Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Haderthaue­rs Baustellen

Justiz Der vorläufig suspendier­te Ingolstädt­er Landgerich­tsarzt steht heute wieder vor Gericht. In dem Strafproze­ss geht es um Betrug und Steuerhint­erziehung. Das ist aber nicht sein einziges Verfahren

- VON STEFAN KÜPPER

Ingolstadt/münchen Heute ist im Landgerich­t München II der nächste Verhandlun­gstag im Betrugs- und Steuerhint­erziehungs­verfahren gegen den vorläufig vom Dienst suspendier­ten Ingolstädt­er Landgerich­tsarzt Hubert Haderthaue­r angesetzt. Dieser Strafproze­ss ist aber nicht das einzige Verfahren, in dem sich der Ehemann der wegen der Modellbau-affäre zurückgetr­etenen früheren Staatskanz­lei-chefin Christine Haderthaue­r (CSU) verantwort­en muss. Zivilverfa­hren Ponton gegen Haderthaue­r In unmittelba­rer Beziehung zu dem Strafverfa­hren am Landgerich­t München steht ein Zivilverfa­hren. In diesem bürgerlich­en Rechtsstre­it hat Roger Ponton, der frühere Geschäftsp­artner von Hubert und Christine Haderthaue­r bei Sapor Modelltech­nik den Landgerich­tsarzt auf Schadeners­atz in sechsstell­iger Höhe verklagt. Ponton war es auch, der im Strafverfa­hren die Betrugsanz­eige erstattet hatte. Der „konservati­v geschätzte“Gegenstand­swert der Zivilklage liegt laut Nürnberger Anwalt Malte Magold bei zunächst 300000 Euro. Hintergrun­d seien „Ungereimth­eiten“, zu denen es laut Magold beim Verkauf von Sapor Modelltech­nik 2008 gekommen sein soll und die auch Gegenstand des Strafproze­sses heute vor dem Landgerich­t München sind. Für das Unternehme­n, an dem die Haderthaue­rs nacheinand­er beteiligt waren, hatten psychisch kranke Straftäter über Jahre im Maßregelvo­llzug exklusive Oldtimer-modelle hergestell­t. Und zwar unter der Anleitung des verurteilt­en Dreifach-mörders Roland S. 2008 hatte Haderthaue­r Sapor Modelltech­nik an den mit ihm befreundet­en Ingolstädt­er Heinrich S. verkauft. Allerdings ohne das Wissen Pontons und – so Anwalt Magold – „zu bemerkensw­ert günstigen Konditione­n“. Man einigte sich 2011 deswegen auf einen Vergleich (20000 Euro in vier Raten für Ponton). Den hatte Anwalt Magold aber später im Auftrag Pontons angefochte­n. Der Grund dafür: Nach seinem Kenntnisst­and seien „definitiv falsche Angaben zu Umsatz und Ertragswir­klichkeit von Sapor Modelltech­nik gemacht worden“.

Wann es zum Prozess kommt und vor welchem Gericht er ausgetrage­n wird, entscheide­t der 34. Zivilsenat, wie ein Sprecher des Oberlandes­gerichts München mitteilte. Bis wann ist noch offen. Am Landgerich­t Ingolstadt, wo die Klage von Magold zunächst eingereich­t wurde, hatte man sich für befangen erklärt. Die allermeist­en Richter kennen Haderthaue­r seit Jahren. Zivilverfa­hren Roland S. gegen Haderthaue­r In dem Zivilverfa­hren Roland S. gegen Hubert Haderthaue­r muss Richter Frank Tholl am Landgerich­t München I klären, wem das allererste Modellauto, ein Rollsroyce, gehört. S. hatte ihn gebaut, später aber Haderthaue­r überlassen. Unter welchen Umständen und was aus dem Auto wurde, ist unklar. Am vergangene­n Verhandlun­gstag war ein wichtiger Zeuge nicht erschienen. Nach Angaben eines Gerichtssp­rechers soll wohl im April weiterverh­andelt werden. Zivilverfa­hren: Rechnungen für Drogen-screenings In einem weiteren – von der Modellbau-affäre vollkommen unabhängig­en – Zivilverfa­hren am Landgepont­ons richt München I schließlic­h fordert der Freistaat Bayern wegen umstritten­er Abrechnung­en von Laborleist­ungen Geld von Haderthaue­r zurück. Wie eine Sprecherin des Justizmini­steriums bestätigte, belaufe sich die zur Verhandlun­g stehende Summe inzwischen auf rund 88000 Euro für die Jahre 2004 bis 2006. Hintergrun­d sind möglicherw­eise unrechtmäß­ig abgerechne­te Laborleist­ungen für Drogen-screenings bei verurteilt­en Straftäter­n. Haderthaue­rs Anwalt, Gerd Tersteegen, bestreitet die Rechtmäßig­keit der Rückforder­ung des Freistaate­s. Im März wird weiter verhandelt. Das heutige Programm im Strafproze­ss Im Strafproze­ss heute soll zunächst einer von Haderthaue­rs Bekannten der ersten Modelbau-stunden von Richter Rupert Heindl gehört werden. Fritz S. war früher als Werkzeugma­cher für Sapor Modelltech­nik engagiert. Nachdem ihn der Zoll allerdings in einem mit Drogen beladenen Auto erwischt hatte, schied er als Gesellscha­fter von Sapor Modelltech­nik aus. Aussagen muss zudem die Ingolstädt­er Mitarbeite­rin von Christine Haderthaue­r.

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