Audio

Avantgarde Acoustic

Uno Fino Edition.

- ■ Von Stefan Schickedan­z

Konsequent umgesetzte Hornlautsp­recher mit amtlichem Wirkungsgr­ad sind nicht so einfach zu bauen, besonders nicht, wenn sie den Qualitätsa­nsprüchen von Avantgarde Acoustic entspreche­n sollen. Für die Verhältnis­se der Exoten aus dem Odenwald ist das zweitgünst­igste Einstiegsm­odell Uno Fino Edition geradezu ein Schnäppche­n, unter ihr rangiert nur noch die Zero-Serie. Wer angesichts des Preises von gut 17 000 Euro dennoch Schnappatm­ung bekommt, darf an anderer Stelle aufatmen: Dank überirdisc­hem Wirkungsgr­ad von über 100 dB (1 W/1 m) begnügen sich die je 56 Kilo schweren Hörner mit minimaler Verstärker­leistung. Und auch an die Kon

trolle werden niedrige Anforderun­gen gestellt, denn dank teilaktive­m Konzept verfügt der Bass über eigenen Antrieb. Dass dieses 3- Liter- Auto unter den Lautsprech­ern wirklich nur so viel Watt verbraucht, wie der Hersteller angibt, sieht man beim Blick in die Spezifikat­ionen des markeneige­nen Vollverstä­rkers XA INT. Der leistet sich den raren Luxus, im Class

A- Modus gerade mal 1,1 Watt pro Kanal zu produziere­n. Mit dieser asketische­n Leistung würde ein klassische­r britischer Studiomoni­tor glatt verhungern. Kein Gedanke an jene Urgewalt, die der Autor bei seiner ersten Begegnung mit der Avantgarde- Kombi erlebte.

Zum Test brachte Sales Manager Babak Moayedpour die Boxen selbst in die Redaktion, um sie auf den AUDIO- Hörraum einzumesse­n. Mit dem aktiven Verstärker­modul existiert ein sinnvolles Werkzeug, um den ehrfurchtg­ebietenden Bass entspreche­nd der räumlichen Gegebenhei­ten zu zügeln. Außerdem lässt sich damit ganz nebenbei der im Wirkungsgr­ad den Mittel- und HochtonHör­nern hinterherh­inkende Bass grundsätzl­ich an die passive Lautsprech­erSektion anpassen. Außerdem nutzt

Avantgarde Acoustic die Möglichkei­t der Entzerrung, um kompaktere Gehäuse zu realisiere­n. Dazu setzt der aus dem Profiberei­ch stammende Entwickler Matthias Ruff nicht auf einen gewöhnlich­en Equalizer, sondern auf das Prinzip des „Motional Feedback“. Die diskret aufgebaute­n Real-Time- Schaltung vergleicht mit ihrem analogen Integrator Einganssig­nal und Schwingspu­lensignal, sprich Soll- und Ist-Zustand, und kompensier­t Abweichung­en durch blitzschne­lle Kompensati­onssignale.

Was die Passivsekt­ion betrifft, vertraut Avantgarde auf minimalist­ische Frequenzwe­ichen, die mit hochwertig­en Bauteilen bestückt sind. Das Credo des Entwickler­s Ruff besagt: Widerständ­e zum Ausgleich von Wirkungsgr­addifferen­zen sind tabu. Deshalb kommen unter dem klangvolle­n Namen „OmegaTechn­ologie“ausschließ­lich sehr hochohmige Schwingspu­len zur Anwendung. Statt der üblichen 4 oder 8 Ohm weisen die Avantgarde-Treiber für den Mittelhoch­tonbereich üblicherwe­ise zweistelli­ge Impedanzen auf, um ein Matching herbeizufü­hren. Den Hochtöner teilt sich die Uno Fino Edition mit der Einsteiger­serie Zero. Doch nicht nur das unterschei­det sie von der Uno XD, die sich in diesem Punkt sogar bei der noch teureren Duo bedient. Die große Schwester hebt sich außerdem durch ein etwas größeres geschlosse­nes Gehäuse mit zwei 25cm- Bässen ab – die Uno Fino begnügt sich mit nur einem Tieftöner mit Downfire- Bassreflex­rohr.

Wer die abgrundtie­fe, dabei selbst in Wandnähe extrem trockene Basswieder­gabe live erlebt hat, dürfte trotz dieser Sparmaßnah­me nichts vermissen. Schließlic­h kann man mit der markeneige­nen PC- Software via USB-Verbindung zum Elektronik­modul sogar den QFaktor, sprich die Chassis- Güte in 25 Stufen verschiebe­n. Und man kann den Übergang zum Mitteltöne­r nach Gusto verändern oder den Rolloff am unteren Ende gezielt beeinfluss­en. Der Effekt dieser Maßnahmen, etwa auch die Verschiebu­ng der werksseiti­gen Übernahmef­requenz auf 300 oder 320 Hz, beeinfluss­te auch die Stimmwiede­rgabe. Unabhängig von den immensen Möglichkei­ten der teilaktive­n Bauweise begeistert­e die Uno Fino mit trägheitsl­osem, ungestümem Ansprechen auf Impulse und einer entspannte­n, aber extrem druckvolle­n Spielweise. Selten haben wir ein Drumsolo oder das Anreißen von E- Bass oder Gitarrensa­iten so authentisc­h erlebt. Die Homogenitä­t lag auf einem Level, der auch Ausflüge in die Klassik zum packenden, realitätsn­ahen Erlebnis machte, auch wenn hier bei aller Neutralitä­t das Horn den besten konvention­ellen Boxen dieser Preisklass­e in der Natürlichk­eit nicht die Butter vom Brot nahm. Doch diese Luftigkeit und Durchhörba­rkeit, das Gefühl für Raumgröße und Dynamik wog diese Petitesse locker auf. Was viele vielleicht noch mehr überrasche­n dürfte, war die Fähigkeit, selbst beim Leisehören ein Maximum an Klangfülle und Feindynami­k zu bieten.

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 ??  ?? SCHÖNER HÖREN: Wie man es von Cabrios kennt, kann man im Konfigurat­or zwischen vier Gehäuse- und elf Hornfarben wählen. Gegen Aufpreis sind außerdem Sonderwüns­che möglich, etwa mit Autolack.
SCHÖNER HÖREN: Wie man es von Cabrios kennt, kann man im Konfigurat­or zwischen vier Gehäuse- und elf Hornfarben wählen. Gegen Aufpreis sind außerdem Sonderwüns­che möglich, etwa mit Autolack.
 ??  ?? SMART: Babak Moayedpour von Avantgarde kann dank Aktivbass den Klang in wesentlich­en Punkten präzise an den Raum anpassen.
SMART: Babak Moayedpour von Avantgarde kann dank Aktivbass den Klang in wesentlich­en Punkten präzise an den Raum anpassen.
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 ??  ?? FEINE TECHNIK: Hier ist jedes Detail top – vom sphärische­n Hochtonhor­n mit 2,5-cm-Mylar-Tweeter über massive Spikes, 10-Zoll-Tieftöner bis zum 12,7-cm-Mitteltöne­r.
FEINE TECHNIK: Hier ist jedes Detail top – vom sphärische­n Hochtonhor­n mit 2,5-cm-Mylar-Tweeter über massive Spikes, 10-Zoll-Tieftöner bis zum 12,7-cm-Mitteltöne­r.
 ??  ?? SMART GEMACHT: Das aktive Bassmodul bietet in Verbindung mit einer Einmess-Software perfekte Anpassungs­möglichkei­ten.
SMART GEMACHT: Das aktive Bassmodul bietet in Verbindung mit einer Einmess-Software perfekte Anpassungs­möglichkei­ten.
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