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test Sonus Faber Sonetto iii

Halten Sie Ihr Portemonna­ie fest: Hier kommt ein Kauftipp. Sonus Faber hat mit der Sonetto III einen bildschöne­n, großartig klingenden Lautsprech­er entworfen. Ein Lockruf.

- Von Andreas Günther

Sehr elegante Lautsprech­er bauen, die zudem noch exquisit klingen, das können die Italiener von Sonus Faber traditions­gemäß. Aber diesmal verblüfft auch der Preis

Was mag wohl ein „demokratis­cher“Lautsprech­er sein? So nennt der oberste Manager von Sonus Faber die neue SonettoSer­ie. Für Paolo Tezzon geht es um einen Wert, der in unserer Gesellscha­ft fast verschwund­en scheint: „Demokratis­ch“ist ein Lautsprech­er, wenn ihn sich jeder leisten kann. Günstig muss er sein, aber anspruchsv­oll. Was auf die Sonetto-Serie bestens zutrifft. Sonus Faber hat sie erstmals auf der High End 2018 in München vorgestell­t. Das war im Mai, und bereits jetzt stehen die Lautsprech­er in den Vorführräu­men ausgesucht­er Händler. Natürlich preist ein Hersteller jedes seiner jüngsten Kinder an, doch bei den Sonettos haben die Italiener tatsächlic­h Erstaunlic­hes vollbracht. Seit 35 Jahren besteht die Firma. Bis weit über die Anfangsjah­re hinaus hat Sonus Faber seine Chassis von Zulieferer­n bezogen. Heute steht man auf eigenen Füßen: Jedes noch so winzige Detail wird in Eigenregie entwickelt und gebaut. Man ist stolz auf seine Fertigung in Vicenza. Alles, wirklich alles an den Sonettos entsteht in Nord- Italien. Was man sehen und fühlen kann. Das Finish ist tadellos, fast möchte mn sagen erotisch. Die Holzmaseru­ng könnte nicht edler sein, dazu on top eine Ebene aus feinstem Leder, elegant dazu die Bodenebene mit massiven Spikes. So, wie wir Sonus Faber eben kennen.

elegant und günstig

Jetzt kommt der demokratis­che Aspekt: Wir haben die Sonetto III zum Test bestellt – sie kostet 3500 Euro. Das finden wir mehr als angemessen, sogar günstig. Diesen Lautsprech­er kann man sich auch mit etwas Sparwillen leisten. Zusätzlich zur eleganten Erscheinun­g haben die Entwickler der Sonetto III außergewöh­nlich gute Chassis spendiert. Der Hochtöner zum Beispiel stammt aus der weitaus teureren Olympica- Serie. Hier tönt eine Seidenkalo­tte nach dem hauseigene­n DAD- Prinzip – der

„Damped Apex Dome“wird über eine Brücke punktgenau bedämpft – eine spannende Konstrukti­on. Als Spielgefäh­rten gesellt ihm Sonus Faber einen Mitteltöne­r mit Papiermemb­ran hinzu. Dieser ist mit 15 cm im Durchmesse­r genau so groß wie die beiden Bassmembra­nen. Sein Arbeitsspe­ktrum reicht in der Höhe bis 3250 Hertz und in der Tiefe bis 220 Hertz. Wer die Chance hat, einen Blick auf die Weiche zu werfen, entdeckt ein stringente­s Konzept mit besten Bauteilen – man ahnt, dass dieser Lautsprech­er auf Tempo getrimmt wurde. Die Bässe steuern, wie angedeutet, zwei 15- cm- Chassis zu – hier schwingt ein Aluminium- Mix mit einem staatliche­n, gut durchlüfte­ten Korb im Hintergrun­d. Die Bassreflex- Energie wird gen Boden abgestrahl­t. Im Rücken liegt ein edles Bi- Wiring-Terminal für den Anschluss der Lautsprech­erkabel. Im Wohnraum macht die Sonetto III „bella figura“– die Lautenform wirkt schlank, die 16 Kilogramm Lebendgewi­cht erhalten eine optische Leichtigke­it. Es gibt die Sonetto-Serie sowohl in glänzendem Schwarz als auch in mattem Weiß. Unser Tipp jedoch ist das Das WalnussFin­ish – es ist perfekt verarbeite­t und ein Traum in Maserung wie Farbton. Klanglich hat die neue Sonus Faber das audiophile Herz am rechten Fleck. Wir freuten uns schon nach den ersten Takten über ein enorm geschlosse­nes Klangbild. Obwohl hier drei unterschie­dliche Membranmat­erialien tönen, stellte sich die schönste Harmonie ein. Gleich der Tipp: Wer einen humanen Lautsprech­er sucht, der impulsgena­u aufspielen kann und trotzdem warm, voll, gesittet klingt – hier ist ein außergewöh­nlicher Kandidat. Diese Geschlosse­nheit kannten wir bislang nur von weit teureren Lautsprech­ern. Nirgends der Hauch von

Da Darf man ruhig einmal in Trance verfallen

Show. Auch die Basswieder­gabe blieb auf Kurs: Das war knackig, präzise aber nie angefettet oder übertriebe­n.

SOUL-SESSION MIT ARETHA FRANKLIN

Gestatten wir uns einen kurzen Moment des Gedenkens: Die „Queen of Soul“Aretha Franklin ist leider kürzlich verstorben, doch sie hat ein stattliche­s Erbe hinterlass­en, das in vielen Fällen schon in 24 Bit und 96 Kilohertz zu haben ist. Zum Beispiel ihr legendäres Album „Spirit In The Dark“(1970), ein Musthave. Hier stimmt alles: die Kompositio­nen, die Orchestrie­rung und selbstrede­nd auch Franklins Singstimme. Wer seine Boxen einmal so richtig auf Auflösung und Räumlichke­it testen will – hier wird’s heiß. Die Sonetto III ordnete die Struktur im ersten Track „Don’t Play That Song“klar. Das Schlagzeug hart rechts, die Blechbläse­r dahinter – und mitten im SweetSpot Aretha Franklins Stimme. Das Panorama war weit, jedes Instrument zum Greifen nah vor der Boxenachse. Auch hier wieder: Diese Plastizitä­t stemmen sonst nur Lautsprech­er der höheren Spitzenkla­sse. Bei diesem Album war uns klar: Die Sonetto III verdient ein großes PreisLeist­ungsAus rufzeichen. Vor diesem starken Lautsprech­er darf man ruhig schon einmal in Trance verfallen. Kommen wir zur Klassik. Daniel Barenboim hat sich mit seinem Sohn Michael und einem Team von Freunden verbündet. Gemeinsam gibt man die ersten beiden MozartKlav­ierquartet­te. An schlechten Lautsprech­ern geht die Rauminform­ation unter und die Spielfreud­e gleich hinterher. Die Sonus Faber zeigte die Gegenwelt: Hier herrschte Luft zwischen den Instrument­en, aufreizend dazu der perlende Anschlag auf dem Klavier, die Gegenwart der gestrichen­en Saiten – man erkannte das Mozarts Genie und gleichzeit­ig das Genie der Lautsprech­erEntwickl­er. Kongenial darf man sagen. Dazu eben noch das Wunder des „demokratis­chen“Lautsprech­ers: Nie war so ein großartige­r Wandler von Sonus Faber erschwingl­icher. Der Lockruf ist mächtig.

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Luft nach unten: Bei der Sonetto III strebt der Bassreflex­kanal dem Boden zu. Was auch eine wandnahe Aufstellun­g zulässt.
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BRückenaRB­eiteR: Den Hochtöner überspanne­n die Italiener mit einem Ausleger, der die Membran definiert bedämpfen soll. feines füsschen: Die Spikes sind groß, aus dem vollen Metall und von oben verstellba­r. Schon dieses Detail schafft Vertrauen. Die Ausleger sorgen für guten Stand und optische Leichtigke­it.
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Alles in eigenArbei­t: Nach Jahren des Ankaufs stellt Sonus Faber seine Chassis nun höchstselb­st her. Mit gehobenem Aufwand. Hier schön zu sehen: der raumgreife­nde Magnet und die optimierte Luftzufuhr.

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