Paradigm Monitor SE 6000F
So schlank und doch so kräftig: Paradigm macht in der Preisklasse unter 1300 Euro mächtig Druck. Die Monitor SE 6000F sprengt den engen Budgetrahmen mit ihrer Leistung spielend. ■ Von Lothar Brandt
Paradigm hat in letzter Zeit mächtig Pluspunkte gesammelt – nicht nur beim Autor. Der kanadische Lautsprecherbauer, seit mehr als 37 Jahren im Geschäft, geht langsam, aber sicher auch in Deutschland richtig ab. Die Produkte stimmen eben. Nicht nur in der Topklasse der „Persona“Serie (siehe Test Persona 5F in AUDIO 12/19) und im mittleren Preissegment der „Premier“Reihe (siehe Test der 100 B in AUDIO 3/20), sondern auch da, wo die Brieftaschen kleiner, die Ansprüche aber nicht weniger groß sind. Hier wirbeln die Profis aus Toronto die Szene ordentlich durcheinander – mit ihren MonitorSEModellen. Zu einem Paarpreis von 1270 Euro gibt es da die ausgewachsene Standbox Monitor SE 6000F (F wie Floorstanding), über einen Meter hoch ragend bei nicht einmal 20 Zentimetern Breite, bestückt mit fünf Chassis auf drei Wegen und vor allem im hochglänzenden Weiß schon richtig schmuck ausschauend. Die drei parallel bis rund 800 Hertz schuftenden 5,5ZollTieftönerKonen aus Polypropylen erhalten Unterstützung von zwei nach hinten strahlenden Bassreflexröhren. Die enthielten sich im Test wohltuend aller Strömungsgeräusche, wollen allerdings mindestens einen halben Meter acoustic distancing zur Rückwand, damit sie den Raum nicht mit unbotmäßigem Gedröhn infizieren.
Mit elektroakustisch in zweiter Ordnung wirkenden Filtern (12 dB) schirmt die Frequenzweiche den gleichgroßen
Mitteltöner, der mit einer umgekehrten Innenkalotte wie seine Basskameraden den Antrieb vor Staub schützt. Nach oben übergibt er an die bewährte 1ZollKalotte XPAL, die ferrofluidgekühlt hinter der Paradigmtypischen phasenausrichtenden Linse namens PPA sitzt. Passt alles wunderbar, denn klanglich tritt die schlanke Kanadierin mit breiter Brust auf. Stimmen besaßen Charakter, Orchester Struktur, die Raumabbildung hatte Kontur. Schon in der Pflicht wuchs die Monitor SE 6000F ein gerüttelt Maß über ihren doch so knappen Budgetrahmen hinaus. Sie sprengte ihn regelrecht, als die Kür begann: Mit dem knackigen Schlagzeugsolo auf der LiveLP von Subsignal (siehe Vinyl) ging sie richtig ab. Da drehten wir lustvoll auf, und die KanadaKünstlerin knickte keineswegs ein – sie blieb ohne Kontrollverlust. Selbst Katatonias „City Burials“konnten sie nicht beerdigen, im Gegenteil: Da lebte sie erst recht auf. Stark.