Power & Glory
Nachdem unser bisheriges Augenmerk vorwiegend tragbaren Lösungen galt, wollen wir den Hörern nun mal richtig Dampf machen – mit großen stationären Verstärkern. Kraft ist eben durch (fast) nichts zu ersetzen. Tatsächlich kommt so mancher Over-Ear erst mit reichlich PS unter der Haube so richtig in Fahrt. Unter einer Vielzahl toller Amps sind uns drei Kandidaten besonders aufgefallen, die wir hier näher vorstellen möchten – nicht nur, weil sie herausragend gut klingen, sondern auch, weil sie völlig unterschiedliche Philosophien vertreten. Feliks Euforia Anniversary ist ein Paradebeispiel analoger Röhrentechnik, wie sie puristischer nicht sein könnte. Einschalten und loslegen. Am anderen Ende steht – quasi als Solitär – der mit Digital-Sektion ausgerüstete Transistor-Verstärker HA 200 aus dem Hause T+A, der nicht ohne Grund ein ganzes Handbuch mitliefert. Als Quasi-Symbiose beider Schulen fiel uns noch der Copland DAC 215 auf. Allerdings möchten wir auf den Dänen im nächsten Kapitel näher eingehen, denn an dieser Stelle wollen wir insbesondere die beiden konträren Schulen der Verstärkertechnik in den Ring schicken.
Zwei Musik-Genies
Um es vorwegzunehmen. Die beiden Pretiosen von T+A und
Feliks klingen einfach göttlich. Was wir hier aus der Elite an Over-Ears herausholen konnten, war schon sagenhaft. Für einen High-End-In-Ear braucht kein Mensch ein solches Kraftwerk, aber wenn man aus einem erstklassigen Over-Ear das letzte Quäntchen herauskitzeln möchte, dann geht an einem guten Verstärker kein Weg vorbei.
Euforia sorgt für Euphorie
Die Euforia wäre selbst für Dummys idiotensicher. Einschalten, Röhren vorglühen und loslegen – aber wie. Die bildhübsche Polin legt einen Start hin, als gäbe es kein Morgen mehr. So treibt sie nicht nur einen Meze Empyrean, Abyss Diana oder Focal Utopia mühelos an, sondern zimmert uns prompt einen Bass ins Ohr, der an die Freistöße von Roberto Carlos in seinen besten Zeiten erinnert. Das Klangbild ist zudem unglaublich homogen, seidig und lässig, mit einem tollen Live-Feeling. Typisch Röhre? Ja, und wie! Jedenfalls hat sie uns regelrecht um den Finger gewickelt, die Schönheit aus dem Hause Feliks. Wer Power & Glory sucht und auf jeglichen Digital-SchnickSchnack sowie XLR-Anschlüsse verzichten kann (will), der ist hier genau richtig! Und das zum Hammer-Preis!
T+A trumpft auf
Der HA 200 von T+A ist quasi der Gegenentwurf zur röhrenbestückten Euforia. Mehr als doppelt so teuer, aber auch ein Machtwort in puncto Technologie, Ausstattung und Haptik. Was uns hier besonders gefällt, ist die Konsequenz, mit der man in Herford ans Werk ging. Nicht einfach zum x-ten Mal einen Sabre ESS Schlagmich-tot-DAC ins Gehäuse packen und fertig, sondern eine bis ins letzte Detail durchdachte Digital-Philosophie. Natürlich mit hauseigenen Wandlern und den T+A-typischen proprietären Filtern, aber auch mit einem ausgeklügelten DSP, der bereits jetzt viel Raum für Individualisierung liefert und über zukünftige Updates ganz sicher von der Weiterentwicklung digitaler Intelligenz profitieren wird. Klanglich kennt der Westfale aber schon jetzt keine Kompromisse. Präzise wie ein Schweizer Uhrwerk, dabei schnell und leichtfüßig wie ein Porsche 911 GT3 zeigte uns der T+A an den besten Kopfhörern der Welt, dass am Ende womöglich unser Gehör das Nadelöhr darstellt. Natürlich entscheidet letztlich der persönliche Geschmack, ob Röhre oder Transistor die beste Lösung liefert. Der T+A ist aber sicher erste Wahl, wenn Präzision und Klarheit die einzig wahre Währung sind, und man für quasi jede denkbare Anwendung, Quelle und Hörer den einen richtigen Verstärker sucht.