Cayin CS-150A
Der Vollverstärker Cayin CS-150A verströmt Klangglanz ganz nach Bedürfnis: Mit verschiedenen Schaltungen passt er sich verschiedenen Ansprüchen an.
Steuergitter und Anode hinzu. Das positiv geladene Gitter schirmt das Steuergitter von der Anode ab. Tetroden können wesentlich höhere Verstärkungen als Trioden erreichen. Probleme können sogenannte Sekundärelektronen bereiten. Denen versuchen Pentoden mit der fünften Elektrode, dem Bremsgitter, einen Riegel vorzuschieben. „Beam Power“-Tetroden oder Strahlpentoden sind aus Kostengründen statt mit Bremsgittern mit gebogenen ElektronenstrahlLeitblechen versehen. Für Audio- Anwendungen nutzen Entwickler meist die Pentoden EL34 oder die Strahl- Pentoden/ Tetroden 6L6 und 6550/KT88 sowie Derivate und Weiterentwicklungen da
Triode oder UlTralinear? die Boxen enTscheiden
von. Wie die KT 150 im Cayin CS-150A, worauf die Typenbezeichnung hinweist.
Kleine Schaltungstricks
Schon im CS-100A konnte man zwischen Trioden- und Ultralinearbetrieb umschalten – so wie jetzt auch im CS150A. Bei Röhren definiert die sogenannte Kennlinie, über welchen Bereich sie ohne lineare Verzerrungen arbeiten. Im Röhrengeschäft können mit Pentoden/ Tetroden bestückte Leistungsstufen auf drei Arten beschaltet werden: Im Pentodenbetrieb liegt am Schirmgitter eine feste Gleichspannung an, im Triodenbetrieb verbinden die Techniker das Schirmgitter über einen Schutzwiderstand mit der Anode – dann ähneln die Pentoden- Kennlinien denen von Trioden. Die dritte Art mischt die Leistungsausbeute des Pentoden- mit der Verzerrungsarmut des Triodenbetrieb zum Ultralinearbetrieb. Die meisten Röhrenverstärker arbeiten mit Ausgangsübertragern, so auch der Cayin. Diese Trafos helfen der röhrentypischen Grundschwäche, zwar viel Spannung, aber nur wenig Strom liefern zu können, beim Betrieb an handelsüblichen Lautsprechern ab. Je niedriger deren Impedanz und ihr Wirkungsgrad ausfallen, desto höher ist ihr Strombedarf. Im UL- Betrieb zweigt die Schaltung an der Primärwicklung des Ausgangsübertragers einen Teil des Ausgangssignals ab und leitet es auf das Schirmgitter. Der Ultralinearbetrieb gilt als effizienteste und laststabilste Audioröhrenschaltung. Unser Messlabor (Kasten siehe nächste Seite) gibt ihm im Falle des Cayin CS-150A recht.
Der erlaubt es außerdem, den negativen Feedback- Loop, also die Gegenkopplung, zwischen „high“und „low“zu verändern. Die Gegenkopplung beeinflusst den Dämpfungsfaktor. Dieser weist darauf hin, wie gut eine Endstufe
mit dem vom Lautsprecher zurück in den Amp fließenden Strom, der Gegeninduktion, fertig wird – wie gut sie also den Bass im Griff hat.
kleine aBstuFunGen
Ein so langwieriger (viel Umstöpseln) wie kurzweiliger (viel Musikspaß) Hörtest zeigte dann klare Tendenzen auf. Je nach Konfiguration ermöglicht der Cayin kleine, aber charakteristische Abstufungen im Klangglanz. An großen, mäßig wirkungsgradstarken Boxen wie den AUDIOReferenzen B&W 802 D3 empfiehlt sich der ULBetrieb mit hohem Bias und strammer Gegenkopplung. Da frappierte die klare, nuancierte und bis zu recht hohen Pegeln kontrollierte Spielart des Cayin. Von seinen reizvollen Mitten profitierten besonders Stimmen: Ob im Symphonic Rock von Nightwish, im Ensemble Vox Clamantis mit Chorwerken von Cyrillus Kreek (ECM) oder in den 60erJahreChansons von Jean Ferrat („Ma Môme“, Le Chant Du Monde) – sie strahlten um die Wette. Im Triodenbetrieb schlug das Mehr an Glitzern bei höheren Pegeln in etwas viel Gleißen um. Bei niedriger Lautstärke tönte es matter. Mit wirkungsgradstarken Boxen wie der Klipsch La Scala AL5 (AUDIO 6/19) sollten Röhrenfans den Hebel links auf TRBetrieb ticken. Vasks Violinkonzert „Distant Light“(siehe Klassik) oder Rain Sultanovs „Influence“(siehe Vinyl) erstrahlten so in warmem Goldglanz.
Ob trioden- oder Ultralinearbetrieb mit welcher Gegenkopplung und welchem Ruhestrom „passt“, ist keine reine Geschmacksfrage. Vor allem die Lautsprecher entscheiden, in welcher Einstellung der Cayin CS-150a die richtige (!) Dosis Glanz verströmt. Man kann auch zu viel des Guten abrufen. Richtig justiert, vollbringt er aber regelrechte Glanz-Wohltaten.