Canton Smart Chrono SL 8..................
Canton hat früh den Trend zur schlauen Aktivbox erkannt. Nun spielt man in der ersten Liga: Die neue Chrono SL 8 macht so gut wie alles richtig.
Kürzlich kam im Radio, wie viel Geld das Bundesverkehrsministerium für externe Berater ausgibt. Warum leisten wir uns Beamte, wenn die noch auf externe Schlauköpfe zugreifen müssen? Schaffen die das nicht selbst? Ein Unternehmen, dass ohne externe Berater auskommt, ist Canton. Das ist ein typischer Mittelständer, der alles Wissen im eignen Haus vereint. Die Ingenieure sind super, das Mastermind der Lautsprecherentwicklung ist noch besser. Auch die Strategen dahinter verstehen ihr Geschäft: Canton hat schon früh erkannt, dass der Lautsprecher der Zukunft aktiv sein muss. Natürlich stehen etliche passive Modelle im Katalog. Aber ein schlauer, feiner, aktiver Lautsprecher ist heute das Maß der Dinge. Canton sagt dazu einfach „Smart“. Ein rundes Dutzend an smarten Boxen gibt es bereits im Portfolio, von der Kompaktbox bis zur feinen Standbox. Der
Geniestreich dahinter: Canton hat schon früh ein Modul entwickelt, eine digitale Endstufe, die per Fernbedienung auch als Vorstufe eingesetzt werden kann. Das ist ein Meisterstück, das umfassend als Motor in fast jede Box aus der Fabrikation im Taunus eingepasst werden kann. So erschafft man Helden.
Zwei StromKabel genügen
Das Ganze wirkt einfach: Im Rücken liegt ein Kraftwerk, an der Front ein kleines Display und in der Hand des Käufers eben eine Fernbedienung. Der Erstaufbau gelingt schneller, als es an Zeit braucht, diese Zeilen zu lesen. Alles klappt wunderbar intuitiv. Fragen wir deshalb besser: Was brauchen wir? Zwei Stromkabel zu den Lautsprechern. Dann ein Kabel zur Master- Box, der „Slave“kann per Funk eingeschleift werden. Alle Leistung liegt je Lautsprecher in einem Digitalverstärker, der immerhin stolze 350 Watt aufbringt. Da braucht sich keiner zu sorgen, ob die Kraftzufuhr stimmt. Das mächtigste Instrument ist die Fernbedienung. Sie offenbart uns die Gesamtkonstruktion: Hier steckt nicht nur eine machtvolle Endstufe im Lautsprecher, eben auch eine regelbare Vorstufe dürfen wir vereinnahmen. Für die Sparfüchse: Wir können uns Endstufen wie Vorstufe sparen.
Für die ganz Faulen sei nur ein Szenario ge
nannt: Wir kommen nach Hause, schalten das Licht an und streamen die Musik, der wir eben noch per Kopfhörer gelauscht haben, per Bluetooth direkt an die beiden Cantons. Nach einem kurzen Snack setzen wir uns aufs Sofa und lauschen dem Film in Dolby Digital oder DTS – das komplette Management übernimmt unser Lautsprecher. Hätten wir noch weitere Produkte mit Smart- Modulen in unserem Haus, so könnten wir das komplette Set zu einem großen Gesamtklang verbinden.
So bauen schlaue Profis, auch ohne millionenschwere Beratung. Was uns erfreut: Alles entsteht hausintern, auch die edlen Chassis dieser Standbox. Diese Kost haben wir beinahe in jeder zweiten AUDIO- Ausgabe bejubelt. In der Höhe agiert eine Membran aus Aluminiumoxkeramik, in der Mitte ein 15-ZentimeterTöner aus Titanium, für den Bass sind zwei gleichgroße Titanium- Membranen eingepasst. Die Tieftonenergie wird an einen Bassreflex- Port auf der Unterseite geschickt. Das Finish könnte nicht schöner sein, auch wenn wir nur zwischen Schwarz und Weiß wählen dürfen, beides in feinem Seidenmatt.
Kleiner Exkurs: Dieses Duo lässt sich umfassend an den Hörraum anpassen, ganz einfach über den internen Equalizer. Hier wird die Position im Raum definiert und vor allem die Macht des Basses angesichts der Reflexionen.
Noch eine gute Nachricht, die zu häufig untergeht: Alle Kabel, die unter realistischen Vorgaben gebraucht werden könnten, liegen bei – je drei Meter, analog, koaxial und sogar optisch. Und wo wir gerade bei den vollmundigen Versprechen sind: Es gibt keine Chance, hier Geld zu versenken. Canton räumt einen 30-tägigen Test ein. Gefällt irgendetwas nicht, fließen Geld und Ware ohne Reue zurück.
Karajan weidet sich
Wir fahren die Lautsprecher hoch und verbinden sie mit unserem LieblingsStreamer- Player von T+A. Per USB-Stick habe ich ein paar HiRes- Files mitgebracht, beispielsweise Verdis „Aida“in der EMI- Einspielung unter Herbert von Karajan von 1979. Gibt’s die in HiRes? Nun ja. Hier haben wir ein wenig gemogelt, denn es existiert ein Analog-zuDigital-Transfer von Esoteric auf SACD. Den kann man rippen, wenn man es kann und darf.
Wie auch immer: Karajan liefert hier den schönsten Breitwand- Sound. Die Wiener Philharmoniker spielen wie die Götter, es singen die besten Solisten der damaligen Zeit. Da wollten die Tontech
niker natürlich auch mithalten. Das ist die ganz große Show – maximale Kalorien vom Orchester, dazu ein Panorama, das gewaltige Meter von links nach rechts umspannt. Als wären wir bei einem Sommergastspiel der Wiener im großen Haus der Salzburger Festspiele. Die Canton liebte diese Herausforderung. Toll, wie die Platzierung der Instrumentengruppen gelang. Da leuchteten die Streicher, da setzten die Blechbläser ihre Impulse, die Sänger agierten auf einer höchst realistischen Klangbühne. Das wird den Tontechnikern einiges Knowhow und Herzblut abgefordert haben. Im berühmten Triumphmarsch wird es laut, sehr laut. Die Canton freute sich über diese Impulse, das drückte uns massiv ins Hörsofa. Herausragend, dieser Mix aus Definition, Weite und Pracht. Canton versteht sich auf die Kronjuwelen des Klangs.
DER RAUM SWINGT
Pop muss her, oder nehmen wir lieber feinen Jazz. Beispielsweise frisch erschienen „Foursight – The Complete Stockholm Tapes“des bedeutenden Bassisten Ron Carter. Da verfallen die Fans in Trance, die Musiker des Quartetts verwachsen mit ihren Instrumenten, vor allem der großartige Ron Carter selbst. Berauschend, wie die Chrono SL 8 den Raum zum Schwingen brachte. Bei „My Funny Valentine“kann ein Gast den Huster nicht zurückhalten, das Klavier gibt die Form zu, dann pirscht sich Carters Bass smooth dem Klangbild an. Da ist viel Luft zum Atmen. Und wir hörten einen Lautsprecher, der mitfieberte und die komplette Schönheit zeigte. Jetzt wollen wir ihn aber einmal richtig wild befeuern. Die Foo Fighters haben ein neues Album vorgelegt: „Medicine
At Midnight“mischt die Top Ten auf. In den schlechten Momenten hat irgendein Tontechniker einen Optimator über alles gelegt – das ist laut ohne dynamische Schattierung, nicht wirklich elegant. Aber der Track „Cloudspotter“überzeugt uns. Super das Schlagzeug an beiden Stereo-Türmen, in der Mitte groovt ein mächtiger Bass. Das hält man am besten mit rhythmischem Nicken des Kopfes aus. Die Canton versteht die Botschaft. Was für ein Druck, was für ein Drive. Die Chrono SL 8 gibt sich bei dieser Musik, als sei sie ein dreifach so großer PA- Monitor.
Kein Lautsprecher in diesem Testfeld vereint so viele unterschiedliche Ansprüche in sich. Das ist ein Allrounder, aber stets auf den Punkt genau und mit enormer Energie in Richtung Hörplatz.