Magische Momente ..................
Ein faszinierender Katalog, mutige Projekte, viele Stars, großartige Talente: Günter Hänssler hat sich mit seiner Profil Edition und Hänssler Classic zu einem der größten der unabhängigen Klassik-Labels emporgearbeitet. Unsere Titel-CD verschafft Ihnen profilierte Eindrücke.
1. Richard Wagner
Die Meistersinger von Nürnberg – Vorspiel zum 1. Aufzug
Aus: Richard Wagner – Die Meistersinger von Nürnberg // Zeppenfeld, Vogt, Wagner, Kowaljow, Eröd // Chor der Sächsischen Staatsoper, Bachchor Salzburg // Staatskapelle Dresden // Christian Thielemann // Profil Edition Günter Hänssler, 4 CDs, aufgenommen 2019
Richard Wagner (1813– 1883) bezeichnete die Staatskapelle Dresden einst als „Wunderharfe“– und ihrem Ruf als wunderbares Orchester werden die Sachsen einmal mehr gerecht. Stardirigent Christian Thielemann jedenfalls belebt eine ungeheuer reich bestückte Klangfarbenpalette in Richard Wagners dreiaktiger Oper um einen frühneuzeitlichen Sangeswettbewerb. Die kann zwar nichts für ihre nationalsozialistischen Anhänger, wohl aber für ihre völkischantisemitischen Obertöne. Wie auch immer, Thielemann sieht sie als „Plädoyer für Toleranz“, das er mit einer für heutige Verhältnisse außergewöhnlich guten Sängerschar besetzt hat, allen voran Georg Zeppenfeld als Hans Sachs und Adrian Eröd als Beckmesser. Auch Klaus Florian Vogt als Stolzing und Jacquelyn Wagner als
Eva können überzeugen. Thielemanns Farbdynamik und Klangzauber fesseln schon in der Ouvertüre, die Wagner natürlich als „Vorspiel“bezeichnete. Profils Mitschnitt von den Salzburger Osterfestspielen (AUDIO 11/20) bietet im Booklet zwar nicht das Libretto, dafür aber eine Reihe hervorragender Aufsätze zum Hintergrund. Weil das Vorspiel „attacca“in den Gemeindechor „Da zu dir der Heiland kam“übergeht, musste es Volker Rittering, der diese CD für AUDIO gemastert hat, relativ rasch ausblenden.
2. Fr anz Schubert Sinfonie Nr . 7 (8) „Unvollendete“–
2. Satz Andante con moto
Aus: Franz Schubert – Sinfonie Nr. 7, Johannes Brahms – Sinfonie Nr. 3 // Staatskapelle Dresden // Sir Colin Davis // Profil, Edition Staatskapelle Dresden Vol. 29, CD, 1992
Auch der englische Dirigent Sir Colin Davis (1927–2013) schätzte die Qualitäten der deutschen „Wunderharfe“und kam gerne nach Dresden. Er arbeitete dort von 1981 bis zu seinem Tode 2013 regelmäig und wurde 1990 Ehrendirigent auf Lebenszeit. Auch als Chefdirigent des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks (1983–1992) kannte er sich mit deutschen Orchestern aus – und mit dem klassisch-romantischen Repertoire, das der als Gentleman geschätzte Davis neben Hector Berlioz, Jean Sibelius oder englischen Komponisten besonders pflegte. Die meisten Klassikfreunde kennen die Sinfonie h- moll als die
Achte von Franz Schubert (1797–1828). Sie heißt die „Unvollendete“, weil nur zwei Sätze komplett vorliegen. Da von einer lange als Siebenten gezählten
EDur-Sinfonie aber nur Bruchstücke überliefert sind, zählen die meisten Musikwissenschaftler die populäre „Unvollendete“von 1822 inzwischen als Siebente. Deren zweiter Satz ist ein weiteres Wunderwerk aus dem Zauberkistlein Schuberts, dessen Melodien Davis in der Live- Aufnahme von 1992 herrlich aussingen lässt.
Die Kopplung mit der heiteren F- DurSinfonie von Johannes Brahms ist ein dramaturgischer Glücksfall. AUDIO rezensierte dieses Album in Heft 6/11.
3. Johann Sebastian Bach Br andenburgisches Konzert Nr . 3 – 1. Satz Allegro
Aus: Johann Sebastian Bach – Die Brandenburgischen Konzerte // Oregon Bach Festival Chamber Orchestra // Helmuth Rilling // Hänssler Classic, Doppel-CD, 1994, auch als Doppel-LP
Der 1933 geborene Helmuth Rilling gilt mit Fug und Recht als einer der Motoren der Bach- Bewegung, und zwar weltweit. Seine Verdienste um das geistliche und weltliche Werk von Johann Sebastian Bach (1685–1750) sind Legion. Der Kirchenmusiker und Organist gründete nicht nur die Gächinger Kantorei und das Bach Collegium Stuttgart, er leitete auch bis zu seinem Rücktritt 2012 die Internationale Bachakademie in Stuttgart, wo Forschung, Fortbildung und Musizierpraxis eine großartige Liaison eingingen. Für Hänssler schloss Rilling zu Bachs 300. Geburtstag 1985 die Gesamtaufnahme aller geistlichen Bach- Kantaten ab, zum 250. Todestag 2000 unter seiner künstlerischen Gesamtleitung die Aufnahme des Bach’schen Gesamtwerks auf unglaublichen 172 CDs. Schon 1970 rief er das Oregon Bach Festival im namensgebenden US- Bundesstaat ins Leben. Mit dessen Kammerorchester nahm er 1994 die populärsten Orchesterwerke Bachs auf, der von den meisten Musikern als größter Komponist aller Zeiten verehrt wird. Bach hatte dem Brandenburgischen Markgrafen Christian Ludwig 1721, also noch vor seiner Leipziger Zeit ab 1723, eine Sammlung von „Six concerts avec plusieurs instruments“gewidmet. Jedes dieser sechs „Konzerte für verschiedene Instrumente“, jedes seiner Sätze, ja, jeder Takt ist ein Kleinod. Rilling lässt den Kopfsatz des dritten Konzerts in G- Dur beschwingt und klangschön musizieren. Dass Bach swingte, wird hier vollends klar.
4. Johann Sebastian Bach Violinkonzert a-moll BWV 1041 – 1. Satz
Allegro moderato
Aus: Johann Sebastian Bach – Violinkonzerte BWV 1041,1042,1052,1060 // Frank Peter Zimmermann, Violine // Berliner Barock Solisten // Hänssler Classic, CD, 2017
Der deutsche Geiger Frank Peter Zimmermann, einer der größten unserer Zeit, spielt Bach nicht mit der oft kratzbürstigen Kargheit der „historischen Aufführungspraxis“, sondern lässt ihn gemeinsam mit dem Elite- Klangkörper der Berliner Barock Solisten auf „modernen“Instrumenten in aller Schönheit regelrecht aufblühen. Zimmermann spielt übrigens die Stradivari „Lady Inchiquin“von 1711. Auch in der fantastischen Einspielung (AUDIO 2/18) der beiden original überlieferten Violinkonzerte des Meisters aus Eisenach, die im Bach Werke Verzeichnis als BWV 1041 und 1042 geführt werden. Diese ergänzt Zimmermann nicht wie üblich um das Doppelkonzert BWV 1043, sondern um das für Violine rekonstruierte, für Cembalo überlieferte Konzert BWV 1058R und das für zwei Violinen rekonstruierte Cembali- Doppelkonzert BWV 1060, wo Serge Zimmermann den zweiten Solopart übernimmt. Wir den unbeschwerten Kopfsatz von BWV 1041 ausgesucht, in welchem Bach die „Flugfähigkeit“der Tonart a- moll meisterhaft demonstriert.
5. Felix Mendelssohn Bartholdy
Wie die Zeit läuft
Aus: Felix Mendelssohn Bartholdy – Complete Works For Piano Solo // Ana-Marija Markovina, Klavier // Hänssler Classic, 3 CDs, 2007 // auch in: „Felix Mendelssohn Bartholdy Edition“, 56 CDs) Für die Wiederentdeckung Johann Sebastian Bachs außerhalb der Insiderkreise hat sich der Komponist Felix Mendelssohn Bartholdy (1809–1847) unschätzbare Verdienste erworben, als er 1829 die Matthäuspassion erstmals nach dem Tod ihres Schöpfers wieder aufführte. Gekürzt zwar und mit 158 Sängern nach heutigen Maßstäben ein Sakrileg, aber seinerzeit der Beginn einer überfälligen Renaissance. Mendelssohn Bartholdy gilt zu Recht als eine der größten musikalischen Begabungen seit Mozart. Nach seinem Wunderkind- Dasein erarbeitete sich das Genie als Pianist, Organist, Dirigent und nicht zuletzt als Komponist einen Status, den nur die braunen Banausen ob seiner jüdischen Herkunft kurzfristig, in dumpfbackigen Kreisen traurigerweise auch nachhaltig zerstörten. Die kroatische Pianistin Ana- Marija Markovina hat sein Gesamtwerk erstmalig für Klavier solo eingespielt – diese Pioniertat ist auch Bestandteil von Hänsslers ehrfurchtgebietender „Felix Mendelssohn Bartholdy Edition“, einem Box-Set mit 56 CDs. Die wunderbare Miniatur „Wie die Zeit läuft“lässt zuerst die rastlosen Finger der rechten Hand über „erbarmungslos“in der Linken pochende Akkorde kreisen, bevor die Linke kreiselt und die Rechte taktet, um dann sich rastloser abzulösen. Entdeckenswert weit jenseits der „Hochzeitsmarsch“- Seligkeit.
6. Carl Philipp Emanuel Bach Clavierstücke verschiedener Art – Nr. 2 Solfeggio c-moll, Prestissimo
Aus: Carl Philipp Emanuel Bach – Sämtliche Klavierwerke // Ana-Marija Markovina, Klavier // Hänssler Classic, 26 CDs, 1992/1993
Carl Philipp Emanuel Bach, der zweite überlebende Sohn des großen Sebastian, war zu Lebzeiten (1714–1788) berühmter als sein Vater. Mozart,
Haydn und Beethoven bewunderten ihn, am preußischen Hof diente er 28 Jahre lang Friedrich dem Großen, später den fünf Hauptkirchen in Hamburg, wo er im „Michel“begraben liegt. Das umfangreiche Werk umfasst nahezu alle Gattungen. Den Löwenanteil macht allerdings sein Werk für „ Clavier“aus, wobei „Clavier“zu jener Zeit für alles stand, was Tasten hatte. In seinem „Versuch über die wahre Art, das Clavier zu spielen“schrieb er den Praktikern hinter die Löffel: „Der gute Vortrag ist also sofort daran zu erkennen, wenn man alle Noten nebst den ihnen zugemessenen guten Manieren zu rechter in ihrer gehörigen Stärke durch einen nach dem wahren Inhalte des Stückes abgewogenen Druck mit einer Leichtigkeit hören lässt. Hieraus entstehet das Reine und Fließende in der Spiel- Art, und wird man dadurch deutlich und ausdrückend.“Vor allem in seinen Klavierwerken kommt der experimentierfreudige, der abenteuerlustige, der fortschrittliche und meisterhafte Komponist zum Tragen. Ana- Marija Markovina und Hänssler haben sich mit der stattliche 26 CDs umfassenden Gesamteinspielung des Klavierwerks ihrerseits unschätzbare Verdienste erworben. Eine Ahnung, was es da vom Meister zwischen Barock und Klassik zu entdecken gibt, bietet das rasante Solfeggio c- moll. Große Kunst in kleinem Umfang.
7. Franz Schubert Streichquartett a-moll D 804 „Rosamunde“– 2. Satz Andante
Aus: Franz Schubert – Complete String Quartets, String Quintet D 956 // Verdi Quartett // Hänssler Classic, 8 CDs, 1996–1998)
Gesamteinspielungen sind eine Hänssler’sche Spezialität. Ehrensache, dass das Verdi Quartett alle 15 Streichquartette (davon ein Quartettsatz) von Franz Schubert in den Jahren 1996 bis 1998 einspielte. Elf Quartette ordnet die Musikwissenschaft dem jugendlichen Schubert zu, der sie mehr oder weniger für den Freundeskreis oder zu Übungszwecken schrieb. Mit dem Rosamunde- Quartett beginnen 1824 seine drei reifen Beiträge zu der Gattung, von Joseph Haydn einst begründet (historisch nicht ganz richtig), von Mozart verfeinert und von Beethoven zum Gipfel geführt. Im Andante des RosamundeQuartetts zitiert Schubert rhythmisch und teils auch melodisch das Allegretto aus Beethoven Siebenter Sinfonie. Das Verdi Quartett erfreut mit seiner wachen, abwechslungsreichen Wiedergabe, die etwas inniger und manchmal sogar nachdenklicher klingt als Vergleichseinpielungen.
8. Robert Schumann Kinderszenen op. 15 – Nr . 7 „Tr äumerei“
Aus: Robert Schumann – Sämtliche Werke für Klavier solo Vol. 9: Kinderszenen, Noveletten // Florian Uhlig, Klavier //
Hänssler Classic, CD, 2014
Wenn es ein Klavierwerk auf das Popularitäts-Treppchen neben Beethovens „Für Elise“, Mozarts „Alla Turca“und Bachs „Goldberg-Variationen“schaffen könnte, dann ist es die „Träumerei“aus den „Kinderszenen“von Robert Schumann (1810–1856). Der erzromantische Komponist schrieb seinen Zyklus op. 15 im Jahr 1838 übrigens nicht für Nachwuchspianisten (wie sein „Album für die Jugend“), sondern als „Rückspiegelungen eines Älteren für Ältere“, wie der damals 28- Jährige anmerkte. Mit dem wahrlich verträumten Stück in
FDur schuf der später dem Wahnsinn anheimgefallene Tonsetzer, Schriftsteller und Journalist die Blaupause für die elegischen unter den ProgrammMiniaturen, mit denen Pianisten in den Salons der Bürger im 19. Jahrhundert leicht Verdauliches servierten, aber doch kein künstlerisches Fastfood. Der deutsche Pianist Florian Uhlig hat sich mit Hänssler vorgenommen, das komplette Klavierwerk Schumanns – einst selbst vielversprechender, am eigenen Ehrgeiz gescheiterter Klavierspieler und mit der größten Pianistin ihrer Zeit, Clara Schumann, verheiratet – einzuspielen. Auf 15 CDs ist das ambitionierte, mit gescheiten Begleittexten des Schumann- Forschers Joachim Draheim aufwartende Projekt angelegt. Uhligs Spiel zeichnet sich dabei durch ästhetische Aufrichtigkeit, reich nuancierte Farbigkeit und in den entsprechenden Stücken auch wirkmächtige Dynamik aus. In der „Träumerei“lässt er die Hörer wirklich träumen.
9. Giusepp e Verdi
Messa da Requiem – IV Sanctus
(Aus: Giuseppe Verdi – Messa da Requiem // Orgonasova, Vondung, Kim Colombara // Gächinger Kantorei Stuttgart, Radio Sinfonie Orchester Stuttgart / Helmuth Rilling // Hänssler Classic, Doppel-CD, 2009 // auch in Sacred Masterpieces – Geistliche Meisterwerke, 50 CDs)
Giuseppe Verdi (1813–1901) lud nach dem Tod seines Kollegen Gioachino Rossini (1792–1868) die damals zwölf bedeutendsten Komponisten Italiens zur Gemeinschaftskomposition einer Totenmesse ein, der „Messa per Rossini“. Verdi übernahm in diesem Requiem das „Libera me“. Er befasste sich erneut mit dem Requiem-Stoff, nachdem 1873 der Dichter Alessandro Manzoni verstorben war. Verdi verwertete außer dem „Libera Me“eine weitere Eigenkomposition: Aus der französischen Erstfassung seiner Schiller- Oper „Don Carlos“übernahm er die Klage des Don Carlos um den Freund Posa im „Lacrimosa“. Nicht wenige Frömmler, Kritiker und Puristen bemängelten, bewunderten oder bespöttelten das „Requiem“als „Verdis beste Oper“. Wie man im kaum drei Minuten kurzen vierten Teil, dem „Sanctus“
(das „Dies Irae“dauert über eine halbe Stunde) gut hört, setzt Verdi wie in seinen Opern auch hier auf wirkmächtige Chöre, die dieses Werk so eindrücklich machen. Der große nach eigener Auskunft „Oratorien- Spezialist“und Protestant Helmuth Rilling hat das „katholische“Werk für sein HeimLabel Hänssler 2010 mit seiner Gächinger Kantorei und dem groß besetzten Sinfonieorchester des Stuttgarter
SWR eingespielt: gefühlsmächtig ohne Gefühlsduselei, überwältigend ohne opernhafte Übertreibung. Es gibt viele exzellente Einspielungen des Verdi-Requiems, einige überragende. Rillings zählt dazu.
10. Richard Wagner
Das Liebesmahl der Ap ostel WWV 69 – V. Die Ap ostel
Aus: Anton Bruckner – Sinfonie Nr. 7,
Richard Wagner – Das Liebesmahl der Apostel // Verschiedene Chöre // Staatskapelle Dresden // Christian Thielemann // Profil, Edition Staatskapelle Vol. 38, Doppel-CD, 2012
Es muss ein überwältigender Eindruck gewesen sein, als 1843 sage und schreibe 1200 Chorsänger anlässlich des „Allgemeinen Männergesangsfests“Richard Wagners „Biblische Szene für Männerstimmen und großes Orchester“von den Emporen der Dresdener Frauenkirche schmetterten. „Das Liebesmahl der Apostel“, schon allein wegen des Aufwandes selten aufgeführtes frommes Werk Wagners, musste es dann auch sein, als im WagnerJahr 2013 (200. Geburtstag, 130. Todestag) in der wieder aufgebauten Frauenkirche des Bayreuther Meisters und gebürtigen Sachsen gedacht wurde. Nicht weniger als sieben Chöre hatte Wagner- Spezialist Christian Thielemann neben der Staatskapelle Dresden aufgeboten. Wir präsentieren den abschließenden V. Teil „Die Apostel“, wahrhaft ein Männergesangsspektakel. Thielemann hatte für diese dank seines grandios-souveränen Dirigats auch auf Tonträger auf seine Art überwältige Aufführung dankenswerterweise seinerzeit dem Antisemiten Wagner auch Mendelssohns Reformationssinfonie beiseite gestellt. Hänssler koppelt mit gleichfalls guten Gründen in Vol. 38 der Edition Staatskapelle Dresden das „Liebesmahl“mit der Siebenten Sinfonie des Wagner- Bewunderers Anton Bruckner, der in der Coda des langsamen Satzes den Tod des „hochseligen, heißgeliebten, unsterblichen Meisters“beweinte. Thielemann zelebriert Wagner wie Bruckner schlicht perfekt.
11. Peter Tschaikowsky KLavierkonzert Nr. 1 – 1. Satz
Aus: Peter Tschaikowsky – Klavierkonzert Nr. 1, Modest Mussorgsky – Bilder einer Ausstellung // Günter Wand Edition Vol. 20 // Jorge Bolet, Klavier // NDR Sinfonieorchester // Günter Wand // Profil Edition Günter Hänssler, CD, 1982/1985
Selbst wer mit klassischer Musik üblicherweise nur bedingt etwas anfangen kann, wird zumindest die ersten Takte kennen: Das erste Klavierkonzert des russischen Komponisten Peter Tschaikowsky (1840–1893) eröffnet dermaßen prägnant mit Blechbläser- Geschmetter, Orchesterakkorden, KlavierKaskaden und nicht zuletzt einer eingängigen Melodie, dass dieser Ohrwurm schon oft als Werbeuntermalung herhalten musste. Peter Tschaikowsky wurde in Deutschland zum Inbegriff russischer Musik, beim Publikum genauso beliebt wie von Kritikastern geschmäht. Dass seine Musik noch viel mehr zu bieten hat als nur ohrwurmige Sentimentalität, zeigt bereits der berühmte erste Satz des Konzerts – wenn man ihn ganz hört, weshalb wir ihn auf der Titel- CD auch in seiner vollen Schönheit ausspielen. Mit dem großen, in Kuba geborenen wahlamerikanischen Klaviervirtuosen Jorge Bolet (1914–1990) und dem allem Stargehabe abholden, in Wuppertal geborenen und in seiner Wahlheimat Schweiz verstorbenen Dirigenten Günter Wand (1912–2002) stehen zwei Meister ihres Fachs zu Diensten. Beide waren Spätentwickler, was die Tonträger- Karriere anging. Dass die Aufnahme mit dem markant geführten Sinfonieorchester des Norddeutschen Rundfunks 1982 schon im Herbst ihrer beider Leben entstand, sagen lediglich die Jahreszahlen. Von altersmüder Schlaffheit, von abgemilderter Dynamik oder gar nachlassender Präzision ist hier jedenfalls nichts zu hören.