Sonoro Orchestra
Ist das wirklich …? Ja, da sitzt ein echter AirMotion-Transformer in der Höhe. Trotzdem behält Sonoro Bodenhaftung und einen traumhaften Preis.
TATSÄCHLICH FLIRRT DA EIN AMT
Kommen wir einmal zu den Wörtern, die wir lieben. „Rückgaberecht“ist so ein Wort. Das tritt jenseits des Garantiefalls ein. Garantie muss ein Hersteller geben, das Rückgaberecht hingegen ist primär ein Marketinginstrument. Aus dem großen Koffer der psychologischen Kriegsführung. Steht der Lautsprecher erst einmal im Wohnzimmer, wird es emotional schon schwierig, ihn zurückzusenden. Oder in einer anderen Formulierung: Der Hersteller ist sich seiner Sache so sicher, dass er keine Rückläufer erwartet, denn gerade solche Produkte schmerzen einen Fabrikanten: Sie sind benutzt, im Wert abgeschliffen – was soll man damit noch anfangen?
Langer Rede, direkter Sinn: Sonoro gewährt auf seine neuen Lautsprecher mit dem Namen „Orchestra“ein Rückgaberecht von 100 Tagen. Das ist Rekord. Die meisten Konkurrenten pegeln sich bei 30 Tagen ein. Sonoro verüberdreifacht die Liebeszeit. Und dann gibt es noch ein ganz böses Erotikon: den Preis. Ein Pärchen der beiden Kompaktlautsprecher liegt bei 970
Euro. Das ist gefährlich.
Was uns verwundert: Sonoro verfällt immer wieder ein eine Marketingsprache, die gar nicht nötig wäre. „Genießen Sie eine detailreiche, kristallklare Wiedergabe.“Was hat ein Lautsprecher mit Kristallen zu tun? „Kristallklar“hört sich an wie übertriebene Helligkeit, wie ein Effekt, nicht wie Wahrheit. Solch verbales Parfüm brauchen die beiden Orchestra auch gar nicht. Das fühlten wir bei der ersten Begegnung: Das Gehäuse ist an den Kanten fein abgerundet. Das braucht einen eigenen Arbeitsprozess und verursacht sicherlich einige Personalkosten.
RICHTIG GUTER LAUTSPRECHER
Das Terminal versteht nur die SingleSprache. Aber im Ernst: Wer würden einen so kompakten Zwei-Wegler unbedingt mit einem Bi-Wiring- Kabel befeuern wollen? So richtig reich wird es auf der Front. Da liegt ein wenig spektakulärer Tiefmitteltöner mit beschichteter Papiermembran, aber immerhin mit einem gedoppelten Magneten im Antrieb. Dann die große Überraschung: In der Höhe flirrt tatsächlich ein Air- MotionTransformer nach Oskar Heil. Das ist teuer und aufwendig. Wo auf dem Weltmarkt wird Sonoro diese Edelkost wohl beschafft haben? Wer schnell einen Blick auf diesen Lautsprecher wirft, könnte sich fehlleiten lassen und behaupten, er wäre in Kiel bei Elac entstanden.
Dann würde er aber ein ganzes Stück mehr kosten müssen. Spannend. Wir behaupten einmal: Ein Air- Motion-Transformer zu diesem günstigen Paarpreis – das bricht alle Spielregeln.
Wir würden jubeln. Aber wir haben noch keinen Ton gehört. Also den Vollverstärker anwerfen und den Streamer und unser Abo bei Qobuz. Wo wir immer landen: Zwei große Künstler treffen sich in einem Hotel am Alpenrand. Till Brönner bläst die Trompete, Dieter Ilg zupft den Kontrabass – „Nightfall“, eine dicke
Empfehlung für den HiRes-Stream und die Vinyl- Pressung. Mehr braucht es nicht. Doch die scheinbar leichte Atmosphäre lässt viele Lautsprecher alt aussehen. Wir haben mal eine Standbox für 20 000 Euro erlebt, die diese wundervolle Intimität nur vorspielte. Die Sonoro hingegen war hier auf Kurs.
Wir haben ein schönes Wohnzimmer, High- End ist uns wichtig, aber wir wollen und können keine Millionen ausgeben. Dann spielt dieser Lautsprecher genau auf den Punkt. Ganz leicht gelingt der Raum, die Definition. Ultralaut sollte es nicht werden, aber es wird ultraintensiv. Wir sind überrascht und freuen uns.