Rega Elicit R�
Rega baut tolle Plattenspieler, doch die Briten können noch viel mehr. Wir haben ein Trio aus CD-Player, Vollverstärker und Standboxen kombiniert.
Es fing an mit einem Problem. Aber mit einem lösbaren. „Da haben wir doch schon alle Neuen getestet“, wandte AUDIOChefredakteur Andreas Eichelsdörfer ein, als ihm der Autor die Idee näher brachte, von einem Rega- Plattenspieler ausgehend mal eine komplette Kette der Engländer zu untersuchen. Wo der Chef recht hat, hat er recht. Aber wo ein Wille ist, ist auch ein Weg, um die Sinnsprüche hier weiter zu klopfen. Und den fand die Redaktion. Es geht ausnahmsweise auch ohne Plattenspieler. Die Bausteine der digital bequellten Kette kosten tatsächlich jeder für sich 2200 Euro, also nicht die Welt. Aber gleichzeitig repräsentieren der CD-Spieler Rega Saturn- R, der Vollverstärker Elicit- R und die Lautsprecher RX- 5 (oder Five) schon die Preisklasse, wo man im Sinne optimierter Budget- Nutzung auch in der Kombination klug kalkulieren will. Und waren es nicht die Engländer, die uns lehrten, eine Kette möglichst gut abzustimmen? Nun sind die Zeiten, in denen sich bestimmte Komponenten mechanisch, elektrisch oder klanglich regelrecht spinnefeind waren, glücklicherweise vorbei. Der HiFi- Fan kann heute ohne übergroße Risiken getrost zusammenstellen. Doch von optischen
Gesichtspunkten einmal abgesehen: Die Entwickler stimmen ihre Schöpfungen ja doch aufeinander und miteinander ab, wo es möglich ist. Und außerdem galt es fast nebenbei, ein paar Lücken in der AUDIO- Bestenliste zu füllen. Darin schmerzlich vermisste nicht nur der Autor schon länger den CD-Spieler Saturn- R. Der hat nicht nur einen galaktischen Namen, sondern auch ein cleveres Konzept. Unter seiner TopladerHaube vereint er gleich zwei vollwertige Geräte: Einen CD-Spieler, dem immerhin das exquisite, vertrauenerweckend leise Laufwerk des mit 8500 Euro deutlich teureren Isis zuarbeitet. Und einen Digital- Analog-Wandler, dem mit gleich zwei parallel schuftenden Wolfson- Chips vom Typ WM 8742 ein Doppelherz eingepflanzt wurde, das auch in Taktraten bis 24 Bit/192 Kilohertz schlagen kann.
Feine Filter
DSD- Datenströme kann es zwar nicht pumpen, aber das ist angesichts der überschaubaren Lieferangebote der Streamingdienste noch als Schönheitsfehler abzuhaken. High- Ender mit Lust am Erbsenzählen werden entschädigt durch gleich fünf per Fernbedienung schaltbare Filtertypen. Welcher davon freilich am besten klingt, hängt von den
Aufnahmen und ihren Charakteristiken ab. Wichtiger sind eine saubere Stromversorgung, ein ordentliches Platinenlayout und eine gescheite Ausgangsstufe. Alles führt der Saturn- R im Ring, pardon, im stabil gebauten Gehäuse – das jedoch mit einem elektrischen Ladenheber ausgestattet sein könnte. So muss man stets an die hochglänzend lackierte Abdeckung des Laufwerks fassen. Sanftester Schiebedruck genügt zwar, um die Lade zum geräuschlosen Zurück- und Aufwärtsschwingen zu bewegen, doch jeder Fingerabdruck prangt erbarmungslos an der schmucken Haube. Nun ja, ein Mikrofasertuch wird’s richten. Vom Aufschrauben der Behausung raten wir grundsätzlich ab, obwohl dem Betrachter dann der Humor Marke Rega verborgen bleibt: Auf der Platine steht etwas von „Valvepower“, obwohl weit und breit keine Röhre in Sicht ist.
Feine Transis toren
Einen ähnlichen Gag erlaubte sich auch der Designer der Schaltkreise im Vollverstärker Elicit- R – siehe Bild rechte Seite unten. Wer auch immer „Ernie“sein mag, sein Widmungs- Schriftsteller hat bei der Schaltung sachdienlich gearbeitet. In der Vorstufe griff er überwiegend zu rauscharmen Feldeffekt-Transistoren (FETs), denen er Koppelkondensatoren weitgehend ersparte. Im Signalweg tummeln sich, wenn überhaupt, ausschließlich Polypropylen- Kondensatoren. Die Lautstärkeregelung übernimmt ein mikroprozessorgesteuertes Alps- Potenziometer. Die niederohmige Class- ATreiberstufe versorgt dann pro Stereokanal wie im kleinen Rega Brio ( AUDIO 4/17) ein Paar stabil- kraftvolle Darlington- Endtransistoren (Doppeltransistoren in Darlington- Schaltung). Vor- und Endstufe lassen sich auftrennen. Wer noch gerne analog aufnimmt, dem steht ein Rec- Out- Buchsenpaar zur Verfügung. Und wer partout gerne mit
Kopfhörer hört – und eine entsprechende Buchse am Elicit- R vermisst –, der kann einen Kopfhörerverstärker an einem weiteren Fixpegel- Ausgang festmachen. Wichtiger für Schallplattenfreunde dürfte der integrierte Vor-Vorverstärker für Moving- Magnet-Tonabnehmer sein, erfahrungsgemäß bei den ehemaligen Plattenspieler- Spezialisten Rega keine Alibi-Veranstaltung. Die Standlautsprecher RX- 5 stehen in dieser Anlage, weil sie sich als Topmodell der brandneuen RX-Serie geradezu aufdrängten. Ihre zierliche Gestalt ver- danken die Fünfer dem seitlich angebrachten Tieftöner, der als „Side Bass Driver“mit dem Namen Rega RR 7.8 auf ein abgestimmtes Bandpassgehäuse arbeitet. So überlässt er die Mitten seinem Tiefmitteltöner- Konus- Kollegen Rega DX-125, bevor der die Höhen an die Textilkalotte Rega ZRR weitergibt. Diese feinen Chassis endfertigt Rega nach eigenen Angaben wie auch die Frequenzweiche im eigenen Haus und weitgehend von Hand. Handarbeit war auch angesagt, als es dann galt, die optimale Position für die beiden RX- 5 in unserem Hörraum zu finden. Es dauerte schon seine Zeit, bis die Lautsprecher in dem großen Raum ihre Qualitäten ausspielen konnten. Der Autor zog sie letztendlich beinahe bis auf Nahfeld- Monitor- Distanz zu sich heran. Unter 2 Metern, leicht eingewinkelt, die Tieftöner nach innen mit einem Abstand von 2 Metern von Box zu Box. Und ganz wichtig: sorgsam vom Boden entkoppelt. Daraufhin bekam der ausgesprochen schlanke Bass Kontur und Kraft und es entfaltete sich eine wunderbare Raumabbildung in Breite und Tiefe in den richtigen Proportionen. Sehr schnell war freilich auch klar: Pegelrekorde würde diese schmale Schönheit von der Insel nicht brechen.
Die fein ziselierte Stimmwiedergabe und ebenso feine Detailarbeit lassen sich nur in zivilisierten Lautstärken genießen.
Feine Klänge
Die machen dann, vor allem im Verbund mit Saturn- R und Elicit- R, richtig Spaß. Die beiden waren schon im Team mehr als die Summe ihrer Teile, mit ihrer Boxenschwester bildeten sie ein harmonisches Trio. Die temperamentvoll-spannungsreiche Spielweise des CD- Player/ DAC, die feingeistig- aufgeräumte Weiterbehandlung durch den Verstärker: Das ergab im Zusammenspiel mit der RX- 5 ein in sich stimmiges Musizieren. Da hörte man nur zu gerne auf die klangfarblichen Feinheiten, die etwa Pablo Heras- Casado in Béla Bartóks „Konzert für Orchester“aufdeckte (siehe Seite 141). Und staunte nicht schlecht, wie kernig die Kette auch das remasterte „Mr. 1470“von Fishs „Suits“aufzäumte (siehe Seite 139 und Seite 15). Als der Player nach einigen Abtasttheorem- Gedenksekunden dann auf DAC umgeschaltet hatte, in seinem Display 192 kHz Abtastfrequenz anzeigte und Marianne Thorsen mit den Trondheim Solistene Mozarts viertes Violinkonzert zelebrierte, da ging wirklich die Sonne auf. Das Rega- Ensemble leuchtete alles aus, was die Solistin und das kleine Orchester aus sich herausholten. Und so klopfen wir getrost wieder einen Sinnspruch: Das Ganze ist besser als die Summe seiner Teile.
Diese Kette klingt besSer als die Summe ihrer Teile