LIVE ACT 408
Die Live Act 408 ist in jeder Hinsicht ein außergewöhnlicher Lautsprecher. Das betrifft die Verarbeitung, die Optik, das Konzept und nicht zuletzt auch den Klang
Neulich im Hörraum der AUDIO: Dieter Molitor, Chef der Live Act Audio GmbH in Sonthofen und meine Wenigkeit saßen zusammen im Hörraum und lauschten gemeinsam der Live Act Audio 408. Als Dieter mich nach meinem ersten Höreindruck fragte, antwortete ich, dass dieser Lausprecher ideal für viele Musikfans sei, die sich nichts sehnlicher wünschten, als dass Musik zu Hause genauso klingen solle wie live. Der Name Live Act Audio drückt das ja schon aus.
Mark knopflers opflers einfluss
Dieter erzählte mir, wie es zu Live Act Audio kam. Er selbst besuchte vor Jahren ein Konzert von Mark Knopfler. Begeistert vom Klang, telefonierte er auf dem Heimweg mit seinem Kompagnon und sagt sinngemäß, dass man Lautsprecher bauen müsste, die ein Klangerlebnis wie im Konzert reproduzieren können. Und schon war Live Act Audio geboren. Doch zurück in den Hörraum und zur Box und warum sie 408 heißt. Für mich als Liebhaber des Gitarren- und Bassspiels erschloss sich der Name sofort. Gitarren- und Bassboxen folgen derselben Nomenklatur. Die erste Ziffer gibt die Anzahl der verbauten Chassis an, die zweite, zwei-
stellige Zahl steht für den Durchmesser der Chassis in Zoll. Die 408 verfügt demnach über vier Chassis, die allesamt einen Durchmesser von 8 Zoll haben. Anderes Beispiel: Die Live Act Audio 115 verfügt über nur ein einziges Chassis, das aber dafür 15 Zoll Durchmesser aufweist. Die 115 ist übrigens eine beliebte und typische Bassbox, die einen tiefen, warmen und runden Ton zaubert. Die 410 als Gegenbeispiel erzeugt mehr Schalldruck, einen besseren Attack und mehr Durchsetzungkraft im Mitteltonbereich. Der kurze Exkurs dient zum besseren Verständnis des Aufbaus der 408, die aber im Gegenzug einen entscheidenen Unterschied zu einer Bassbox aufweist: Sie arbeitet nach dem 3WegePrinzip. Eines der Chassis beherbergt ein Hochtonhorn und einen Mitteltöner, die sich akustisch und physikalisch eine Achse teilen. Der Vorteil einer solchen KoaxialKonstruktion ist die Annährung an das akustische Ideal der punktförmigen Schallquelle. Die räumliche Abbildung greift auf diese Weise weiter und die Bühne wird breiter und tiefer abgebildet. Die übrigen drei 8Zöller kümmern sich dagegen nur um den Schub von ganz unten. Der KoaxTreiber verdient eine genauere Betrachtung. Die Druckkammer des Hochtonhörnchens wird von einer 2 Zoll messenden Membran geladen. Das alleine ist schon ein gute Nachricht, denn die großer Membranfläche in Verbindung mit dem Horn verspricht einen hohen Wirkungsgrad.
Hier wird‘s teuer
Doch jetzt kommt der Clou oder Grund, warum es hier teuer wird: Die Membran besteht aus wertvollem Beryllium, einem seltenen Leichtmetall mit vorzüglichen physikalischen Eigenschaften. So erschließt sich zum zweiten Mal der hohe Preis der Box von 50000 Euro. Das erste Mal war beim Aufstellen der Lautsprecher: Knapp 100 Kilogramm bringt solch ein Bolide auf die Waage. Das lässt auf eine extrem massive Verarbeitung und auf sehr hochwertige Materialien schließen. Das kann man nicht nur fühlen, sondern auch sehen. Was nach Spaltholz aussieht, ist Funier, das in Spaltholzoptik auf eine Multiplexplatte inklusive der hübschen Struktur aufgepresst wird und dann nochmals mit einer Multiplexplatte mit höheren Schichtstärken verleimt wird. Das ist massiv, stabil, schwer
und teuer, aber auch unheimlich wertig und hübsch anzusehen. Zusammen mit dem massiven Alu- Frontrahmen und der Bespannung aus elastischen Schnüren entstand so ein Gesamtkunstwerk von skulptureller Schönheit, dass ich mir sofort so mein Schweizer Chalet stellen würde, wenn ich eines hätte und noch dazu das Kleingeld für eine LAA 408. Im Fuß der Box befindet sich eine dicke und schwere Metallplatte. Der Lautsprecher ist intern von der Bodenplatte akustisch entkoppelt, sodass weitere Enkopplungsmaßnahmen entfallen können, was mir und dem von Spikes durchlöcherten Teppich doch sehr entgegenkommt.
Kein Zufallsprodukt
Das adrette Outfit verdankt der Lautsprecher Alexander Marcu, einem äußerst HiFi- affinen und diplomierten Top- Designer. Für die Gehäusekonstruktion und die Produktion ist der Live- Act- Audio- Mitinhaber und Dipl.- Ing. (Holztechnik) Markus Reitz zuständig. Die akustische und elektrische Optimierung aller Live- Act- Audio- Lautsprechersysteme wurde vom unabhängigen Inggenieurbüro Physical- Lab durchgeführt. Das in der Branche bekannte Team um Dipl.- Phys. Dipl.Math. Nico Germanos bedient sich hierbei modernster Messtechnik und Simulationsverfahren. Wir sehen, die 408 ist alles andere als ein Zufallsprodukt. Die 408 verfügt prinzipiell über einen exzellenten Wirkungsgrad, was den Betrieb an wattschwachen Röhrenverstärkern nahe legt. Bei den Messungen ergab sich im Impedanzverlauf ein schmalbandiger Peak bei rund 4 KHz inklusive einer Phasendrehung. Für Verstärker, die sensibel auf solche Lastwechsel reagieren, bietet Live Act Audio eine externe Impedanzlinearisierung für all seine Lautsprechersysteme an. Diese Impedanzkorrekturen werden in kleinen externen Gehäusen geliefert und können einfach in die Kette integriert werden.
ein beeindruckender Auftritt
Unser Referenzverstärker, der PA 3100 HV von T+A, ließ sich weder von dem Impedanz- Peak, noch von der Phasendrehung beindrucken. Vielmehr ließ ich mich von der 408 beindrucken. Gleich beim ersten angespielten Titel schlug es mir den Klang um die Ohren: Marla Glen mit „Cost Of Freedom“begeisterte mit kraftvollen und schnellen Bässen. Das Konzept mit den drei 8-Zöllern ging hier voll auf – schneller Attack und ordentlich Schub. Die uns so vertraute Stimme von Frau Glen kam impulsiv, aber nicht unangenehm schreiend. Die 408 hauchte der Aufnahme so viel Leben und Plastizität ein, dass man es recht leicht verschmerzen konnte, dass die Stimme nicht ganz neutral getroffen wurde. Waren da Verfärbungen? Da kann man sich bei Marla Glen nie ganz sicher sein. Deshalb griffen wir zu einer Stimme, bei der wir uns immer sicher sein können
der Klang war Music at its best
– der von Chris Jones mit „Roadhouses & Automobiles“vom gleichnamigen Album. Die Gitarrenklänge perlten fein aus der Box, besaßen aber gleichzeitig eine faszinierende Strahlkraft. Die Stimme des Blues- Altmeisters bildete die 408 sagenhaft gefühlvoll ab. Hier war keine Spur von unerwünschten Verfärbungen zu endecken. Der Lautsprecher spannte eine großzügige Bühne auf, verstand es aber, Instrumente und Stimmen extrem genau platzieren. Das Konzept des Koaxialtreibers funktioniert. War die Box vor ein paar Minuten noch punchy und soulig dynamisch unterwegs, so präsentierte sie sich mit der Stockfisch- Aufnahme mit feinen und sehr klaren Höhen und einem wahnsinnigen Gefühl für die leicht knorzige Stimme von Chris Jones. Das waren fast schon mysthische Momente, eine Art von Musikalität, die wirklich unter die Haut ging. Sollte die 408 wider Erwarten den Geschmack des Besitzers nicht vollends treffen oder macht eventuell der Raum Probleme, lässt sich der Lautsprecher in den Höhen und Tiefen anpassen. Dazu befinden sich auf der Rückseite zwei Drehschalter, die in vier Stufen einrasten. Dabei werden zum Beispiel die Höhen nicht einfach heruntergebogen, sondern das komplette Frequenzband wie eine Rampe leicht abgesenkt. Dadurch wird in die Tonalität der Wiedergabe kaum eingegriffen und die Neutralität weitestgehend erhalten.
GRANdioSe FeiNzeicHNuNG
Wir gönnten uns zum Schluss noch einen weiteren Track und welchselten zum Großmeister der elektronischen Musik, zu Jean- Michel Jarre. Und die Live Act Audio 408 machte aus dem coolen Synthesizer-Track „Oxygène Part 15“ein klangliches Sahnestück. Weite Räume, grandiose Feinzeichnung ohne Analyse und ein schneller und präziser Bass – das war Music at its Best!