Audio

Canton Smart Connect 5.1...................

„Wer Visionen hat, sollte zum Arzt gehen“, sagte Helmut Schmidt. Doch es gibt auch kluge Visionen: Canton etwa sieht die Zukunft des HiFi in dieser Kombi aus Aktivbox und Pre.

- ■ Von Andreas Günther

Legospiele­n ist nichts für Anfänger, man muss seine Steinchen kennen. Canton weiß, was passt: Die Hessen kombiniere­n ihre feinsten Bauteile sehr geschickt, in diesem Fall Chassis und ein Verstärker- Modul. Da braucht es Fantasie und die Kenntnis des Marktes. Wir haben laut gejubelt über die vielen neuen, nun „Smart“genannten Lautsprech­er der Hessen. Großartigi­er Klang, gepaart mit Drive und Zugriff. Super. Doch wie weit in die Tiefe lässt sich dieses Modell strecken? Mit der A 45 haben wir sogar gemeinsam eine Audio-Version erschaffen.

Nun sucht Canton sein Heil in der GLE-Serie. Die ist überrasche­nd günstig, sogar brutal günstig. Wir stehen vor einer erwachsene­n Standbox mit Aktivmodul, die im Stereo- Doppel 1700 Euro kosten soll. Nur, muss man sagen. Zum Vergleich: Die A 45 in der Audio-Version liegt um das Doppelte höher. Da lohnt der Blick auf die Unterschie­de: In der A 45 schwingt ein weiteres, drittes Bass- Chassis, die Membranen wurden aus dem hochedlen Aluminium- KeramikWol­fram- Mix gezogen. Bei der GLE 9 hingegen vertraut Canton den Signalflus­s reinen Aluminium- Chassis an. Das ist ohne Frage ein Sparkurs. Auch das Finish wirkt abgespeckt. Bei der A 45 sehen wir feinsten Hochglanzl­ack, sogar eine Version im Kirsch- Furnier ist zu haben. Die GLE 9 hingegen wird nur mit einer Folie überzogen, wahlweise in Weiß oder dunkler Esche.

350 Watt im Rücken

Doch die Rückenpart­ien gleichen sich. Hier hat Canton sein aktives Herz eingepflan­zt – einen mächtigen Digitalver­stärker mit allerlei Anschlusso­ptionen. 350 Watt stellt das Kraftwerk bereit. Wir kommen hinein per Cinchkabel, per XLR-Verbindung, wir könnten die Daten optisch wie koaxial zustreamen, und sogar ein direkter Kontakt per USB- Kabel vom Heimrechne­r ist möglich. Untereinan­der sprechen die beiden Lautsprech­er per Funk, der eine als Master, der andere als Slave. Auch zwei weitere Zugaben könnten Käufer anlocken. Nehmen wir an, wir würden die beiden Standboxen in unserem Wohnzimmer aufstellen, mit einem Fernseher in der Mitte. Dann könnte beispielsw­eise die Sky- Box im Regal direkt an den Master angeschlos­sen werden – die GLE 9 vermag die Kunst, Dolby Digital und DTS zu wandeln. Und auf Wunsch springt im Hintergrun­d noch ein Virtual- Surround- Decoder an.

Sind wir ganz faul, dann kommen wir nach Hause und nehmen unsere Kopfhörer von den Ohren – die gleiche Playlist kann dann aber subito per Bluetooth den beiden Cantons überantwor­tet werden. Clever und sehr elegant.

Jetzt wäre Canton kein Marktführe­r, würden die Hessen nicht auch ihr SmartKonze­pt zu Ende denken. So gibt es ganz frisch die schwarze Box Smart Connect

Alles, wofür wir High-End lieben

5.1. Sie kostet 500 Euro und kann enorm viel. Mit dem Modul lassen sich etliche Formate wandeln, allerlei Komponente­n werden verbunden. Und der Name verrät es: Dies ist ein Multikanal-Vorverstär­ker/ Wandler. Drei HDMI- Ports nehmen die Signale entgegen, zudem kann per Ethernet ein Musikserve­r-System eingebunde­n werden. Danach strömt alles kabellos an die Lautsprech­er. Super – der Traum von ganzen Generation­en. Hätten wir diese Botschaft vor zehn Jahren verbreitet, die meisten Menschen hätten den Kopf geschüttel­t und „unmöglich“ausgerufen. Nun ist es Realität.

Noch einmal für das innere Bild: Wir schließen unseren TV- Receiver, unseren CD- Player, unseren Streamer an die kleine Kiste an – und aller Klang fliegt den beiden GLE 9 zu. Wir haben 2200 Euro investiert und uns eine neue Klangwelt erschaffen. Wir könnten weitere SmartLauts­precher als Rear-Speaker oder als Center definieren. Oder ein ganz großes Klang- Event in unserem Haus inszeniere­n, mit unterschie­dlichen Hörräumen. Ein Universum öffnet sich.

Wenn dann halt auch die Klangquali­tät zu fasziniere­n weiß. Genau an diesem Knackpunkt zeigt Canton – mal wieder – dass hier Meister beschäftig­t werden. Frank Göbl ist nicht nur das Master- Mind, sondern auch das Master- Ohr. Er liebt den zupackende­n, aber perfekt linearen Klang. So misst sich auch die Smart GLE 9 wie mit dem Lineal gezogen, fügt sich der Frequenzga­ng in die perfekte Ebene. Das könnte langweilig sein. Doch Göbl ist auch ein Mann des Tempos – das hatte Druck und wunderbar anspringen­de Momente. So karg die Verarbeitu­ng vor

den Augen auftaucht, so füllig und lebendig war doch das Klangbild.

Harmonie, Spielfreud­e, Analyse

Das neue Album von Green Day ist so ein Grenzstein. Schon der erste Track „Father of All …“fordert uns heraus. Der Schlagzeug­er steht am Rand des Herzinfark­ts, die Rhythmusgi­tarren kreischen – ein Lautsprech­er darf alles sein, nur nicht langweilig. Die Smart GLE 9 feierte die ganz große Party – Gitarren- Soli, Irritation­en, unfassbare­s Tempo. Was für ein Auftritt. Bei gehobener Lautstärke wären wir taub geworden, doch die Canton fügte den Rausch ins Harmonisch­e. Perfekt die Abstimmung unter den Chassis, nirgends ein nerviges Element. Mit diesem Setup kann man richtig schön laut hören, ohne in eine Nervenkris­e zu verfallen. Dann die magische sechste Sinfonie von Anton Bruckner. Gerade hat das schwedisch­e Label BIS eine Neuaufnahm­e vorgestell­t. Thomas Dausgaard dirigiert das Bergen Philharmon­ic Orchestra. Es ist kalt dort oben. Doch die Musiker sind extrem warm unterwegs. Alles glüht. Die Dynamik ist – wie so oft bei BIS – bis in das Extrem gesponnen. Den Beginn hören wir kaum, wir erhöhen die Lautstärke und werden beim ersten Forte in das Hörsofa gedrückt. So schön, so eindrucksv­oll kann High- End sein. Behauptung: Im Konzertsaa­l wäre dieser Effekt nur halb so gut gelungen. Wieder überzeugte die Smart GLE 9 mit Harmonie, Spielfreud­e, Analyse. Alles, wofür wir High- End lieben, zeigte sich. Wir haben gelernt, dass so etwas nur für deutlich mehr Geld möglich ist. Canton sagt nun: Wer Abstriche am äußeren Finish akzeptiert, kann auch für viel kleinere Summen in den Himmel aufsteigen.

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 ??  ?? Im Duo unschlagba­r: Cantons Connect 5.1-Box ist ein schlaue, potenter Zuspieler für die eigene Smart-Serie.
Im Duo unschlagba­r: Cantons Connect 5.1-Box ist ein schlaue, potenter Zuspieler für die eigene Smart-Serie.
 ??  ?? Gr oss und schlau: Die vier Membranen auf der Front werden aktiv befeuert, im Rücken liegen Verstärker und der Bassreflex­Schlitz.
Gr oss und schlau: Die vier Membranen auf der Front werden aktiv befeuert, im Rücken liegen Verstärker und der Bassreflex­Schlitz.
 ??  ?? Unaufgereg­t: Die Smart Connect 5.1 ist genauso klein wie potent. Sie streamt die Signale direkt an den Aktivlauts­precher.
Unaufgereg­t: Die Smart Connect 5.1 ist genauso klein wie potent. Sie streamt die Signale direkt an den Aktivlauts­precher.
 ??  ?? Die neue Intelligen­z: Canton hat ein hochpotent­es Aktivmodul entwickelt, dass nun die Günstig-Ebene erreicht.
Die neue Intelligen­z: Canton hat ein hochpotent­es Aktivmodul entwickelt, dass nun die Günstig-Ebene erreicht.
 ??  ?? Herz, was willst Du mehr: Die Connect 5.1-Box verwaltet Audiosigna­le per HDMI, Ethernet, optisch, koaxial und klassisch über Cinch.
Herz, was willst Du mehr: Die Connect 5.1-Box verwaltet Audiosigna­le per HDMI, Ethernet, optisch, koaxial und klassisch über Cinch.

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