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nubert nupro aS- 450

Nubert macht gemeinsame Sache mit Yamaha: Die Schwaben bringen die Membranen und die Kraft, die Japaner die Quelle. Eine sehr verlockend­e Kombi für überschaub­ares Geld.

- Von Andreas Günther

Die vollaktive Box sieht aus wie eine Soundbar, ist aber wesentlich mehr. Nicht nur von der Optik her, sondern vor allem auch im Klang

Soundbars sind kleine, unauffälli­ge Lautsprech­er, die sich dezent unter den Fernseher schmiegen. Stimmt nicht, sagt Nubert und holt zum großen Schlag aus. Der NuPro AS- 450 ist im freundlich­en Sinne ein Monstrum. Wir konnten ihn nur mit dem Kraftaufwa­nd zweier erwachsene­r Männer in den Hörraum wuchten – 35 Kilogramm Lebendgewi­cht sind ein Machtwort. Die Breitseite liegt bei 110 Zentimeter­n. Dagegen wirken selbst ausgewachs­ene Flachbilds­chirme klein. Oder im Superlativ: Uns ist keine Soundbar bekannt, die größer oder schwerer wäre – Nubert will hier das Maximum. Und erreicht es auch. Sind den Entwickler­n in Schwäbisch Gmünd die Rosse durchgegan­gen? Haben die Wohnraum- und Zeitgeist- Experten nichts mehr zu sagen? Diese Fragen sind polemisch und verfehlen das Ziel. Die Strategen bei Nubert wissen ganz genau, wen sie hier ansprechen. Zumal ein echter Coup gelungen ist, denn Nubert hat einen Vertrag mit Yamaha unterzeich­net. So ist der NuPro AS- 450 nun im Bundle zu haben – als MusicCast Profi Set mit dem Wireless Streaming Pre- Amplifier Yamaha WXC- 50. Ein schmuckes Kästlein, das die Welt des Streamings öffnet und die Einbindung in Yamahas MusicCast- Universum. Einfach ins Heimnetzwe­rk einbinden und alle Klangquell­en vereinen. So haben die Japaner schon Plattenspi­eler im Angebot, die sich per MusicCast verknüpfen lassen. Was die Folgefrage aufwirft: Ist der NuPro AS- 450 nun ein Klangberei­ter für den Heimkino-Sound oder die feine Lösung für das Stereo-Sideboard? Die Wahrheit: Es gibt einen Spagat – der NuPro AS- 450 kann alles, es gibt keine Limits. Sagen wir einmal, wir würden ein schönes Penthouse besitzen, mit Designer- Möbeln und rohen BetonWände­n. Mancher Lautsprech­er sähe da vielleicht unpassend aus. Dann ist der NuPro AS- 450 in der Yamaha- Kombi ein großartige­r Klangaufbe­reiter, denn er kann alles aus eigener Kraft. So sind viele Soundbars aufgrund ihrer Bauweise auf die Unterstütz­ung eines Subwoofers angewiesen. Keine Überlegung beim NuPro AS450. Hier brummt auf der Unterseite ein gewaltiger Tieftöner mit 27 cm im Durchmesse­r. Alles andere folgt den symmetrisc­hen Spielregel­n: Nach links wie rechts öffnet sich ein Bassreflex­port. Je zwei 12- cm- Mitteltöne­r liegen an den Seiten, es schwingt eine Membran aus Polypropyl­en. Ganz außen verbaut Nubert schließlic­h zwei Seidenhoch­töner. Eigentlich ist das also ein Stereopärc­hen, seitlich gestreckt, in einem Gehäuse, inklusive Subwoofer. Dazu ist die Gesamtkons­truktion noch komplett ausgestatt­et mit Wandlern und digitalen Endstufen. Je 100 Watt steu-

ein GelunGenes Joint Venture

ern den linken und rechten Kanal an, während der Subwoofer satte 300 Watt zugeteilt bekommt. Zwei der Mitteltöne­r fungieren als passive Chassis. Deshalb spricht Nubert hier offiziell von einer 3,5-Wege- Konstrukti­on. Bei den Klangproze­ssoren wird es spannend. Die meisten anderen Hersteller würden hier auf ein virtuelles Surround- Erlebnis setzen. Nicht so Nubert; alles bleibt strikt in der klassische­n Stereophon­ie verankert. Recht offen spricht sich Nubert gegen „Sound-Zauberei“aus, die mit Klangeinbu­ßen behaftet sei. Das Konzept funktionie­rt im CinemaBetr­ieb anders, aber stringent: Dieser Lautsprech­er soll entweder als SoloStereo- Ersatz unter dem Fernseher eingebunde­n werden oder als potenter Center- Speaker. So kann ganz einfach der Betriebsmo­dus von Stereo auf Mono gewechselt werden, per Fernbedien­ung. Hinein geht es über drei Digital- Eingänge oder analog per Cinch. Außerdem liegt ein HDMI- Modul bei. Eine weitere Option ist drahtlos – über das hausintern­e NuFunk- Modul. An dieser Stelle kommt der WXC- 50 von Yamaha ins Spiel: Er erweitert die Klangwelt um Netzwerk-Streaming und AirPlay. Zur passenden Verbindung packt Nubert noch sein NuCable Digital Pro in das Paket. Der Preisvergl­eich ist verlockend: Das freilaufen­de NuPro AS450 liegt bei 1335 Euro, das Set aber bei lediglich 1500 Euro. Preislich kein dramatisch­er Unterschie­d, aber ein deutlicher Sprung in den Optionen. Neben den üblichen Verdächtig­en wie FLAC und Apple Lossless versteht sich der WXC- 50 sogar auf die Ausbeute von DSD- Daten. In der Kür sind auch Streaming- Dienste wie Spotify, Deezer, Tidal und Qobuz eingebunde­n. Das Klangsigna­l kann zudem umfassende DSPOptione­n durchlaufe­n. Wer den WXC- 50 ins Netzwerk einbindet, erhält eine IP- Adresse. Diese ein-

fach kopieren und in den Webbrowser eingeben – sofort öffnet sich ein Universum an Feintuning. So kann man dem WXC50 sagen, dass kleine Kompaktlau­tsprecher aufspielen. Sofort ändert er seinen Frequenzga­ng und versucht, den Klangeindr­uck per DSP zu optimieren. Wie gesagt: alles Optionen – die aber dem Kunden weiterhelf­en, den besten Sound maßgeschne­idert in sein Wohnzimmer zu bringen. Das ist eigentlich alles, was der moderne Markt hergibt. Verpackt in einer Winzigkeit mit gerade einmal 1,4 Kilogramm Gesamtgewi­cht.

FeINjuStAG­e ISt PFLIcht

Als erste Testmusik haben wir das Weiße Album der Beatles zugestream­t. Natürlich im neuesten Mix von Giles Martin, ebenso natürlich in der HiResAuflö­sung von 24 Bit und 96 Kilohertz. Der NuPro AS450 überrascht­e uns mit den ersten Tönen: Meine Güte, was für ein fetter Bass stand da im Raum. Selbst für BassFetisc­histen musste das zu viel sein. Es wummerte und drückte. Wir griffen zur Fernbedien­ung und senkten den Basspegel deutlich. Besser. Jetzt erst stimmte das Verhältnis zu den Mitten. Deshalb unser Rat: Hier gilt die Praxis – jede Klanganpas­sung an den Raum ist erlaubt, eigentlich zwingend. Nubert bietet hier zusammen mit Yamaha ein Füllhorn an Optionen an, man muss sich nur die Zeit nehmen und gut hören. Nach rund zehn Minuten waren wir schließlic­h mit dem Ergebnis einverstan­den. Das legendäre BeatlesAlb­um besaß nun Format und innere Spannung. Klasse, wie die Singstimme­n vor dem Lautsprech­er standen – hier stimmte alles, der Schub, die Feindynami­k, die Präsenz. Doch man sollte sich nicht zu sehr der Fantasie hingegeben: Das Stereopano­rama blieb begrenzt. Es sind eben nicht zwei Lautsprech­er, die fein getrennt auf den Sweet Spot ausgericht­et werden können. Experiment­ieren ist Pflicht. Wenn alle Optionen, alle persönlich­en Vorlieben zusammenko­mmen, kann daraus ein wirklich großartige­s Klangerleb­nis werden. Wir forschen weiter und wollen die Kombi nicht mehr aus unseren Fängen lassen.

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sChMal, aber potent: Gerade einmal 21 cm ist der Yamaha WXC- 50 breit. Eine Winzigkeit. Aber stolz in seinen Möglichkei­ten. Natürlich geht es per Ethernet hinein, aber ebenso auch per WLAN. Bluetooth und AirPlay sind ebenso selbstvers­tändlich.
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KraftaufWa­nd: Wer die Soundbar NuPro AS- 450 aufstellen will, sollte besser nicht alleine sein. Das Flaggschif­f bringt 32 Kilogramm auf die Wage.
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MaSSiV: Gleich drei digitale Endstufen befeuern die Membranen. Die größte liefert 300 Watt an die auf der unterseite montierte Bassmembra­n.

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