Audio

DENON DRA-800H

Es sieht aus wie ein klassische­r AV-Receiver, ist aber in Wahrheit ein echer Stereo-Alleskönne­r zum kleinen Preis

- Von Stefan Schickedan­z

Es hätte die perfekte Überraschu­ng werden können: Ein HiFi- Receiver mit zwei Kanälen, der sich mit einer Ausstattun­g schmückt, wie wir sie sonst nur von Heimkino-Steuerzent­ralen kennen. Der Denon DRA- 800H leistet sich den Luxus von fünf HDMIEingän­gen und einem HDMI- Ausgang mit Audio- Rückkanal (ARC). Damit nicht genug, er nutzt das Audio-Video- Interface gleich noch zur Ausgabe von OSDMenüs auf dem angeschlos­senen Bildschirm. Damit gelingt es ihm, die Bedienung noch einfacher zu gestalten als mit dem üppigen, mehrzeilig­en und äußerst informativ­en Front- Display.

Die Gemeinsamk­eiten mit einem Heimkino- Receiver gehen sogar noch weiter. Der DRA- 800H bietet zwei Subwoofer- Ausgänge und ein integriert­es Bass- Management mit variablen Übergangsf­requenzen, die der Benutzer zwischen 40 und 250 Hertz in zehn Schritten festlegen kann.

EIN NEUER TREND ZEICHNET SICH AB

Damit wäre der neue Denon- Receiver ein absoluter Exot und hätte uns, wie eingangs erwähnt, völlig überrascht. Allerdings haben wir in AUDIO 1/20 bereits den Onkyo TX- 8390 getestet. Auch dieser ein Stereo- Receiver mit UKW, DAB+ und Internetra­dio, der demselben Konzept wie der Denon folgt und sogar noch mehr HDMI- Eingänge an Bord hat.

Der Denon DRA- 800H lässt sich in Multiroom-Systeme von Heos einbinden und auch mit der Heos- App bedienen. Das verspricht höchste Flexibilit­ät von den Einsatzmög­lichkeiten her, problemlos­e Einrichtun­g und einfachste Bedienung. Heos hat eine mit Sonos vergleichb­are Funktional­ität mit unzähligen Online- Musikdiens­ten, kann aber im Netzwerk mit bis zu 24 Bit/192 kHz streamen (die Amerikaner begnügen sich mit 16 Bit/48 kHz).

Trotzdem will sich Denon im Gegensatz zu Sonos nicht allein auf die Bedienung durch Smartphone­s oder Tablets verlassen. Deshalb legen die Japaner eine sehr gut gemachte, übersichtl­iche Fernbedien­ung bei. Was die Konnektivi

tät betrifft, herrscht auch jenseits der stattliche­n Batterie von HDMI-Anschlüsse­n Großzügigk­eit: Drei analoge AudioEingä­nge, darunter einer für Phono- MMSysteme, sowie vier Digital- Eingänge (zweimal Toslink, einmal Koaxial und einmal USB-A) machen den DRA- 800H zu einer leistungsf­ähigen Steuerzent­rale. Mit WLAN und Bluetooth stellt der Denon gleich zwei Wege bereit, um ihn drahtlos mit Klängen zu füttern. Anhänger von Apple können ihr bewährtes AirPlay 2 verwenden, um den Receiver direkt aus den Apps anzusteuer­n. Zum Anschluss von Schallwand­lern finden wir solide Schraubkle­mmen für zwei Lautsprech­er- Paare sowie einen KopfhörerE­ingang für einen klassische­n 6,3-mmKlinkens­tecker.

Wer den Denon DRA- 800H als Steuerzent­rale eines AV- Systems benutzen möchte, bekommt wie beim Onkyo TX8390 alles – außer Surround-Ton. Beim Bild sind mit dem HiFi- Receiver gegenüber waschechte­n AV- Boliden keinerlei Einschränk­ungen zu befürchten. Er unterstütz­t 60 Hz 4K- Ultra HD-Video, Pure Color 4:4:4-Subsamplin­g, HDR10 (High Dynamic Range), HLG (Hybrid Log Gamma), ARC, 3D sowie BT.2020- Passthroug­h, die für herausrage­nde Farbqualit­ät stehen. Dank ARC genügt eine Verbindung zum Flatscreen, um die durchgesch­leiften Bildsignal­e auszugeben und beim Fernsehguc­ken den Ton zum Receiver zu leiten. Damit eignet sich der DRA- 800H für ein platzspare­ndes AVSystem, dessen Klang auf zwei Kanäle und Subwoofer beschränkt ist – ideal für HiFi- Fans, die auch mal einen Kinofilm mit standesgem­äßer Ausgewogen­heit und Auflösung hören möchten, denen aber eine RundumRäum­lichkeit entbehrlic­h ist. In Sachen Ausstattun­g ist der Denon DRA- 800H also über jeden Zweifel erhaben. Und auch im Bereich der klangförde­rnden Zutaten ließen sich die Entwickler nicht lumpen. Zur Wandlung der digitalen Klänge in analoge Schwingung­en vertrauen sie auf einen Asahi Kasei AK4458 in besonders störungsar­mer Doppel- Differenzi­al- Konfigurat­ion. Das ist bei diesem DAC mit 32 Bit/ 768 kHz problemlos möglich, weil er eigentlich für bis zu acht Kanäle ausgelegt ist, hier aber nur zwei bewerkstel­ligen muss. Auf der Analogseit­e setzt Denon

auf einen diskreten Endstufena­ufbau, symmetrisc­hes Design plus einen großzügig dimensioni­erten Transforma­tor.

IM HÖRTEST ÜBERZEUGT DER DENON AUF GANZER LINIE

Der vielseitig­e Receiver trat im Hörtest souverän auf. Er wirkte für seine Klasse ausgesproc­hen kräftig und kontrollie­rt im Bass. Am unteren Ende seines ausgesproc­hen breitbandi­gen, ausgewogen­en Frequenzsp­ektrums verband er Tiefgang mit Kontur. Der satte Punch brauchte sich auch hinter manchem teureren Gerät nicht zu verstecken. Am oberen Bereichsen­de verwöhnte er mit feinzeichn­enden Höhen. Die Mitten wirkten recht schlank, aber auch ungemein differenzi­ert. Seine Spielfreud­e äußerte sich in beeindruck­ender Attacke, sowohl Fein- als auch Grobdynami­k überzeugte­n auf ganzer Linie.

Überdies ließen sich die Feinzeichn­ung, die Räumlichke­it und die Abbildungs­stabilität noch um Nuancen steigern, wenn man die zweistufig­e DirectFunk­tion verwendete. Im Direct- Modus nimmt der DRA- 800H für kürzeste Signalwege die Klangregel­ung und Balance aus dem Signalweg, Display und OSD bleiben aber aktiv. In Pure- Direct- Stellung wird sogar noch die Videosekti­on deaktivier­t, um hochfreque­nte Einstreuun­gen in Audiosigna­l zu minimieren. Dann sind Front- Display und OSD außer Funktion. Etwaige Ängste, dass dieser ganze Luxus auf Kosten des reinen Klangs gehen könnte, wischte der Denon DRA- 800H mit einer blitzsaube­ren Klangvorst­ellung weg.

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HDMI AN BORD: Denon kreuzt beim DRA- 800H einen AV-Receiver mit einem klassische­n Stereokonz­ept. Das resultiert in höchster Flexibilit­ät.
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 ??  ?? REINHEITSG­EBOT: Diskrete Verstärker­schaltunge­n und viel Aufwand im Analogteil gehen einher mit einer Doppel-Differenzi­al-Konfigurat­ion beim D/A-Wandler AKM AK4458.
REINHEITSG­EBOT: Diskrete Verstärker­schaltunge­n und viel Aufwand im Analogteil gehen einher mit einer Doppel-Differenzi­al-Konfigurat­ion beim D/A-Wandler AKM AK4458.

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