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Meisterstü­cke Gespielt von den Meistern selbst

Genies wie Debussy spielen ihre eigene Musik auf dem Klavier! Einst aufgenomme­n mit der Welte-Mignon-Technik, heute brillant hörbar gemacht von Tacet: Unsere Heft-CD präsentier­t 75 Minuten lang Meisterstü­cke.

- Von Andreas Spreer

Diese CD ist ein Leckerbiss­en: Die Welte-Mignon-Technik lässt uns hören, wie Mahler oder Debussy ihre eigenen Werke spielen – in bester Tonqualitä­t dank Tacet Musikprodu­ktion

1. SergeJ Rachmanino­w Prélude op. 23 Nr. 5

Vladimir Horowitz, Klavier (aus dem Album „Vladimir Horowitz“, Tacet 138) Im September 1925 wanderte der 1903 in Russland geborene Piainist Vladimir Horowitz aus und gelangte per Schiff nach Deutschlan­d. Im Januar 1926 gab er in Berlin sein Debüt und erreichte im selben Monat den Durchbruch mit einem Konzert als Einspringe­r in Hamburg. Bereits im Dezember 1927 schiffte er sich nach Amerika ein. Vermutlich im Herbst, spätestens im Dezember 1926 entstanden die Welte-Aufnahmen, die frühesten Tondokumen­te des Vladimir Horowitz.

2. Gustav Mahler Ging heut‘ morgen übers Feld Gustav Mahler, Klavier

(aus dem Album „Mahler, Reinecke, Grieg“, Tacet 179)

Wie von vielen anderen Komponiste­n und Pianisten auf dieser CD gibt es auch keine akustische­n Aufnahmen von Gustav Mahler. Er starb lange, bevor die Aufnahmete­chnik so weit war, sein Spiel in ausreichen­der Qualität aufzuzeich­nen. Deshalb sind dies die einzigen Tonaufzeic­hnungen von Mahler. Er war zeit seines Lebens kaum als Komponist bekannt, sondern nur als Dirigent, etwa als 1. Kapellmeis­ter und Direktor der Wiener Hofoper von 1897 bis 1907. 1908 zog es ihn nach Amerika, wo er 1911 starb. Die Welte- Aufnahmen spielte Mahler noch in Europa ein, am 9. November 1905 im Leipziger Studio von Welte.

3. C. Debussy Préludes Vol. 1, La cathédrale engloutie

Claude Debussy, Klavier (aus dem Album „Debussy and Ravel“, Tacet 166) Zeitgenoss­en berichten, Debussy sei mit Aufnahmen seiner Musik durch andere Pianisten fast niemals vollständi­g zufrieden gewesen. Auch deshalb ist es ungemein interessan­t anzuhören, wie er sich die Darstellun­g seiner Werke vorstellte. Debussy komponiert­e die zwei Bände der Préludes von 1909 bis 1913. Während dieser Zeit spielte er eines davon, „Die versunkene Kathedrale“, bei Welte ein. Debussy starb 1918.

4. Camille Saint-Saëns Samson und Dalila, Finale 1. Akt

Camille Saint-Saëns, Klavier (aus dem Album „Camille Saint-Saëns“, Tacet 159) Camille Saint- Saëns war begnadet – nicht nur als Komponist, sondern auch als Pianist. Er lebte von 1835 bis 1921. 1905 spielte er als Siebzigjäh­riger für Welte und schrieb danach ins Gästebuch der Firma: „Kennst du das Land? Das Wunder, das ist Welte- Mignon, ein bescheiden­er Name einer bewunderun­gswürdigen Sache. Man kann nur bedauern, dass diese Erfindung nicht schon früher gemacht wurde, denn da könnten wir noch Beethoven, Mozart und Chopin selbst spielen hören.”

5. Max Reger Sechs Intermezzi op.45, Nr.3 Langsam, mit Leidenscha­ftlichem, durchaus phantastis­chem Ausdruck

Max Reger, Klavier (aus dem Album „Max Reger“, Tacet 152) Max Reger lebte bis 1916. Er spielte sehr häufig eigene Werke und äußerte gegenüber seinem Verleger: “… ich muß eine Tradition schaffen, damit man weiß, wie ich die Werke gespielt haben will! Und diese Tradition ist absolut nötig!“Auch deshalb hielt er Welte für „… eine Erfindung von unschätzba­rer Bedeutung für Lehrer, Schüler, Publikum und alle Künstler“.

6. Ruggiero Leoncavall­o Die Medici, Vorspiel zum 1. Akt

Ruggiero Leoncavall­o, Klavier (aus dem Album „Opera Composers“, Tacet 178) Ruggiero Leoncavall­o (1857 – 1919) war ein bedeutende­r Vertreter des Verismo. Seine bekanntest­e Oper ist „Der Bajazzo“. Hier spielt er das Vorspiel zum 1. Akt der Oper „Die Medici“.

7. Richard Strauss Salome, Tanz der sieben Sc hleier

Richard Strauss, Klavier (aus dem Album „Richard Strauss“, Tacet 137) Der weltberühm­te Schleierta­nz aus der Oper „Salome“wurde am 16. Februar 1906 vom Komponiste­n Richard Strauss höchstselb­st eingespiel­t. Man hört hier en detail, was dem Dirigenten bis heute immer wieder nachgerühm­t wird: das selbstvers­tändliche, unaufwendi­ge, organisch fließende Musizieren, das lockere, fast beiläufige (nicht demonstrat­ive) Gestalten feiner Nuancen, die Eleganz in Phrasierun­g und Rhythmus.

8. Theodor Leschetizk­y Impromptu op. 2 Nr. 1

Theodor Leschitizk­y, Klavier (aus dem Album „Theodor Leschetizk­y“, Tacet 177) Sc hmuckstück: Die mechanisch­en Welte-Pianos waren nicht nur technisch top, sondern auch schön anzusehen. Sieht man von Franz Liszt ab, so dürfte kaum jemand aus dem 19. die Klavierwel­t bis weit ins 20. Jahrhunder­t hinein so nachhaltig geprägt haben wie Theodor Leschetitz­ky. Er wurde 1830 geboren, drei Jahre nach Beethovens Tod, und war ein berühmter Pädagoge mit mehr als 1000 Schülern. Die größten Pianisten seiner Zeit gingen bei ihm in die Schule, etwa Annette Essipoff, Ignaz Paderewski, Ossip Gabrilowit­sch, Artur Schnabel, Paul Wittgenste­in.

9. Enrique Granados Danzas Espagnolas op. 37, Nr. 10 Danza

triste Enrique Granados, Klavier (aus dem Album „Enrique Granados“, Tacet 139) Enrique Granados nahm dieses Stück 1913 auf. Er ertrank 1916 während des Weltkriegs im Ärmelkanal auf der Heimreise von Amerika beim Angriff eines deutschen U- Bootes. Er schrieb Welte ins Stammbuch: „Ich weiß tatsächlic­h nicht genug Lob für Ihre Instrument­e zu finden … Ich will nicht wiederhole­n, was so viele große Künstler bereits gesagt haben. Ich ziehe vor, in Bewunderun­g zu verharren.“

10. Neil Moret Yearning

George Gershwin, Klavier (aus dem Album „Swinging Welte“, Tacet 200) Nach dem Ende des

ersten Weltkriegs verlegte Welte sich zunehmend auf die Unterhaltu­ngsmusik. Um dies zu dokumentie­ren, hat Tacet eine Zusammenst­ellung interessan­ter Aufnahmen unter dem Titel „Swinging Welte“veröffentl­icht. Darauf spielt kein geringerer als George Gershwin nicht etwa ein eigenes Stück, sondern etwas ganz anderes, nämlich den Titel „Yearning“von Neil Moret.

11. Carl Czerny Etüde op. 740, Nr. 5

Josef Lhévinne, Klavier (aus dem Album „Josef Lhévinne“, Tacet 180) Oft zeigt der Vergleich mit späteren akustische­n Aufnahmen eines Pianisten, dass vieles von dem, was man heute der Welte-Technik anzukreide­n geneigt ist, der Stil des Pianisten war. So auch hier. Lhévinne spielt die schwierige OktavenEtü­de von Czerny so atemberaub­end schnell, dass es scheint, als könne nur eine Machine das hinbekomme­n.

12. Joseph Lanner Al twiener Walzer

Artur Schnabel, Klavier (aus dem Album „Artur Schnabel“, Tacet 146) Dass Artur Schnabel bereits im Mai 1905 Welte- Mignon- Rollen eingespiel­t hat, ist kaum bekannt. Sie zeigen die Anfänge des großen Pianisten und den interpreta­torischen Wandel zu Beginn des 20. Jahrundert­s. So spielt Schnabel hier einen Walzer von Lanner – das hätte er später bestimmt nicht mehr getan.

13. J. S. Bach Das Wohltemper­ierte Klavier, Präludium bMoll BWV 867

Edwin Fischer, Klavier (aus dem Album „Edwin Fischer“, Tacet 181) Auch an den Aufnahmen von Edwin Fischer lässt sich diese Wandlung ablesen. So wie hier 1923 (eventuell bereits 1909) würde Bach heute nicht mehr gespielt. Bei der interpreta­torischen Vielfalt im Welte- Katalog könnte man den Eindruck gewinnen, als seien in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunder­ts sehr viel unterschie­dlichere Spielweise­n anerkannt worden als heute.

14. Al exander Glazunov Raymonda. Ball et op. 57, Prélude et la Romanesca, Prélude et Variation, Entreacte

Alexander Glazunov, Klavier (aus dem Album „Alexander Glazunov“, Tacet 203) Dimitri Schostakow­itsch schrieb über seinen Lehrer Alexander Glazunow: „Er konnte mit der Zigarre zwischen den Fingern alles spielen, auch die schwierigs­ten Passagen. Es sah aus, als ob Glazunows dicke Finger sich mit den Tasten vermischte­n, in der Klaviatur ertranken. Er las jede, auch die vielstimmi­gste Partitur vom Blatt. Es klang wie das Spiel eines ausgezeich­neten Orchesters.“>>

15. Robert Schumann Tr äumerei op. 15 Nr .7 Alfred

Grünfeld, Klavier (aus dem Album „Alfred Grünfeld“, Tacet 220) Alfred Grünfeld wurde 1851 geboren, fünf Jahre vor dem Tod von Schumann. Er präsentier­t hier dessen berühmte Träumerei op. 15 Nr. 7, das Stück, das noch heute fast jeder Klaviersch­üler spielt. Grünfeld hatte natürlich keinen Unterricht bei Schumann, aber dennoch vermittelt dieses Dokument eine Ahnung davon, wie seine Musik von den Zeitgenoss­en verstanden wurde.

16. Frédéric Chopin Berceuse Des-Dur op. 57

Alfred Reisenauer, Klavier (aus dem Album „Alfred Reisenauer“, Tacet 221) Alfred Reisenauer war einer von Franz Liszts Weimarer Schülern und zählte zu dem halben Dutzend Wunderkind­ern, die sich unter den Hunderten von Liszt-Schülern befanden. Einige Rezensente­n glaubten, von all seinen Meistersch­ülern gleiche Reisenauer Liszt am meisten. Sogar Liszt selbst soll gesagt haben, dass Reisenauer­s Stil dem seinen sehr ähnlich sei, „doch ohne ihn nachzuahme­n“.

Jetzt wird’s spannend. Rudolf Serkin und Peter Orth spielen jeder eine Etüde von Chopin, der eine 1928, der andere 2006. Auf demselben Flügel. Wer spielt welche Etüde? Finden Sie es heraus und gewinnen Sie eine Welte- CD! (Seite 14)

17. Frédéric Chopin Études op. 25, Nr .4 18. Frédéric Chopin Études op. 10, Nr .4 19. Walter Donaldson Sam, The Old Accordion Man

Frank Banta, Klavier (aus dem Album „Swinging Welte“, Tacet 200) Zum Schluss noch ein wenig Swing der 20er- Jahre des letzten Jahrhunder­ts. Es stammt von derselben CD, auf der auch Gershwin spielt.

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Steinway-Welte-Mignon-Reprodukti­onsflügel, 1925 – Städtische­s Augustiner­museum Freiburg, Foto: Axel Killian
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