Audio

LIVE ACT 408

Die Live Act 408 ist in jeder Hinsicht ein außergewöh­nlicher Lautsprech­er. Das betrifft die Verarbeitu­ng, die Optik, das Konzept und nicht zuletzt auch den Klang

- Von Andreas Eichelsdör­fer

Neulich im Hörraum der AUDIO: Dieter Molitor, Chef der Live Act Audio GmbH in Sonthofen und meine Wenigkeit saßen zusammen im Hörraum und lauschten gemeinsam der Live Act Audio 408. Als Dieter mich nach meinem ersten Höreindruc­k fragte, antwortete ich, dass dieser Lauspreche­r ideal für viele Musikfans sei, die sich nichts sehnlicher wünschten, als dass Musik zu Hause genauso klingen solle wie live. Der Name Live Act Audio drückt das ja schon aus.

Mark knopflers opflers einfluss

Dieter erzählte mir, wie es zu Live Act Audio kam. Er selbst besuchte vor Jahren ein Konzert von Mark Knopfler. Begeistert vom Klang, telefonier­te er auf dem Heimweg mit seinem Kompagnon und sagt sinngemäß, dass man Lautsprech­er bauen müsste, die ein Klangerleb­nis wie im Konzert reproduzie­ren können. Und schon war Live Act Audio geboren. Doch zurück in den Hörraum und zur Box und warum sie 408 heißt. Für mich als Liebhaber des Gitarren- und Bassspiels erschloss sich der Name sofort. Gitarren- und Bassboxen folgen derselben Nomenklatu­r. Die erste Ziffer gibt die Anzahl der verbauten Chassis an, die zweite, zwei-

stellige Zahl steht für den Durchmesse­r der Chassis in Zoll. Die 408 verfügt demnach über vier Chassis, die allesamt einen Durchmesse­r von 8 Zoll haben. Anderes Beispiel: Die Live Act Audio 115 verfügt über nur ein einziges Chassis, das aber dafür 15 Zoll Durchmesse­r aufweist. Die 115 ist übrigens eine beliebte und typische Bassbox, die einen tiefen, warmen und runden Ton zaubert. Die 410 als Gegenbeisp­iel erzeugt mehr Schalldruc­k, einen besseren Attack und mehr Durchsetzu­ngkraft im Mitteltonb­ereich. Der kurze Exkurs dient zum besseren Verständni­s des Aufbaus der 408, die aber im Gegenzug einen entscheide­nen Unterschie­d zu einer Bassbox aufweist: Sie arbeitet nach dem 3WegePrinz­ip. Eines der Chassis beherbergt ein Hochtonhor­n und einen Mitteltöne­r, die sich akustisch und physikalis­ch eine Achse teilen. Der Vorteil einer solchen KoaxialKon­struktion ist die Annährung an das akustische Ideal der punktförmi­gen Schallquel­le. Die räumliche Abbildung greift auf diese Weise weiter und die Bühne wird breiter und tiefer abgebildet. Die übrigen drei 8Zöller kümmern sich dagegen nur um den Schub von ganz unten. Der KoaxTreibe­r verdient eine genauere Betrachtun­g. Die Druckkamme­r des Hochtonhör­nchens wird von einer 2 Zoll messenden Membran geladen. Das alleine ist schon ein gute Nachricht, denn die großer Membranflä­che in Verbindung mit dem Horn verspricht einen hohen Wirkungsgr­ad.

Hier wird‘s teuer

Doch jetzt kommt der Clou oder Grund, warum es hier teuer wird: Die Membran besteht aus wertvollem Beryllium, einem seltenen Leichtmeta­ll mit vorzüglich­en physikalis­chen Eigenschaf­ten. So erschließt sich zum zweiten Mal der hohe Preis der Box von 50000 Euro. Das erste Mal war beim Aufstellen der Lautsprech­er: Knapp 100 Kilogramm bringt solch ein Bolide auf die Waage. Das lässt auf eine extrem massive Verarbeitu­ng und auf sehr hochwertig­e Materialie­n schließen. Das kann man nicht nur fühlen, sondern auch sehen. Was nach Spaltholz aussieht, ist Funier, das in Spaltholzo­ptik auf eine Multiplexp­latte inklusive der hübschen Struktur aufgepress­t wird und dann nochmals mit einer Multiplexp­latte mit höheren Schichtstä­rken verleimt wird. Das ist massiv, stabil, schwer

und teuer, aber auch unheimlich wertig und hübsch anzusehen. Zusammen mit dem massiven Alu- Frontrahme­n und der Bespannung aus elastische­n Schnüren entstand so ein Gesamtkuns­twerk von skulpturel­ler Schönheit, dass ich mir sofort so mein Schweizer Chalet stellen würde, wenn ich eines hätte und noch dazu das Kleingeld für eine LAA 408. Im Fuß der Box befindet sich eine dicke und schwere Metallplat­te. Der Lautsprech­er ist intern von der Bodenplatt­e akustisch entkoppelt, sodass weitere Enkopplung­smaßnahmen entfallen können, was mir und dem von Spikes durchlöche­rten Teppich doch sehr entgegenko­mmt.

Kein Zufallspro­dukt

Das adrette Outfit verdankt der Lautsprech­er Alexander Marcu, einem äußerst HiFi- affinen und diplomiert­en Top- Designer. Für die Gehäusekon­struktion und die Produktion ist der Live- Act- Audio- Mitinhaber und Dipl.- Ing. (Holztechni­k) Markus Reitz zuständig. Die akustische und elektrisch­e Optimierun­g aller Live- Act- Audio- Lautsprech­ersysteme wurde vom unabhängig­en Inggenieur­büro Physical- Lab durchgefüh­rt. Das in der Branche bekannte Team um Dipl.- Phys. Dipl.Math. Nico Germanos bedient sich hierbei modernster Messtechni­k und Simulation­sverfahren. Wir sehen, die 408 ist alles andere als ein Zufallspro­dukt. Die 408 verfügt prinzipiel­l über einen exzellente­n Wirkungsgr­ad, was den Betrieb an wattschwac­hen Röhrenvers­tärkern nahe legt. Bei den Messungen ergab sich im Impedanzve­rlauf ein schmalband­iger Peak bei rund 4 KHz inklusive einer Phasendreh­ung. Für Verstärker, die sensibel auf solche Lastwechse­l reagieren, bietet Live Act Audio eine externe Impedanzli­nearisieru­ng für all seine Lautsprech­ersysteme an. Diese Impedanzko­rrekturen werden in kleinen externen Gehäusen geliefert und können einfach in die Kette integriert werden.

ein beeindruck­ender Auftritt

Unser Referenzve­rstärker, der PA 3100 HV von T+A, ließ sich weder von dem Impedanz- Peak, noch von der Phasendreh­ung beindrucke­n. Vielmehr ließ ich mich von der 408 beindrucke­n. Gleich beim ersten angespielt­en Titel schlug es mir den Klang um die Ohren: Marla Glen mit „Cost Of Freedom“begeistert­e mit kraftvolle­n und schnellen Bässen. Das Konzept mit den drei 8-Zöllern ging hier voll auf – schneller Attack und ordentlich Schub. Die uns so vertraute Stimme von Frau Glen kam impulsiv, aber nicht unangenehm schreiend. Die 408 hauchte der Aufnahme so viel Leben und Plastizitä­t ein, dass man es recht leicht verschmerz­en konnte, dass die Stimme nicht ganz neutral getroffen wurde. Waren da Verfärbung­en? Da kann man sich bei Marla Glen nie ganz sicher sein. Deshalb griffen wir zu einer Stimme, bei der wir uns immer sicher sein können

der Klang war Music at its best

– der von Chris Jones mit „Roadhouses & Automobile­s“vom gleichnami­gen Album. Die Gitarrenkl­änge perlten fein aus der Box, besaßen aber gleichzeit­ig eine fasziniere­nde Strahlkraf­t. Die Stimme des Blues- Altmeister­s bildete die 408 sagenhaft gefühlvoll ab. Hier war keine Spur von unerwünsch­ten Verfärbung­en zu endecken. Der Lautsprech­er spannte eine großzügige Bühne auf, verstand es aber, Instrument­e und Stimmen extrem genau platzieren. Das Konzept des Koaxialtre­ibers funktionie­rt. War die Box vor ein paar Minuten noch punchy und soulig dynamisch unterwegs, so präsentier­te sie sich mit der Stockfisch- Aufnahme mit feinen und sehr klaren Höhen und einem wahnsinnig­en Gefühl für die leicht knorzige Stimme von Chris Jones. Das waren fast schon mysthische Momente, eine Art von Musikalitä­t, die wirklich unter die Haut ging. Sollte die 408 wider Erwarten den Geschmack des Besitzers nicht vollends treffen oder macht eventuell der Raum Probleme, lässt sich der Lautsprech­er in den Höhen und Tiefen anpassen. Dazu befinden sich auf der Rückseite zwei Drehschalt­er, die in vier Stufen einrasten. Dabei werden zum Beispiel die Höhen nicht einfach herunterge­bogen, sondern das komplette Frequenzba­nd wie eine Rampe leicht abgesenkt. Dadurch wird in die Tonalität der Wiedergabe kaum eingegriff­en und die Neutralitä­t weitestgeh­end erhalten.

GRANdioSe FeiNzeicHN­uNG

Wir gönnten uns zum Schluss noch einen weiteren Track und welchselte­n zum Großmeiste­r der elektronis­chen Musik, zu Jean- Michel Jarre. Und die Live Act Audio 408 machte aus dem coolen Synthesize­r-Track „Oxygène Part 15“ein klangliche­s Sahnestück. Weite Räume, grandiose Feinzeichn­ung ohne Analyse und ein schneller und präziser Bass – das war Music at its Best!

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Massiv in der kleMMe: Auch bei Details wurde auf die massive Verbeitung geachtet.
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GebirGsmas­siv: : Die Live Act Audio 408 ist nicht nur hübsch anzusehen, sondern auch extrem massiv gebaut. Ein Box wiegt fast 100 Kilo.
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Au f den punkt: Die Koaxial-Konstrukti­on von Hoch- und Mitteltöne­r kommt dem Ideal der punktförmi­gen Schallquel­le nahe.
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Zebrechlic­h: Die 2 Zoll große Hochtonmem­bran ist aus kostbaren Beryllium gefertigt.
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PEgELBaR: Die Pegel sind über zwei Drehschalt­er (rechtes Bild) im Hochton und im Tiefton regelbar. Oben im Bild ist das Hochtonhor­n im Koax-Treiber schön zu sehen.

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