nubert nupro aS- 450
Nubert macht gemeinsame Sache mit Yamaha: Die Schwaben bringen die Membranen und die Kraft, die Japaner die Quelle. Eine sehr verlockende Kombi für überschaubares Geld.
Die vollaktive Box sieht aus wie eine Soundbar, ist aber wesentlich mehr. Nicht nur von der Optik her, sondern vor allem auch im Klang
Soundbars sind kleine, unauffällige Lautsprecher, die sich dezent unter den Fernseher schmiegen. Stimmt nicht, sagt Nubert und holt zum großen Schlag aus. Der NuPro AS- 450 ist im freundlichen Sinne ein Monstrum. Wir konnten ihn nur mit dem Kraftaufwand zweier erwachsener Männer in den Hörraum wuchten – 35 Kilogramm Lebendgewicht sind ein Machtwort. Die Breitseite liegt bei 110 Zentimetern. Dagegen wirken selbst ausgewachsene Flachbildschirme klein. Oder im Superlativ: Uns ist keine Soundbar bekannt, die größer oder schwerer wäre – Nubert will hier das Maximum. Und erreicht es auch. Sind den Entwicklern in Schwäbisch Gmünd die Rosse durchgegangen? Haben die Wohnraum- und Zeitgeist- Experten nichts mehr zu sagen? Diese Fragen sind polemisch und verfehlen das Ziel. Die Strategen bei Nubert wissen ganz genau, wen sie hier ansprechen. Zumal ein echter Coup gelungen ist, denn Nubert hat einen Vertrag mit Yamaha unterzeichnet. So ist der NuPro AS- 450 nun im Bundle zu haben – als MusicCast Profi Set mit dem Wireless Streaming Pre- Amplifier Yamaha WXC- 50. Ein schmuckes Kästlein, das die Welt des Streamings öffnet und die Einbindung in Yamahas MusicCast- Universum. Einfach ins Heimnetzwerk einbinden und alle Klangquellen vereinen. So haben die Japaner schon Plattenspieler im Angebot, die sich per MusicCast verknüpfen lassen. Was die Folgefrage aufwirft: Ist der NuPro AS- 450 nun ein Klangbereiter für den Heimkino-Sound oder die feine Lösung für das Stereo-Sideboard? Die Wahrheit: Es gibt einen Spagat – der NuPro AS- 450 kann alles, es gibt keine Limits. Sagen wir einmal, wir würden ein schönes Penthouse besitzen, mit Designer- Möbeln und rohen BetonWänden. Mancher Lautsprecher sähe da vielleicht unpassend aus. Dann ist der NuPro AS- 450 in der Yamaha- Kombi ein großartiger Klangaufbereiter, denn er kann alles aus eigener Kraft. So sind viele Soundbars aufgrund ihrer Bauweise auf die Unterstützung eines Subwoofers angewiesen. Keine Überlegung beim NuPro AS450. Hier brummt auf der Unterseite ein gewaltiger Tieftöner mit 27 cm im Durchmesser. Alles andere folgt den symmetrischen Spielregeln: Nach links wie rechts öffnet sich ein Bassreflexport. Je zwei 12- cm- Mitteltöner liegen an den Seiten, es schwingt eine Membran aus Polypropylen. Ganz außen verbaut Nubert schließlich zwei Seidenhochtöner. Eigentlich ist das also ein Stereopärchen, seitlich gestreckt, in einem Gehäuse, inklusive Subwoofer. Dazu ist die Gesamtkonstruktion noch komplett ausgestattet mit Wandlern und digitalen Endstufen. Je 100 Watt steu-
ein GelunGenes Joint Venture
ern den linken und rechten Kanal an, während der Subwoofer satte 300 Watt zugeteilt bekommt. Zwei der Mitteltöner fungieren als passive Chassis. Deshalb spricht Nubert hier offiziell von einer 3,5-Wege- Konstruktion. Bei den Klangprozessoren wird es spannend. Die meisten anderen Hersteller würden hier auf ein virtuelles Surround- Erlebnis setzen. Nicht so Nubert; alles bleibt strikt in der klassischen Stereophonie verankert. Recht offen spricht sich Nubert gegen „Sound-Zauberei“aus, die mit Klangeinbußen behaftet sei. Das Konzept funktioniert im CinemaBetrieb anders, aber stringent: Dieser Lautsprecher soll entweder als SoloStereo- Ersatz unter dem Fernseher eingebunden werden oder als potenter Center- Speaker. So kann ganz einfach der Betriebsmodus von Stereo auf Mono gewechselt werden, per Fernbedienung. Hinein geht es über drei Digital- Eingänge oder analog per Cinch. Außerdem liegt ein HDMI- Modul bei. Eine weitere Option ist drahtlos – über das hausinterne NuFunk- Modul. An dieser Stelle kommt der WXC- 50 von Yamaha ins Spiel: Er erweitert die Klangwelt um Netzwerk-Streaming und AirPlay. Zur passenden Verbindung packt Nubert noch sein NuCable Digital Pro in das Paket. Der Preisvergleich ist verlockend: Das freilaufende NuPro AS450 liegt bei 1335 Euro, das Set aber bei lediglich 1500 Euro. Preislich kein dramatischer Unterschied, aber ein deutlicher Sprung in den Optionen. Neben den üblichen Verdächtigen wie FLAC und Apple Lossless versteht sich der WXC- 50 sogar auf die Ausbeute von DSD- Daten. In der Kür sind auch Streaming- Dienste wie Spotify, Deezer, Tidal und Qobuz eingebunden. Das Klangsignal kann zudem umfassende DSPOptionen durchlaufen. Wer den WXC- 50 ins Netzwerk einbindet, erhält eine IP- Adresse. Diese ein-
fach kopieren und in den Webbrowser eingeben – sofort öffnet sich ein Universum an Feintuning. So kann man dem WXC50 sagen, dass kleine Kompaktlautsprecher aufspielen. Sofort ändert er seinen Frequenzgang und versucht, den Klangeindruck per DSP zu optimieren. Wie gesagt: alles Optionen – die aber dem Kunden weiterhelfen, den besten Sound maßgeschneidert in sein Wohnzimmer zu bringen. Das ist eigentlich alles, was der moderne Markt hergibt. Verpackt in einer Winzigkeit mit gerade einmal 1,4 Kilogramm Gesamtgewicht.
FeINjuStAGe ISt PFLIcht
Als erste Testmusik haben wir das Weiße Album der Beatles zugestreamt. Natürlich im neuesten Mix von Giles Martin, ebenso natürlich in der HiResAuflösung von 24 Bit und 96 Kilohertz. Der NuPro AS450 überraschte uns mit den ersten Tönen: Meine Güte, was für ein fetter Bass stand da im Raum. Selbst für BassFetischisten musste das zu viel sein. Es wummerte und drückte. Wir griffen zur Fernbedienung und senkten den Basspegel deutlich. Besser. Jetzt erst stimmte das Verhältnis zu den Mitten. Deshalb unser Rat: Hier gilt die Praxis – jede Klanganpassung an den Raum ist erlaubt, eigentlich zwingend. Nubert bietet hier zusammen mit Yamaha ein Füllhorn an Optionen an, man muss sich nur die Zeit nehmen und gut hören. Nach rund zehn Minuten waren wir schließlich mit dem Ergebnis einverstanden. Das legendäre BeatlesAlbum besaß nun Format und innere Spannung. Klasse, wie die Singstimmen vor dem Lautsprecher standen – hier stimmte alles, der Schub, die Feindynamik, die Präsenz. Doch man sollte sich nicht zu sehr der Fantasie hingegeben: Das Stereopanorama blieb begrenzt. Es sind eben nicht zwei Lautsprecher, die fein getrennt auf den Sweet Spot ausgerichtet werden können. Experimentieren ist Pflicht. Wenn alle Optionen, alle persönlichen Vorlieben zusammenkommen, kann daraus ein wirklich großartiges Klangerlebnis werden. Wir forschen weiter und wollen die Kombi nicht mehr aus unseren Fängen lassen.