Acoustic Energy AE109 ........................
800 EURO
Weit, weit westlich von London liegt Cirencester. Während sich die meisten HighEnd- Firmen im Speckgürtel um die Landeshauptstadt etabliert haben, hat sich Acoustic Energy in diesem Ort in der Grafschaft Gloucestershire niedergelassen. Seit gut 30 Jahren zählt die Firma zur Weltspitze, ihre ersten Lautsprecher entwarf sie für die Tonstudios des Königreichs. Acoustic Energy weiß sehr genau, was Profis mögen und was Laien lieben sollten – zum Beispiel die 100erSerie. Hier wird Bestes aus der Reference-Serie verbaut und preiswert angeboten: Bei überschaubaren 800 Euro sind wir für zwei Standlautsprecher. Das sind keine Riesen, sondern wohnraum-taugliche Kompaktlinge, gerade einmal 80 cm hoch. Was dabei selbst unser Messlabor überraschte: der mögliche Maximalpegel ist mehr als anständig. Die Gesamtkonstruktion folgt den Spielregeln eines 2,5- Wege- Systems. Bedeutet: Das untere Tieftonchassis übt sich als Bassproduzent, während das obere, identische Chassis zugleich die Aufgaben des Mitteltons übernimmt. Bis zu 41 Hertz geht es in den Basskeller hinab, fast eine Überraschung angesichts der doch kompakten Bauform. Die klanglichen Vorzüge bringen zwei 10,2cm- Chassis mit einer beschichteten Papiermembran ein. Das sind keine Wunderwandler, aber sehr gute Klangproduzenten in diesem preislichen Umfeld.
PAPIER UND GEWEBE
Auch der Gewebehochtöner mit seinen 28 mm in der Diagonale gehört nicht zu den größten Zaubertaten der Brache. Er stellt aber die gehobene Edelklasse dar. Wir kennen die verwandten ChassisKombinationen von vielen anderen Lautsprechern und waren immer wieder überrascht, wie gut Papier und Gewebe harmonieren. Auch die Hülle gefällt. Acoustic Energy hat MDF- Planken von 18 mm verbandelt, was schön stabil und
im Walnuss- Finish außerdem ein richtiger Augenschmeichler ist. Schon bei den ersten Takten unserer Testmusik zeigte sich ein Lautsprecher, der über innere Harmonie und zudem über deutlichen Punch verfügte. Obwohl klein von Statur, entstand ein erstaunlich konturenstarker Bass. Wir hatten Wagners „Tannhäuser“aufgelegt, in einer Einspielung des Philharmonia Orchestras unter Giuseppe Sinopoli (Deutsche Grammophon). Placido Domingo gibt hier die Titelrolle und muss sich zwischen sexueller Verführung und katholischer Absolution durch allerlei Anfeindungen fechten. Das Klangbild ist weit gestaffelt, und im Finale der Akte wird es laut, wirklich sehr laut. Ein Unterklasse- Lautsprecher würde sich daran verschlucken, denn er müsste einerseits Feinimpulse und andererseits das große Orchestertosen abbilden. Die AE109 nahm diesen Spagat äußerst elegant. Die Geschlossenheit des Auftritts erfreute das Kollektiv der Redaktion.
Doch wir wissen: So ein Klangbild kann man durch allerlei Tricks erreichen. Hier bringt der Blick in die Messergebnisse die Wahrheit an den Tag. Andere Lautsprecher in dieser Preisklasse verlagern den Bass in in Höhe, zudem gibt es noch einen Kick in der Höhe. Keinen von dieses Tricks wendet Acoustic Energy an. Das ist annähernd linear und spricht deutlich für die Noblesse. Wie hält es die Acoustic Energy mit Pop? Wir haben die neue Scheibe von James Bay angespielt, „Electric Light“. Das ist äußerst informationsreich abgemischt, fast angedickt. Ein guter Lautsprecher muss zunächst Ordnung schaffen, eine klassisch audiophile Disziplin. Hier trennen sich die Showwandler von den Feingeistern. Die AE109 nahm den Weg der Analyse. Hier stimmten die Impulse, die Abbildung der Singstimme, die feinen Peaks des Schlagzeugs. Der Bass ging nicht ultratief, bewahrte aber die schöne Form. Der klangliche Gegenwert für die 800 Euro macht glücklich.
Hier stimmten die Impulse, die Abbildung der Singstimme