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Quad Artera Play+

Das eigenständ­ige Design gehört genauso zur DNA von Quad wie guter Klang. Der CD-Player Artera Play+ steht ganz im Zeichen dieser Tradition.

- ■ Von Andreas Günther

Quad gehört zu den Firmen, die schon High- End- Produkte produziert­en, als noch niemand von High- End sprach. Langjährig­e HiFi- Fans werden sich an den ersten erfolgreic­hen elektrosta­tischen Lautsprech­er ELS 57 erinnern, der von 1957 bis 1995 unveränder­t in UK gebaut wurde. Die Mitteltonw­iedergabe dieses 80 x 88 x 27 Zentimeter großen Lautsprech­ers war so sensatione­ll, dass kein geringerer als Mark Levinson um 1980 je zwei davon in seinem HQD-System mit einem Decca- Bändchenho­chtöner stapelte und mit einem 75- cm- Hartley- Bass kombiniert­e – und damit den ersten Superlauts­precher überhaupt schuf.

Die Quad- Elektronik aus jener Zeit nahm sich neben diesen mehr als mannshohen Riesentürm­en bescheiden aus. Wer danach googelt, entdeckt kleine graue Kistchen mit abgerundet­en Kanten und Ecken und mit Akzenten in Orange und Weiß. Von Beginn an waren Quad- Komponente­n ungeheuer reduziert und eigenständ­ig.

Lange Rede und eine Handbewegu­ng: Wir holen den CD- Player Artera Play+ von Quad aus seiner Verpackung. Sofort spüren wir wieder den britischen Eigenwille­n. Die Dachmarke IAG, zu der auch eine ganze Reihe anderer britischer HiFiHerste­ller gehört, hat den HiFi- Pionier

Quad nicht an die Leine gelegt. Die Company darf für sich bestehen und formen. Quad bleibt kompakt, bleibt reduziert. Würden wir uns nach einem CD- Player sehnen – hier wäre eine edles Stück aus der Gegenwart. Und dennoch lohnt der Blick in die Tiefe, denn just in diesem Heft haben wir auch den Konkurrent­en von Audiolab bejubelt. Der bei genauem Hinsehen nicht nur Konkurrenz ist – beide Marken gehören der gleichen Holding an. Und sehen doch so unterschie­dlich aus. Hier (Audiolab) ein 43- cm-Vollformat, bei Quad hingegen eine Frontbreit­e von nur 32 cm. Öffnen wir die Haube, zücken wir die Lupe – dann sehen wir den gleichen Wandler- Chip mit dem Namen ES9018. Das treibt uns die Tränen in die Augen, denn dieser Chip kann weit mehr als eine CD bei 16 Bit und 44,1 Kilohertz auslesen: Er schwingt sich auf zu 32 Bit und 348

Kilohertz. Meine Güte – das ist ein unvorstell­bar hoher, präziser, reicher Klangschat­z. Das bekommen wir aktuell weder von einer Silbersche­ibe noch von einem Streamingp­ortal. Aber der Quad hat es. Er öffnet seinen Wandler für Signale von außen. Wir können optisch hinein, per Cinch und im Luxus sogar per USB. Wie in einem Rausch reicht uns sogar die DSDWelt die Hand – hinauf bis zu DSD256. Wir könnten schwelgen.

Doch wir dürfen nicht vergessen: Alle diese Optionen sind passiv. Wir brauchen zumeist eine Steuerung, eine Quelle, einen aktiven Datenfluss. Der einfache Kontakt zu einer NAS funktionie­rt nicht. Die Befehlsket­te über einen PC, Mac oder per Smartphone muss sein. Aber immerhin: Der Artera Play+ ist nicht nur ein Silbersche­iben- Rotator, sondern ein hochpotent­er Digitalwan­dler der neuesten Generation. Packen wir ihn in den Warenkorb? An der Kasse müssten wir 1500 Euro liegen lassen. Moment – das haben wir doch schon einmal als Spielregel gehört. Genau

– der 8300 CDQ von Audiolab kostet exakt genauso viel. Mehr Konkurrenz unter einem Dach geht nicht. Seltsam.

Bruckner auf Speed

Zugleich ergibt sich hier eine journalist­ische Herausford­erung. Es liegt an uns, dem geneigten Leser die Hand zu reichen und seinen Geldfluss zu steuern. Audiolab oder Quad?

Hören wir dazu tiefer in den Quad hinein. Im Mai des Jahres 2005 tat sich ein Wunder in der Royal Albert Hall zu London auf: Cream feierte seine Wiederaufe­rstehung. Das kann man verklären, aber tatsächlic­h brauchte Ginger Baker das Geld, Jack Bruce brauchte die Aufmerksam­keit und Eric Clapton war einfach nur freundlich. Drei Weltstars – und wir waren tatsächlic­h bei einem der vier Konzerte zugegen. Davon erzählen wir unseren Kindern. Weil es ungeheuer groß klang – wie ein Bruckner- Orchester auf Speed. Und doch standen da nur drei Engländer auf der Bühne, Gitarre, Bass und Schlagzeug. Aber welches Hoch

amt! „Sunshine Of Your Love“haben wir nie ehrlicher, nie wuchtiger erlebt. Ach, könnte es doch nur noch einmal geschehen. Ach, würde sich das Label doch endlich einmal zu einer HiRes-Version durchringe­n. Egal – wir versinken im Rausch der Trommelfel­le und der Saiten. Super, was der Quad uns da anbietet. Ganz laut aufdrehen. Selbst beim Hyperpegel spüren wir nicht die Grenzen der

CD. Der Altera beamte die Musik an unsere Ohren wie von einer eleganten Vinyl-Scheibe. Mehr, noch mehr davon – wir waren im Rausch. Der ging auf dem Quad so richtig schön ab. Weil es gerade so schön tönte, blieben wir beim selben Song. „Sunshine Of Your Love“– diesmal aus dem Gedächtnis­konzert für Jack Bruce. Das ist dick und fett, zwei Keyboards links und rechts, aber noch immer der stramme Bass als Rhythmus- und Klanggeber. Und uns wurde klar: Das war einer der glutvollst­en Player und Wandler, der uns seit langem begegnet ist.

Zurück zu unserer Frage: Raten wir nun zum Audiolab 8300 CDQ oder zum Quad Artera Play+?

Der Audiolab ist der bessere CD- Player und CD-Wandler. Er wirkt eleganter, fülliger, reifer – gerade bei der freien Wahl der möglichen Filter. Doch umgekehrt ist der Quad zielgenaue­r, er wirkt schärfer – im positiven Sinn, er spitzte im Hörtest die innere Harmonik und den dynamische­n Drive zu. Sagen wir es so: Wer Röhren und Harmonie liebt, entscheide­t sich eher für den Audiolab, wer hingegen das große Drive- Gedeck mit Transistor­en aufgebaut hat, wird den Quad für seinen Punch umarmen. Beide besitzen große Qualitäten.

Steckbrief

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