Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Welche Banken gut beraten
Geld In der Wirtschaftskrise haben viele Kunden das Vertrauen in die Kreditinstitute verloren. Stiftung Warentest hat untersucht, wie es heute um die Qualität der Anlageempfehlungen steht Kommentar
Augsburg Knapp acht Jahre ist es her, dass die Finanzmärkte in eine tiefe Krise rutschten. Das Geld zahlloser Anleger wurde vernichtet und das Vertrauen der Kunden in ihre Banken erschüttert. Mittlerweile ist die Anlageberatung bei den Kreditinstituten ein wenig besser geworden, urteilt die Stiftung Warentest in der aktuellen Ausgabe des Magazins Finanztest. Allerdings gibt es noch immer Luft nach oben: Nur drei von 23 Banken erhielten bei der Untersuchung die Note „gut“.
Die Stiftung hat die Geldhäuser mit einem einfachen Fall konfrontiert: Testpersonen gaben in insgesamt 160 Bankgesprächen vor, als Neukunden 45 000 Euro für zehn Jahre anlegen zu wollen. Sie waren bereit, einen Teil ihres Kapitals mit etwas Risiko zu investieren. Bei Bedarf sollte das Geld aber schnell verfügbar sein. Getestet wurde in je sieben Filialen von fünf Privatbanken, neun Genossenschaftsbanken und neun Sparkassen.
Die Stiftung Warentest betont, dass – anders als in früheren Tests – der Großteil der Banken zumindest die Voraussetzungen für eine angemessene Beratung gut erfüllt hat: Die Mehrzahl der Berater fragte die Kunden nach Ziel und Laufzeit der Anlage sowie nach der Risikobereitschaft. Die Finanzprodukte, die sie den Anlegern vorstellten, passten nach Ansicht der Tester dann aber oft nicht zu den Wünschen. Viele Geldanlagen waren demnach zu ris- häufig war das Geld nicht rechtzeitig verfügbar. Mehrere Berater empfahlen den Testern zufolge außerdem unpassende Anlagen wie Bausparverträge, komplizierte Zertifikate oder Rentenversicherungen.
13 Kreditinstitute, darunter auch Commerzbank, Deutsche Bank oder Targobank, erhielten deshalb nur die Note „befriedigend“. Die Postbank erreichte gemeinsam mit vier weiteren Geldhäusern das Urteil „ausreichend“, die Anlageberatung der Hypovereinsbank und der Hannoverschen Volksbank wurde gar als „mangelhaft“eingestuft.
Die besten Werte im Test erhiel-
VON SARAH SCHIERACK schsa@augsburger-allgemeine.de ten die Frankfurter Volksbank, die Sparda-bank Berlin und die Nassauische Sparkasse. Bei der „Lösung des Anlageproblems“lag die Frankfurter Sparkasse vorn: Sie riet den Kunden zu einer Mischung aus täglich verfügbaren Anlagen, festverzinslichen Wertpapieren, offenen Immobilienfonds und breit streuenden Misch- und Aktienfonds. Damit verteilten die Berater das Risiko.
In einem Testfall leistete sich ein Mitarbeiter der Sparkasse allerdings einen Fehler: Er überreichte dem potenziellen Anleger kein Beratungsprotokoll. Durch diesen Verstoß gegen das Wertpapierhandelskant, gesetz reichte es bei dem Frankfurter Geldhaus dann doch nur für ein „befriedigend“. Insgesamt haben die Banken Finanztest zufolge in 15 von 160 Fällen gegen diese Protokollpflicht verstoßen.
Auch wenn sich die Qualität der Beratungen insgesamt verbessert hat, rät die Stiftung Warentest den Anlegern weiterhin zu Vorsicht. Damit sie nicht über den Tisch gezogen würden, sei es wichtig, das Beratungsgespräch gut vorzubereiten. Die Anleger sollten sich fragen, welches Ziel sie verfolgen: Wollen sie Geld für den Ruhestand zurücklegen oder sich ein Auto oder eine Immobilie kaufen? Unerlässlich sei auch, zu wissen, wann das Geld gebraucht wird und wie hoch das Risiko bei der Investition sein soll.
Während des Gesprächs sollten die Bankkunden nach Ansicht der Tester darauf achten, in welcher Risikoklasse sich das Produkt bewegt: Wer kein Geld verlieren will, sollte in der niedrigsten Klasse anlegen. Wer ein gewisses Risiko eingehen möchte, könne eine mittlere der meist fünf Risikoklassen wählen. Die Stiftung Warentest rät auch dazu, bei den Kosten des Produkts genau nachzuhaken und den Berater zu fragen, ob es ähnliche Anlagen von anderen Anbietern und zu besseren Konditionen gibt. Vor einem Vertragsabschluss sollte außerdem immer das Beratungsprotokoll geprüft werden. Danach könne der Anleger ein Vergleichsangebot einholen – oder bei einer Verbraucherzentrale um Rat zu bitten.