FÜNF TONABNEHMER
Analoges Musikhören hat viel mit Mechanik zu tun. Das sieht man am Plattenspieler, der ruhig und gleichmäßig seine Runden zu drehen hat. Das sieht man weniger am Tonabnehmer, doch auch dort ist viel Bewegung im Spiel. Die auf tausendstel Millimeter (Mikrometer μ) verrundete Nadel wird in der Rille teilweise mit dem Mehrfachen der Erdbeschleunigung hin- und hergeschleudert. Ihr Träger überträgt dieses Mikrogezappel in den Generator, der daraus elektrische Spannung erzeugt. Die bitteschön genau der Bewegung und damit der Musik entsprechen, also ihr analog sein soll.
Zum genüsslichen Schallplattenhören gehört ein genussbereitendes Tonabnehmersystem. Für den Anfang der analogen Wiedergabekette hat AUDIO fünf in ihrer Preisklasse herausragende Abtaster herausgepickt – vom Glanzlicht für anspruchsvolle Sparfüchse bis zum High-End-Highlight. Dazu gibt es unten ein paar Tipps zur Genuss-Steigerung.
Kein einfacher Job für den kleinen Wandler am Beginn der analogen Kette. Ihn erledigen moderne Tonzellen, von denen AUDIO hier in Positivauswahl fünf auf verschiedene Weise besonders leistungsfähige vorstellt. Moving- Magnet-Systeme (MM) arbeiten mit bewegten Magneten, die zwischen feststehenden Spulen Spannung induzieren. Die Masse der Magneten und damit letztlich auch ihre Feldstärke ist
limitiert. Je höher die Masse, desto höher auch ihre Trägheit und desto weniger ausgeprägt ihre Neigung, auch winzigsten Beschleunigungen und Wegen noch präzise zu folgen. Doch immer stärkere Magnete und verbesserte Aufhängungen, dazu hochverdichtete Spulenwicklungen sorgen inzwischen für Generatoren, die auch feinste und höchste Musiksignale weitergeben können. Die alte Mär von eher lahmen, höhenzahmen und bassgewaltigen MM-Systemen ist HiFi- Latein von gestern. Noch immer indes liefern MM-Systeme Spannungen, die von Phono-Vorverstärkern „nur“noch um Faktoren zwischen 64 (36 dB) und 256 (48 dB) erhöht werden müssen. Das preiswerteste System in diesem Test, das Audio Technica VM 540 ML, gehört zu dieser Spezies. Ähnliche Ausgangsspannungen liefern mit Moving- Iron-Systeme (MI), also mit beweglichen Eisenstäbchen zwischen festen Magneten und Spulen. Im Normalfall deutlich weniger Saft geben Moving- Coil-Systeme (MC) her. Hier bewegen sich Spulen, aus genannten Gründen sehr dünn und mit geringer Windungszahl gewickelt, in einem Feld, das feststehende Magneten erzeugen. Auch hier grassieren noch immer Vorurteile aus der HiFi- Gründerzeit. Überzogene Höhen und dünner Grundton gehören längst der Vergangenheit an. Ein Nachteil ist systembedingt. Abgesehen von „High Output“-Varianten (HO) benötigen MC-Systeme mindestens eine Verstärkung von Faktor 512 (54 dB), meist 1024 (60 dB), besonders leise Kameraden bis zu Faktor 2048 (66 dB) oder gar 4096 (72 dB). Dass sich da nur allzuleicht Rauschen und Brummen einschleichen können, liegt auf der Hand. Hochwertige Vorverstärker sind Pflicht. Höherklassige Tonabnehmer gehören meist der MCGattung an, auch in diesem Test stellen sie vier Teilnehmer. Es ist eine faszinierende Welt, die der Mikro- Mechanik. Wir hatten jedenfalls viel Freude beim Eintauchen.