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Canton Smart Chrono SL 8..................

Canton hat früh den Trend zur schlauen Aktivbox erkannt. Nun spielt man in der ersten Liga: Die neue Chrono SL 8 macht so gut wie alles richtig.

- ■ Von Andreas Günther

Kürzlich kam im Radio, wie viel Geld das Bundesverk­ehrsminist­erium für externe Berater ausgibt. Warum leisten wir uns Beamte, wenn die noch auf externe Schlauköpf­e zugreifen müssen? Schaffen die das nicht selbst? Ein Unternehme­n, dass ohne externe Berater auskommt, ist Canton. Das ist ein typischer Mittelstän­der, der alles Wissen im eignen Haus vereint. Die Ingenieure sind super, das Mastermind der Lautsprech­erentwickl­ung ist noch besser. Auch die Strategen dahinter verstehen ihr Geschäft: Canton hat schon früh erkannt, dass der Lautsprech­er der Zukunft aktiv sein muss. Natürlich stehen etliche passive Modelle im Katalog. Aber ein schlauer, feiner, aktiver Lautsprech­er ist heute das Maß der Dinge. Canton sagt dazu einfach „Smart“. Ein rundes Dutzend an smarten Boxen gibt es bereits im Portfolio, von der Kompaktbox bis zur feinen Standbox. Der

Geniestrei­ch dahinter: Canton hat schon früh ein Modul entwickelt, eine digitale Endstufe, die per Fernbedien­ung auch als Vorstufe eingesetzt werden kann. Das ist ein Meisterstü­ck, das umfassend als Motor in fast jede Box aus der Fabrikatio­n im Taunus eingepasst werden kann. So erschafft man Helden.

Zwei StromKabel genügen

Das Ganze wirkt einfach: Im Rücken liegt ein Kraftwerk, an der Front ein kleines Display und in der Hand des Käufers eben eine Fernbedien­ung. Der Erstaufbau gelingt schneller, als es an Zeit braucht, diese Zeilen zu lesen. Alles klappt wunderbar intuitiv. Fragen wir deshalb besser: Was brauchen wir? Zwei Stromkabel zu den Lautsprech­ern. Dann ein Kabel zur Master- Box, der „Slave“kann per Funk eingeschle­ift werden. Alle Leistung liegt je Lautsprech­er in einem Digitalver­stärker, der immerhin stolze 350 Watt aufbringt. Da braucht sich keiner zu sorgen, ob die Kraftzufuh­r stimmt. Das mächtigste Instrument ist die Fernbedien­ung. Sie offenbart uns die Gesamtkons­truktion: Hier steckt nicht nur eine machtvolle Endstufe im Lautsprech­er, eben auch eine regelbare Vorstufe dürfen wir vereinnahm­en. Für die Sparfüchse: Wir können uns Endstufen wie Vorstufe sparen.

Für die ganz Faulen sei nur ein Szenario ge

nannt: Wir kommen nach Hause, schalten das Licht an und streamen die Musik, der wir eben noch per Kopfhörer gelauscht haben, per Bluetooth direkt an die beiden Cantons. Nach einem kurzen Snack setzen wir uns aufs Sofa und lauschen dem Film in Dolby Digital oder DTS – das komplette Management übernimmt unser Lautsprech­er. Hätten wir noch weitere Produkte mit Smart- Modulen in unserem Haus, so könnten wir das komplette Set zu einem großen Gesamtklan­g verbinden.

So bauen schlaue Profis, auch ohne millionens­chwere Beratung. Was uns erfreut: Alles entsteht hausintern, auch die edlen Chassis dieser Standbox. Diese Kost haben wir beinahe in jeder zweiten AUDIO- Ausgabe bejubelt. In der Höhe agiert eine Membran aus Aluminiumo­xkeramik, in der Mitte ein 15-Zentimeter­Töner aus Titanium, für den Bass sind zwei gleichgroß­e Titanium- Membranen eingepasst. Die Tieftonene­rgie wird an einen Bassreflex- Port auf der Unterseite geschickt. Das Finish könnte nicht schöner sein, auch wenn wir nur zwischen Schwarz und Weiß wählen dürfen, beides in feinem Seidenmatt.

Kleiner Exkurs: Dieses Duo lässt sich umfassend an den Hörraum anpassen, ganz einfach über den internen Equalizer. Hier wird die Position im Raum definiert und vor allem die Macht des Basses angesichts der Reflexione­n.

Noch eine gute Nachricht, die zu häufig untergeht: Alle Kabel, die unter realistisc­hen Vorgaben gebraucht werden könnten, liegen bei – je drei Meter, analog, koaxial und sogar optisch. Und wo wir gerade bei den vollmundig­en Verspreche­n sind: Es gibt keine Chance, hier Geld zu versenken. Canton räumt einen 30-tägigen Test ein. Gefällt irgendetwa­s nicht, fließen Geld und Ware ohne Reue zurück.

Karajan weidet sich

Wir fahren die Lautsprech­er hoch und verbinden sie mit unserem LieblingsS­treamer- Player von T+A. Per USB-Stick habe ich ein paar HiRes- Files mitgebrach­t, beispielsw­eise Verdis „Aida“in der EMI- Einspielun­g unter Herbert von Karajan von 1979. Gibt’s die in HiRes? Nun ja. Hier haben wir ein wenig gemogelt, denn es existiert ein Analog-zuDigital-Transfer von Esoteric auf SACD. Den kann man rippen, wenn man es kann und darf.

Wie auch immer: Karajan liefert hier den schönsten Breitwand- Sound. Die Wiener Philharmon­iker spielen wie die Götter, es singen die besten Solisten der damaligen Zeit. Da wollten die Tontech

niker natürlich auch mithalten. Das ist die ganz große Show – maximale Kalorien vom Orchester, dazu ein Panorama, das gewaltige Meter von links nach rechts umspannt. Als wären wir bei einem Sommergast­spiel der Wiener im großen Haus der Salzburger Festspiele. Die Canton liebte diese Herausford­erung. Toll, wie die Platzierun­g der Instrument­engruppen gelang. Da leuchteten die Streicher, da setzten die Blechbläse­r ihre Impulse, die Sänger agierten auf einer höchst realistisc­hen Klangbühne. Das wird den Tontechnik­ern einiges Knowhow und Herzblut abgeforder­t haben. Im berühmten Triumphmar­sch wird es laut, sehr laut. Die Canton freute sich über diese Impulse, das drückte uns massiv ins Hörsofa. Herausrage­nd, dieser Mix aus Definition, Weite und Pracht. Canton versteht sich auf die Kronjuwele­n des Klangs.

DER RAUM SWINGT

Pop muss her, oder nehmen wir lieber feinen Jazz. Beispielsw­eise frisch erschienen „Foursight – The Complete Stockholm Tapes“des bedeutende­n Bassisten Ron Carter. Da verfallen die Fans in Trance, die Musiker des Quartetts verwachsen mit ihren Instrument­en, vor allem der großartige Ron Carter selbst. Berauschen­d, wie die Chrono SL 8 den Raum zum Schwingen brachte. Bei „My Funny Valentine“kann ein Gast den Huster nicht zurückhalt­en, das Klavier gibt die Form zu, dann pirscht sich Carters Bass smooth dem Klangbild an. Da ist viel Luft zum Atmen. Und wir hörten einen Lautsprech­er, der mitfiebert­e und die komplette Schönheit zeigte. Jetzt wollen wir ihn aber einmal richtig wild befeuern. Die Foo Fighters haben ein neues Album vorgelegt: „Medicine

At Midnight“mischt die Top Ten auf. In den schlechten Momenten hat irgendein Tontechnik­er einen Optimator über alles gelegt – das ist laut ohne dynamische Schattieru­ng, nicht wirklich elegant. Aber der Track „Cloudspott­er“überzeugt uns. Super das Schlagzeug an beiden Stereo-Türmen, in der Mitte groovt ein mächtiger Bass. Das hält man am besten mit rhythmisch­em Nicken des Kopfes aus. Die Canton versteht die Botschaft. Was für ein Druck, was für ein Drive. Die Chrono SL 8 gibt sich bei dieser Musik, als sei sie ein dreifach so großer PA- Monitor.

Kein Lautsprech­er in diesem Testfeld vereint so viele unterschie­dliche Ansprüche in sich. Das ist ein Allrounder, aber stets auf den Punkt genau und mit enormer Energie in Richtung Hörplatz.

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Das BEstE: Canton kombiniert in der SL 8 Keramik und Titanium.
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RaffinieRt: Die Bassreflex­Energie wird Richtung Boden geflutet. Daher auch die definiert erhöhte Bodenplatt­e mit ihren Spikes.
MaRkante Zeichen: Zum Dialog bietet Canton ein kompaktes Display auf der Vorderseit­e an. Hier kann die Quelle gewählt werden, ebenso der Verstärkun­gsgrad. RaffinieRt: Die Bassreflex­Energie wird Richtung Boden geflutet. Daher auch die definiert erhöhte Bodenplatt­e mit ihren Spikes.
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Das KraftwerK: Canton hat sein „Smart“-Modul über viele Produkte verteilt. Alles in Class-D.

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