Neu auf Vinyl
SpringsteenCollection, Klangtipps: H. Hattler, Malia, Tom Arthurs Trio, Ronin
Columbia Legacy/ Sony (8 LPs und 2 EPs, stabiles Karton- Slipcase; 60- seitiges Booklet 25,5 x 30,5 cm)
Nach dem Superseller „Born In The USA“1984 brachte Bruce Springsteen als nächstes ein 5-LP/3-CD-Set mit LiveAufnahmen und veröffentlichte erst 1987 mit „Tunnel Of Love“einen StudioNachfolger. Die etwas melancholische Midtempo-Hymne „Tougher Than The Rest“(in einer Live-Version auf der ersten EP), das auch fürs heutige Mainstream-Radio genehme „Brillant Disguise“oder der großartige Titelsong ragen heraus. Mit dem hier auf zwei LPs umgeschnittenen Album eröffnet er die zweite Folge der „Abum Collection“. Volume 1 deckte die Jahre 1973 bis 1984 ab. Die neue Box für die Dekade 1987 bis 1996 kommt gleichfalls auf acht Longplayer, die hier noch zwei EPs mit vier beziehungsweise fünf Songs ergänzen. Nachdem Springsteen die E Street Band 1989 aufgelöst hatte, nahm er mit Studiogrößen wie Jeff Porcaro (dr), Randy Jackson (bg) und Roy Bittan (key) „Human Touch“auf, darunter den wunderbaren Titelsong. Weil er aber mit den Ergebnissen irgendwie nicht ganz zufrieden war, spielte der Sänger, Gitarrist, Bassist, Gelegenheits-Keyboarder und -Drummer „Lucky Town“weitgehend im Alleingang auf. Aus rätselhaften Gründen schrieben es einige Journalisten dem Folkrock zu, was angehörts etlicher knalliger Rocker purer Blödsinn war. Einzig textlich hatte Springsteen sich erstaunlich selbstkritisch auf sich selbst zurückgezogen. „Lucky“und „Human“kamen im Frühjahr 1992 parallel heraus, sodass Fans und Kritiker dem Barden die vermeintliche Nachahmung des Doppelstreichs „Use Your Illusion“von Guns N’ Roses verübelten. Sie verziehen ihm aber schnell, weil er mit dem Live-Album „In Concert MTV Plugged“den Modezug rein akustischer Konzerte ignorierte und elektrisch mit vielköpfiger Band aufspielte. Dass er auch solo und akustisch performen konnte, bewies er 1995 mit „The Ghost Of Tom Joad“nochmals im Studio. Der inzwischen 45-Jährige hatte den Roman „Früchte des Zorns“weitererzählt, hart in den Versen, radikal reduziert in der Musik. Bei Erscheinen eine mittelschwere Zumutung, in Nachhinein bärenstark. Kritik mag sich am sauber und bis auf wenige Ausnahmen knisterfrei laufenden Box-Set allenfalls am Zugaben-Programm entzünden. Statt der neun Songs hätte es auch eine Doppel-LP mit Raritäten und Non-Album-Tracks sein dürfen. Springsteen fing früh an, digital aufzunehmen, insofern führt die Angabe „all transferred from the analogue masters“auf dem Beiblatt aufs falsche Gleis. Master-Legende Bob Ludwig hat das Set gemeinsam mit dem Springsteen-Ingenieur Toby Scott überzeugend überarbeitet.