Audiolab 8300 CDQ
Der Audiolab 8300 CDQ kombiniert einen CD-Player mit einem großartigen Wandler. Mit diesem Gerät sind wir auf der richtigen Seite.
Wer aufgrund der Viren-Wirren vielleicht gerade nicht im Bilde ist: Wir schreiben das Jahr 2020. Es ist tatsächlich vier Jahrzehnte her, dass Philips und Sony den Red- Book- Standard festlegten für den damals neuen Tonträger der Zukunft, die Compact- Disc. Alle, die um 1980 das Säuglingsalter schon verlassen hatten, werden sich vermutlich daran erinnern, welche langanhaltende Begeisterung die CD zu dieser Zeit auslöste. Endlich ein moderner Tonträger: klein, glitzernd, digital. Und mit einem Speichervermögen, das dem der altmodischen Langspielplatte aus Vinyl um Längen überlegen war. Die CD-Spielzeit von sage und schreibe 74 Minuten eröffnete den Künstlern nicht nur neue Möglichkeiten, sie stellte auch neue Anforderungen an sie, denn selbst ein episches VinylDoppelalbum wie „Live Rust“von Neil Young lag nur bei 73:47 Minuten. Da hieß es Songs schreiben.
Die CD ist Weiterhin beliebt
Das knacksfreie, ungemein praktische Musikhören via CD ist bis heute beliebt. Warum auch nicht? 16/44 war keine beliebige Datengröße, sondern es ist das, was der Mensch hören und wahrnehmen kann. 2019 hatte die CD in Deutschland immer noch einen Marktanteil von 29 Prozent, was angesichts der nunmehr neuen Medienvielfalt eine ganze
Menge ist. Dennoch, und da verraten wir kein Geheimnis, sind reine CD-Spieler inzwischen nicht mehr der letzte Schrei. Gesucht werden hingegen Player, die über das Abspielen von Silberscheiben hinaus mit modernen ZugabeFähigkeiten überzeugen.
Ein solcher Apparat ist der 8300 CDQ des britischen Herstellers Audiolab. Die Engländer sind nach wie vor Anhänger der klassischen Bauweise: 43 Zentimeter in der Breite, rechts die Knöpfe, in der Mitte das Display, links ein Schlitz mit Einzugslaufwerk. Das könnte gut und gerne aus den 80er- Jahren stammen, ist aber tatsächlich brandneu.
Der Rücken verändert die Ansprache: Hier bietet natürlich ein CD- Player per Cinch und sogar XLR einen Stereo- Ausgang für den Amp an, aber zugleich wird hier ein Fest an Eingängen und Wandlern gefeiert. Vielfach kommen wir per Cinch und optisch herein. Das ist eben
der AudiolAb vereint die vielfAlt digitAler Quellen
nicht nur ein Player, sondern auch ein hochpotenter Wandler. Da wird einem schnell warm ums Herz. Wir könnten einen PCM- Stream anlegen – er wird gewandelt bis zu stolzen 32 Bit und 384 Kilohertz. Das liegt tatsächlich um Kilometer über der derzeitigen Realität. Da haben wir also einen mächtigen Puffer für die Zukunft. Audiolab hat sich außerdem auf die Seite des MQA- Formats geschlagen. Das bedeutet: MQA- CDs und ebensolche Digital- Signale werden hier ausgelesen, so wenige es davon derzeit auch noch geben mag.
Der Klang ist granDios
Alle Nullen und Einsen erreichen einen zentralen Chip, in offizieller Chiffre ES9018 genannt. Er kann alles, sogar DSD. Dieser Player ist also ein Laser- Leser und ein hochpräziser Wandler noch dazu. Mit einem Preis von 1500 Euro sind wir aber außerhalb vieler Quellen und Welten.
Doch die Kaufbotschaft wird klar: Hole mich in deine Kette und schleife jedwedes Digitalformat ein. Der Audiolab 8300 CDQ vereint die Vielfalt der digitalen Quellen. Per CD- Laufwerk wird die Silberscheibe eingebunden, gleichzeitig aber öffnet sich der Himmel zu sämtlichen aktuellen Digitalformaten. Das gelingt schnell, offensichtlich und elegant.
Und es klingt so grandios, wie es besser kaum sein könnte.
Von Zeit zu Zeit werden wir in Wellen davongetragen. Jetzt werfen wir den Anker und halten an – Tony Joe White ist verschwunden. Ein großer Songwriter. Sein Album „Homemade Ice Cream“ertönte über die großen Lautsprecher, frei von Show und Fett. Da swingt ein Edel
bass in „California On My Mind“– wunderbar, dieser Saitenton. Alles lässig, alles elegant. Es war fast so, als wären wir 1973 im Studio dabeigewesen. Klassische Musik gehört bei unseren Hörsessions bekanntlich zum Pflichtprogramm. Die Schottin Nicola Benedetti gilt momentan als Wundergeigerin der Decca, heftig wird ihre Einspielung des ElgarKonzerts beworben. Da pocht jeder halbe Takt, da wird die Gesangslinie durchbrochen – typisch britisch. Benedetti formt es nach der Meister Sitte. Die Künstlerin steht nicht im Orchester, sondern in der Stereoperspektive deutlich vorn links. Der erste Ton, die erste Phrase schwelgt dahin – dann beginnt ein inniger Dialog mit dem Orchester. All das war hier wunderbar wahrzunehmen.
ob AmericAnA oder PiAno-jAzz – der AudiolAb bringt’s zum Klingen
Hören wir noch ein wenig tiefer hinein. Ganz laut, ganz plastisch – die Americana- Combo Jason Isbell and The 400 Unit haben mit „Reunions“ein Meisterwerk aufgenommen. Dick und fett strömte der Sound der angerissenen Saiten von links und rechts zu uns. In der Mitte die Singstimme. So wurde schon in den frühen Stereozeiten abgemischt. Dann ein mächtiger Bass aus der Mitte, stramm und staatstragend. Dieses Album sollte in jedem Schrank stehen oder eben auf jeder Festplatte vorhanden sein. „Letting You Go“umarmt uns – das ist Pop und feinster Western-Sound. Sind wir alt geworden, dass wir diese Musik lieben?
Nun warfen wir noch einen modernen Jazz auf den Riemen. Der norwegische Pianist Jon Balke tobt sich ganz frisch auf seinem neuen Album „Discourses“aus (ECM). Da rauschen Klavierphrasen von links nach rechts – wir suchten den
Kontext und waren unschlüssig. Solche Musik legt man eigentlich erst auf, wenn die Sonne schon untergegangen ist. Ein geistiges Getränk zwischen Hand und Kehle, und man versinkt in einer perfekt gestrickten Aura. Wenn die Elektronik mitspielt – und das tat sie.
In diesem Heft drängt sich auf den folgenden Seiten gleich der große Konkurrenz- Player von Artera Play+ von Quad auf. Er stammt aus dem gleichen Labor, kommt zum gleichen Preis und ist sogar mit dem gleichen Chip ausgstattet. Aber wir verfallen dann doch eher dem Audiolab. Er ist einfach einen Tick reicher, feiner und humaner. Würde ich mir einen neuen Silberscheiben- Rotator zulegen wollen, der Audiolab 8300 CDQ wäre meine erste Wahl.