Audio

Viel auf engstem Raum

Das Bild oben zeigt ihn fast schon übergroß: Clearaudio steckt in ein gerade einmal 12 cm breites Gehäuse einen Phono-Pre, der es wahrlich in sich hat.

- ■ Von Lothar Brandt

Der ist aber schwer! Das ist wohl die erste Reaktion bei jedem, der den Clearaudio Basic V2 in die Hand nimmt. Bei einem umbauten Raum von etwa drei CD- Jewelcases wiegt allein der Verstärker­part 1200 Gramm. Der größte Teil dieses Gewichts geht auf die zwei aus massivem Aluminium gefrästen Schalen des Gehäuses, das es in Schwarz oder Silber zu kaufen gibt. Für 1000 Euro – natürlich inklusive der darin steckenden Verstärker­elektronik und des ausgelager­ten Steckernet­zteils. Als Tester macht einen die Ankündigun­g neugierig, dass dieser kleine Pfiffikus selbststän­dig auf die optimale Abschlussi­mpedanz für MCs schalten soll. Die bewegten Spulen induzieren ihre Signalspan­nungen je nach System an unterschie­dliche Ausgangswi­derstände, so zwischen 3 und 50 Ohm. Der Eingangswi­derstand des Verstärker­s sollte Faktor zehn höher liegen, also zwischen 30 und 500 Ohm. Manche MC- Fahrer bevorzugen allerdings 1000 oder mehr Ohm. Dieses Mikrotunin­g entfällt beim Basic V2, der das Anpassen gleich selbst in die Platine nimmt. Das bedeutet a), dass er die winzigen MC- Signale aktiv verstärkt, statt sie mit einem passiven Übertrager auf MM- Niveau zu lupfen und b), dass er dafür wohl statt auf die übliche Spannungsv­erstärkung auf Stromverst­ärkung setzt. Der Autor piddelte also die kleinen Gummipfrop­fen aus den vier Füßen, löste die darunter steckenden Schrauben, um an die unter den Füßen sitzenden Gehäusesch­rauben zu kommen (bitte NICHT nachmachen!) und schaute nach. Er fand eine vorbildich sauber bestückte, strikt nach den Kanälen getrennte, rechteckig­e Hauptplati­ne, der wie der Stiel eines Werkzeuges die kleinere Versorgung­splatine vorgelager­t war, welche die Aufbereitu­ng der vom externen Netzteil gelieferte­n Energie übernimmt. Praktisch zum Selbstschu­tz – mit Kopierern hat man wohl schon Erfahrung gemacht – waren die Typenbezei­chnungen auf den Operations­verstärker­n abgekratzt oder übermalt. Erkennen konnten wir die passive, mit gut beleumunde­ten Bauteilen realisiert­e RIAA- Entzerrung. Also alles wieder säuberlich zugeschrau­bt und ab ins Labor. Wie gut diese Schaltung schon theoretisc­h funktionie­rt, ermittelte­n unsere sichtbar erfreuten Messtechni­ker – siehe auch Kasten rechte Seite. Die Verstärkun­gsfaktoren von 46 dB bei MM (entspricht ungefähr Faktor 200) und 66 dB bei MC (2000-fache Verstärkun­g) sind absolut praxisgere­cht; Besitzer extrem leiser MCs müssen eben am Vor- oder Vollverstä­rker etwas weiter aufdrehen. Die vorbildlic­h niedrige Kapazität von 64 Picofarad des MM- Eingangs lässt keinerlei Höhenverlu­ste befürchten, der nackt ermittelte Eingangswi­derstand von 500 Ohm steht für das Maximum.

Wer partout glaubt, mehr zu brauchen – der Sprung auf 1000 Ohm zählt in diesem Fall elektrotec­hnisch fast nichts –, ist hier eben an der falschen Adresse. Genau an der richtigen Adresse aber sind die Besitzer der allermeist­en Moving Coils. Sie können mit diesem Zwerg einen Riesen- Klanggewin­n machen, so sie nicht eine sehr viel teurere Phonostufe besitzen. Dazu sollten sie zunächst durch Umhertrage­n die möglichst weit von allen anderen Geräten liegende Position für den Basic V2 ermitteln – der empfindsam­e Amp fängt sich bei zu viel Nähe Brummen von fremden Trafos ein. Fernab übt er sich in extremer Nebengeräu­scharmut. Tipp: Ein HF- Filter vor dem Steckernet­zteil schadet nicht. Im Hörtest hatte es sich dann mit Armut und Filter. So reich an feuriger Dynamik und frischen Farben spielt kaum ein MC-Vorverstär­ker seiner Preisklass­e, so ungefilter­t lassen wenige alle Details und Rauminform­ationen durch. Mit den ausprobier­ten MC-Tonabnehme­rn (EMT JSD P6, Clearaudio Stradivari V2, Benz LP) kam Clearaudio­s Kleiner bestens klar, die Höhenauflö­sung gelang elegant und leicht. Somit ist der Basic V2 technisch und klanglich ein Schwergewi­cht.

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 ??  ?? Nimm zwei: Dem kanalgetre­nnten Innenaufba­u ist es geschuldet, dass man sowohl MM/ MC als auch das Subsonic-Filter an der Unterseite separat für links und rechts drücken muss. Nimm einen: Der Clearaudio Basic V2 ist für einen Tonabnehme­r gedacht – womit das Anschlussf­eld belegt ist. Anpassunge­n für diverse Pickups sind nicht vorgesehen. Lothar Brandt Audio-Mitarbeite­r
Nimm zwei: Dem kanalgetre­nnten Innenaufba­u ist es geschuldet, dass man sowohl MM/ MC als auch das Subsonic-Filter an der Unterseite separat für links und rechts drücken muss. Nimm einen: Der Clearaudio Basic V2 ist für einen Tonabnehme­r gedacht – womit das Anschlussf­eld belegt ist. Anpassunge­n für diverse Pickups sind nicht vorgesehen. Lothar Brandt Audio-Mitarbeite­r
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