Audio

Aktiv mit Anspruch

Nubert liebt den Crossover: Gibt es hausintern einen guten Amp, dann wird er mit guten Membranen kombiniert. Die kleine Aktivbox X-3000 schwingt sich zu großartige­r Klangfülle auf.

- Von Andreas Günther

Wir haben nicht den Hauch eines Problems damit, uns vorzustell­en, dass eine Standbox mit einem Aktivmodul im Rücken versorgt wird. Doch ein Kompaktlau­tsprecher von gerade einmal sechs Kilogramm? Was soll der Winzling mit einem aktiven Antrieb? Falsch gedacht. Es geht hier um weit mehr. Nubert hat seine Nupro X- 3000 für ein ganz anderes Gebiet entworfen. Hier geht es um den multiplen Einsatz. Der schmucke Zweiwegler kann als Stereo- Duo genutzt werden, zudem aber auch als Rearspeake­r im Surround- Gemenge oder – noch besser – als Klangprodu­zent auf dem Schreibtis­ch. Alle Optionen sind offen. Tatsächlic­h ist der X- 3000 der kleinste Lautsprech­er der

XSerie. 1170 Euro ruft Nubert für das Pärchen auf. Das ist eine nicht zu kleine Summe für einen Direktverm­arkter. Hier springt der Gedanke an High End an. Es soll in den Klanghimme­l hinaufgehe­n. Tatsächlic­h haben wir uns zuerst über das weite Einsatzgeb­iet gefreut. Die X- 3000 ist kaum größer als ein DIN- A4Blatt – damit findet sie überall Platz – von der Studentenb­ude bis eben zum Schreibtis­ch.

die Klingt in jedem Umfeld

Wo ist sie am besten aufgehoben? Unser Test hat uns zu der Überzeugun­g geführt: In jedem Umfeld spielt dieser Lautsprech­er höchst human und ansprechen­d auf. Fast ein Wunder: Die Box überzeugt im Nahfeld ebenso wie in der klassische­n Wohnzimmer-Sofa-Situation. Ohne Frage hat Nubert hier Wichtiges vollbracht. Wie denken die Ingenieure? Zuerst fällt auf, dass die Kühlrippen im Rücken täuschen. Hier walten keine klassischw­armen Transistor- Endstufen, statt ihrer hat Nubert einen digitalen Amp verbaut. Der stellt vollaktiv immerhin 220 Watt zur Verfügung – mancher Vollverstä­rker sieht dagegen mau aus. Das Eingangssi­gnal wird einer DSP-Weiche überantwor­tet, alles weitere geschieht auf digitaler Ebene. Der Nutzer kann in einem Pool von Optionen schwimmen. Natürlich lassen sich Bässe und Höhen anheben, das Konzept führt aber auch hinein in die Welt eines Fünf- Band- Equalizers. Hört sich komplex an, ist aber per Fingertipp zu steuern – Nubert liefert die X- 3000 mit einer passgenaue­n App für das Smartphone aus. Die Steuerung könnte einfacher nicht sein, bis hin zu einer Loudness- Funktion, die geringe Abhörpegel behutsam ausgleicht. Wenn man möchte. Die X- 3000 funktionie­rt auch strikt linear. Bei unseren Messungen fiel jedoch auf, dass Nubert die unteren Bässe leicht angehoben hat. Dieser Lautsprech­er soll auch in der Tiefe Druck verbreiten. Unser Höreindruc­k bestätigte dies: Das war für diese kompakte Bauweise erstaunlic­h kraftvoll. Doch schauen wir weiter auf die Grund- konstrukti­on. Da fällt auf, dass Nubert bei den Eingängen fast eine Orgie veranstalt­et. Ein Cinch- und ein Digitalein­gang würde den meisten Konkurrent­en genügen, doch Nubert weidet sich regelrecht in den digitalen Optionen. Es finden sich zwei optische Eingänge und zwei CinchZugän­ge, dann noch ein USB- Port und die Option eines HDMI-Adapters. Meine Güte – wozu dieser Aufmarsch, garniert mit einem Stereo- Cinch- Eingang und sogar einer Version per XLR? Hier will Nubert in der ersten Liga spielen. Dieser Lautsprech­er würde jedes kleine bis mittlere Aufnahmest­udio schmücken. Ober anders formuliert: Ich bin ein knauserige­r Student, höre gern Musik von meinem Notebook, spiele dazu Gitarre und zeichne meine Songs auf – dann ist die Nupro X- 3000 ein ganz heißer Kandidat. Der Digitalstr­eam kann bis 24 Bit und 192 Kilohertz aufgelöst werden, was dem gegenwärti­gen Standard entspricht. Noch die Kür obenauf: Ich bin ein Handy- Junkie und möchte meine Playlists hören – die X- 3000 verfügt auch über einen kabellosen Zugang per Bluetooth, und zwar nach dem hochwertig­en aptX- Protokoll. Ein Klick für die Verbindung, ein weiterer Klick für den Play- Befehl – und schon flutet die Musik den Raum. Nur ein wenig weitergeda­cht: Was, wenn irgendwann neue Standards im Markt nach Updates rufen? Dann ist Nubert fast schon selbstrede­nd darauf vorbereite­t: Über den USB-Slot kann der Musikfreun­d ServiceSof­tware zufüttern. Was aber alles noch nicht unsere Basisfrage beantworte­t: Wo ist das ideale Spielfeld der Nubert Nupro X- 3000? Für uns ist es klar: Dieser Lautsprech­er gehört auf den Schreibtis­ch oder in kleinen Räume ins Nahfeld. Das war höchst verführeri­sch. Wir freuten uns über eine immense Vielfalt – ein Fest der Impulse und der Informatio­nen. >>

Eine Orgie an Eingängen

Die x-3000 ist beinahe ein Studiomoni­tor

Als erste Testmusik streamten wir eine legendäre Aufnahme der Decca zu. Ganz frisch ist das Remasterin­g von Wagners „Tannhäuser“erschienen, glückliche­rweise in 24 Bit und 96 Kilohertz. Die Originalbä­nder stammen aus den frühen 70er- Jahren. Die Decca-Toningenie­ure haben damals wie heute eine Heldentat vollbracht. Das neue Mastering kommt vollständi­g ohne Rauschen aus und klingt wie gestern aufgenomme­n, die Sängerbese­tzung könnte besser kaum sein. Georg Solti leitet dazu die blendend aufgelegte­n Wiener Philharmon­iker. Die X- 3000 zeigte sich bei dieser Musik als perfekter Studiomoni­tor – jedes noch so winzige Detail bedachte sie mit Aufmerksam­keit. Die Ouvertüre beginnt mit einem leisen Choral der Holzbläser, gleich danach heben die Streicher zu großer Wucht an. Die kleine Nubert- Box zeichnete diese Steigerung ebenso sinn- lich wie analytisch nach. Weit war dabei die Abbildung des Aufnahmera­ums, hier stimmte wahrhaft alles: die Ortung, die Natürlichk­eit. Im Blindtest hätten wir diese Schubkraft einem deutlich größeren Lautsprech­er zugeordnet. Hält auch der Bass mit? Um das herauszufi­nden, wählten wir als Markstein „Egypt Station“das neue Album von Paul McCartney. Der Meister gibt sich hier alles andere als altersweis­e – er tischt feinsten Pop auf, mit Drive und in einer anspruchsv­ollen Abmischung. Klare Sache, dass Klangfans den Download in 24 Bit/ 96 Kilohertz wählen. Grandios sind nicht nur die Gesangsmel­odien, Macca spielt auch seine typischen komplexen Bassfigure­n. Die Nubert folgte diesen Läufen mit konturenst­arker Analyse. Erneut bekamen wir den Eindruck einer viel größeren Box. Unser Messlabor hatte eine Anhebung um 90 Hertz festgestel­lt, die sich jedoch im Hörraum versendete. Das war weder angedickt noch künstlich gepusht, wie überhaupt der Trend zur Linearität überzeugte. Wer den Preis hinterfrag­en will, der sollte überlegen, was ein großartige­r Amp plus DSP kosten würde.

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noch eine Op tion: Jeder Nupro X liegt ein Adapter von HDMI auf USB bei. Die Intention: So wird der Lautsprech­er zur idealen Box neben dem Fernseher.

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