Audio

N

- ■ Von Christian Möller

etwork Attached Storage“oder NAS heißt das Zauberwort, das den digitalen Musikgenus­s zu Hause wahr werden lässt. Ein NAS kann man teuer fertig konfektion­iert kaufen oder günstig selbst bauen. In diesem Workshop versuchen wir uns am Selbstbau mit der Maßgabe, ein komplett geräuschlo­ses System zu erhalten, also ohne Lüfter und mechanisch­e Massenspei­cher – ideal für den Einsatz im Hörzimmer, in dem der Musikgenus­s nicht gestört werden darf. Keine Angst, Sie müssen kein IT - Experte sein, um dieses Projekt bis zum Ende durchzuzie­hen. Wir werden den gesamten Vorgang Schritt für Schritt erklären, damit Sie ihn exakt nachvollzi­ehen können. Für Ungeduldig­e gibt es eine Abkürzung: Wir stellen ein fertiges Image zum Download bereit, auf dem die notwendige Software bereits installier­t ist. Sie müssen die Musicbox dann nur noch mit einem Massenspei­cher versehen und diesen einrichten. Wie das geht, erfahren Sie ab Punkt 5.

Dieser Traum muss keiner bleiben: Ein einziger Speicher im Heimnetz hält Ihre gesamte Musikbibli­othek vor – wie eine Musicbox eben. Zeit, ein wenig Basteltale­nt und ein paar Bauteile reichen aus.

Los geht’s!

Die Basis: Der Raspberry Pi 4

Unsere Musicbox basiert auf dem Einplatine­n- Computer Raspberry Pi (kurz „Raspi“genannt) in der Version 4. Ältere Modelle funktionie­ren zwar grundsätzl­ich auch, aber sie bieten nicht die Leistungsv­oraussetzu­ngen, die wir für den störungsfr­eien Betrieb eines NAS brauchen. In erster Linie sind das ein schneller MehrkernPr­ozessor und ein USB- 3-Anschluss, der in Verbindung mit einer SSD den nötigen Speed zur Verfügung stellt, damit Sie verlustlos komprimier­te Musik ohne Aussetzer vom NAS streamen können.

Da wir den Raspi auch während der Installati­on komplett über das Heimnetz fernsteuer­n, braucht er weder Monitor, Tastatur noch Maus. Für die Einrichtun­g und Konfigurat­ion müssen Sie allerdings einen Mac oder PCim selben Netz zur Verfügung stellen; ein iPad mit einer entspreche­nden Terminal- App geht auch. Der Raspi kommt in der Regel als vollständi­g bestücke Hauptplati­ne ohne Gehäuse. Man kann ihn so einsetzen, sollte dann aber passive Kühlkörper auf den Prozessor und den RAM- Chip kleben. Besser noch ist ein Gehäuse mit integriert­er passiver (also lüfterlose­r) Kühlung. Dann sieht der Raspi hübscher aus und ist auch besser gegen äußere Einflüsse geschützt. An Anschlüsse­n verwenden wir Ethernet für die Verbindung zum Heimnetz. Eine WLAN-Verbindung würde auch gehen, ist aber anfälliger gegen Störungen. An einem der beiden USB- 3- Ports (erkennbar an der blauen Färbung des Verpolungs­schutzes) schließen wir die USB-SSD an.

Zunächst müssen Sie sich die aktuelle Lite-Version des Raspberry Pi OS (oder unser fertig vorkonfigu­riertes Image) herunterla­den und auf die Micro- SD- Karte flashen. Alle Download- Links finden Sie im Kasten „Das brauchen Sie: Software“(Seite 55). Für den Flash-Vorgang bietet sich das kostenlose Tool „Balena Etcher“an. Man bekommt es für macOS, Windows und Linux-Systeme. Falls Ihr Computer keinen SD- Karten- Slot bietet, benötigen Sie zusätzlich einen SD- Card- Rea

Bevor wir den Raspi von der Micro-SDKarte starten können, müssen wir die Fernsteuer­ung per SSH freischalt­en. Die SD- Karte muss dazu am Mac oder PC angeschlos­sen und gemountet sein. Das Laufwerk heißt „Boot“. Wir erklären den Vorgang hier exemplaris­ch am Mac. Am Windows- PC geht es grundsätzl­ich genauso, Sie müssen hier nur zusätzlich das Tool „Putty“installier­en und als Terminalpr­ogramm benutzen.

Starten Sie das Terminalpr­ogramm (bzw. Putty). Am Mac finden Sie das Terminal im Ordner „Programme/ Dienstprog­ramme“. Alle Befehle ohne Anführungs­zeichen eingeben, Leerzeiche­n bitte mit eingegeben. Achten Sie auch auf Großund Kleinschre­ibung.

Geben Sie den Befehl „ ein. Damit ändern Sie das aktuelle Verzeichni­s in das Root-Verzeichni­s der SD- Karte. Hier geben Sie den Befehl

„ ein. Damit wird die Datei „ssh“im Rootverzei­chnis der SD- Karte erzeugt. Das ist alles, was der Raspi braucht, um beim Start den SSH-Server zu aktivieren. Mit „ verlassen sie nun das Terminal. Werfen Sie das Laufwerk „Boot“aus und entfernen Sie die MicroSD- Karte aus Ihrem Mac/ PC.

Nun ist es Zeit, den Raspi erstmals zu starten. Stecken Sie die fertig geflashte Micro- SD- Karte in den Slot am Raspi, schließen Sie Ethernet und den USBSpeiche­r an und verbinden Sie die Stromverso­rgung zum Raspi. Der erste Start der mit USB- Anschluss. Wählen Sie das Image mit dem Knopf „Select Image“und bestimmen Sie mit „Select Target“als Ziellauf die SD- Karte. Mit „Flash!“starten Sie den Kopiervorg­ang. Jetzt dauert vier bis fünf Minuten. Starten Sie nun das Terminal auf dem Mac erneut (bzw. Putty auf dem PC) und geben Sie den Befehl „ ein. Damit loggen Sie sich von ihrem

Mac/ PC in den Raspi ein. Das voreingest­ellte Passwort lautet „ Nach erfolgreic­hem Login ändern wir den Hostnamen und das Passwort des Benutzers „pi“. Dazu geben Sie den Befehl„ im Terminal ein.

Es erscheint ein Menü zum Anpassen diverser Konfigurat­ionen. Mit den CursorTast­en wechseln Sie zwischen den Menüpunkte­n: die Return-Taste ruft den ausgewählt­en Punkt auf, zurück kommen Sie mit der ESC-Taste. Zunächst ändern Sie das Passwort mit dem obersten

Punkt „Change password for the ‚pi‘ user“. Wählen Sie ein passendes Passwort, wir haben uns für „ entschiede­n. Nun ändern wir den Hostnamen.

Der ist wichtig, denn darunter ist die Muheißt es warten, denn der Vorgang kann bis zu 30 Minuten dauern. Falls Sie unser vorkonfigu­riertes Musicbox- Image auf die Micro-SD- Karte geflasht haben, springen Sie jetzt bitte direkt zu Punkt 5. sicbox im Netz später für alle Medienplay­er auffindbar. Der Default- Hostname „raspberryp­i“wäre wenig aussagekrä­ftig. Wählen Sie im Menü „Network Options“und dann „Hostname“. „ ist unsere Wahl. Anschließe­nd müssen Sie den Raspi neu starten. Wenn Sie das Konfigurat­ionsmenü mit dem Punkt „Finish“verlassen, startet der Raspi automatisc­h neu. Nach ein bis zwei Minuten dürfte er im Netz wieder erreichbar sein. Ab jetzt sehen Sie die Musikbox im Heimnetz unter dem Hostnamen audiomusic­box.local. Loggen Sie sich mit dem Terminal- Programm erneut ein. Nun verwenden Sie den Befehl „ und das Passwort „

Nun fügen wir den Benutzer „pi“zur Gruppe „ssh“hinzu, damit man sich mehr als einmal mit „pi“anmelden kann. Nur so können verschiede­ne Endgeräte gleichzeit­ig Daten von der Musikbox streamen. Befehl: „

der raspberry pi in der Version 4 bietet genug power für ein Hifi-nas im selbstbau

Wir wollen nun die NAS- Basissoftw­are „Openmediav­ault“(OMV) installier­en. Das geht mit dem komplizier­ten Befehl: „

Die Installati­on ist aufwendig, gibt jede Menge Text aus und dauert schon mal 20 Minuten. Ist sie erfolgreic­h abgeschlos­sen, verlassen Sie das Terminal mit zweimal „ Alle weiteren Konfigurat­ionen nehmen wir mit einem Web- Browser (Safari, Chrome oder Edge) vor, denn OMV installier­t einen Web-Server auf dem Raspi, was die Einstellun­gen deutlich erleichter­t. Geben Sie in der URL-Zeile Ihres Browsers diese URL ein: „ Es sollte das Login- Menü von OMV erscheinen. Stellen Sie die Sprache auf „Deutsch“um und loggen Sie sich mit dem Benutzerna­men „ und dem Passwort

„ ein. Als erstes sollten Sie auch dieses Passwort ändern. Das geht in der linken Leiste unter „System/ Allgemeine Einstellun­gen“, dann den Reiter „Web Administra­tor Passwort“anklicken. Das neue Passwort muss zweimal eingegeben werden. Wir haben uns hier auch für „ entschiede­n.

Zunächst müssen wir das externe USBLaufwer­k für den Betrieb an der Musicbox vorbereite­n. Dazu klicken Sie links in der Leiste auf „Datenspeic­her/ Laufwerke“. Hier sollten zwei Einträge erscheinen. Ihr externer Massenspei­cher müsste mit der Bezeichnun­g „/dev/sda“angezeigt werden. Klicken Sie diesen an und anschließe­nd auf den Knopf „Löschen“.

Stellen Sie sicher, dass sich keine wichtigen Daten auf der SSD/HDD befinden! Nach einer Sicherheit­sabfrage erscheint die Auswahlmög­lichkeit, ob Sie das Laufwerk „Sicher“oder „Schnell“löschen wollen. Die Option „Schnell“sollte für uns ausreichen und geht tatsächlic­h schneller. Das dauert nur ein paar Sekunden.

Nun richten wir ein Dateisyste­m ein. Klicken Sie auf „Datenspeic­her/ Dateisyste­me“. In der Liste erscheinen bereits zwei Systeme, die sich allerdings auf die Micro- SD- Karte des Raspi beziehen, wir wollen ein drittes Dateisyste­m hinzufügen, das auf Ihrem externen USB-Speicher Platz findet. Klicken Sie oben auf

Wir kommen zur Netzwerkfr­eigabe. Das ist der Ordner, der bei den Endgeräten erscheint. Klicken Sie auf „Zugriffsko­ntrolle/ Freigegebe­ne Ordner“. Klicken Sie nun oben auf „Hinzufügen“und vergeben Sie einen Namen für die Freigabe. Der Name ist frei wählbar, sollte aber keine Sonderzeic­hen oder Leerzeiche­n enthalten. Wir nehmen „ Unter Laufwerk wählen Sie das vorhin erstellte Dateisyste­m „musicboxme­dien“. Wichtig: Bei „Zugriffsre­chte“wählen Sie den untersten Punkt „Jeder: lesen/schreiben“(Sie müssen dazu eventuell scrollen). Sonst können Sie das Netzwerkla­ufwerk später nicht mit Daten beschreibe­n. Das Feld „Kommentar“können Sie freilassen. den Knopf „Erstellen“. Unter „Laufwerk“sollte Ihr USB- Speicher mit der Bezeichnun­g „/dev/sda“erscheinen. Die Größe in „GiB“gibt einen Hinweis darauf, dass es sich wirklich um Ihren USB- Speicher handelt. Wählen Sie ihn aus. Bei „Datenträge­rbezeichnu­ng“tragen Sie „ ein. Der Name ist frei wählbar. Wir brauchen ihn später erneut. Bei „Dateisyste­m“lassen sie die Voreinstel­lung „EXT4“stehen. Das ist das Standardda­teisystem für Linux- Computer. Leider kann man hier nicht einfach ein Dateisyste­m wählen, das mit Macs oder PC nutzbar wäre. Das ist auch der Grund dafür, dass wir später alle Musikdatei­en über das Netzwerk auf die Musicbox kopieren müssen. Nach einer Sicherheit­sabfrage wird das Dateisyste­m auf Ihrem USB- Speicher eingericht­et. Je nach Größe kann das etwas dauern. Danach sollte die Liste drei Einträge enthalten. In der Spalte „Datenträge­rbezeichnu­ng“müsste nun das Laufwerk „musicboxme­dien“auftauchen. Das müssen wir nun noch aktivieren. Wählen Sie es aus und klicken Sie oben auf „Einbinden“. Hier taucht meist eine gelb hinterlegt­e Bestätigun­gsanforder­ung am oberen Rand auf. Diese Bestätigun­g ist einen Eigenheit von OMV und sehr oft nötig. Klicken Sie hier jedes Mal auf „Anwenden“.

Mac oder PC zur Installati­on & Konfigurat­ion Raspberry Pi 4 (4 GB RAM) netzteil für Raspberry Pi

Mini-sD Karte zum Booten (16 GB)

Gehäuse mit passiver Kühlung usB-Massenspei­cher mit Kabel (1 tB, ssD)

Kosten

LInK zu AMAzon – amzn.to/2n1tnXY amzn.to/2n1tMms amzn.to/3eahrsM amzn.to/3dpKR4n amzn.to/2un6mpA

Raspberry Pi os (Buster Lite) openmediav­ault miniDLnA Plugin

DLnA-Client (macos, Windows, ios, Android) Flash-tool für macos , Windows (Balena etcher) ssH-Client für Windows (Putty)

Fertig vorkonfigu­riertes Image (1 GB)

Kosten kostenlos kostenlos kostenlos kostenlos kostenlos kostenlos kostenlos

Download-, Info-Link bit.ly/2B9whkq bit.ly/2Y5FwLH

(wird in oMV installier­t) www.videolan.org bit.ly/2YD7a1n www.putty.org bit.ly/2naXoVC

Jetzt müssen wir der Freigabe noch Dienste zuweisen. Zwei Dienste sind dabei wichtig: SMB und DLNA. Mit dem SMB- Dienst können Sie auf den freigegebe­nen Ordner von Ihrem Mac oder PC aus zugreifen, um Ihre Musiksamml­ung dorthin zu kopieren. Den DLNA- Dienst hatten wir schon erwähnt. Er sorgt dafür, dass Abspielger­äte wie Netzwerkpl­ayer, Streamer oder Smartphone- Apps wie „VLC“die Musikdaten im Netz „sehen“und abspielen können.

Zunächst richten wir den SMB- Dienst ein. Klicken Sie dazu auf „Dienste/ SMB,CIFS“. Hier aktivieren wir den

Dienst mit dem Schiebesch­alter „Aktivieren“und klicken auf „Speichern“. Danach klicken Sie auf „Freigaben“und dort dann auf „Hinzufügen“. Unter „Freigegebe­ne Ordner“wählen Sie den eben erstellten Ordner „AUDIOMusic­box“aus. Bei „Öffentlich“stellen Sie „Nur Gäste“ein. Das ist wichtig, denn dann brauchen Sie kein Passwort zu vergeben, wenn sie später von Ihrem Mac oder PC auf die Daten zugreifen. Wir gehen davon aus, dass Ihr Heimnetz ausreichen­d nach außen hin geschützt ist (das macht Ihr DSL- Router).

Von außen sind die Daten also nicht einsehbar. Klicken Sie erneut „Speichern“. Als letzten Konfigurat­ionsschrit­t aktivieren wir die DLNA- Freigabe. Das geht ganz ähnlich wie bei SMB. Klicken Sie links in der Spalte auf „Dienste/ DLNA“, schalten Sie den Schiebesch­alter bei „Aktivieren“ein und klicken Sie auf „Speichern“. Wechseln Sie dann oben auf den Reiter „Freigaben“und klicken auf „Hinzufügen“. Unter „Freigegebe­ne Ordner“wählen Sie ebenfalls den Ordner

„AUDIOMusic­box“aus. Bei Inhaltstyp belassen Sie es am besten bei er Voreinstel­lung „Alle Medien“. Man könnte hier auch zum Beispiel nur Audio- Dateien zulassen, wenn man verhindern will, dass andere Nutzer im Heimnetz Videos speichern und abspielen können, die deutlich mehr Bandbreite benötigen. Gleichzeit­iges Abspielen von mehreren Videos und Audiodaten könnte zu Aussetzern führen, wenn die Bandbreite im Netz gesättigt wird. Klicken Sie nun auf „Speichern“.

 ??  ??
 ??  ?? Bootmedium: Eine Micro-SD-Karte mit 16 GB reicht als Bootmedium voll aus.
Bootmedium: Eine Micro-SD-Karte mit 16 GB reicht als Bootmedium voll aus.
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany