Marantz PM8006�
Die Digitalisierung macht auch vor legendären HiFi-Komponenten nicht Halt. Marantz geht den Wandel bei der neuen 8006er-Reihe sanft, aber konsequent an.
Es gibt Hersteller, deren Design unverwechselbar ist, Porsche zum Beispiel. Im HiFi- Bereich gehört Marantz dazu: Die brandneuen Modelle der 8006er- Reihe könnten von keiner anderen Firma stammen. Unser Testgeräte- Paar, bestehend aus dem Vollverstärker PM8006 und dem digitalen Netzwerk- CD- Player ND8006, schreit es geradezu heraus: „Wir sind Marantz!“Äußerlich bleibt also alles klassisch gut, doch im Inneren haben die Japaner rund um das Technik- Genie Ken Ishiwata gegenüber der Vorgänger- Reihe 8005 viele Dinge spürbar verbessert. Vor allem im Bereich der Klangtreue lassen sich Neuerungen erkennen. Für den digitalen Zuspieler ND8006 setzten die Japaner in den kritischen Schaltkreisen auf hochpräzise MELF-Widerstände, die weniger rauschen und eine bessere Temperaturstabilität aufweisen sollen. Außerdem bekommt der Player einen moderneren D/A-Wandler spendiert. Statt eines Chips von Cirrus Logic wie in den Vorgängermodellen kommt nun der ES9016 von ESS zum Einsatz. Er schafft in der Theorie Abtastfrequenzen bis 384 kHz in 32 Bit (im ND8006 auf 24 Bit/192 kHz beschränkt) und sogar DSD bis 11,2 MHz. Besonders in den hohen Frequenzen soll er geringere Nichtlinearitäten aufweisen, was sich positiv auf den Klirrfaktor auswirkt. Außerdem kommt er nicht mit festen digitalen Filtern, sondern bietet stattdessen programmierbare. Auch an die Stromversorgung haben die Marantz- Mannen Hand angelegt. Ein zusätzliches Ripple- Filter im Netzteil soll bei tiefen Frequenzen um etwa 100 Hz für einen höheren Geräuschspannungsabstand sorgen, 22 dB mehr soll das Filter bei den typischen Brummfrequenzen bringen. Zudem wurde der Kopfhörerverstärker modifiziert. Er ist nun vollkommen diskret aufgebaut und mit wählbaren Gain- Einstellungen versehen, die eine bessere Anpassung an unterschiedliche Kopfhörer ermöglichen sollen. Die integrierten Netzwerkfähigkeiten wurden ebenso verbessert. Das WLANModul arbeitet nun im 2,4- als auch im 5- GHz- Band, was den maximalen Datendurchsatz auf bis zu 130 MBit/s erhöht. Aussetzer wegen zu geringer WLAN- Bandbreite sollten damit der Vergangenheit angehören. Mit diesen technischen Voraussetzungen ist der Marantz ND8006 bestens für den digitalen Streaming- Alltag gerüstet. Ob als USB- DAC, als Client für Internet-
dienste wie Spotify oder Tidal oder als Netzwerk- Player für ein lokales NAS – so schnell wird der Allrounder nicht passen. Und nicht zu vergessen: Ein CD- Laufwerk ist im ND8006 auch vorhanden. Die Bedienung klappt mit der beiliegenden Fernbedienung ganz gut, besser geht es allerdings, wenn man die HEOSApp benutzt. Damit gelingt auch die Einbindung des Players in das HEOS- MultiroomKonzept von Denon/ Marantz einfacher. Wo der Netzwerk- Player neue Wege im digitalen Bereich geht, bleibt der Vollverstärker im klassischen vollanalogen Leben: Digitale signalverarbeitende Komponenten sucht man bei ihm ver- geblich. Dennoch gibt’s auch hier Innovationen, etwa den motorischen Lautstärkeregeler, der ganz ähnlich im großen Bruder PM10 zu finden ist. Oder die verbesserte Phono-Vorstufe, die mit einer zweistufigen Verstärkung und einer aktiven und passiven RIAA- Entzerrung arbeitet. Sie ist für MM- Systeme ausgelegt und in Class- A-Topologie aufgebaut und soll deutlich weniger Verzerrungen erzeugen.
Die Kür im Hörtest
Wir starteten sanft mit akustischer Musik, die wir direkt von unserer AUDIONAS im Hörraum zuspielten. Die hervorragenden Aufnahmen aus den Stockfisch-Studios sind da stets eine gute Adresse. Unsere Wahl fiel auf Carrie Newcomer, deren leicht rauchige Stimme im Song „Geodes“emotional und warm durch den Hörraum floss. Das Picking der akustische Gitarre klang kristallklar, besonders die Flageoletts am Ende des Songs – nichts tönte spitz oder angestrengt. Das war schon einmal beeindruckend. Also einen Gang höher geschaltet und einen Klassiker von Michael Jackson aufgelegt: „Rock With
Digital trifft Analog
You“aus dem Jahr 1982. Unglaublich klar und sauber groovte der King of Pop im Hörraum. Die Snare im Intro klang so authentisch, dass wir das Drumset fast vor uns zu sehen meinten. Der kurze, aber spritzige Bläsersatz im Wendepunkt des Songs zauberte uns ein Lächeln ins Gesicht. Emotion pur! Wir wechselten von Pop auf Rock und griffen zum nächsten Klassiker. Von CD spielten wir „Brothers In Arms“von den Dire Straits zu, eine der ersten CDs, die komplett digital aufgenommen wurden. Mark Knopflers Meisterwerk hat auch heute noch viel zu bieten. Die Soundeffekte am Anfang verlangen einer HiFiKette einiges ab, damit sie nicht verwaschen klingen, besonders wenn Knopflers Gitarre dazu einsetzt. Die MarantzKombi konnte das. Das war Weltklasse-
Feindynamik! Jede noch so dahingehauchte Note der Gitarre bahnte sich geradlinig ihren Weg in unsere Gehörgänge. Zum Schluss drehten wir dann ordentlich auf – Elektronik war an der Reihe, „Doin’ It Right“von Daft Punk feat. Panda Bear. Der PM8006 lieferte hier stets den benötigten Druck, ohne bei den abgrundtiefen Bässen des Songs in die Knie zu gehen. Eindrucksvoll!