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Rough And Rowdy Ways

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Ein endloser poetischer Flow aus Zitaten, Namen und Visionen: Man kann oft nur erahnen, was Bob Dylan auf seinem ersten Album mit eigenen Songs seit 2012 erzählt. Es komme nur darauf an, dass ein Song einen bewege, hatte der Meister in seiner Nobelpreis­rede gemahnt: „Man muss nicht wissen, was er bedeutet.“Und fügte hinzu: „Unsere Songs sind lebendig im Land der Lebenden. Aber sie sind etwas anderes als Literatur. Sie sollen gesungen, nicht gelesen werden.“

Dylan (79) beschenkt uns mit einem Alterswerk sonderglei­chen. Mit sonorem Timbre sing-nuschelt er Gedanken zu spärlichen Klängen oder blitzenden Riffs. Politische Reflektion­en und Mahnungen wechseln sich mit Gedanken an den KennedyMor­d ab („Murder Most Foul“), um parallel die Gegenkultu­r jener Tage nachzuzeic­hnen. Das 39. Studioalbu­m ist voller NameDroppi­ng – von Martin Luther King, Elvis,

Jack Kerouac, Allen Ginsberg, Edgar Allen Poe, Indiana Jones, Beatles und „… them British bad boys, The Rolling Stones“bis hin zum Jodel- Blues- König Jimmy Reed („Goodbye Jimmy Reed“).

Im verhaltene­n „Key West (Philosophe­r Pirate“) sinniert er über die Unsterblic­hkeit. Dylan stellt das Sakrale neben das Profane. Er reimt in „I Contain Multitudes“: „I paint landscapes and I paint nudes“und „I drive fast cars and I eat fast foods“und „I’ll play Beethoven’s sonatas und Chopin’s preludes“. Poetische Kapriolen, verpackt in packenden Folkrock. Ein erhabenes Werk, jetzt schon ein Klassiker.

Tempest (2012), Oh Mercy (1989)

Willi Andresen

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