DENON DRA-800H
Es sieht aus wie ein klassischer AV-Receiver, ist aber in Wahrheit ein echer Stereo-Alleskönner zum kleinen Preis
Es hätte die perfekte Überraschung werden können: Ein HiFi- Receiver mit zwei Kanälen, der sich mit einer Ausstattung schmückt, wie wir sie sonst nur von Heimkino-Steuerzentralen kennen. Der Denon DRA- 800H leistet sich den Luxus von fünf HDMIEingängen und einem HDMI- Ausgang mit Audio- Rückkanal (ARC). Damit nicht genug, er nutzt das Audio-Video- Interface gleich noch zur Ausgabe von OSDMenüs auf dem angeschlossenen Bildschirm. Damit gelingt es ihm, die Bedienung noch einfacher zu gestalten als mit dem üppigen, mehrzeiligen und äußerst informativen Front- Display.
Die Gemeinsamkeiten mit einem Heimkino- Receiver gehen sogar noch weiter. Der DRA- 800H bietet zwei Subwoofer- Ausgänge und ein integriertes Bass- Management mit variablen Übergangsfrequenzen, die der Benutzer zwischen 40 und 250 Hertz in zehn Schritten festlegen kann.
EIN NEUER TREND ZEICHNET SICH AB
Damit wäre der neue Denon- Receiver ein absoluter Exot und hätte uns, wie eingangs erwähnt, völlig überrascht. Allerdings haben wir in AUDIO 1/20 bereits den Onkyo TX- 8390 getestet. Auch dieser ein Stereo- Receiver mit UKW, DAB+ und Internetradio, der demselben Konzept wie der Denon folgt und sogar noch mehr HDMI- Eingänge an Bord hat.
Der Denon DRA- 800H lässt sich in Multiroom-Systeme von Heos einbinden und auch mit der Heos- App bedienen. Das verspricht höchste Flexibilität von den Einsatzmöglichkeiten her, problemlose Einrichtung und einfachste Bedienung. Heos hat eine mit Sonos vergleichbare Funktionalität mit unzähligen Online- Musikdiensten, kann aber im Netzwerk mit bis zu 24 Bit/192 kHz streamen (die Amerikaner begnügen sich mit 16 Bit/48 kHz).
Trotzdem will sich Denon im Gegensatz zu Sonos nicht allein auf die Bedienung durch Smartphones oder Tablets verlassen. Deshalb legen die Japaner eine sehr gut gemachte, übersichtliche Fernbedienung bei. Was die Konnektivi
tät betrifft, herrscht auch jenseits der stattlichen Batterie von HDMI-Anschlüssen Großzügigkeit: Drei analoge AudioEingänge, darunter einer für Phono- MMSysteme, sowie vier Digital- Eingänge (zweimal Toslink, einmal Koaxial und einmal USB-A) machen den DRA- 800H zu einer leistungsfähigen Steuerzentrale. Mit WLAN und Bluetooth stellt der Denon gleich zwei Wege bereit, um ihn drahtlos mit Klängen zu füttern. Anhänger von Apple können ihr bewährtes AirPlay 2 verwenden, um den Receiver direkt aus den Apps anzusteuern. Zum Anschluss von Schallwandlern finden wir solide Schraubklemmen für zwei Lautsprecher- Paare sowie einen KopfhörerEingang für einen klassischen 6,3-mmKlinkenstecker.
Wer den Denon DRA- 800H als Steuerzentrale eines AV- Systems benutzen möchte, bekommt wie beim Onkyo TX8390 alles – außer Surround-Ton. Beim Bild sind mit dem HiFi- Receiver gegenüber waschechten AV- Boliden keinerlei Einschränkungen zu befürchten. Er unterstützt 60 Hz 4K- Ultra HD-Video, Pure Color 4:4:4-Subsampling, HDR10 (High Dynamic Range), HLG (Hybrid Log Gamma), ARC, 3D sowie BT.2020- Passthrough, die für herausragende Farbqualität stehen. Dank ARC genügt eine Verbindung zum Flatscreen, um die durchgeschleiften Bildsignale auszugeben und beim Fernsehgucken den Ton zum Receiver zu leiten. Damit eignet sich der DRA- 800H für ein platzsparendes AVSystem, dessen Klang auf zwei Kanäle und Subwoofer beschränkt ist – ideal für HiFi- Fans, die auch mal einen Kinofilm mit standesgemäßer Ausgewogenheit und Auflösung hören möchten, denen aber eine RundumRäumlichkeit entbehrlich ist. In Sachen Ausstattung ist der Denon DRA- 800H also über jeden Zweifel erhaben. Und auch im Bereich der klangfördernden Zutaten ließen sich die Entwickler nicht lumpen. Zur Wandlung der digitalen Klänge in analoge Schwingungen vertrauen sie auf einen Asahi Kasei AK4458 in besonders störungsarmer Doppel- Differenzial- Konfiguration. Das ist bei diesem DAC mit 32 Bit/ 768 kHz problemlos möglich, weil er eigentlich für bis zu acht Kanäle ausgelegt ist, hier aber nur zwei bewerkstelligen muss. Auf der Analogseite setzt Denon
auf einen diskreten Endstufenaufbau, symmetrisches Design plus einen großzügig dimensionierten Transformator.
IM HÖRTEST ÜBERZEUGT DER DENON AUF GANZER LINIE
Der vielseitige Receiver trat im Hörtest souverän auf. Er wirkte für seine Klasse ausgesprochen kräftig und kontrolliert im Bass. Am unteren Ende seines ausgesprochen breitbandigen, ausgewogenen Frequenzspektrums verband er Tiefgang mit Kontur. Der satte Punch brauchte sich auch hinter manchem teureren Gerät nicht zu verstecken. Am oberen Bereichsende verwöhnte er mit feinzeichnenden Höhen. Die Mitten wirkten recht schlank, aber auch ungemein differenziert. Seine Spielfreude äußerte sich in beeindruckender Attacke, sowohl Fein- als auch Grobdynamik überzeugten auf ganzer Linie.
Überdies ließen sich die Feinzeichnung, die Räumlichkeit und die Abbildungsstabilität noch um Nuancen steigern, wenn man die zweistufige DirectFunktion verwendete. Im Direct- Modus nimmt der DRA- 800H für kürzeste Signalwege die Klangregelung und Balance aus dem Signalweg, Display und OSD bleiben aber aktiv. In Pure- Direct- Stellung wird sogar noch die Videosektion deaktiviert, um hochfrequente Einstreuungen in Audiosignal zu minimieren. Dann sind Front- Display und OSD außer Funktion. Etwaige Ängste, dass dieser ganze Luxus auf Kosten des reinen Klangs gehen könnte, wischte der Denon DRA- 800H mit einer blitzsauberen Klangvorstellung weg.