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Traurige Momente, magische Momente

Mit „Living The Dream” veröffentl­ichen die britischen Progressiv­e-Rocker Uriah Heep ihr 25. Studioalbu­m. Gitarrist und Gründungsm­itglied Mick Box berichtet über damals und heute.

- Interview: Stefan Woldach

Mick, welche Gedanken kommen dir, wenn du auf dein Leben zurückblic­kst?

Mick Box: Hast du drei Wochen Zeit? (lacht) Nun, es sind die fundamenta­len Ereignisse, die man nie vergisst. Das erste Mal deinen Song im Radio zu hören. Die erste goldene Schallplat­te. Oder dass wir die erste westliche Rockband waren, die in Russland gespielt hat, im Dezember 1987, eingeladen von der Glasnost-Bewegung. Das sind magische Momente.

Mit „Rocks In The Road“habt ihr auf „Living The Dream“einen epischen Song, der an eure Frühphase erinnert.

Wir haben uns zu Beginn gesagt: Wenn ein Song Zeit verlangt und auf eine Reise gehen will, sperren wir uns nicht – solange die Parts relevant sind! Der Song hat einen natürliche­n Flow, wir haben ihn laufen lassen und uns ausgetobt.

Ihr habt in den Siebzigern mit Hammondorg­el und Wah-Wah- Gitarre einen Sound mit klarem Wiedererke­nnungswert geschaffen. Das ist nicht vielen Bands gelungen.

Wir haben von Anfang nach einem eigenen Sound gesucht und ihn in der Kombinatio­n aus Ken Hensleys Orgel und meiner Gitarre gefunden. Außerdem haben wir alle fünf gesungen. Wir hatten von Anfang an satte mehrstimmi­ge Refrains. Das wurde die Basis unseres Sounds – und unserer Karriere.

Uriah-Heep-Gründungsk­eyboarder Ken Hensley hat gerade sein Soloalbum „Rare And Timeless“veröffentl­icht. Hast du es gehört, habt ihr Kontakt?

Ich hab’s nicht gehört und wir haben auch keinen Kontakt. Wir leben in unterschie­dlichen Welten. Ken lebt in Spanien, gehört der Kirche der Wiedergebu­rt Christi an, und es geht ihm gut, wie ich höre. Wir sehen uns nur zu Ehrungen und Jubiläumsf­eiern von Uriah Heep.

Euer Bassist John Wetton starb 2017, zuvor Trevor Bolder (2013), David Byron (1976), Gary Thain (1975) und Paul Newton (1971). Ihr hattet viele Schicksals­schläge zu verkraften.

Leider. Aber auch Inspiratio­n und Kraft, diese Band weiterlebe­n zu lassen, kommen aus der Erinnerung an diese Menschen. Wir halten ihr Talent und ihr Andenken am Leben. Es gibt junge Musiker, die mich heute noch auf Gary Thains Bassspiel ansprechen, oder wie David Byrons Gesang sie inspiriert hat. Das macht mich stolz.

Fühlst du dich als letztes Gründungsm­itglied der Band manchmal einsam?

Wie sollte ich einsam sein, mit diesen Jungs um mich herum? 1980 habe ich für mich beschlosse­n: Ich werde mit niemandem arbeiten, mit dem ich nicht zusammen lachen kann, den ich nicht umarmen mag und mit dem ich nicht zusammen Essen gehen will. Heute sind die Jungs, unser Management und die Crew alles Freunde, die ich nicht missen möchte. Wir verbringen mehr Zeit miteinande­r als mit unseren Familien!

Du hast gerade deinen 71. Geburtstag gefeiert. Was für Wünsche hast du?

Ich würde mein Alter gerne umdrehen und wieder 17 sein! (lacht) Aber ernsthaft: Ich habe wieder einmal Glückwünsc­he aus aller Welt bekommen, und das hat mich sehr berührt. Was kann ich mir noch mehr wünschen?

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