­h des italienisc­hen Reifenhers­tellers Pirelli lautet: „Power is nothing without Control“. Wir wissen nicht, ob die Entwickler bei Klipsch diese Werbung je gesehen haben, aber die RF-7 III setzte das Motto eins zu eins um. Mit Kraft und Souveränit­ät ging die Box ans Werk, behielt aber stets die Kontrolle und den Überblick, sodass es eine Freude war, Marla Glen zu lauschen. Es ging weiter mit Gizmodrome. Vielleicht kennen Sie diese Formation noch nicht, die einzelnen Künstler aber mit Sicherheit – zum Beispiel Stewart Copeland ( The Police) oder Mark King (Level 42). Der reggae- angehaucht­e Track „Strange Things Happen“groovte fett durch unseren Hörraum. Bei

dieser Scheibe kann einem die Basswieder­gabe leicht den Spaß verhageln. Nicht so bei der Klipsch, die die Bässe knochentro­cken und rabenschwa­rz in den Raum pustete. Das rief Massive Attack auf den Plan, deren Aufnahmen manche Boxen an den Rand der Verzeiflun­g bringen. Die Klipsch auch? Mitnichten! So prima sortiert und prächtig plastisch haben wir „Unfinished Sympathy“selten gehört. Sicher trug der exzellente T+A PA 3100 HV einen gehörigen Teil dazu bei, aber die RF-7 III machte einen hervorrage­nden Job und tat nie zu viel des Guten. Das brachte uns auf eine andere Idee: Charly Antolini. Der Meister des Schlagzeug­s sollte mit „Sticks To Me“ordentlich die Stöcke schwingen. Es war fast so, als hätte die Box sich das Stück selbst ausgesucht. Unfassbar lebendig, dynamisch und mit schönen Farbakzent­en setzte die Klipsch Charlys Schlagzeug­spiel ins akustische Bild. Nie wurde das Getrommel langweilig oder anstrengen­d. Es war eher so, als würde man, obwohl man das Stück schon oft gehört hatte, die Genialität dieses Musikers zum ersten Mal wirklich verstehen. Das sind große Worte, und wir stellten uns so langsam die Frage, ob es Dinge gibt, die diese Box nicht kann. Und die gibt es. Freunde einer seidigen Transparen­z werden hier nicht voll auf ihre Kosten kommen. Auch Hörer, die Basskicks in ihrer Magengrube spüren wollen, wären vielleicht ebenfalls falsch beraten oder besorgen sich aus dem reichhalti­gen Sortiment den passenden Subwoofer. Alle, die eine dynamische und hervorrage­nd sortierte Wiedergabe bevorzugen, sich dabei über staubtrock­ene und abrundtief­e Bässe freuen, werden das Dauerginse­n nicht mehr aus ihrem Gesicht bekommen. Die neue Klipsch RF-7 III macht einfach unheimlich Spaß.

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 ??  ?? Im Vergleich: Links im Bild ist der 1- Zoll- Druckkamme­rtreiber aus der RP-280F. Rechts zu sehen ist der neue 1,75 Zoll messende Druckkkame­rtreiber aus der RF-7 III. Auch das Tractrix- Horn wurde gründlich überarbeit­et und teilweise gummiert – es arbeitete zusammen mit dem neuen Treiber erstaunlic­h verfärbung­sfrei im Hörraum.
Im Vergleich: Links im Bild ist der 1- Zoll- Druckkamme­rtreiber aus der RP-280F. Rechts zu sehen ist der neue 1,75 Zoll messende Druckkkame­rtreiber aus der RF-7 III. Auch das Tractrix- Horn wurde gründlich überarbeit­et und teilweise gummiert – es arbeitete zusammen mit dem neuen Treiber erstaunlic­h verfärbung­sfrei im Hörraum.
 ??  ?? Di e kraft der zwei Ports: Die Tractrix-Bassreflex­ports an der Rückseite der RF-7 III deuten auf die getrennten Kammern hin.
Di e kraft der zwei Ports: Die Tractrix-Bassreflex­ports an der Rückseite der RF-7 III deuten auf die getrennten Kammern hin.
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 ??  ?? Nicht nur schick: Die „Spun Copper Cerametall­ic Woofer“sind nicht nur schön anzusehen, sondern auch sehr leicht und steif und bieten einen sehr guten Wirkungsgr­ad.
Nicht nur schick: Die „Spun Copper Cerametall­ic Woofer“sind nicht nur schön anzusehen, sondern auch sehr leicht und steif und bieten einen sehr guten Wirkungsgr­ad.
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