BC Acoustique TD 922�
Plattenspieler arbeiten ja eigentlich analog. Der TD 922 von BC Acoustique jedoch ist mit Bluetooth und einem USB-Anschluss ausgerüstet – so lässt sich die wertvolle Vinylsammlung digitalisieren.
Schlicht und hübsch ist der TD 922, das haben französischen Designer von BC Acoustique wirklich gut gemacht. Das Chassis besteht aus einer hochverdichteten Holzfaserplatte, die auf vier gedämpften Absorberfüßen ruht. Zwei Furniere und zwei lackierte Oberflächen ergeben eine Auswahlmöglichkeit aus vier Designs. Da sollte für jedes Wohnzimmer etwas dabei sein. Die Acrylglashaube lässt sich mit einem Handgriff dauerhaft abnehmen. Die Verarbeitung ist rundum gut, wenngleich hier und da Plastik- Feeling auf kommt – besonders beim Single-Adapter, den man ohne Werkzeug kaum aus seiner Halterung herausbekommt, und bei der Tonarmbasis, die zwar nach Metall aussieht, aber aus Kunststoff besteht und keine Höhenverstellung bietet. Extravagant ist dann die Bedienung des Drehers: Fünf Sensortasten sitzen rechts an Oberseite des Chassis. Sie reagieren auf die leiseste Berührung. Hier startet und stoppt man den elektronisch geregelten Riemenantrieb und stellt die Geschwindigkeit ein. Praktisch: Es gibt eine einfache automatische Endabschal
tung. Zwar bleibt der Tonarm in der Auslaufrille liegen, aber der Plattenteller schaltet sich ab. Das schont die Abtastnadel. Ungewöhnlich in diesem Bereich: Neben 33 und 45 stehen auch 78 rpm zur Verfügung. Alte Schellackschätzchen müssen sich also nicht verstecken. Der s-förmige Tonarm besteht aus Aluminium und gehört zu den mittelschweren Kandidaten. Über einen SMEAnschluss mit passendem Headshell findet ab Werk ein Tonabnehmer von Audio-Technica seinen Platz. Der 3600L ist mit einer sphärisch geschliffenen Nadel ausgerüstet, er sollte auch mit älteren Vinyl- und sogar Schellackplatten (mit anderer Nadel!) zurechtkommen. Der TD 922 zeigt aber noch weitere Besonderheiten. Da wäre zunächst die integrierte Phonovorstufe, die für MMSysteme ausgelegt ist. Mit einem Schiebeschalter auf der Rückseite legt man fest, ob das Signal direkt vom Pickup (Phono- Pegel) kommen soll oder über die Phonovorstufe läuft (Line- Pegel). Bei letzterer Einstellung kann man auf einen Phono- Eingang am Verstärker verzichten. Außerdem gibt es einen USB- Port, über den der Plattendreher direkten Anschluss an einen Mac oder PC erhält. Vinyl- Fans ahnen es schon: Hierüber können sie ihre wertvolle Plattensammlung digitalisieren. Der dazu notwendige A/ D-Wandler ist gleich mit eingebaut und liefert immerhin eine Abtastfrequenz von 48 kHz bei 16 Bit. Das ist nicht überragend, sollte
Die sensortasten reagieren auf die leiseste Berührung
aber zum Übertragen älterer Platten beispielsweise auf das Smartphone ausreichen. Damit das auch klappt, liegt gleich eine passende Software bei: Audacity in der Version 1.2.5 (Mac) respektive 1.2.6 für Windows. Allerdings bekommt man im Internet bereits die Version 2.2 des kostenlosen Audio-Tools, die deutlich mehr Funktionsumfang bietet. An der Stelle möchten wir noch einmal an unseren Vinyl-Workshop in AUDIO 5/17 erinnern. Hier lernen Sie Schritt für Schritt, wie Sie Ihre Platten mit Audacity auf den Computer übertragen. Außer USB als digitaler Schittstelle verfügt der TD 922 auch noch über einen BluetoothSender, der ihn mit drahtlosen Kopfhörern oder Lautprechern verbindet. So richtig schneidig spielte der BC Acoustique TD 922 dann in unserem Hörraum auf. Unser Vinyl- Repertoire erstreckte sich im Hörtest von akustischer Gitarrenmusik (Al Di Meola: „Morocco Fantasia“) über Jazz (Charly Antolini: „Countdown“) und progressiven Rock aus den 70ern ( Alan Parsons Project: „Tales Of Mystery And Imagination“, Mike Oldfield: „Tubular Bells“, Novalis: „Sommerabend“) bis hin zu modernem Prog- Rock aus der Jetztzeit (Blind Ego: „Liquid“). Der TD 922 spielte stets überraschend ordentlich mit. Die kräftigen Impulse des Antolini-Direktschnitts steckte er anstandslos weg, die schwebenden Passagen in „Sommerabend“schwebten tatsächlich, ohne zu nerven. Hier und da fehlte es ein wenig an Brillanz, Durchzeichnung und Feindynamik, aber insgesamt war das eine ordentliche Vorstellung.