Q ACOUSTICS 3030i
Q-Acoustics hat sich langsam, aber beharrlich den Ruf eines Preisbrechers erarbeitet. Nun wurde der Chefentwickler in die Wüste geschickt. Gelingt das Wunder noch immer?
Diese Kompaktbox sorgte für ungäubiges Staunen im Hörraum. Sie klingt deutlich besser als ihr Preis.
Wie wäre es einmal mit Schiller? Viele Zitate haben sich überliefert. Am besten trifft in unserem Fall: „Der Mohr hat seine Arbeit getan, der Mohr kann gehen.“Stammt aus dem „Fiesco zu Genua“Und passt so wunderbar zu unserem aktuellen Plot. Denn der Mohr – der eigentliche Ur- Entwickler – wurde mit freundlichen Worten hinauskomplimentiert. In diesem Fall Karl- Heinz Fink.
Der alle Lautsprecher der Q- Acoustics Serie erdacht und in die Produktion gebracht hatte. Jetzt wird es spannend: QAcoustics residiert nominell in Great Britain, gleich um die Ecke vom Flughafen Stansted im Norden von London. Aber man wünschte sich ein global agierendes Genie – und verpflichtet KHF. Ein großartiger Entwickler großartiger Lautsprecher. Er ist ein Magier, der für kleines Geld wunderbare Lautsprecher entstehen lassen kann. Aber plötzlich lässt ihn Q- Acoustics fallen. Der Mohr… den Rest kennen wir. Karl- Heinz Fink hat QAcoustics zum Global- Player weiterentwickelt. Aber wir haben einen Tipp. Hier kann man noch einen Lautsprecher kaufen, der auf Finks Ur- Ideen zurückgeht. Die Chassis hat er entwickelt, dazu die Formsprache
Der Q- Acoustics 3030i kommt ins Spiel. Gerade steht er vor mir. Viele Lautsprecher erscheinen bei uns im Hörraum als nett, aber nicht zwingend. Der QAcoustics 3030i markiert die Gegenseite – ich will ihn haben. Für mein Ferienhaus. Das Finish ist elegant, aber eine Camouflage: ob Weiß, ob Schwarz, ob Graphit, ob Walnuss – das ist alles nur Folie. Digital gerastert und ausgedruckt. Es kommt auf den Klang an. Hier zaubert sich Q- Acoustics machtvoll in höhere Klassen. Meine Güte, ein Regallautsprecher für diesen Preis.
WIE BITTE? 400 EURO?
Wir haben beim deutschen Vertrieb angerufen. Und es entfaltete sich ein seltsam-spannender Dialog: 400 Euro. Aha – für das Stück? Nein. Für das Paar. Das kann nicht sein. Dieser Lautsprecher klingt wie 800 Euro, also muss es das Einzelstück sein. Nein, es bleibt dabei – den 3030i bekommt man für 400 Euro im Duo. Das trifft uns wie ein Pfeil zwischen die Rippen. Wieder einmal zückt Q- Acoustic seine auf Effektivität getrimmten Fertigungswege. Sofort blättern wir unser Portemonnaie auf.
Auch unser Testlabor gibt sich ansatzweise euphorisch – der Frequenzgang ist schnurgerade, mit einer winzigen, aber vertretbaren Anhebung im Bass. Ein grundehrlicher Lautsprecher.
Die Basis ist maximal klassisch. In der Tiefe wummert ein Tief/ Mitteltöner mit 16,5 Zentimetern im Durchmesser, darüber eine Kalotte mit 22 Millimetern. Das ist kein Wunderwerk. Zumal QAcoustics nicht auf die Luxusmaterialien der Branche zurückgreifen will. Kein Aramid, kein Diamant. Die Bass/ Mittel
Membran besteht aus einfachem, beschichtetem Papier. Darüber schwingt ein Geflecht aus imprägniertem Polyester. No Drama, Baby.
Und trotzdem: Wir haben allen Grund zu schwelgen. Das sind die besten Lautsprecher ihrer Preisklasse. Echte Brecher der bestehenden Werte. Geben wir den beiden Kleinen den ganz großen Schub. Der erste Satz von Brahms erster Sinfonie ist hart erarbeitet. Lange zögerte Brahms an seinem Erstling. Hart, aber herzlich ist gerade die Neueinspielung der Wiener Symphoniker unter Philippe Jordan erschienen. Da passt kein Blatt in die energiegeladene Interpretation. Wir schnallen uns am besten an. Ein großer Standlautsprecher mag mehr Bass in das Spiel einbringen. Doch die QAcoustics 3030i legte sich weit in Richtung Hörplatz. Toll die Auflösung, die Präsenz, die Staffelung des Orchesters. Wäre ich ein Student an einer Musikhochschule – hier ist alles zu bekommen, der Sinn, der Druck, die Emotion, die Analyse. Wir kennen keinen Lautsprecher, der dies in der Kombination für weniger Geld zu stemmen wüsste. Vor allem gefallen die Fülle, der warme Charme, die Betonung auf die Mitten. Keine Show in den Bässen, keine Überausleuchtung in den Höhen. Chapeau und alle
Hüte in die Luft werfen.