Phono-Vorst ufen
Ein Phono-Amp für MM und MC mit separatem Netzteil und wählbarer Verstärkung: Der Keces Ephono verspricht viel für 700 Euro.
Die Messe High End bot kürzlich wieder reichlich Preziosen für Wohlklangfreunde – nur kosten die auch preziöses Geld. Wir aber suchten auch leidenschaftlich nach Geräten, die viel Wert fürs Geld liefern, neudeutsch value for money. Und die noch den leichten Kick des Besonderen bieten, also aus der Masse gleichartiger Angebote herausragen. Beim bis dahin in dieser Hinsicht eher erfolglosen Herumstreifen zog Robert Ross vom nach ihm benannten Vertrieb für Audiophile Produkte den Schreiber beiseite und präsentierte zum hervorragenden Espresso auch ein neues Doppelgerät des taiwanesischen Herstellers Keces – eine Phono-Vorstufe mit ausgelagertem Netzteil für exakt 699 Euro. Zusammen.
Als Ross dann noch die Features angeführt hatte, entführte der Tester den Doppeldecker vom Fleck weg zum Test. Der Ephono/ Power könnte tatsächlich etwas sein für Vinyl- Fans mit hohen Ambitionen, aber niedrigem Kontostand. Tauglich für die Ausgangsspannungen von Moving- Magnet- wie Moving- CoilTonabnehmern (MM, MC) – dank schaltbarer Verstärkung auch noch für die lauten, normalstarken und leisen Vertreter ihrer Art. Die MM-Verstärkung lässt sich laut Datenblatt von 40 auf 46 dB verdoppeln oder auf 52 dB vervierfachen, die für MC von 60 auf 66 und 72 dB.
Das sind praxisgerechte Werte. Und wo winzige Signalspannungen im Zehntausendstel-Volt- Bereich um – im Falle von 72 dB – den Faktor 4000 gelupft werden, empfiehlt es sich eben, das Netzteil aufwendig zu schirmen – oder gleich auszulagern. Wie im Falle des Ephono Power, der die stramme Wechselspannung von 230 Volt (wahlweise 115) auf für den zarten Amp verwertbare 24 Volt Gleichspannung heruntertransformiert. Dazu nutzt er einen vergleichsweise feisten Ringkerntrafo, dem sechs Speicher- und Siebkondensatoren à 3300 Mikrofarad die nötige Kapazität verleihen.
Die mit ordentlichen Gleichrichtern einhergehende Stromversorgung gilt einem sauber strukturierten Vorvorverstärker, der mit bewährten Operationsverstärkern und passiver RIAA- Entzerrung sein Werk nach guter Väter Sitte verrichtet. Das aber bitte nicht direkt über oder unter dem Netzteil – trotz der so schön passenden 22 cm breiten, 4 mm starken Aluminiumgehäuse. Die bitte auseinandergestellt, so weit das Kabel reicht – und keinerlei Brummeinstreuung stört das bemerkenswert schlackefreie Spiel. Vor allem mit dem Tonabnehmer Benz Mikro ACE, der in seiner High- Output-
Variante hervorragend mit dem MM- Eingang in 52- dB- Lifting harmonierte, zeigte der Ephono, wie er gestrickt ist. Den offenen, transparenten und vor allem bei Stimmen schön direkten Klang bewahrte er über seinen MC-Eingang. Dass man den auch noch – in Maßen – an die Abschluss- Bedürfnisse unterschiedlicher Pickups anpassen kann: um so besser. Mit Prachtexemplaren wie dem Clearaudio Concept MC oder gar dem Stradivari – beide gepusht um 66 dB – legte der Ephono sogar noch um ein paar Frischegrade und Farbvaleurs zu. Viel versprochen, noch mehr gehalten.