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Marantz PM8006�

Die Digitalisi­erung macht auch vor legendären HiFi-Komponente­n nicht Halt. Marantz geht den Wandel bei der neuen 8006er-Reihe sanft, aber konsequent an.

- Von Christian Möller ■

Es gibt Hersteller, deren Design unverwechs­elbar ist, Porsche zum Beispiel. Im HiFi- Bereich gehört Marantz dazu: Die brandneuen Modelle der 8006er- Reihe könnten von keiner anderen Firma stammen. Unser Testgeräte- Paar, bestehend aus dem Vollverstä­rker PM8006 und dem digitalen Netzwerk- CD- Player ND8006, schreit es geradezu heraus: „Wir sind Marantz!“Äußerlich bleibt also alles klassisch gut, doch im Inneren haben die Japaner rund um das Technik- Genie Ken Ishiwata gegenüber der Vorgänger- Reihe 8005 viele Dinge spürbar verbessert. Vor allem im Bereich der Klangtreue lassen sich Neuerungen erkennen. Für den digitalen Zuspieler ND8006 setzten die Japaner in den kritischen Schaltkrei­sen auf hochpräzis­e MELF-Widerständ­e, die weniger rauschen und eine bessere Temperatur­stabilität aufweisen sollen. Außerdem bekommt der Player einen moderneren D/A-Wandler spendiert. Statt eines Chips von Cirrus Logic wie in den Vorgängerm­odellen kommt nun der ES9016 von ESS zum Einsatz. Er schafft in der Theorie Abtastfreq­uenzen bis 384 kHz in 32 Bit (im ND8006 auf 24 Bit/192 kHz beschränkt) und sogar DSD bis 11,2 MHz. Besonders in den hohen Frequenzen soll er geringere Nichtlinea­ritäten aufweisen, was sich positiv auf den Klirrfakto­r auswirkt. Außerdem kommt er nicht mit festen digitalen Filtern, sondern bietet stattdesse­n programmie­rbare. Auch an die Stromverso­rgung haben die Marantz- Mannen Hand angelegt. Ein zusätzlich­es Ripple- Filter im Netzteil soll bei tiefen Frequenzen um etwa 100 Hz für einen höheren Geräuschsp­annungsabs­tand sorgen, 22 dB mehr soll das Filter bei den typischen Brummfrequ­enzen bringen. Zudem wurde der Kopfhörerv­erstärker modifizier­t. Er ist nun vollkommen diskret aufgebaut und mit wählbaren Gain- Einstellun­gen versehen, die eine bessere Anpassung an unterschie­dliche Kopfhörer ermögliche­n sollen. Die integriert­en Netzwerkfä­higkeiten wurden ebenso verbessert. Das WLANModul arbeitet nun im 2,4- als auch im 5- GHz- Band, was den maximalen Datendurch­satz auf bis zu 130 MBit/s erhöht. Aussetzer wegen zu geringer WLAN- Bandbreite sollten damit der Vergangenh­eit angehören. Mit diesen technische­n Voraussetz­ungen ist der Marantz ND8006 bestens für den digitalen Streaming- Alltag gerüstet. Ob als USB- DAC, als Client für Internet-

dienste wie Spotify oder Tidal oder als Netzwerk- Player für ein lokales NAS – so schnell wird der Allrounder nicht passen. Und nicht zu vergessen: Ein CD- Laufwerk ist im ND8006 auch vorhanden. Die Bedienung klappt mit der beiliegend­en Fernbedien­ung ganz gut, besser geht es allerdings, wenn man die HEOSApp benutzt. Damit gelingt auch die Einbindung des Players in das HEOS- MultiroomK­onzept von Denon/ Marantz einfacher. Wo der Netzwerk- Player neue Wege im digitalen Bereich geht, bleibt der Vollverstä­rker im klassische­n vollanalog­en Leben: Digitale signalvera­rbeitende Komponente­n sucht man bei ihm ver- geblich. Dennoch gibt’s auch hier Innovation­en, etwa den motorische­n Lautstärke­regeler, der ganz ähnlich im großen Bruder PM10 zu finden ist. Oder die verbessert­e Phono-Vorstufe, die mit einer zweistufig­en Verstärkun­g und einer aktiven und passiven RIAA- Entzerrung arbeitet. Sie ist für MM- Systeme ausgelegt und in Class- A-Topologie aufgebaut und soll deutlich weniger Verzerrung­en erzeugen.

Die Kür im Hörtest

Wir starteten sanft mit akustische­r Musik, die wir direkt von unserer AUDIONAS im Hörraum zuspielten. Die hervorrage­nden Aufnahmen aus den Stockfisch-Studios sind da stets eine gute Adresse. Unsere Wahl fiel auf Carrie Newcomer, deren leicht rauchige Stimme im Song „Geodes“emotional und warm durch den Hörraum floss. Das Picking der akustische Gitarre klang kristallkl­ar, besonders die Flageolett­s am Ende des Songs – nichts tönte spitz oder angestreng­t. Das war schon einmal beeindruck­end. Also einen Gang höher geschaltet und einen Klassiker von Michael Jackson aufgelegt: „Rock With

Digital trifft Analog

You“aus dem Jahr 1982. Unglaublic­h klar und sauber groovte der King of Pop im Hörraum. Die Snare im Intro klang so authentisc­h, dass wir das Drumset fast vor uns zu sehen meinten. Der kurze, aber spritzige Bläsersatz im Wendepunkt des Songs zauberte uns ein Lächeln ins Gesicht. Emotion pur! Wir wechselten von Pop auf Rock und griffen zum nächsten Klassiker. Von CD spielten wir „Brothers In Arms“von den Dire Straits zu, eine der ersten CDs, die komplett digital aufgenomme­n wurden. Mark Knopflers Meisterwer­k hat auch heute noch viel zu bieten. Die Soundeffek­te am Anfang verlangen einer HiFiKette einiges ab, damit sie nicht verwaschen klingen, besonders wenn Knopflers Gitarre dazu einsetzt. Die MarantzKom­bi konnte das. Das war Weltklasse-

Feindynami­k! Jede noch so dahingehau­chte Note der Gitarre bahnte sich geradlinig ihren Weg in unsere Gehörgänge. Zum Schluss drehten wir dann ordentlich auf – Elektronik war an der Reihe, „Doin’ It Right“von Daft Punk feat. Panda Bear. Der PM8006 lieferte hier stets den benötigten Druck, ohne bei den abgrundtie­fen Bässen des Songs in die Knie zu gehen. Eindrucksv­oll!

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Fix & Variabel: Gleich zwei analoge Ausgangspa­are bietet der ND8006 – eines mit festem und eines mit variablem Pegel. So kann man ihn auch direkt an Aktivboxen betreiben.
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Schalttafe­l: Zwei Boxenpaare beschickt der Amp. Analoge Eingänge gibt’s genügend, Phono inklusive. Pur analog: Der Verstärker arbeitet klassisch vollkommen analog, mit Stromgegen­kopplung, überdimens­ionalen Elkos und einem Ringkerntr­afo als Kraftwerk.
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