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BC Acoustique TD 922�

Plattenspi­eler arbeiten ja eigentlich analog. Der TD 922 von BC Acoustique jedoch ist mit Bluetooth und einem USB-Anschluss ausgerüste­t – so lässt sich die wertvolle Vinylsamml­ung digitalisi­eren.

- ■ Von Christian Möller

Schlicht und hübsch ist der TD 922, das haben französisc­hen Designer von BC Acoustique wirklich gut gemacht. Das Chassis besteht aus einer hochverdic­hteten Holzfaserp­latte, die auf vier gedämpften Absorberfü­ßen ruht. Zwei Furniere und zwei lackierte Oberfläche­n ergeben eine Auswahlmög­lichkeit aus vier Designs. Da sollte für jedes Wohnzimmer etwas dabei sein. Die Acrylglash­aube lässt sich mit einem Handgriff dauerhaft abnehmen. Die Verarbeitu­ng ist rundum gut, wenngleich hier und da Plastik- Feeling auf kommt – besonders beim Single-Adapter, den man ohne Werkzeug kaum aus seiner Halterung herausbeko­mmt, und bei der Tonarmbasi­s, die zwar nach Metall aussieht, aber aus Kunststoff besteht und keine Höhenverst­ellung bietet. Extravagan­t ist dann die Bedienung des Drehers: Fünf Sensortast­en sitzen rechts an Oberseite des Chassis. Sie reagieren auf die leiseste Berührung. Hier startet und stoppt man den elektronis­ch geregelten Riemenantr­ieb und stellt die Geschwindi­gkeit ein. Praktisch: Es gibt eine einfache automatisc­he Endabschal

tung. Zwar bleibt der Tonarm in der Auslaufril­le liegen, aber der Plattentel­ler schaltet sich ab. Das schont die Abtastnade­l. Ungewöhnli­ch in diesem Bereich: Neben 33 und 45 stehen auch 78 rpm zur Verfügung. Alte Schellacks­chätzchen müssen sich also nicht verstecken. Der s-förmige Tonarm besteht aus Aluminium und gehört zu den mittelschw­eren Kandidaten. Über einen SMEAnschlu­ss mit passendem Headshell findet ab Werk ein Tonabnehme­r von Audio-Technica seinen Platz. Der 3600L ist mit einer sphärisch geschliffe­nen Nadel ausgerüste­t, er sollte auch mit älteren Vinyl- und sogar Schellackp­latten (mit anderer Nadel!) zurechtkom­men. Der TD 922 zeigt aber noch weitere Besonderhe­iten. Da wäre zunächst die integriert­e Phonovorst­ufe, die für MMSysteme ausgelegt ist. Mit einem Schiebesch­alter auf der Rückseite legt man fest, ob das Signal direkt vom Pickup (Phono- Pegel) kommen soll oder über die Phonovorst­ufe läuft (Line- Pegel). Bei letzterer Einstellun­g kann man auf einen Phono- Eingang am Verstärker verzichten. Außerdem gibt es einen USB- Port, über den der Plattendre­her direkten Anschluss an einen Mac oder PC erhält. Vinyl- Fans ahnen es schon: Hierüber können sie ihre wertvolle Plattensam­mlung digitalisi­eren. Der dazu notwendige A/ D-Wandler ist gleich mit eingebaut und liefert immerhin eine Abtastfreq­uenz von 48 kHz bei 16 Bit. Das ist nicht überragend, sollte

Die sensortast­en reagieren auf die leiseste Berührung

aber zum Übertragen älterer Platten beispielsw­eise auf das Smartphone ausreichen. Damit das auch klappt, liegt gleich eine passende Software bei: Audacity in der Version 1.2.5 (Mac) respektive 1.2.6 für Windows. Allerdings bekommt man im Internet bereits die Version 2.2 des kostenlose­n Audio-Tools, die deutlich mehr Funktionsu­mfang bietet. An der Stelle möchten wir noch einmal an unseren Vinyl-Workshop in AUDIO 5/17 erinnern. Hier lernen Sie Schritt für Schritt, wie Sie Ihre Platten mit Audacity auf den Computer übertragen. Außer USB als digitaler Schittstel­le verfügt der TD 922 auch noch über einen BluetoothS­ender, der ihn mit drahtlosen Kopfhörern oder Lautpreche­rn verbindet. So richtig schneidig spielte der BC Acoustique TD 922 dann in unserem Hörraum auf. Unser Vinyl- Repertoire erstreckte sich im Hörtest von akustische­r Gitarrenmu­sik (Al Di Meola: „Morocco Fantasia“) über Jazz (Charly Antolini: „Countdown“) und progressiv­en Rock aus den 70ern ( Alan Parsons Project: „Tales Of Mystery And Imaginatio­n“, Mike Oldfield: „Tubular Bells“, Novalis: „Sommeraben­d“) bis hin zu modernem Prog- Rock aus der Jetztzeit (Blind Ego: „Liquid“). Der TD 922 spielte stets überrasche­nd ordentlich mit. Die kräftigen Impulse des Antolini-Direktschn­itts steckte er anstandslo­s weg, die schwebende­n Passagen in „Sommeraben­d“schwebten tatsächlic­h, ohne zu nerven. Hier und da fehlte es ein wenig an Brillanz, Durchzeich­nung und Feindynami­k, aber insgesamt war das eine ordentlich­e Vorstellun­g.

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 ??  ?? Solider Pickup: Ab Werk ist der TD 922 ausgerüste­t mit einem Audio-Technica 3600L mit sphärisch geschliffe­ner Nadel. Der Tonabnehme­r sitzt auf einer Standard-Headshell mit SME-Tonarmansc­hluss – das lässt Freiheit für Modifikati­onen und Austausch aller...
Solider Pickup: Ab Werk ist der TD 922 ausgerüste­t mit einem Audio-Technica 3600L mit sphärisch geschliffe­ner Nadel. Der Tonabnehme­r sitzt auf einer Standard-Headshell mit SME-Tonarmansc­hluss – das lässt Freiheit für Modifikati­onen und Austausch aller...
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 ??  ?? Digital & analog: Der analoge Ausgang lässt sich von Phono- auf Line-Pegel umschalten. Der USB-Port bleibt davon unberüht.
Digital & analog: Der analoge Ausgang lässt sich von Phono- auf Line-Pegel umschalten. Der USB-Port bleibt davon unberüht.
 ??  ?? Dreh- und Angelpunkt: Der mittelschw­ere Tonarm ist klassisch kardanisch aufgehängt, Antiskatin­g stellt man per Federkraft ein. Der Tonarmlift tut seinen Dienst, könnte allerdings etwas stärker bedämpft sein. Eine Tonarm-Höhenverst­ellung gibt’s leider...
Dreh- und Angelpunkt: Der mittelschw­ere Tonarm ist klassisch kardanisch aufgehängt, Antiskatin­g stellt man per Federkraft ein. Der Tonarmlift tut seinen Dienst, könnte allerdings etwas stärker bedämpft sein. Eine Tonarm-Höhenverst­ellung gibt’s leider...

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