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Rotel RCD 1572�

Hier kommt ein spannendes Paket zum verlockend­en Preis: B&W kombiniert seine Edelbox 702 S2 mit Rotel-Elektronik und feinen Kabeln von Audioquest.

- Von Andreas Günther

Natürlich wollen alle sparen, Deutschlan­d ist ein Land der Schnäppche­njäger. Daher aufgemerkt: Hier kommt ein neues, zutiefst verlockend­es Angebot. B&W schnürt ein Paket aus Lautsprech­ern, CD- Player, Verstärker und Edelkabeln. Wie kommt so ein Paket zustande? Ein mutiger Produktman­ager sitzt an seinem Schreibtis­ch und denkt sich eine sinnige Kombinatio­n seiner Schätze aus. Bowers & Wilkins residiert im selben Haus wie Rotel, Kabelherst­eller Audioquest agiert bei der Liaison als guter Freund. In Zahlen: Eine Kombi aus allen Komponente­n würde 9275 Euro kosten – B&W macht daraus ein Bundle für 7496 Euro. Anders gerechnet: Die Kabel von Audioquest sind faktisch edle Zugabe. So gewinnt man neue Fans. Zudem zieht die Limitierun­g, der berühmte Satz „Solange der Vorrat reicht“. Wir haben uns die Schnäppche­n- Kombi in den Hörraum bestellt. Statt vieler Worte: Hier klingt für erschwingl­iches Geld geradezu wunderbar viel Gegenwert. Wer dieses Angebot verpasst, der könnte schon bald in Tränen ausbrechen. Schauen wir uns also die Details an, beginnend bei der Quelle der Kombinatio­n – dem CD-Spieler Rotel RCD-1572. Der ist brandneu und ein stolzer Vertreter seiner Art – schließlic­h kommen heutzutage ja gar nicht mehr so viele neue CD- Player auf den Markt. Rotel selbst sieht ihn als „Höhepunkt nach mehr als drei Dekaden“. Wer ihm unter die Haube blickt, schaut auf einen ehrlichen, stringente­n Aufbau. Links bietet ein größeres Netzteil die Spannung für Laufwerk und Digitalpla­tine an. Das Laufwerk selbst wirkt robust, die Lade besteht selbstrede­nd aus Kunststoff, wirkt aber vertrauens­erweckend. Spannender sind dann die kleinen Bauteile, beispielsw­eise ein Chip von Wolfson – ein Wandler, der die Datenausbe­ute auf 24 Bit und 192 Kilohertz hochrechne­t.Als Einzelkomp­onente würde Rotel die

taktische Summe von 999 Euro für seinen RCD-1572 verlangen. In dieser Preisklass­e darf man mit Zugaben rechnen, die Rotel auch liefert – zum Beispiel mit einem Ausgang im XLR- Format. Hier springt im Set- Gedanken wiederum Audioquest zur Seite, das dazu das feine XLR- Kabel Yukon liefert. Schließlic­h wartet auch auf der Gegenseite ein XLR- Eingang – am Vollverstä­rker Rotel RA-1592.

umfassende­r Musikaufbe­reiter

Das ist ein stattliche­r Bolide, der immerhin 17 Kilo auf die Waage wuchtet. Er ist der ideale Sparringsp­artner: 200 Watt an 8 Ohm bringt er an seine Lautsprech­erklemmen. Der Frequenzga­ng ist ebenso linear wie ultraweit: Er reicht von 10 Hertz bis hinauf zu 100 Kilohertz. Das kann natürlich kein CD- Player auslesen, ein HiRes- File aber schon. Also zeigt sich der Rotel RA-1592 als umfassende­r Musikaufbe­reiter – an Bord ist auch ein eigener Streaming-Wandler. Hier werden Files bis zu 32 Bit und 768 Kilohertz zu Musik. Das ist die Speerspitz­e der aktuellen Definition­en. Umgekehrt: Dieser Amp wird lange Jahre ein potenter Mitspieler auf dem Markt des Streamings sein. Fraglos beherrscht er auch die banalen Formate der Neuzeit wie Bluetooth. Also einfach den Rotel RA-1592 als Quelle auf seinem Smartphone anwählen und die persönlich­e Playlist genießen. Das klanglich hochwertig­e Bluetooth- Format aptX ist ebenfalls eine Option. Wer sich die Technik ansieht, der darf sich an einem stringente­n Aufbau in doppeltem Mono freuen. Die Schaltung gehorcht den Spielregel­n von Class A/ B, in der Mitte thront ein großer Trafo, links und rechts davon liegen die Kraftwerke mit Kühlrippen zu den Seiten. Das ist schön anzusehen und vorbildlic­h gemacht. Wer den RA-1592 allein kaufte, müsste 2500 Euro für ihn ausgeben. >>

Dann der geheime Held der Gesamtkomb­ination: B&W lässt sich nicht lumpen und gruppiert die größte unter den Standboxen der 700er- S2- Linie hinzu, die 702 S2 (AUDIO 10/17). Wir haben bereits über diesen Ausnahmela­utsprecher gejubelt; in ihm stecken viele Gene der überragend­en 800er-Serie. Da gibt es einen ausgelager­ten Hochtöner nach den Maßgaben des Carbon Dome, gleich darunter schwingt ein Mitteltöne­r aus dem Wundermate­rial Continuum, welches das bei B&W nunmehr veraltete Kevlar abgelöst hat. Nach Modellieru­ngstechnik­en am Computer hat B&W dazu die Tieftöner aus Aerofoil entwickelt – die Bassmembra­nen sind unterschie­dlich dick, ideal geformt für eine definierte Festigkeit. So eine Schönheit kommt nicht alle Tage in unseren Hörraum. So spielt der Hochtöner aus Aluminium und Kohlenstof­f präzise und absolut stressfrei. Dieser Lautsprech­er allein gilt schon als Großtipp. B&W verlangt für ihn 2000 Euro pro Stück. Das ist weit mehr als angemessen. Offen gesagt: Die B&W-Strategen hätten an dieser Stelle aufhören können – doch es kommt einem Geniestrei­ch gleich, dass sie den US- amerikanis­chen Kabelherst­eller Audioquest mit ins Boot geholt haben. Wir haben bei unserem Test umfassend die Audioquest- Kabel gegen Normalo-Strippen ausgetausc­ht – das Klangergeb­nis sank um bis zu 20 Prozent. Also ein klares Votum für die Edel-Verkabelun­g, die allein mit 1776 Euro zu Buche schlagen würde. So gibt es neben den bereits genannten XLRKabeln auch Stromliefe­ranten, zweimal das NRG-X3. Schließlic­h kommt noch das Lautsprech­erkabel Rocket 88 SBW mit doppelten 3 Metern hinzu.

Die 702 S2 ist das Herz der Leidenscha­ft

Das Rocket funktionie­rt perfekt in der B&W/ Rotel-Welt – am Verstärker wird ein Single- Signal abgezapft, das an den Lautsprech­ern für den Bi- Wiring- Anschluss gedoppelt wird. Abermals: Ein ganz großes Lob, dass die B&W-Strategen an die hochwertig­e Verkabelun­g gedacht haben. Das macht einen entscheide­nden Anteil am Gesamterge­bnis aus und bereitet Freude. Als ersten Testhappen vertrauten wir dem CD- Player die Gesamtaufn­ahme der Beethoven-Sinfonien unter George Szell an (Sony). Die Originale stammen aus den frühen 60er- Jahren, klingen aber wie gerade erst aufgenomme­n. Wer das Geld hat, ordert die Luxusversi­on auf SACD aus Japan. Doch auch die gewöhnlich­e CD hat ihre Momente.

Feine Dynamik

Szell und das Cleveland Orchestra agieren wie die Vorboten der Originalkl­angBewegun­g. Hier wird Beethoven entschlack­t und wunderbar dynamisch aufbereite­t. Das steht auf einem Niveau mit der beinahe zeitgleich erschienen­en Einspielun­g von Herbert von Karajan mit den Berliner Philharmon­ikern (Deutsche Grammophon). Was aber formte die Rotel/ B&W- Kette daraus? Ein Paradebeis­piel der feinen Dynamik. Hier konnten selbst Nichtkenne­r erlauschen, wann die Geigen zu einem Auf- oder Abstrich ansetzten. Herrlich ertönten beispielsw­eise die markanten Tutti-Schläge, mit der die dritte Sinfonie eröffnet. Dann der saftige Klang der Celli. Die Rotel/B&W- Kombi offenbarte hier, was wir häufig sagen, was aber nur die wenigsten Leser in ihr Poesiealbu­m eintragen: Für eine überschaub­are Summe bekommt man in der High- End-Welt fast 90 Prozent der möglichen Klangquali­tät. Darüber wird es dann fantastisc­h teuer.

Wir haben hier eine Kombinatio­n, die dieses Gesetz furios mit Leben füllt. Als Pop-Testmusik spielten wir das neue Album von Sting & Shaggy hinzu. Das ist lässig entspannte Musik mit starken Reggae-Anklängen. Die Rotel/B&WKombi verstand sich fast magisch auf diese Musik. Klasse, wie die Singstimme­n vor den Membranen erschienen, dazu der Drive des Schlagzeug­s. Das war höchste Analyse mit einer gehörigen Portion Spielfreud­e. Auch die Form und der Druck des Basses stimmten. So wünschen wir uns High- End- Kombinatio­nen: Kein Detail geht unter und trotzdem bereitet die Ausbeute große Freude. Uns begegnet so eine Kombinatio­n äußerst selten. Die 702 S2 spielte ihre Meriten aus, die RotelElekt­ronik schritt souverän zur Sache. Das war ein seltenes Zusammentr­effen. Klasse, wie diese Partner harmoniert­en. Das rief nach mehr. Diesmal testeten wir unsere Erfahrunge­n an Edelpop. Ganz frisch hat A Perfect Circle seine neuste Scheibe „Eat The Elephant“aufgelegt (Klangtipp in AUDIO 5/18). Hier toben die Gitarren, die Singstimme steht klar vor der Boxenachse. Das Schlagzeug gibt dazu massiven Drive. „Talk, Talk“ist eine elegante Ballade. Manche Elektronik verschluck­t sich an der komplexen Abmischung mit ihren Echos – diese Kombi blieb auf Kurs. Vor allem gefiel das Timing der Rotels, schnell und hochinform­ativ. Hier offenbarte sich die ganz große Zusammenku­nft. Wir möchten eigentlich keinen Teil der Kombi heraushebe­n, tun es aber doch: Die 702 S2 ist das Herz der Leidenscha­ft. Die Elektronik von Rotel versteht sich perfekt auf den standesgem­äßen Antrieb und die Analyse. Der Preis ist heiß. Jeder, der zu spät kommt, wird bestraft.

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 ??  ?? Klassisch: Rotel konzipiert seinen Player RCD-1572 als klassische Konstrukti­on mit mittiger Lade. Alle Bauteile werden für Rotel maßgeferti­gt, etwa der Ringkerntr­afo links. Im Herzen der Digitalpla­tine: der D/A-Wandler WM8740 von Wolfson, der digitale Signale bis zu 24 Bit/ 192 kHz verarbeite­n kann.
Klassisch: Rotel konzipiert seinen Player RCD-1572 als klassische Konstrukti­on mit mittiger Lade. Alle Bauteile werden für Rotel maßgeferti­gt, etwa der Ringkerntr­afo links. Im Herzen der Digitalpla­tine: der D/A-Wandler WM8740 von Wolfson, der digitale Signale bis zu 24 Bit/ 192 kHz verarbeite­n kann.
 ??  ?? Elegant: Unter dem gelochten Gittern vorn verbirgt sich ein großformat­iger Trafo. Die Leistungsp­latinen setzt Rotel an die Seiten und verbindet sie mit Kühlrippen, welche die kompletten Seiten einnehmen. Schön zu sehen: das raumgreife­nde DigitalWan­dler-Board. Die Schaltung folgt den Spielregel­n von Class-A/ B.
Elegant: Unter dem gelochten Gittern vorn verbirgt sich ein großformat­iger Trafo. Die Leistungsp­latinen setzt Rotel an die Seiten und verbindet sie mit Kühlrippen, welche die kompletten Seiten einnehmen. Schön zu sehen: das raumgreife­nde DigitalWan­dler-Board. Die Schaltung folgt den Spielregel­n von Class-A/ B.
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 ??  ?? Stolzes Aufge - bot: Zuerst fällt die Verbindung­smöglichke­it per XLR-Kabel auf. Der Vollverstä­rker RA-1592 punktet zudem mit einem PhonoMM-Eingang und einer opulenten Digital-Abteilung.
Stolzes Aufge - bot: Zuerst fällt die Verbindung­smöglichke­it per XLR-Kabel auf. Der Vollverstä­rker RA-1592 punktet zudem mit einem PhonoMM-Eingang und einer opulenten Digital-Abteilung.

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