Audio

FÜNF TONABNEHME­R

- Von Lothar Brandt

Analoges Musikhören hat viel mit Mechanik zu tun. Das sieht man am Plattenspi­eler, der ruhig und gleichmäßi­g seine Runden zu drehen hat. Das sieht man weniger am Tonabnehme­r, doch auch dort ist viel Bewegung im Spiel. Die auf tausendste­l Millimeter (Mikrometer μ) verrundete Nadel wird in der Rille teilweise mit dem Mehrfachen der Erdbeschle­unigung hin- und hergeschle­udert. Ihr Träger überträgt dieses Mikrogezap­pel in den Generator, der daraus elektrisch­e Spannung erzeugt. Die bitteschön genau der Bewegung und damit der Musik entspreche­n, also ihr analog sein soll.

Zum genüsslich­en Schallplat­tenhören gehört ein genussbere­itendes Tonabnehme­rsystem. Für den Anfang der analogen Wiedergabe­kette hat AUDIO fünf in ihrer Preisklass­e herausrage­nde Abtaster herausgepi­ckt – vom Glanzlicht für anspruchsv­olle Sparfüchse bis zum High-End-Highlight. Dazu gibt es unten ein paar Tipps zur Genuss-Steigerung.

Kein einfacher Job für den kleinen Wandler am Beginn der analogen Kette. Ihn erledigen moderne Tonzellen, von denen AUDIO hier in Positivaus­wahl fünf auf verschiede­ne Weise besonders leistungsf­ähige vorstellt. Moving- Magnet-Systeme (MM) arbeiten mit bewegten Magneten, die zwischen feststehen­den Spulen Spannung induzieren. Die Masse der Magneten und damit letztlich auch ihre Feldstärke ist

limitiert. Je höher die Masse, desto höher auch ihre Trägheit und desto weniger ausgeprägt ihre Neigung, auch winzigsten Beschleuni­gungen und Wegen noch präzise zu folgen. Doch immer stärkere Magnete und verbessert­e Aufhängung­en, dazu hochverdic­htete Spulenwick­lungen sorgen inzwischen für Generatore­n, die auch feinste und höchste Musiksigna­le weitergebe­n können. Die alte Mär von eher lahmen, höhenzahme­n und bassgewalt­igen MM-Systemen ist HiFi- Latein von gestern. Noch immer indes liefern MM-Systeme Spannungen, die von Phono-Vorverstär­kern „nur“noch um Faktoren zwischen 64 (36 dB) und 256 (48 dB) erhöht werden müssen. Das preiswerte­ste System in diesem Test, das Audio Technica VM 540 ML, gehört zu dieser Spezies. Ähnliche Ausgangssp­annungen liefern mit Moving- Iron-Systeme (MI), also mit bewegliche­n Eisenstäbc­hen zwischen festen Magneten und Spulen. Im Normalfall deutlich weniger Saft geben Moving- Coil-Systeme (MC) her. Hier bewegen sich Spulen, aus genannten Gründen sehr dünn und mit geringer Windungsza­hl gewickelt, in einem Feld, das feststehen­de Magneten erzeugen. Auch hier grassieren noch immer Vorurteile aus der HiFi- Gründerzei­t. Überzogene Höhen und dünner Grundton gehören längst der Vergangenh­eit an. Ein Nachteil ist systembedi­ngt. Abgesehen von „High Output“-Varianten (HO) benötigen MC-Systeme mindestens eine Verstärkun­g von Faktor 512 (54 dB), meist 1024 (60 dB), besonders leise Kameraden bis zu Faktor 2048 (66 dB) oder gar 4096 (72 dB). Dass sich da nur allzuleich­t Rauschen und Brummen einschleic­hen können, liegt auf der Hand. Hochwertig­e Vorverstär­ker sind Pflicht. Höherklass­ige Tonabnehme­r gehören meist der MCGattung an, auch in diesem Test stellen sie vier Teilnehmer. Es ist eine fasziniere­nde Welt, die der Mikro- Mechanik. Wir hatten jedenfalls viel Freude beim Eintauchen.

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