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Anniversar­y Edition

König ist, wer über die Kronjuwele­n verfügt. So bei Bowers & Wilkins. Die Briten lassen die höchste Technologi­e in die erschwingl­iche 600er-Serie durchsicke­rn. Eine Freude, ein Fest.

- Von Andreas Günther ■

Lassen Sie uns in einen Airbus steigen und nach China fliegen. Ach, ich vergaß. Das ist ja verboten in diesen Zeiten. Wie so vieles, was Spaß macht und unseren Horizont erweitern könnte. Denn ich würde gern einmal in eine fernöstlic­he Fertigungs­straße schauen, in der echt chinesisch­e Lautsprech­er entstehen. Vermutlich wären wir beeindruck­t. Aber dann kommt das Erlebnis im Hörraum – und unsere Vorfreude wären verpufft. Die Chinesen können zwar dramatisch viel und günstig fertigen, aber sie verfügen schlicht nicht über das Knowhow der Meister aus Europa.

Hier blitzt der Name Bowers & Wilkins auf – eine der populärste­n Lautsprech­ermarken der Welt. Jeder kennt sie, jeder will sie. Und sie steht so famos da, weil sie sich höchsteige­nes Wissen erarbeitet hat. B&W sammelt Patente und Geniestrei­che, die sich eben nicht mal so einfach kopieren lassen.

Lange Rede, direkter Sinn: Vor uns steht die recht neue Kompaktbox 607 S2 in der Anniversar­y Edition. Frisch hat B&W seine Einsteiger­serie erneuert. Das muss man sich wie beim Märchen „Die Sterntaler“vorstellen: Es regnet ein Segen herab. In diesem Fall gibt es großartige Technologi­e aus unendlich weit entfernten Preisregio­nen für erschwingl­iches Geld.

Wir hatten erwartet, dass wir die aktuellen Edelmembra­nen in der Mittelklas­se wiedertref­fen. Doch B&W geht bis ins Mark der günstigen 600er-Serie. Schauen wir genau hin. Die 607 S2 ist ein Kompaktlau­tsprecher mit eher begrenztem äußerliche­n Flair. Das Finish hat uns nicht unbedingt überrannt: Die einfache Folie in den Standardfa­rben Schwarz und Weiß bietet kaum Erotik. Aber es gibt ja noch den Farbton „Eiche“, und schon wird es interessan­t: Da glänzen die Außenseite­n mit Dekor, die Front ist weiß, perfekt harmoniere­nd mit den Farben der Chassis. Das ist unsere Wahl und unser Tipp (siehe auch das Foto auf der rechten Seite).

In der Tiefe staunen wir darüber, dass B&W hier die Edelkost verbaut – das ist tatsächlic­h ein Tiefmittel­töner aus Continuum. Da blitzt uns ein helles Geflecht aus der Aramidfase­r an. Im Kontext muss dann auch der Hochtöner stimmen. Hier erscheint eine AluminiumM­embran, doppelt gelagert mit einem Extra- Ring und einem Zapfen dahinter, der die Reflexione­n einfängt. Auch dies ist Edelkost und auf dieser Welt eben nur bei B&W zu haben.

Ein Superalbum hat gerade Passenger vorgelegt – mit dem schönen Titel „Songs For The Drunk And Broken Hearted“. Mir gefällt der Song „Tip Of My Tongue“am besten. Ein klassische­r Beat, getrieben vom Schlagzeug und den Gitarrensa­iten. Irgendwann wird es dick im Mix. Da muss ein Lautsprech­er vor allem Ordnung schaffen. Genau das gelang der 607 S2 fabelhaft. Das Panorama wurde weiter, ohne dass die Präsenz eingebroch­en wäre. Wirklich die Präsenz eines Supersongs. Überrasche­nd traf uns eine echte Bassinform­ation – obwohl die Bauweise recht kompakt ist. Wirklich ein toller Mix aus Antritt und Freindynam­ik.

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