test primare i15 prisma
Primare hat für die gesamte Prisma-Serie die „Lizenz zum Tönen“von Google bekommen. Sprich: Chromecast ist im I15 integriert. Das ergibt fast unbegrenzte Möglichkeiten im digitalen Streaming-Universum.
Lange haben wir auf ihn gewartet, nun ist der schwedische Allrounder da – Google Chromecast inklusive
Darf ich mich vorstellen? Prisma! Primare Prisma! Das wären wohl die Worte des I15, wenn er in einem James- Bond- Film die Hauptrolle spielen dürfte. Optisch kommt der Schwede jedenfalls schon mal schlicht und eloquent daher. Das „SchubladenDesign“, bei dem die Front etwa einen Zentimeter weit aus dem Gehäuse herausragt, gibt dem All-in- One- Amp nicht nur einen außergewöhnlichen Look, es ist auch signaltechnisch vorteilhaft, denn das große OLED- Display gewinnt dadurch zusätzlichen Abstand zu den sig- nalführenden Komponenten im Innern. Die Folge: weniger hochfrequente Einstreuungen. Und das Dispaly hat es wirlich in sich: Es löst sehr hoch auf, und die wichtigsten Informationen stellt es so groß dar, dass man sie auch aus „SofaEntfernung“noch gut ablesen kann. Im Inneren setzt sich der gute Eindruck fort. Primare baut hier auf eine kräftige Class- D- Endstufe, die in Form eines steckbaren Hypex- Moduls vorliegt. Zusammen mit einer speziellen, ultraschnellen Spannungsversorgung nennt Primare die Technologie UFPD (Ultra Fast Power Device). Sie soll in sämtlichen Lebenslagen kontrolliert die richtige Leistung zur Verfügung stellen, was sich besonders auf das Impulsverhalten auswirken soll. Auch an Anschlüssen sparen die Schweden nicht: An der Rückseite drängeln sich gleich vier optische (einer davon als 3,5- mm- Klinkenbuchse) und ein koxialer digitaler Eingang. Auch analoge Quellen verkraftet der I15, sie lassen sich über ein paar Cinch- Buchen einspeisen. Recht praktisch ist die Autosense- Funktion, die feststellt, welche Quelle gerade
spielt und den Eingang umschaltet. Wir vermissen nur einen Phono- Eingang und einen Kopfhörerausgang. Stattdessen gibt es USB. Jeweils als Typ- A für USBMassenspeicher und als Typ- B, mit dem man den Amp als DAC an einen Mac oder PC anschließt. So richtig spannend wird es allerdings erst mit dem integrierten Streaming- Modul, weswegen der I15 vom Hersteller den Namenszusatz „Prisma“bekommen hat. Digitale Streaming- Geräte haben ihre Tücken, wie jeder weiß, der schon einmal versucht hat, einen Streamer ins Heimnetz zu integrieren. Das dem I15 beiliegende Beiblatt zur Schnelleinrichtung geht nur auf die Verbindung zur Google- Home- App ein. Im Test klappte der Connect zu unserem Verlagsnetz auf Anhieb, was wahrlich nicht selbstverständlich ist. Als Steuerung entschieden wir uns für unser iPad Mini. Die GoogleHome-App fand den I15 prompt; mittels der Internetradio- App Tune- In dauerte es insgesamt weniger als zehn Minuten, bis die ersten Takte aus dem Primare erklangen. Das Streaming läuft über Chromecast direkt aus dem Netz zum I15, das heißt, man kann die App auf dem iPad beenden oder das Tablet/ Smartphone komplett aus dem Netz nehmen – der Stream läuft weiter! Das funktioniert mit Apple AirPlay, das ebenfalls unterstützt wird, prinzipbedingt nicht. Hier streamt immer das Apple- Gerät zum I15. Sollte diese Verbindung abreißen, vielleicht weil man mit dem iPad das
Haus verlässt, stoppt der Stream. Dafür hat AirPlay den Vorteil, dass alle Apps, die Töne ausgeben, beispielsweise auch Apples „Music“- App, auf den I15 unter dem in der Google- Home-App vergebenen Gerätenamen zugreifen können. Die Lautstärke steuert man dabei wie gewohnt mit den Tasten am iPad. Das ist schon sehr praktisch. Auch spielt der I15 direkt von Netzwerkspeichern (NAS) im Heimnetz ab. Klasse, dass die App in jeder Lage eine Suchfunktion bereitstellt. Man kann ein NAS als Quelle fest in der App speichern und es so mit einem Tap erreichen, ohne sich immer neu durch die ganze Ordnerhierarchie wühlen zu müssen. Neben der Bedienung per App kann man den I15 auch „normal“per Infrarotfernbedienung steuern. Das ist zum beispiel dann angeraten, wenn man extern angeschlossene Geräte wie den CDPlayer DD15 betreiben möchte (siehe Seite 49). Clever: Es lässt sich zwischen CD und Amp umschalten, sodass man letzlich nur eine Fernbedienung benötigt. Im Test dauerte es allerdings eine gewise Zeit, bis wir die Umschaltprozedur verstanden hatten. Das könnte man etwas intuitiver gestalten. Wir starteten mit dem Streaming- Modul und spielten das Album „Liquid“von Blind Ego vom NAS zu. Die aufwendig produzierte Progressive- Metal- Scheibe brachte den Hörraum förmlich zum Beben. Der I15 langte gleich kraftvoll zu. Als Abhörer nahmen wir die Sonus Faber Sonetto III (siehe Seite 30). Diese Kombination verstand sich auf Anhieb. Es war eine wahrer Genuss, beim Song „Blackened“der ausdrucksstarke Stimme von Gastsänger Arno Menses zu lauschen, der hauptamtlich bei den Kollegen von Subsignal am Mikro steht. Wir wechselten auf den DD15 und legten Silje Nergaards „For You A Thousand Times“ein. Der Refrain trieb uns fast die Tränen in die Augen. Die schmelzige Stimme der Norwegerin haben wir sel-
Dynamische Feinheiten wie ein trockener martini
ten so gefühlvoll mit Tiefgang und innigster Detailfülle gehört. Als der Chor dann gegen Ende des Songs aufmachte, war Gänsehaut- Feeling angesagt! Zum Schluss musste noch der obligatorische Klassiker hier. Diesmal hatten wir Lust auf Pink Floyds „Dark Side of The Moon“. Nach der beeindruckenden Vorstellung mit Blind Ego und Silje Nergaard überzeugte die Kette auch hier. Da durften wir auch mal richtig Gas geben. Niemals wurde der I15 anstrengend; dynamische Feinheiten, zum Beispiel die Triebwerksgeräusche in „On The Run“, die bei vielen Ketten gerne mal verwaschen klingen oder ganz untergehen, bildete der I15 grandios ab. Viel besser geht das nicht mehr! Der I15 hat eben die „Lizenz zum Tönen“.