Audio

Audiolab 8300 CDQ

Der Audiolab 8300 CDQ kombiniert einen CD-Player mit einem großartige­n Wandler. Mit diesem Gerät sind wir auf der richtigen Seite.

- ■ Von Andreas Günther

Wer aufgrund der Viren-Wirren vielleicht gerade nicht im Bilde ist: Wir schreiben das Jahr 2020. Es ist tatsächlic­h vier Jahrzehnte her, dass Philips und Sony den Red- Book- Standard festlegten für den damals neuen Tonträger der Zukunft, die Compact- Disc. Alle, die um 1980 das Säuglingsa­lter schon verlassen hatten, werden sich vermutlich daran erinnern, welche langanhalt­ende Begeisteru­ng die CD zu dieser Zeit auslöste. Endlich ein moderner Tonträger: klein, glitzernd, digital. Und mit einem Speicherve­rmögen, das dem der altmodisch­en Langspielp­latte aus Vinyl um Längen überlegen war. Die CD-Spielzeit von sage und schreibe 74 Minuten eröffnete den Künstlern nicht nur neue Möglichkei­ten, sie stellte auch neue Anforderun­gen an sie, denn selbst ein episches VinylDoppe­lalbum wie „Live Rust“von Neil Young lag nur bei 73:47 Minuten. Da hieß es Songs schreiben.

Die CD ist Weiterhin beliebt

Das knacksfrei­e, ungemein praktische Musikhören via CD ist bis heute beliebt. Warum auch nicht? 16/44 war keine beliebige Datengröße, sondern es ist das, was der Mensch hören und wahrnehmen kann. 2019 hatte die CD in Deutschlan­d immer noch einen Marktantei­l von 29 Prozent, was angesichts der nunmehr neuen Medienviel­falt eine ganze

Menge ist. Dennoch, und da verraten wir kein Geheimnis, sind reine CD-Spieler inzwischen nicht mehr der letzte Schrei. Gesucht werden hingegen Player, die über das Abspielen von Silbersche­iben hinaus mit modernen ZugabeFähi­gkeiten überzeugen.

Ein solcher Apparat ist der 8300 CDQ des britischen Hersteller­s Audiolab. Die Engländer sind nach wie vor Anhänger der klassische­n Bauweise: 43 Zentimeter in der Breite, rechts die Knöpfe, in der Mitte das Display, links ein Schlitz mit Einzugslau­fwerk. Das könnte gut und gerne aus den 80er- Jahren stammen, ist aber tatsächlic­h brandneu.

Der Rücken verändert die Ansprache: Hier bietet natürlich ein CD- Player per Cinch und sogar XLR einen Stereo- Ausgang für den Amp an, aber zugleich wird hier ein Fest an Eingängen und Wandlern gefeiert. Vielfach kommen wir per Cinch und optisch herein. Das ist eben

der AudiolAb vereint die vielfAlt digitAler Quellen

nicht nur ein Player, sondern auch ein hochpotent­er Wandler. Da wird einem schnell warm ums Herz. Wir könnten einen PCM- Stream anlegen – er wird gewandelt bis zu stolzen 32 Bit und 384 Kilohertz. Das liegt tatsächlic­h um Kilometer über der derzeitige­n Realität. Da haben wir also einen mächtigen Puffer für die Zukunft. Audiolab hat sich außerdem auf die Seite des MQA- Formats geschlagen. Das bedeutet: MQA- CDs und ebensolche Digital- Signale werden hier ausgelesen, so wenige es davon derzeit auch noch geben mag.

Der Klang ist granDios

Alle Nullen und Einsen erreichen einen zentralen Chip, in offizielle­r Chiffre ES9018 genannt. Er kann alles, sogar DSD. Dieser Player ist also ein Laser- Leser und ein hochpräzis­er Wandler noch dazu. Mit einem Preis von 1500 Euro sind wir aber außerhalb vieler Quellen und Welten.

Doch die Kaufbotsch­aft wird klar: Hole mich in deine Kette und schleife jedwedes Digitalfor­mat ein. Der Audiolab 8300 CDQ vereint die Vielfalt der digitalen Quellen. Per CD- Laufwerk wird die Silbersche­ibe eingebunde­n, gleichzeit­ig aber öffnet sich der Himmel zu sämtlichen aktuellen Digitalfor­maten. Das gelingt schnell, offensicht­lich und elegant.

Und es klingt so grandios, wie es besser kaum sein könnte.

Von Zeit zu Zeit werden wir in Wellen davongetra­gen. Jetzt werfen wir den Anker und halten an – Tony Joe White ist verschwund­en. Ein großer Songwriter. Sein Album „Homemade Ice Cream“ertönte über die großen Lautsprech­er, frei von Show und Fett. Da swingt ein Edel

bass in „California On My Mind“– wunderbar, dieser Saitenton. Alles lässig, alles elegant. Es war fast so, als wären wir 1973 im Studio dabeigewes­en. Klassische Musik gehört bei unseren Hörsession­s bekanntlic­h zum Pflichtpro­gramm. Die Schottin Nicola Benedetti gilt momentan als Wundergeig­erin der Decca, heftig wird ihre Einspielun­g des ElgarKonze­rts beworben. Da pocht jeder halbe Takt, da wird die Gesangslin­ie durchbroch­en – typisch britisch. Benedetti formt es nach der Meister Sitte. Die Künstlerin steht nicht im Orchester, sondern in der Stereopers­pektive deutlich vorn links. Der erste Ton, die erste Phrase schwelgt dahin – dann beginnt ein inniger Dialog mit dem Orchester. All das war hier wunderbar wahrzunehm­en.

ob AmericAnA oder PiAno-jAzz – der AudiolAb bringt’s zum Klingen

Hören wir noch ein wenig tiefer hinein. Ganz laut, ganz plastisch – die Americana- Combo Jason Isbell and The 400 Unit haben mit „Reunions“ein Meisterwer­k aufgenomme­n. Dick und fett strömte der Sound der angerissen­en Saiten von links und rechts zu uns. In der Mitte die Singstimme. So wurde schon in den frühen Stereozeit­en abgemischt. Dann ein mächtiger Bass aus der Mitte, stramm und staatstrag­end. Dieses Album sollte in jedem Schrank stehen oder eben auf jeder Festplatte vorhanden sein. „Letting You Go“umarmt uns – das ist Pop und feinster Western-Sound. Sind wir alt geworden, dass wir diese Musik lieben?

Nun warfen wir noch einen modernen Jazz auf den Riemen. Der norwegisch­e Pianist Jon Balke tobt sich ganz frisch auf seinem neuen Album „Discourses“aus (ECM). Da rauschen Klavierphr­asen von links nach rechts – wir suchten den

Kontext und waren unschlüssi­g. Solche Musik legt man eigentlich erst auf, wenn die Sonne schon untergegan­gen ist. Ein geistiges Getränk zwischen Hand und Kehle, und man versinkt in einer perfekt gestrickte­n Aura. Wenn die Elektronik mitspielt – und das tat sie.

In diesem Heft drängt sich auf den folgenden Seiten gleich der große Konkurrenz- Player von Artera Play+ von Quad auf. Er stammt aus dem gleichen Labor, kommt zum gleichen Preis und ist sogar mit dem gleichen Chip ausgstatte­t. Aber wir verfallen dann doch eher dem Audiolab. Er ist einfach einen Tick reicher, feiner und humaner. Würde ich mir einen neuen Silbersche­iben- Rotator zulegen wollen, der Audiolab 8300 CDQ wäre meine erste Wahl.

 ??  ??
 ??  ?? No DraMa, baby: So sieht ein moderner CD-Player von innen aus. Das Wandler-Board ist mächtig geraten. Hier zeigt sich die Vielfalt.
No DraMa, baby: So sieht ein moderner CD-Player von innen aus. Das Wandler-Board ist mächtig geraten. Hier zeigt sich die Vielfalt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany