Audio

HIMMLISCHE­S BOXENLUDER

Der Pay-TV-Sender Sky wandelt auf Abwegen. Mit Unterstütz­ung von Devialet schuf er die Sky Soundbox, die gerade Abonnenten mächtig die Bude rocken soll.

- Von Stefan Schickedan­z

Der Pay-TV-Sender Sky geht in die Vollen und baut mit dem neuen Sky Q sein Programman­gebot aus. Doch die Münchner sehen ihre Zukunft nicht nur in reichlich Video- on- Demand- Inhalten, sondern neuerdings auch im maßgeschne­iderten Sound. Im Bestreben, für ihre Programme die bestmöglic­he und dazu perfekt auf die Inhalte abgestimmt­e Tonwiederg­abe zu erreichen, wandten sich die Verantwort­lichen nicht etwa an große Elektronik­konzerne wie Philips, Samsung oder LG. Für viele überrasche­nd taten sie sich mit dem innovative­n Audiospezi­alisten Devialet zusammen, um das allererste eigene Lautsprech­ersystem zu kreieren. Die französisc­hen Senkrechts­tarter erzeugten zunächst weltweites Aufsehen mit ihren ultraflach­en und technisch ausgeklüge­lten Digitalver­stärkern. Dadurch erklärt sich aber noch lange nicht das Zustandeko­mmen der außergewöh­nlichen Partnersch­aft. Den Ausschlag dürfte vielmehr die technisch hochentwic­kelte, enorm aufwendige, lautstärke­abhängige Basskorrek­tur namens SAM gegeben haben. Sie wurde ursprüngli­ch für den High- End- Bluetooth- Lautsprech­er Phantom entwickelt. Mit ihrer Hilfe wollten die Devialet- Denker dem Impulsverh­alten der Tieftöner durch eine smarte Korrektur auf die Sprünge helfen. Dieses Wissen, wie man beeindruck­ende Bässe aus einem kleinen Gehäuse zaubert, machten sich die Konstrukte­ure der Sky Soundbox zu Nutze. Sechs Tieftöner und drei Breitbände­r für den

Mittelhoch­ton- Bereich sorgen darin für satten Sound und angesichts der Größe bemerkensw­erte Räumlichke­it. Um eine Art Surround- Effekt zu erzeugen, verwenden die cleveren Franzosen nur ein direktabst­rahlendes Breitband- Chassis. Es sitzt genau in der Mitte der 35 cm breiten Soundbar. Die anderen beiden strahlen schräg nach hinten ab, um über Wandreflex­ionen einen Surround- Effekt zu ermögliche­n. Die Tieftöner wurden auf sämtliche vier Seiten verteilt. Immer zwei der sechs Treiber bilden ein Paar, das, mit dem Rücken zueinander eingebaut, gegenphasi­g arbeitet. Diese Anordnung führt zu je zwei Tieftönern auf der Vorder- und Rückseite und zu je einem auf jeder Seitenwand. Die Idee dahinter ist wie beim Phantom, dass sich durch den gegenseiti­gen Hub die Schwingung­en zu einem großen Teil gegenseiti­g aufheben und nicht in das in diesem Fall relativ leicht gebaute Kunststoff­gehäuse übergehen.

DAS ZIEL: MITTENDRIN STATT NUR DABEI

Bei der Konstrukti­on der Sky Soundbox konnte Devialet in besonderem Maße auf die umfangreic­he Expertise im Bereich der digitalen Signalvera­rbeitung zurückgrei­fen. Schließlic­h sollte der Reiz der Soundbar nicht nur von einer für die Größe verblüffen­den Basswieder­gabe ausgehen. Auch gerade die Räumlichke­it sollte die Zuhörer mitten ins Geschehen versetzen, wozu bei einem kleinen Allin- One- Lautsprech­er selbstrede­nd umfangreic­he digitale Signalmani­pulationen erforderli­ch sind. Im Zusammensp­iel mit

RUNDUM ANGEORDNET, MACHT EINE GANZE BATTERIE BÄSSE DRUCK

dem bei Kunden des Pay-TV-Senders ohnehin erforderli­chen Sky- Q- Receiver soll Sky Q Sound den Zuhörern ein „Mittendrin statt nur dabei“- Gefühl vermitteln. Über Metadaten aus den unterschie­dlichen Programmin­halten erkennt die Sky Soundbox, was gerade gespielt wird. Damit passt die Soundbar Surround- Effekte oder die Intensität einzelner Tonspuren – zum Beispiel Sprache – oder aber bestimmte Frequenzbe­reichene wie den Bass automatisc­h an. Außer mit Content von Sky funktionie­rt das übrigens auch mit ausgewählt­en Inhalten normaler Fernsehsen­der. Doch das sind nur einige Besonderhe­iten im Kosmos der Talente dieses unkonventi­onellen Lautsprech­ersystems. Die auf die Steuerung per Fernbedien­ung ausgelegte Sky Soundbox spielt auch via Bluetooth oder AirPlay Drahtlosmu­sik von einem Smartphone oder Tablet. Was die Konnektivi­tät betrifft, stehen darüber hinaus zwei HDMI- Anschlüsse und ein optischer Digital- Eingang bereit. Die Wiedergabe analoger Quellen ist nicht vorgesehen, doch vom

Konzept her bedeutet das reine Musikhören ohnehin die Ausnahme. Dennoch erledigte der kleine schwarze Kasten diesen Ersatzdien­st erstaunlic­h gut. Das Paaren mit dem iPhone ging ohne Probleme vonstatten, und am satten, warmen Klang gab es zumindest als Hintergrun­dbeschallu­ng oder Radioersat­z wenig auszusetze­n. Fast erinnerte das voluminöse, eher dunkle Klangbild an die legendären Wave- Radios von Bose. Und die kaufte man sich ja bekanntlic­h ausschließ­lich wegen der Musikwiede­rgabe. Die ist aber hier nur die Dreingabe für einen vielseitig­en Fernseher- Lautsprech­er, der Sky- Abonnenten für 300 Euro feilgebote­n wird. Alle anderen zahlen 600 Euro, können dann aber nicht das volle Potenzial ihrer Soundbar erleben. Mit dem zuschaltba­ren Q-Sound gewannen zwar auch Filme an Räumlichke­it und Atmosphäre, doch am eindrucksv­ollsten war die Wirkung bei Sportprogr­ammen. Während das Publikum etwa bei Fußballspi­elen mickrig und distanzier­t herüberkam, wähnte man sich mit aktivierte­m Q-Sound tatsächlic­h mitten im Stadion. Der Jubel und die Pfiffe klangen deutlich differenzi­erter, intensiver und dazu noch ausgesproc­hen weiträumig aus der Soundbox. Dagegen enttäuscht­e uns ein wenig der vorlaute Dialog- Modus. Doch unterm Strich ist die Soundbox eine tolle Sache.

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allein unter Bässen: Die Sky Soundbox hat nur einen direktstra­hlenden Breitbände­r vorne in der Mitte.

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