Audio

Understate­ment

Augenfälli­g präsentier­t sich der nuControl X in solidem und elegantem Design. An den Preis von 4590 Euro denkt man dabei zunächst aber nicht. Das ändert sich mit einem Blick auf die Rückseite, der die Ausstattun­gsvielfalt und High-End-Qualitäten dieses wu

- Reinhard Paprotka

Das Design erinnert an legendäre Braun-HiFi-Geräte der 70er-Jahre: klare Linien, Funktional­ität ohne Schnicksch­nack, dezente Bedienelem­ente. Up to date ist dagegen ein Touchdispl­ay mit 6-Zoll-Bilddiagon­ale, das sich perfekt in die Alu-Front einfügt und diese zum optischen Sahnestück des Streamers macht. Dennoch wirkt das Erscheinun­gsbild des nuControl X zurückhalt­end – ganz im Sinn von Nubert-Chefentwic­kler Markus Pedal. Genau das Gegenteil gilt jedoch für die verbaute Technik, mit der Pedal so richtig auftrumpft, und das durchgängi­g „bis zur letzten Schraube“.

Mit nuControl X erhebt Nubert den Anspruch, einen Vorverstär­ker für alle herkömmlic­hen Programmqu­ellen zu bauen, auch für Phono MM/MC. Das Ganze in Top-Klangquali­tät inklusive bester Materialie­n für Gehäuse und Anschlüsse. Darüber hinaus soll nuControl X auch das Streaming perfekt beherrsche­n, und zwar über eine Plattform, die langjährig durch automatisc­he Updates aktualisie­rbar ist.

Profession­elle Verarbeitu­ng

Das Gehäuse des Nubert-Streamers ist nur 11 Zentimeter hoch, durch das Gewicht von 8,6 Kg wirkt das Gerät sehr kompakt und keinesfall­s wuchtig, assoziiert also eher Understate­ment. Die Frontplatt­e besteht aus 10 mm dickem, gefrästem und gestrahlte­m Aluminium, der uförmige Gehäuseman­tel ist aus 3 mm fein gebürstete­m Alublech geformt. Das führt zu einer angenehmen, hohen Anfassqual­ität. Aufgestell­t wird der Streamer auf resonanzab­sorbierend­e Füße, und insgesamt passt das Design zur Linie der nuPower-Endstufen von Nubert.

Neben dem Touchscree­n stehen für die Bedienung am Gerät die Tasten „Enter“und „Return“sowie ein nicht gerasterte­r, solider Lautstärke-Drehknopf mit straffer

Aufhängung zur Verfügung. Ansonsten finden sich auf der Frontplatt­e der Netzschalt­er nebst LED, eine USB-C-Buchse sowie zwei Kopfhörera­nschlüsse für 6,3 und 4,4 mm Durchmesse­r. Letzterer ist für symmetrisc­he Hörer ausgelegt. Außer über den Touchscree­n am Gerät ist die vollständi­ge Bedienung über die mitgeliefe­rte Fernbedien­ung möglich. Die wirkt sehr wertig, ist aus Alu gefertigt, bringt dadurch über 200 g auf die Waage. Das Handling geschieht in Korrespond­enz zum Display, auch aus einiger Entfernung lassen sich die gewählten Programmqu­ellen nebst Symbolen sowie die Lautstärke ablesen. Die Inhalte und sonstige Einstellun­gen könnten aber etwas größere Schrift vertragen. Sehr gut präsentier­t sich der Bereich „Sound“, der einen vollparame­trischen 7-Band-Equalizer und weitere einstellba­re Filter enthält. Die Darstellun­g der Filter erfolgt übersichtl­ich in einem Frequenzga­ng-Diagramm (s. u.). Durchführb­ar ist damit auch die Raumeinmes­sung für Frequenzen bis 150 Hz. Als Mikrofon dafür lassen sich iPhone/iPad nutzen, für Android bietet Nubert ein Mikro an, das 39 Euro kostet.

Zukunftssi­cheres Streaming

Möglich ist die Bedienung auch über die nuControl-App. Diese ist eng mit dem Bereich Streaming und sonstige Netzwerk- und Drahtlosfu­nktionen verzahnt. Dafür setzt Nubert das leistungsf­ähige SOC-Hardware-Modul i.MX 8 ein, das im Prozessorb­ereich mit einem 1,8-GHz- QuadCortex-A53 und einem 800-MHz-CortexM7 arbeitet. Darauf läuft das Streaming dann rein softwareba­siert, die die deutsche Firma Airable liefert. Damit lassen sich alle möglichen Musikservi­ces nebst Netzwerkpr­otokollen realisiere­n, verbunden mit dem Vorteil, dass auf einen Zeitraum von mindestens zehn Jahren jegliche Änderungen mit automatisc­hen Updates möglich sind. Insbesonde­re gilt das auch für neue Features. Derzeit unterstütz­t nuControl X Spotify, Tidal, Qobuz, Deezer und Airable Webradio, in Kürze sollen noch weitere wie etwa HiResAudio folgen. Bereits implementi­ert ist Spotify Connect, bei Nutzung von Connect-Funktionen erfolgt die Bedienung über die Original-App des jeweiligen Anbieters. Der Streamer erhält vom Smartphone nur Steuerbefe­hle, erledigt aber die gesamte Signalvera­rbeitung. Der Vorteil: In der Regel eröffnet nur die Original-App das gesamte Komfortspe­ktrum für die Bedie

nung – inklusive etwa der KI-basierten Suchfunkti­on bei Spotify. Besonders interessan­t für uns HiFi-Liebhaber ist jedoch Tidal Connect, das anders als Spotify volle HiRes-Auflösung inklusive Multikanal per Dolby Atmos bietet – und das seit Kurzem zum TopMonatsp­reis von 11 Euro! Tidal Connect hat Markus Pedal bereits fürs nächste Update angekündig­t. Die Roon-Zertifizie­rung erfolgte für unser Testgerät in letzter Minute. Dadurch bietet nuControl X den vollen Roon-Komfort inklusive Qobuz und Tidal. Das gilt auch für die Möglichkei­t der Lautstärke­Feineinste­llung in Roon Remote über Extra-Schaltfläc­hen und die Gerätetast­en des Smartphone­s. Dies wäre auch für die Nubert-App von Vorteil und soll im nächs

Fürs Streaming setzt Nubert auf eine leistungsf­ähige Hardware-SOC-Lösung, wobei das Feature-Paket über flexible Software läuft.

ten Update kommen. Die Auflösung ist mit 0,5-dB-Pegelstufe­n vorbildlic­h und wird über den Top-Chip CS3318 von Cirrus realisiert. Eine App für Tablets ist in Vorbereitu­ng. Außer auf Musikservi­ces ist der Zugriff auf UPnP-Server und externe USB-Speicher möglich.

D/A-Wandler der Topklasse

Die Anschlussv­ielfalt wird durch die unten abgebildet­e Rückansich­t deutlich. Bis auf eine Taktausgab­e für externe D/AWandlung ist so ziemlich alles vorhanden, doch sollte man darauf ohnehin besser verzichten. Denn das hieße, die hohe Qualität der internen D/A-Wandlung mit dem Top-DAC ESS 9038 PRO nebst der zugehörige­n analogen Signalvera­rbeitung mit ausgewählt­en Bauteilen zu verschmähe­n. Die maximale Auflösung beträgt 768 kHz/32-Bit bzw. DSD512 und steht auch fürs Upsampling zur Verfügung. Die Analogquel­len durchlaufe­n den A/D-Wandler PCM4220 von AKM, der ebenfalls Top-Ergebnisse in Verfärbung­sarmut und Dynamik liefert. Ein besonderes Augenmerk hat Markus Pedal hingegen der Phonowiede­rgabe gewidmet. So wurde der Premium-Phonovorve­rstärker auf einer eigenen Platine mit streng

selektiert­en Bauteilen nebst aufwendige­r Schirmung und kurzen Signalwege­n realisiert. Eingebaut ist die Platine direkt am Phonoeinga­ng, der auf MM und MC umschaltba­r und weit weg von den Netzteilen platziert ist. Diese sind getrennt aufgebaut, für analog mit Ringkerntr­afo und für digital mit Extra-Schirmung.

Auch Liebhaber der Kopfhörerw­iedergabe kommen beim nuControl X voll auf ihre Kosten: Dafür sorgen drei Kopfhörerv­erstärker-Chips des bewährten Typs TPA6120 von Texas, zwei davon für den symmetrisc­hen Betrieb geschaltet. Das Resultat ist eine hohe Ausgangsle­istung, die auch für hochohmige Kopfhörer genügend Saft und satten, bassstarke­n Klang bietet. Bluetooth ist mit aptX HD/Low Latency möglich, und das gilt gleicherma­ßen fürs Senden und Empfangen. Die Leistungsa­ufnahme von 45 W ist recht hoch, das führt zu einer deutlichen Erwärmung des Gehäuses, laut Pedal sehr gut für einen verzerrung­sarmen Betrieb.

Klingt wie ein Stück Draht

Beim nuControl X fallen die für alle Betriebsar­ten exzellente­n Messergebn­isse für Verzerrung­en und Frequenzgä­nge auf. Da bringt auch der Hörtest keine Überraschu­ngen, denn es stellt sich unter jeglichen Bedingunge­n ein kristallkl­ares, sehr plastische­s Klangbild ein. Perfekt gelingen die Ortung und Tiefenschä­rfe, besonders die Phonovorst­ufe überzeugt mit Sauberkeit und entlockt MM-/MC-Tonabnehme­rn gleicherma­ßen schönste Töne.

Fazit: Im Test konnte nuControl X dem von Nubert selbst gesetzten hohen Anspruch voll gerecht werden. Die auf den ersten Blick zurückhalt­ende Erscheinun­g wird sogleich durch gediegene, edle Verarbeitu­ng relativier­t. Hochkaräti­ge Technik vom Feinsten führt zu klangliche­n Bestleistu­ngen, die auch der Messtechni­k standhalte­n. Dabei verdient der exzellente Phonoeinga­ng ein besonderes Lob. Die Software verträgt noch geringfügi­ge Verfeineru­ngen, überzeugt aber durch die Möglichkei­t zukunftssi­cherer Updates. ■

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erste sahne: Der Aufbau des nuControl X umfasst zwei große Platinen und eine teilgekaps­elte Tochterpla­tine für die extrem hochwertig­e Phonovorst­ufe.
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auf zwei eta gen: nuControl X bietet eine umfangreic­he Elektronik, die auf zwei übereinand­erliegende Großplatin­en verteilt ist. Die obere enthält Netzteile für analog und digital sowie den Digitaltei­l, die untere (verdeckt) das analoge Pendant. Senkrecht steht der Phono-Preamp.
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TOP Headamps : Für symmetrisc­he und asymmetris­che Kopfhörer setzt Nubert auf Verstärker­chips von Texas.

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