T+A Solitaire P
Wenn T+A in ein neues Segment einsteigt, dann nach einer genauen Bedarfsanalyse. Das Verlangen nach höchstwertigen Kopfhörern muss also existieren. Vorhang auf für den ersten Kopfhörer und den ersten Kopfhörerverstärker von T+A.
Es war die High End 2019 in München, als ich im Ausstellerraum von T+A mit Siegfried Amft, Gründer und Inhaber der Firma, bei einer Tasse Kaffee saß. Er verriet mir erste Details zum neuen T+AKopfhörer und zeigte mir Bauteile. Der Ingenieur in ihm kam durch, und es war faszinierend, seinen Ausführungen zu folgen. Immer, wenn er über neue Produkte spricht, leuchten seine Augen – auch hier war es so.
Dieses Jahr musste unser Treffen auf der High End aus bekannten Gründen ausfallen. Aber auch in Herford geht das Leben weiter, sodass wir nun zwei weitere Highlights aus der ostwestfälischen Technikschmiede T+A präsentieren dürfen. AUDIO war die erste Zeitschrift, die exklusiv den neuen T+A Caruso zum Test bekam (siehe AUDIO 6/20), jetzt liegen der Kopfhörer Solitaire P und der Kopfhörer verstärker HA 200 vor mir. Das Beruhigende bei Tests von T+AGeräten ist die Tatsache, dass diese Firma keine Gurken baut. Die Verarbeitung ist immer High Class, die Technik immer eine perfekte Ingenieursleistung. Diese Tugenden lassen sich die Herforder gut bezahlen; sie fordern zudem ihren Tribut in Form von Gewicht. Was bei Endstufen keine Rolle spielt, kann auf dem Kopf spürbar werden: Mit 530 Gramm ohne Kabel ist der Solitaire P ein wahrer Wonneproppen. Schwer liegt er in der Hand, aber auf dem Kopf verteilt sich sein Gewicht dann doch erstaunlich gut. In seinen massiven Muscheln schwingen große Flachmembranen, durchzogen von feinsten Leiterbahnen in einem starken magnetischen Feld.
state of the art
Werden Membranen punktuell angetrieben, wie es bei dynamischen Treibern üblich ist, entstehen Partialschwingungen. Steife Materialien sollen diese Schwingungen in unkritische, höhere Frequenzbereiche schieben, was auf Kosten des Gewichts geht. Wir wissen: Die ideale Membran ist unendlich steif und hat die Masse null. Die hauchdünne Membran magnetostatischer Treiber geht in die richtige Richtung. Anders als Elektrostaten kommen Magnetostaten ohne speziellen Treiberverstärker aus, benötigen aufgrund ihres Leistungshungers allerdings einen potenten Kopfhörerverstärker. Zufällig hat T+A einen solchen ebenfalls parat – den HA 200. Dieser zählt zu den schönsten Objekten von T+A und im HiFi- Universum. Die Verarbeitung, die Gestaltung, die klassischen Rundinstrumente und das große OLED- Display – so geht ikonisches Design! Der Solitaire P muss aufpassen, dass ihm der HA 200 nicht die Schau stiehlt … Das Gehäuse ist nicht zu kompakt und nicht zu ausladend, also genau richtig. Das Gewicht von 6,5 Kilogramm vermittelt einen guten Eindruck von der soliden Bauweise des Geräts. Massive Kühlrippen zieren die Flanken.
so geht ikonisches design
Auf der Front sitzen drei Kopfhörerausgänge: Zwei symmetrische für 4,4mm- Pentaconn- und vierpolige XLR-Stecker und, ganz klassisch, ein unsymmetrischer im Format 6,3 mm Klinke. Über den Buchsen befinden sich die beiden VU- Meter mit warmweißer Beleuchtung. Das OLED- Display bietet einen hübschen Kontrast dazu – es ist
gestochen scharf und hervorragend ablesbar.
Der Pegelregler ist gleichzeitig für die Steuerung des Menüs zuständig, das für T+A-Verhältnisse ungemein klar und logisch aufgebaut ist. Beim Regeln der Lautstärke ist das Klacken kleiner Relais deutlich zu hören. Damit verrät der HA 200 seine Herkunft: Ein Teil seiner Technik stammt aus der HVSerie. >>