Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
„Lady-zonen“im Stadtbus?
Verkehr Ein Regensburger Stadtrat will Frauen in öffentlichen Verkehrsmitteln vor Übergriffen schützen – mit der Farbe Pink
Regensburg Die Geschlechtertrennung bei der nächtlichen Stadtbusfahrt in Regensburg könnte mit pinkfarbenen Markierungen funktionieren. So zeigt es die Stadtratsfraktion der Christlich-sozialen Bürger (CSB) mit einer Fotomontage auf ihrer Facebook-seite. Das sei freilich nur ein Vorschlag, heißt es. Auch eine andere Farbe sei möglich.
Stadtrat Christian Janele hat im Herbst 2015 einen Antrag gestellt, mit dem er dem Sicherheitsbedürfnis der Bevölkerung Rechnung tragen will, wie er sagt. Seine Idee: Damit Frauen und Mädchen auf dem Nachhauseweg abends oder in der Nacht keine Angst vor Übergriffen haben müssen, sollen sie auf spezielle „Frauen-taxis“zurückgreifen können. Dort säße dann eine Frau am Steuer, die Kommune würde einen Zuschuss zum Fahrpreis leisten. In Heidelberg laufe ein ähnliches Projekt seit Jahren. Und in den Stadtbussen könnten spezielle „Lady-zonen“ausgewiesen werden, in denen sich abends und nachts nur Frauen aufhalten dürften.
Janele hat seinen Antrag schon lange vor den massenhaften sexuellen Übergriffen am Kölner Hauptbahnhof in der Silvesternacht formuliert. Das ist ihm wichtig. In Gesprächen mit Bürgern sei er auf deren Sicherheitsbedenken aufmerksam geworden, schildert er. Diese Ängste der Bevölkerung müsse man ernst nehmen. Markierungen am Boden der Busse seien mit wenig Aufwand anzubringen – und müssten auch nur nachts oder abends ihre Gültigkeit haben. „Tagsüber ist das Thema ja meist nicht so relevant.“Am Dienstag wollte der Stadtplanungsausschuss das Thema diskutieren. Der Regensburger Verkehrsverbund (RVV) hält wenig von dem Vorschlag. „Dazu besteht grundsätzlich keine Notwendigkeit, wir haben an dieser Stelle keine Probleme“, sagt Geschäftsführer Kai Müller-eberstein. Beim Bundesverband der Frauenberatungsstellen und Frauennotrufe heißt es: „Selbstverständlich können Frauenräume wie Frauentaxis oder -parkplätze eine sinnvolle Maßnahme sein, damit Frauen sich sicherer fühlen im öffentlichen Raum.“Allerdings weist Sprecherin Katja Grieger auch darauf hin, dass solche Forderungen die Debatte in eine falsche Richtung lenken könnten: „Denn Studien belegen ganz eindeutig, dass die allermeisten Übergriffe im sozialen Nahraum stattfinden und der Tatort oft die Wohnung ist. Es braucht eine gesellschaftliche Gesamtstrategie gegen sexualisierte Gewalt, egal wo sie stattfindet.“Sexuelle Übergriffe in öffentlichen Verkehrsmitteln sind immer wieder ein Thema. In Wien hat die Stadtverwaltung bereits Tipps für Frauen veröffentlicht: „Wenn Sie an einer Haltestelle warten, kann es sinnvoll sein, mit dem Rücken an der Wand zu stehen oder sich in der Nähe anderer Menschen aufzuhalten.“
In Regensburg dagegen wird es für Frauen wohl auf absehbare Zeit keine rosa Zonen im Bus geben: Der Planungsausschuss der oberpfälzischen Stadt lehnte am Dienstagabend den Antrag des Stadtratsmitglieds ab. (dpa) »Kommentar