Rotel RCD 1572�
Hier kommt ein spannendes Paket zum verlockenden Preis: B&W kombiniert seine Edelbox 702 S2 mit Rotel-Elektronik und feinen Kabeln von Audioquest.
Natürlich wollen alle sparen, Deutschland ist ein Land der Schnäppchenjäger. Daher aufgemerkt: Hier kommt ein neues, zutiefst verlockendes Angebot. B&W schnürt ein Paket aus Lautsprechern, CD- Player, Verstärker und Edelkabeln. Wie kommt so ein Paket zustande? Ein mutiger Produktmanager sitzt an seinem Schreibtisch und denkt sich eine sinnige Kombination seiner Schätze aus. Bowers & Wilkins residiert im selben Haus wie Rotel, Kabelhersteller Audioquest agiert bei der Liaison als guter Freund. In Zahlen: Eine Kombi aus allen Komponenten würde 9275 Euro kosten – B&W macht daraus ein Bundle für 7496 Euro. Anders gerechnet: Die Kabel von Audioquest sind faktisch edle Zugabe. So gewinnt man neue Fans. Zudem zieht die Limitierung, der berühmte Satz „Solange der Vorrat reicht“. Wir haben uns die Schnäppchen- Kombi in den Hörraum bestellt. Statt vieler Worte: Hier klingt für erschwingliches Geld geradezu wunderbar viel Gegenwert. Wer dieses Angebot verpasst, der könnte schon bald in Tränen ausbrechen. Schauen wir uns also die Details an, beginnend bei der Quelle der Kombination – dem CD-Spieler Rotel RCD-1572. Der ist brandneu und ein stolzer Vertreter seiner Art – schließlich kommen heutzutage ja gar nicht mehr so viele neue CD- Player auf den Markt. Rotel selbst sieht ihn als „Höhepunkt nach mehr als drei Dekaden“. Wer ihm unter die Haube blickt, schaut auf einen ehrlichen, stringenten Aufbau. Links bietet ein größeres Netzteil die Spannung für Laufwerk und Digitalplatine an. Das Laufwerk selbst wirkt robust, die Lade besteht selbstredend aus Kunststoff, wirkt aber vertrauenserweckend. Spannender sind dann die kleinen Bauteile, beispielsweise ein Chip von Wolfson – ein Wandler, der die Datenausbeute auf 24 Bit und 192 Kilohertz hochrechnet.Als Einzelkomponente würde Rotel die
taktische Summe von 999 Euro für seinen RCD-1572 verlangen. In dieser Preisklasse darf man mit Zugaben rechnen, die Rotel auch liefert – zum Beispiel mit einem Ausgang im XLR- Format. Hier springt im Set- Gedanken wiederum Audioquest zur Seite, das dazu das feine XLR- Kabel Yukon liefert. Schließlich wartet auch auf der Gegenseite ein XLR- Eingang – am Vollverstärker Rotel RA-1592.
umfassender Musikaufbereiter
Das ist ein stattlicher Bolide, der immerhin 17 Kilo auf die Waage wuchtet. Er ist der ideale Sparringspartner: 200 Watt an 8 Ohm bringt er an seine Lautsprecherklemmen. Der Frequenzgang ist ebenso linear wie ultraweit: Er reicht von 10 Hertz bis hinauf zu 100 Kilohertz. Das kann natürlich kein CD- Player auslesen, ein HiRes- File aber schon. Also zeigt sich der Rotel RA-1592 als umfassender Musikaufbereiter – an Bord ist auch ein eigener Streaming-Wandler. Hier werden Files bis zu 32 Bit und 768 Kilohertz zu Musik. Das ist die Speerspitze der aktuellen Definitionen. Umgekehrt: Dieser Amp wird lange Jahre ein potenter Mitspieler auf dem Markt des Streamings sein. Fraglos beherrscht er auch die banalen Formate der Neuzeit wie Bluetooth. Also einfach den Rotel RA-1592 als Quelle auf seinem Smartphone anwählen und die persönliche Playlist genießen. Das klanglich hochwertige Bluetooth- Format aptX ist ebenfalls eine Option. Wer sich die Technik ansieht, der darf sich an einem stringenten Aufbau in doppeltem Mono freuen. Die Schaltung gehorcht den Spielregeln von Class A/ B, in der Mitte thront ein großer Trafo, links und rechts davon liegen die Kraftwerke mit Kühlrippen zu den Seiten. Das ist schön anzusehen und vorbildlich gemacht. Wer den RA-1592 allein kaufte, müsste 2500 Euro für ihn ausgeben. >>
Dann der geheime Held der Gesamtkombination: B&W lässt sich nicht lumpen und gruppiert die größte unter den Standboxen der 700er- S2- Linie hinzu, die 702 S2 (AUDIO 10/17). Wir haben bereits über diesen Ausnahmelautsprecher gejubelt; in ihm stecken viele Gene der überragenden 800er-Serie. Da gibt es einen ausgelagerten Hochtöner nach den Maßgaben des Carbon Dome, gleich darunter schwingt ein Mitteltöner aus dem Wundermaterial Continuum, welches das bei B&W nunmehr veraltete Kevlar abgelöst hat. Nach Modellierungstechniken am Computer hat B&W dazu die Tieftöner aus Aerofoil entwickelt – die Bassmembranen sind unterschiedlich dick, ideal geformt für eine definierte Festigkeit. So eine Schönheit kommt nicht alle Tage in unseren Hörraum. So spielt der Hochtöner aus Aluminium und Kohlenstoff präzise und absolut stressfrei. Dieser Lautsprecher allein gilt schon als Großtipp. B&W verlangt für ihn 2000 Euro pro Stück. Das ist weit mehr als angemessen. Offen gesagt: Die B&W-Strategen hätten an dieser Stelle aufhören können – doch es kommt einem Geniestreich gleich, dass sie den US- amerikanischen Kabelhersteller Audioquest mit ins Boot geholt haben. Wir haben bei unserem Test umfassend die Audioquest- Kabel gegen Normalo-Strippen ausgetauscht – das Klangergebnis sank um bis zu 20 Prozent. Also ein klares Votum für die Edel-Verkabelung, die allein mit 1776 Euro zu Buche schlagen würde. So gibt es neben den bereits genannten XLRKabeln auch Stromlieferanten, zweimal das NRG-X3. Schließlich kommt noch das Lautsprecherkabel Rocket 88 SBW mit doppelten 3 Metern hinzu.
Die 702 S2 ist das Herz der Leidenschaft
Das Rocket funktioniert perfekt in der B&W/ Rotel-Welt – am Verstärker wird ein Single- Signal abgezapft, das an den Lautsprechern für den Bi- Wiring- Anschluss gedoppelt wird. Abermals: Ein ganz großes Lob, dass die B&W-Strategen an die hochwertige Verkabelung gedacht haben. Das macht einen entscheidenden Anteil am Gesamtergebnis aus und bereitet Freude. Als ersten Testhappen vertrauten wir dem CD- Player die Gesamtaufnahme der Beethoven-Sinfonien unter George Szell an (Sony). Die Originale stammen aus den frühen 60er- Jahren, klingen aber wie gerade erst aufgenommen. Wer das Geld hat, ordert die Luxusversion auf SACD aus Japan. Doch auch die gewöhnliche CD hat ihre Momente.
Feine Dynamik
Szell und das Cleveland Orchestra agieren wie die Vorboten der OriginalklangBewegung. Hier wird Beethoven entschlackt und wunderbar dynamisch aufbereitet. Das steht auf einem Niveau mit der beinahe zeitgleich erschienenen Einspielung von Herbert von Karajan mit den Berliner Philharmonikern (Deutsche Grammophon). Was aber formte die Rotel/ B&W- Kette daraus? Ein Paradebeispiel der feinen Dynamik. Hier konnten selbst Nichtkenner erlauschen, wann die Geigen zu einem Auf- oder Abstrich ansetzten. Herrlich ertönten beispielsweise die markanten Tutti-Schläge, mit der die dritte Sinfonie eröffnet. Dann der saftige Klang der Celli. Die Rotel/B&W- Kombi offenbarte hier, was wir häufig sagen, was aber nur die wenigsten Leser in ihr Poesiealbum eintragen: Für eine überschaubare Summe bekommt man in der High- End-Welt fast 90 Prozent der möglichen Klangqualität. Darüber wird es dann fantastisch teuer.
Wir haben hier eine Kombination, die dieses Gesetz furios mit Leben füllt. Als Pop-Testmusik spielten wir das neue Album von Sting & Shaggy hinzu. Das ist lässig entspannte Musik mit starken Reggae-Anklängen. Die Rotel/B&WKombi verstand sich fast magisch auf diese Musik. Klasse, wie die Singstimmen vor den Membranen erschienen, dazu der Drive des Schlagzeugs. Das war höchste Analyse mit einer gehörigen Portion Spielfreude. Auch die Form und der Druck des Basses stimmten. So wünschen wir uns High- End- Kombinationen: Kein Detail geht unter und trotzdem bereitet die Ausbeute große Freude. Uns begegnet so eine Kombination äußerst selten. Die 702 S2 spielte ihre Meriten aus, die RotelElektronik schritt souverän zur Sache. Das war ein seltenes Zusammentreffen. Klasse, wie diese Partner harmonierten. Das rief nach mehr. Diesmal testeten wir unsere Erfahrungen an Edelpop. Ganz frisch hat A Perfect Circle seine neuste Scheibe „Eat The Elephant“aufgelegt (Klangtipp in AUDIO 5/18). Hier toben die Gitarren, die Singstimme steht klar vor der Boxenachse. Das Schlagzeug gibt dazu massiven Drive. „Talk, Talk“ist eine elegante Ballade. Manche Elektronik verschluckt sich an der komplexen Abmischung mit ihren Echos – diese Kombi blieb auf Kurs. Vor allem gefiel das Timing der Rotels, schnell und hochinformativ. Hier offenbarte sich die ganz große Zusammenkunft. Wir möchten eigentlich keinen Teil der Kombi herausheben, tun es aber doch: Die 702 S2 ist das Herz der Leidenschaft. Die Elektronik von Rotel versteht sich perfekt auf den standesgemäßen Antrieb und die Analyse. Der Preis ist heiß. Jeder, der zu spät kommt, wird bestraft.