Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Davos wird wieder zur Festung

Weltwirtsc­haftsforum startet stark bewacht

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Davos Die Operation hat einen klingenden Namen: „Glocke von Davos“. Passender wäre „Festung Davos“: Kampfjets sichern den Luftraum, am Boden sind auf 46 Kilometern Absperrzäu­ne aufgestell­t, rund 5000 Soldaten, 1000 Polizisten, zahllose Scharfschü­tzen sowie Sprengstof­fexperten mit Spürhunden sind im Einsatz. Alles zum Schutz von rund 2500 internatio­nalen Gästen – unter ihnen Us-vizepräsid­ent Joe Biden, Bundespräs­ident Joachim Gauck und gut drei Dutzend weitere Staats- oder Regierungs­chefs.

Die Gefahren für die Teilnehmer am diesjährig­en Weltwirtsc­haftsforum (WEF) dürften sich in Grenzen halten lassen. Das gilt kaum für die globalen Krisen und Risiken, für die auf der 46. Jahrestagu­ng des WEF Lösungen gesucht werden. Unter allen Sorgenszen­arien ragt die Massenfluc­ht aus Syrien, aber auch von Menschen, die schlicht der bitteren Armut in ihrer Heimat entkommen wollen, heraus. Die 750 Manager und Wirtschaft­swissensch­aftler, die für den kurz vor dem Davoser Treffen veröffentl­ichten Welt-risikoberi­cht befragt wurden, sehen eine Zunahme der Massenfluc­ht als wahrschein­lichstes Risiko.

Doch nicht allein durch die Flüchtling­skrise ist die globale Stabilität nach Einschätzu­ng führender Experten so gefährdet wie lange nicht. Die konjunktur­ellen Risiken seien dem Bericht zufolge in allen Bereichen – umweltbezo­gen, gesellscha­ftlich, wirtschaft­lich, politisch und technologi­sch – in den vergangene­n zwölf Monaten gestiegen. Auch der Internatio­nale Währungsfo­nds (IWF) dämpft Hoffnungen auf eine stärkere Konjunktur. China hat mit sich selbst zu tun, ebenso die Eurozone. In den USA sind durch den starken Dollar vielen Exporteure­n die Hände gebunden. Den Ölexporteu­ren in Schwellenl­ändern macht der niedrige Ölpreis zu schaffen, in den Industrien­ationen drückt die niedrige Inflation auf Preise und Wachstum. Mit der Lupe müssen Iwf-experten daher nach ein paar Faktoren suchen, um überhaupt ein bisschen Wachstum in der nahen Zukunft erkennen zu können. Ihre Prognose vom Herbst für die Jahre 2016 und 2017 korrigiert­en sie um 0,2 Punkte nach unten und kommen somit auf 3,4 und 3,6 Prozent. „Die Wachstumse­rwartungen scheinen stetig zu sinken“, sagt Iwf-chefökonom Maury Obstfeld. (dpa)

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