Freiräume
AUDIO-Mitarbeiter Winfried Dulisch hört Blockflöten-Punk, jüdisch-orthodoxen Rap-Gesang und andere Gemütsbeweger
Blockflöte, Akustikgitarre und Kontrabass ergeben Wildes Holz. Die drei Unplugged- Punker machen „Ungehobelt“viel „Smoke On The Water“und rocken den Falco„Amadeus“schwindelig. Das Trio klingt beim Synthie- Oldie „Popcorn“auch ohne Mischpult-Schnickschnack viel überzeugender nach Elektronik- Musik als das Original. Victoria Hanna mischt orientalisch anmutende Hip- Hop- Beats und hebräisch gesungene Bibel-Zitatfetzen. Die Rap-Virtuosin aus Jerusalem wühlt einen mit kindlicher Schwatzhaftigkeit und melodischer Sprunghaftigkeit auf. In der zweiten Hälfte ihres Debüts nimmt sich die Dancefloor-taugliche Musik immer weiter zurück und schafft Raum für meditatives Nachlauschen. Stefan Sterzinger perfektioniert mit „Keuschheit und Demut in Zeiten der Cholera“die Stilmittel eines jeden Wiener Sängers – verlogener Schmäh sowie ein grundehrliches, für Nicht-Wiener zum Glück unverständliches Granteln. Hellwach tagträumend spielt Sterzinger sein Akkordeon und monologisiert dazu mit Texten, die von der Gitarre und dem Kontrabass zu einer zartbittersüßen Melange verquirlt werden. Neben den vielen CDs, die 2018 Nelson Mandelas 100. Geburtstag feierten, klingt „Freedom“ziemlich glaubwürdig. Allein „Biko“wirkt fehlinterpretiert, denn der Soweto Gospel Choir singt Peter Gabriels Nachruf auf den Anti- Apartheid-Aktivisten Steve Biko ohne Wut und Schmerz. Oder ist das Absicht? Vor allem in den A- cappella-Songs verblüffen die Stimmen mit virtuos erzeugtem Zusammenklang.