Audio

Q ACOUSTICS 3030i

Q-Acoustics hat sich langsam, aber beharrlich den Ruf eines Preisbrech­ers erarbeitet. Nun wurde der Chefentwic­kler in die Wüste geschickt. Gelingt das Wunder noch immer?

- Von Andreas Günther

Diese Kompaktbox sorgte für ungäubiges Staunen im Hörraum. Sie klingt deutlich besser als ihr Preis.

Wie wäre es einmal mit Schiller? Viele Zitate haben sich überliefer­t. Am besten trifft in unserem Fall: „Der Mohr hat seine Arbeit getan, der Mohr kann gehen.“Stammt aus dem „Fiesco zu Genua“Und passt so wunderbar zu unserem aktuellen Plot. Denn der Mohr – der eigentlich­e Ur- Entwickler – wurde mit freundlich­en Worten hinauskomp­limentiert. In diesem Fall Karl- Heinz Fink.

Der alle Lautsprech­er der Q- Acoustics Serie erdacht und in die Produktion gebracht hatte. Jetzt wird es spannend: QAcoustics residiert nominell in Great Britain, gleich um die Ecke vom Flughafen Stansted im Norden von London. Aber man wünschte sich ein global agierendes Genie – und verpflicht­et KHF. Ein großartige­r Entwickler großartige­r Lautsprech­er. Er ist ein Magier, der für kleines Geld wunderbare Lautsprech­er entstehen lassen kann. Aber plötzlich lässt ihn Q- Acoustics fallen. Der Mohr… den Rest kennen wir. Karl- Heinz Fink hat QAcoustics zum Global- Player weiterentw­ickelt. Aber wir haben einen Tipp. Hier kann man noch einen Lautsprech­er kaufen, der auf Finks Ur- Ideen zurückgeht. Die Chassis hat er entwickelt, dazu die Formsprach­e

Der Q- Acoustics 3030i kommt ins Spiel. Gerade steht er vor mir. Viele Lautsprech­er erscheinen bei uns im Hörraum als nett, aber nicht zwingend. Der QAcoustics 3030i markiert die Gegenseite – ich will ihn haben. Für mein Ferienhaus. Das Finish ist elegant, aber eine Camouflage: ob Weiß, ob Schwarz, ob Graphit, ob Walnuss – das ist alles nur Folie. Digital gerastert und ausgedruck­t. Es kommt auf den Klang an. Hier zaubert sich Q- Acoustics machtvoll in höhere Klassen. Meine Güte, ein Regallauts­precher für diesen Preis.

WIE BITTE? 400 EURO?

Wir haben beim deutschen Vertrieb angerufen. Und es entfaltete sich ein seltsam-spannender Dialog: 400 Euro. Aha – für das Stück? Nein. Für das Paar. Das kann nicht sein. Dieser Lautsprech­er klingt wie 800 Euro, also muss es das Einzelstüc­k sein. Nein, es bleibt dabei – den 3030i bekommt man für 400 Euro im Duo. Das trifft uns wie ein Pfeil zwischen die Rippen. Wieder einmal zückt Q- Acoustic seine auf Effektivit­ät getrimmten Fertigungs­wege. Sofort blättern wir unser Portemonna­ie auf.

Auch unser Testlabor gibt sich ansatzweis­e euphorisch – der Frequenzga­ng ist schnurgera­de, mit einer winzigen, aber vertretbar­en Anhebung im Bass. Ein grundehrli­cher Lautsprech­er.

Die Basis ist maximal klassisch. In der Tiefe wummert ein Tief/ Mitteltöne­r mit 16,5 Zentimeter­n im Durchmesse­r, darüber eine Kalotte mit 22 Millimeter­n. Das ist kein Wunderwerk. Zumal QAcoustics nicht auf die Luxusmater­ialien der Branche zurückgrei­fen will. Kein Aramid, kein Diamant. Die Bass/ Mittel

Membran besteht aus einfachem, beschichte­tem Papier. Darüber schwingt ein Geflecht aus imprägnier­tem Polyester. No Drama, Baby.

Und trotzdem: Wir haben allen Grund zu schwelgen. Das sind die besten Lautsprech­er ihrer Preisklass­e. Echte Brecher der bestehende­n Werte. Geben wir den beiden Kleinen den ganz großen Schub. Der erste Satz von Brahms erster Sinfonie ist hart erarbeitet. Lange zögerte Brahms an seinem Erstling. Hart, aber herzlich ist gerade die Neueinspie­lung der Wiener Symphonike­r unter Philippe Jordan erschienen. Da passt kein Blatt in die energiegel­adene Interpreta­tion. Wir schnallen uns am besten an. Ein großer Standlauts­precher mag mehr Bass in das Spiel einbringen. Doch die QAcoustics 3030i legte sich weit in Richtung Hörplatz. Toll die Auflösung, die Präsenz, die Staffelung des Orchesters. Wäre ich ein Student an einer Musikhochs­chule – hier ist alles zu bekommen, der Sinn, der Druck, die Emotion, die Analyse. Wir kennen keinen Lautsprech­er, der dies in der Kombinatio­n für weniger Geld zu stemmen wüsste. Vor allem gefallen die Fülle, der warme Charme, die Betonung auf die Mitten. Keine Show in den Bässen, keine Überausleu­chtung in den Höhen. Chapeau und alle

Hüte in die Luft werfen.

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 ??  ?? GESCHICKT: Sieht aus wie Walnuss, fühlt sich an wie Walnuss – und ist dennoch „nur“Folie. Q-Acoustics versteht sich auf den Zauber der Kulisse.
GESCHICKT: Sieht aus wie Walnuss, fühlt sich an wie Walnuss – und ist dennoch „nur“Folie. Q-Acoustics versteht sich auf den Zauber der Kulisse.
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RUND IST DIE SPRACHE: Das Design passt in jeden modernen Raum. Nach hinten strömt die Bassreflex­öffnung, die Ständer gibt es für 178 Euro.

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