Aktiv mit Anspruch
Nubert liebt den Crossover: Gibt es hausintern einen guten Amp, dann wird er mit guten Membranen kombiniert. Die kleine Aktivbox X-3000 schwingt sich zu großartiger Klangfülle auf.
Wir haben nicht den Hauch eines Problems damit, uns vorzustellen, dass eine Standbox mit einem Aktivmodul im Rücken versorgt wird. Doch ein Kompaktlautsprecher von gerade einmal sechs Kilogramm? Was soll der Winzling mit einem aktiven Antrieb? Falsch gedacht. Es geht hier um weit mehr. Nubert hat seine Nupro X- 3000 für ein ganz anderes Gebiet entworfen. Hier geht es um den multiplen Einsatz. Der schmucke Zweiwegler kann als Stereo- Duo genutzt werden, zudem aber auch als Rearspeaker im Surround- Gemenge oder – noch besser – als Klangproduzent auf dem Schreibtisch. Alle Optionen sind offen. Tatsächlich ist der X- 3000 der kleinste Lautsprecher der
XSerie. 1170 Euro ruft Nubert für das Pärchen auf. Das ist eine nicht zu kleine Summe für einen Direktvermarkter. Hier springt der Gedanke an High End an. Es soll in den Klanghimmel hinaufgehen. Tatsächlich haben wir uns zuerst über das weite Einsatzgebiet gefreut. Die X- 3000 ist kaum größer als ein DIN- A4Blatt – damit findet sie überall Platz – von der Studentenbude bis eben zum Schreibtisch.
die Klingt in jedem Umfeld
Wo ist sie am besten aufgehoben? Unser Test hat uns zu der Überzeugung geführt: In jedem Umfeld spielt dieser Lautsprecher höchst human und ansprechend auf. Fast ein Wunder: Die Box überzeugt im Nahfeld ebenso wie in der klassischen Wohnzimmer-Sofa-Situation. Ohne Frage hat Nubert hier Wichtiges vollbracht. Wie denken die Ingenieure? Zuerst fällt auf, dass die Kühlrippen im Rücken täuschen. Hier walten keine klassischwarmen Transistor- Endstufen, statt ihrer hat Nubert einen digitalen Amp verbaut. Der stellt vollaktiv immerhin 220 Watt zur Verfügung – mancher Vollverstärker sieht dagegen mau aus. Das Eingangssignal wird einer DSP-Weiche überantwortet, alles weitere geschieht auf digitaler Ebene. Der Nutzer kann in einem Pool von Optionen schwimmen. Natürlich lassen sich Bässe und Höhen anheben, das Konzept führt aber auch hinein in die Welt eines Fünf- Band- Equalizers. Hört sich komplex an, ist aber per Fingertipp zu steuern – Nubert liefert die X- 3000 mit einer passgenauen App für das Smartphone aus. Die Steuerung könnte einfacher nicht sein, bis hin zu einer Loudness- Funktion, die geringe Abhörpegel behutsam ausgleicht. Wenn man möchte. Die X- 3000 funktioniert auch strikt linear. Bei unseren Messungen fiel jedoch auf, dass Nubert die unteren Bässe leicht angehoben hat. Dieser Lautsprecher soll auch in der Tiefe Druck verbreiten. Unser Höreindruck bestätigte dies: Das war für diese kompakte Bauweise erstaunlich kraftvoll. Doch schauen wir weiter auf die Grund- konstruktion. Da fällt auf, dass Nubert bei den Eingängen fast eine Orgie veranstaltet. Ein Cinch- und ein Digitaleingang würde den meisten Konkurrenten genügen, doch Nubert weidet sich regelrecht in den digitalen Optionen. Es finden sich zwei optische Eingänge und zwei CinchZugänge, dann noch ein USB- Port und die Option eines HDMI-Adapters. Meine Güte – wozu dieser Aufmarsch, garniert mit einem Stereo- Cinch- Eingang und sogar einer Version per XLR? Hier will Nubert in der ersten Liga spielen. Dieser Lautsprecher würde jedes kleine bis mittlere Aufnahmestudio schmücken. Ober anders formuliert: Ich bin ein knauseriger Student, höre gern Musik von meinem Notebook, spiele dazu Gitarre und zeichne meine Songs auf – dann ist die Nupro X- 3000 ein ganz heißer Kandidat. Der Digitalstream kann bis 24 Bit und 192 Kilohertz aufgelöst werden, was dem gegenwärtigen Standard entspricht. Noch die Kür obenauf: Ich bin ein Handy- Junkie und möchte meine Playlists hören – die X- 3000 verfügt auch über einen kabellosen Zugang per Bluetooth, und zwar nach dem hochwertigen aptX- Protokoll. Ein Klick für die Verbindung, ein weiterer Klick für den Play- Befehl – und schon flutet die Musik den Raum. Nur ein wenig weitergedacht: Was, wenn irgendwann neue Standards im Markt nach Updates rufen? Dann ist Nubert fast schon selbstredend darauf vorbereitet: Über den USB-Slot kann der Musikfreund ServiceSoftware zufüttern. Was aber alles noch nicht unsere Basisfrage beantwortet: Wo ist das ideale Spielfeld der Nubert Nupro X- 3000? Für uns ist es klar: Dieser Lautsprecher gehört auf den Schreibtisch oder in kleinen Räume ins Nahfeld. Das war höchst verführerisch. Wir freuten uns über eine immense Vielfalt – ein Fest der Impulse und der Informationen. >>
Eine Orgie an Eingängen
Die x-3000 ist beinahe ein Studiomonitor
Als erste Testmusik streamten wir eine legendäre Aufnahme der Decca zu. Ganz frisch ist das Remastering von Wagners „Tannhäuser“erschienen, glücklicherweise in 24 Bit und 96 Kilohertz. Die Originalbänder stammen aus den frühen 70er- Jahren. Die Decca-Toningenieure haben damals wie heute eine Heldentat vollbracht. Das neue Mastering kommt vollständig ohne Rauschen aus und klingt wie gestern aufgenommen, die Sängerbesetzung könnte besser kaum sein. Georg Solti leitet dazu die blendend aufgelegten Wiener Philharmoniker. Die X- 3000 zeigte sich bei dieser Musik als perfekter Studiomonitor – jedes noch so winzige Detail bedachte sie mit Aufmerksamkeit. Die Ouvertüre beginnt mit einem leisen Choral der Holzbläser, gleich danach heben die Streicher zu großer Wucht an. Die kleine Nubert- Box zeichnete diese Steigerung ebenso sinn- lich wie analytisch nach. Weit war dabei die Abbildung des Aufnahmeraums, hier stimmte wahrhaft alles: die Ortung, die Natürlichkeit. Im Blindtest hätten wir diese Schubkraft einem deutlich größeren Lautsprecher zugeordnet. Hält auch der Bass mit? Um das herauszufinden, wählten wir als Markstein „Egypt Station“das neue Album von Paul McCartney. Der Meister gibt sich hier alles andere als altersweise – er tischt feinsten Pop auf, mit Drive und in einer anspruchsvollen Abmischung. Klare Sache, dass Klangfans den Download in 24 Bit/ 96 Kilohertz wählen. Grandios sind nicht nur die Gesangsmelodien, Macca spielt auch seine typischen komplexen Bassfiguren. Die Nubert folgte diesen Läufen mit konturenstarker Analyse. Erneut bekamen wir den Eindruck einer viel größeren Box. Unser Messlabor hatte eine Anhebung um 90 Hertz festgestellt, die sich jedoch im Hörraum versendete. Das war weder angedickt noch künstlich gepusht, wie überhaupt der Trend zur Linearität überzeugte. Wer den Preis hinterfragen will, der sollte überlegen, was ein großartiger Amp plus DSP kosten würde.