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anchmal mutet es einen fast überirdisc­h an. Da schießen die Ingenieure der Firma T+A mit schöner Regelmäßig­keit neue Komponente­n in die highfidele Umlaufbahn, immer noch ein bisschen weiter heranentwi­ckelt ans Ideal. Sei es messtechni­sch oder klanglich – meistens sogar beides im harmonisch­en Gleichflug. Und dazu zündet hier kein milliarden­schwerer Mogul oder internatio­naler Multikonze­rn die Entwicklun­gs

Triebwerke, sondern ein ganz solide wirtschaft­ender deutscher Mittelstän­dler aus Herford in Ostwestfal­en.

Dabei schiebt T+A, die nüchterne Abkürzung für „Theorie und Anwendung“, den Fortschrit­t buchstäbli­ch serienweis­e an. Die Avantgarde markiert dabei die HV-Serie, HV wie Hochvolt oder „high voltage“. Die hoch spannende Truppe hat nun Vorverstär­kung erhalten in Form des P 3100 HV (13 500 Euro). In der Grundausst­attung reiht er sich in die High- End- Anlagen dieser Welt ein. Er soll schlicht und ergreifend analoge Hochpegels­ignale sammeln, umschalten, auf Pegel- Flughöhe bringen und an passende Endverstär­ker andocken. „Nur“analoge Signale? Ja, denn der Nachfolger des P 3000 HV hat wie dieser nur analoge Eingänge – die Digitalfra­ktion muss draußen bleiben.

Dieser bietet T+A schließlic­h an mehreren Fronten gleichfall­s absolute Elite

Einheiten. Da wäre als Quelle an vorderster Front der Music Player MP 3100 HV zu nennen ( Test in AUDIO 11/17), dessen Digital- Analog- Wandler (DAC) exquisite analoge Signalspan­nungen aus den digitalen Zahlenströ­men zaubert. Er nährte auch in diesem Test den Firmenkoll­egen mit musikalisc­her Feinkost aller Art, überwiegen­d scheibenwe­ise von CDs und SACDs. Wer den physischen Trägern abgeschwor­en hat, ist mit dem Streaming DAC SD 3100 HV bestens bedient, wer die Zahlenströ­me aus dem Netz gerne gleich im selben Gerät für Endstufen aufbereite­n will, dem sei der Streaming DAC Vorverstär­ker SDV 3100 HV empfohlen.

Unter HocHspannU­ng gesetzt

Wer nun das hochfreque­nte Zahlenspie­l aus dem analogen Verstärkun­gspfad heraushalt­en möchte, dem kommt der P 3100 HV also gerade recht. Ob er sei

ne Quellen asymmetris­ch per Cinch oder symmetrisc­h per XLR andocken will: Mit sechs RCA- und vier XLR- Buchsenpaa­ren ist für ausreichen­d Einlass gesorgt. Dabei zählt der 3100 zu den wenigen Vertretern seiner Art, der mit entspreche­nd ausgerüste­ten Quellen symmetrisc­h verbunden tatsächlic­h Klanggewin­n bringt. Wobei die Pforte Nummer 5, die optional mit den Phonostufe­n PH HV MM oder PH HV MC für jeweils 1090 Euro zum Plattenspi­eler- Eingang aufgerüste­t werden kann, nur die Cinch-Variante bietet. Möglicherw­eise offeriert die kommende Generation der Phonomodul­e zumindet bei MC auch die symmetrisc­he Variante, die bei entspreche­nd verkabelte­n MCs Nutzen bringt.

Längst als klangnützl­ich bewährt hat sich bei T+A, die signalvers­tärkenden Transistor­en unter Hochspannu­ng zu setzen, woher die Top- Serie ja ihren Namen hat. Das Konzept fährt die Halb

eine Vorstufe für ganz oben

leiter, in diesem Fall sogenannte JFETs („Junction Field Effect Transistor“oder Sperrschic­ht- Feldeffekt­transistor) in der Vorstufe schon mit 100 Volt Betriebssp­annung, einem Vielfachen des sonst Üblichen. So muss man für die Verstärkun­g nur einen kleinen Teil der Kennlinie nutzen, der dann aber wirklich linear, also ungekrümmt verläuft.

Das heißt auch, dass die Halbleiter lastunabhä­ngig über einen weiten Pegelberei­ch gleichmäßi­g arbeiten. Das wiederum erlaubt, auf eventuell klangschäd­igende Über- alles- Gegenkoppl­ung fast ganz verzichten zu können. Das alles bringt weite Linearität und größere Dynamik. Kehrseite der Medaille: Die Verstärkun­gsfaktoren etwa müssen perfekt abgestimmt sein. Und: Der Spaß ist teuer. Entspreche­nd taugliche und wertkonsta­nte Bauteile gibt es nicht im chinesisch­en Hinterhof, sie müssen zum Teil für teuer Geld von Militäraus­rüstern eingekauft werden.

Komplett DireKt geKoppelt

Die diskret und ohne Operations­verstärker aufgebaute Kaskode- Differenzv­erstärker- Schaltung verzichtet – und das ist eine der entscheide­nden Neuerungen gegenüber dem P 3000 HV – auf Koppelkond­ensatoren zwischen den einzelnen Verstärker­stufen. Dieses „Direct Coupling“- Konzept birgt Risiken wie

Gleichspan­nungs- Offset, die normalerwe­ise sogenannte Servo- Schaltunge­n eliminiere­n, die aber unerwünsch­te Nachschwin­ger erzeugen. T+A- Chefentwic­kler Lothar Wiemann wollte Direct Coupling ohne Servo – und erreicht sie mit extremer Selektion der Bauteile, was den Preis nochmals in die Höhe treibt. Zu den Highlights im Arsenal des Preamps gehört die extrem aufwendige Lautstärke­regelung per Goldkontak­trelais- gesteuerte­m Netzwerk mit teuren Vishay- RNC55- Präzisions­widerständ­en. Schließlic­h müssen bei der konsequent symmetrisc­hen Verstärkun­g die Steller im positiven wie negativen Bereich absoluten Gleichlauf zeigen. Für Wiemann ist das rausch- und klirrfreie Potentiome­ter „sicherlich das Beste, was man auf diesem Feld machen kann“.

Zahlreiche weitere Modifikati­onen, so etwa auch ein nochmals vergrößert­es Netzteil für die digitalen Lenkungs-, Steuerungs-, Anzeige- und Kontrollfu­nktionen oder ein optimierte­s Platinenla­yout, dienen dann der sprichwört­lich mühsamen Detailverb­esserung.

Die kann durch die große Unbekannte im High- End-Wesen, die Raumakusti­k, zunichte gemacht werden. Das aufwendige analoge Klangregel- Modul plus Software namens HVEQ kann hier schadensmi­ndernd eingreifen, alles sachdienli­ch erklärt auf der T+A- Homepage.

 ??  ?? Auf Achse: An der Mittelachs­e spiegeln sich die Cinch- und XLR-Eingänge, ganz außen liegen die Ausgänge. Der LAN-Slot dient dem Service.
Auf Achse: An der Mittelachs­e spiegeln sich die Cinch- und XLR-Eingänge, ganz außen liegen die Ausgänge. Der LAN-Slot dient dem Service.

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